Die Apokalypse des Johannes - 153. Vortrag von Wolfgang Peter

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«Ein interaktiver Vortragszyklus über den Zusammenhang mit dem Wirken Jesu Christi und dem eigenen Ich. Ausgangspunkt sind die Schriften von Rudolf Steiner, z.B. die GA 104, GA 104a und GA 346. Hier fließen sowohl Fragen und Anliegen von Zuschauern als auch eigene geisteswissenschaftliche Erkenntnisse mit ein. Und es gibt immer Bezüge zu aktuellen Themen der Zeit.»

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- 153. Vortrag -
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Vorschau

Der Wochenspruch führt uns einleitend zu der Erkenntnis, dass das Ich nicht in unserem Innern zu finden ist, sondern in der Welt draußen. Es geht darum, die Welt jetzt mit allen Sinnen, aber auch geistig zu erleben, was einen aktiven Prozess des Menschen erfordert. Gegenüber dem griechischen Wahlspruch „Erkenne dich selbst“ sind wir heute anders gefordert: „Mensch, entwickle dich bewusst selbst!“ Aus dieser Perspektive können wir auch erkennen, dass Karma keine Bestrafung darstellt, sondern eine tiefe Bedeutung hat, die uns Chancen zur Entwicklung bietet, wenn wir sie bewusst ergreifen. Anschließend an den Schwerpunkt der letzten Vorträge wird das Verständnis um die zahlreichen Bilder aus der Lebensgeschichte des Elias weiter vertieft. Geistige Erlebnisse in Worte zu fassen, war und ist schwierig. Daher können wir durch das Deuten der Bilder Hintergründe des mystischen Geschehens erfahren und verstehen lernen. Vor diesem Hintergrund kann uns die Bibel auch heute dienen und somit sind jene besprochenen Themen – wenn man sie richtig versteht – auch heute hochaktuell. Als Arbeitsgrundlage dient, wie auch in den letzten Vorträgen, das Buch der Könige, Altes Testament, 17. Kapitel.

Schwerpunkte (keine volle Transkription) des 153. Vortrages

Gehalten am 21. März 2023/ Zusammenfassung am 22.4.2023

Begrüßung und 51. Wochenspruch 0:00:45

Ins Innre des Menschenwesens

Ergießt der Sinne Reichtum sich,

Es findet sich der Weltengeist

Im Spiegelbild des Menschenauges,

Das seine Kraft aus ihm

Sich neu erschaffen muß.

Unser ICH ist nicht im Innern, es ist draußen - mitten im Welten-Geist 0:01:26 (Volltranskribierter Abschnitt)

Also eigentlich das Grundthema, das in vielen Variationen schon längere Zeit da ist. Es beginnt immer mehr die Sinneswelt, der Reichtum, dieser eigentlich große Reichtum der Sinneswelt durch unsere Sinnesorgane an uns heranzufluten. Und mit diesem Sinnlichen kommt aber auch der Weltengeist mit. Der ist uns halt nicht gleich offenbar, aber er ist mit dabei. Und jetzt kommt es darauf an, dass das, was wir entgegen nehmen, sich spiegelt im Menschenauge, in Menschenwesen, in der Art, wie wir sehen, in der Art, wie wir hören, in der Art, wie wir riechen, mit allen Sinnen die Welt zu erleben.

Mit dem Sinnlichen auch das Geistige erleben – ein aktiver Prozess

Es ist gerade die Geisteswissenschaft ja ganz und gar nicht abgeneigt der Sinneswelt. Es geht nur darum, im Sinnlichen mit dem Sinnlichen auch das Geistige zu erleben. Dann sind wir überhaupt erst bei der vollen Wirklichkeit in Wahrheit. Also beides zusammen zu schauen und zu verbinden, in uns miteinander zu verbinden. Aber auch, wie wir es jetzt schon öfter gesagt haben: Es erfordert einen aktiven Prozess des Menschen. Also ganz offensichtlich können wir in die Welt hinausschauen, hinausglotzen, oft einmal sinnlich selbst gar nichts wahrnehmen, das meiste übersehen und schon gar nicht das Geistige aufnehmen, das mit dem eigentlich mitkommt. Also um das wirklich ergreifen zu können, um einmal wirklich wach zu werden gegenüber der sinnlichen Welt und dann noch wacher zu werden, auch das Geistige zu ergreifen, das damit verbunden ist, das erfordert heute unsere wirkliche geistige, bewusste Aktivität.

Das alte Hellsehen

Früher, in alten Zeiten, als die Menschen noch ein natürliches Hellsehen hatten - umso stärker, je weiter man zurückgeht in die Vergangenheit - da war das Sinnliche noch sehr verschwommen. Aber es wurde immer auf jeden Fall das Geistige mit wahrgenommen. Wenn ich in die frühere atlantische Zeit zurückgehe, dann haben die Menschen überhaupt nur das Geistige wahrgenommen und das Sinnliche überhaupt als solches nicht. Jedenfalls nicht in der Art, wie wir es heute kennen, sondern sie haben eben diese geistigen Bilder, diese Imaginationen gesehen, und die haben ihnen geholfen, sich in der Welt zu orientieren an dem, was geistig und seelisch eigentlich in ihrer Umwelt lebt.

Rudolf Steiner: Instinkte sitzen im physischen Leib

Und Tiere bis zu einem gewissen Grad haben das selbst heute noch. Also dass sie es eben auch Erleben an den Dingen, zum Beispiel an den Blumen, an den Gräsern. Und so weiter, wo es für sie bekömmlich ist, wo es nicht bekömmlich ist. Das funktioniert bei den Tieren nicht so: Ach, jetzt sehe ich ein bestimmtes Gras, ein bestimmtes Kraut herausschießen. Aha, jetzt muss ich überlegen, ist es gesund oder nicht gesund für mich? Nein, sondern der Instinkt sagt, das ist das Richtige. Zum Beispiel, wenn jetzt ein Tier Beschwerden hat, dann führt der Instinkt es dorthin, die richtige Pflanze, das richtige Kraut, das richtige Gras, die richtige Blume zu verschlingen. Und dabei erlebt das Tier aber etwas und es erlebt eigentlich auch vor allem die geistige Seite, die seelische Seite. Besser gesagt, in der Seelenwelt erlebt es mächtige, ganz tolle Bilder. Und die befeuern also den Instinktes des Tieres, der aber auch so wirkt, dass er gestaltend wirkt, bis ins Physische hinein. Rudolf Steiner sagt sehr richtig: Instinkte sitzen eigentlich im physischen Leib. Sie sind in gewisser Weise die Weisheit, die in den physischen Leib eingebaut ist, könnte man sagen. Aber das entsteht genau dadurch, dass über Jahrmillionen die Tiere in ihrer Entwicklung eben diese Impulse von außen aufgenommen haben und sich danach gebaut haben. Nicht bewusst, aber sie wurden gebaut durch die geistigen Kräfte, die in ihrer Umgebung sind, in denen wir als Menschen von Anfang an drinnen mit leben.

Was wir sehen ist dasjenige, was die äußere Welt in uns spiegelt

Also, wenn wir hier jetzt den Welten-Geist aufnehmen, der sich im Menschenauge spiegeln sollte, dann müssen wir wissen, dass wir mit unserem Ich hier mitten drin stehen in diesem Welten-Geist. Rudolf Steiner sagte sehr oft: Die wichtigste Erkenntnis ist zu wissen, dass unser Ich nicht dort drinnen eigentlich ist, sondern dort draußen. Überall. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse. Daher sind auch alle Theorien verkehrt, die fragen: Ja, wie kommt das denn zustande? Die Sinneswelt schickt Signale über mein Auge, die werden dann irgendwie verarbeitet und interpretiert? Und wie kann ich dann sicherstellen, dass das was, was dabei als Endergebnis herauskommt, wirklich dem entspricht, was draußen ist? Weil das ja über viele Stufen verändert, verarbeitet, bearbeitet wird. Aber im Grunde ist das nur der Spiegelungsprozess, durch den sich die Welt draußen in uns spiegelt, ja wir uns selber spiegeln, weil unser wirkliches Ich eigentlich draußen ist. Und das Spiegelbild erleben wir dann in uns und sagen zu uns: Aha - Ich! Und haben im Grunde dann meistens keine Ahnung, was das wirklich ist. Weil alles das, was unsere Biografie äußerlich ausmacht, das ist es alles in Wahrheit nicht. Ob wir gescheit sind, ob wir dumm sind, geschickt oder ungeschickt sind, hängt sicher mit dem Ich irgendwo zusammen. Aber das Faktum allein sagt uns noch gar nichts. Also da müssten wir erst wirklich unser wirkliches Ich erleben lernen und dann sind wir aber zugleich ganz bei uns selbst und zugleich ganz, ganz bei der Welt da draußen.

Das ICH: Wie ein Loch in der Wand, das aktiv erfüllt werden muss

Weil von dort uns unser Ich entgegenkommt und wir sind mit allem verbunden. Und das heißt, im Grunde ist das, was da geschildert wird, auch eine Begegnung mit uns selbst, oder die Chance, uns selbst zu begegnen. Heute bin ich zufällig auf eine Aussage von Rudolf Steiner gestoßen: Wie es denn wirklich mit unserem Ich ist? Und dass es überhaupt keinen Sinn macht, wenn man sich selbst erkennen will, dass man dann in sich hineingrübelt, nachdenkt, ja wer bin ich denn? Das führte eigentlich zu gar nix. Also wenn ich meine ganzen Erinnerungen durchforste, so wie wir es zumindest normalerweise machen, bringt es überhaupt nichts. Weil das eigentlich ein Hohlraum ist. Also unser Ich ist zunächst einmal wirklich ein Hohlraum, der aber dann erfüllt wird von unseren höheren geistigen Kräften. Da füllt sich dann hinein auch das Geistselbst, der Lebensgeist, von dem schon ein bisschen was da ist, ja sogar der Geist des Menschen. Aber eigentlich ist es wie ein Hohlraum in uns. Oder wie ich gesagt habe, das Ich, wenn ich es als erstes erlebe, es ist wie ein Loch in der Wand. Also das heißt, ich sehe nur dadurch, dass ich eben nichts sehe außer einem Loch, von dem ich aber nicht sehe, was da drinnen ist. Und diesen Hohlraum gilt es zu erfüllen und das muss heute aktiv passieren.

Unser ICH ist zunächst ein Hohlraum, der erfüllt wird von unseren höheren geistigen Kräften

Also es muss überhaupt aktiv passieren, weil gerade auch in der in der vorchristlichen Zeit, also vor dem Mysterium von Golgatha die Menschen ihr eigenes Ich überhaupt noch nicht so richtig erlebt haben. Ich meine, sie haben begonnen, in der griechisch-lateinischen Zeit immer stärker ihr Ego wahrzunehmen. Das ist eben unser kleines Ich, das aber mit dem Großen nur indirekt etwas zu tun hat. Jedenfalls höchstens ein sehr verzerrtes Abbild davon ist. Sicher wirkt unser Ich auch drin. Es wirken aber auch die Widersacher darin. Aber das ist es alles nicht. Das wirkliche Ich muss sich da erst einen Raum schaffen. Allerdings darf man sich das halt nicht so wie ein Glas vorstellen und das Ich zieht dann in den ganzen Körper letztlich in seiner Wirkung ein, wirkt von draußen herein. Aber dazu muss es eigentlich erst alles andere zur Seite schieben, diesen Hohlraum sozusagen, bildlich gesprochen schaffen, in dem ich jetzt aktiv werden kann und wo ich mir dann endlich irgendwann meiner selbst bewusst werden kann.

Du bist nicht Mensch, solange du dich nicht bewusst entwickelst 0:12:09

Wir leben im Bewusstseinsseelenzeitalter, was immer noch ein Teil eines dunklen Zeitalters ist, das die Inder Kali Yuga nennen. Rudolf Steiner sagte, mit dem Ablauf des Kali Yuga ist auch das Zeitalter eines neuen Hellsehen angebrochen, das jetzt immer mehr Menschen entwickeln werden. Der entscheidende Punkt ist: Es wird nicht von selbst kommen. Kommt es von selbst, dann wird es den Menschen viele Probleme machen. Wir müssen es bewusst wollen. Dies beginnt mit dem Vertrauen darauf, dass ich es kann. Und zu begreifen, dass mein Ich eine reine geistige Wesenheit ist. In diesem Ich spüre ich die Gesetzmäßigkeit der ganzen Welt. Indem wir nach Erkenntnis streben, kommen wir von der unteren Ebene des Ego-Bewusstseins zu einem wirklichen Bewusstsein. Auf dem Weg der Selbsterkenntnis ist es aber wichtig, alles zu erkennen, was ich in Wahrheit nicht bin. Daran kann ein starkes Erwachen beginnen, wenn ich selbst aktiv werde. Daher müssen wir heute über den Wahlspruch der Griechen “Erkenne dich selbst!“ hinausgehen zum „ Mensch, entwickle dich ganz bewusst!“ Du bist nicht Mensch, solange du dich nicht bewusst entwickelst. Bis vor kurzem passierte die Entwicklung so, das wir Anstöße durch Schicksalsereignisse bekamen. Ich kann Wahrnehmungen passiv zur Kenntnis nehmen, ich kann dem Schicksal in gewisser Weise die Lenkung überlassen. Aber ich kann auch jeden Tag bewusst den Entschluss fassen, dass jede Begegnung, jedes Ereignis, jede Beobachtung, die ich draußen mache, für mich eine Chance und ein Anstoß zu meiner eigenen Entwicklung sein kann.

Warum der Verrat des Judas notwendig war 0:23:54

Elias war noch nicht richtig verkörpert, denn der größte Teil seines Wesens war draußen. Er tauchte zart in die Körperhülle ein, ohne sich mit einer bestimmten Körperhülle ganz intensiv zu verbinden. Er konnte sie jederzeit lösen und sich wieder mit einer anderen verbinden. Ähnlich war dies der Fall mit dem Christus und seinen Jüngern, also dem Kreis der Zwölf. Der Verrat des Judas war notwendig, weil niemand wissen konnte, welcher von den Jüngern oder anderen Menschen, die mit dem Christus Jesus zusammen waren, denn jetzt wirklich der Christus war. Alle - in gewisser Weise. Denn der Christus konnte sich durch alle offenbaren. Über die drei Erdenjahre des Christus konnten sich Teile seiner Kraft wieder lösen von seinem Körper. Es war dies ein sehr schwieriger Prozess. Die eigentliche Inkarnation vollendete sich mit dem Tod am Kreuz auf Golgatha. Erst dann war die Inkarnation abgeschlossen und es gelang dem Christus, sich bis ins Knochen-System hinein zu inkarnieren.

Das Ende der Inkarnationen des Menschen in wenigen Jahrtausenden 0:28:46

Das Geistige des Elias lebte nicht nur im hebräischen Volk, sondern auch in den Kräften des Bodens, in den Kräften der Atmosphäre, in der ganzen Landschaft. In nicht so ferner Zukunft wird die Zeit kommen, dass sich die ersten Menschen schon im fünften, sechsten Jahrtausend nicht mehr inkarnieren werden. Sie werden in einer anderen Weise noch mit der Erde verbunden sein, aber nicht mehr in einer solchen Körperhülle leben, wie wir sie jetzt haben. Das wird sicher nicht alle Menschen betreffen, sondern nur jene, die ihr geistiges Entwicklungsziel erreicht haben. Es besteht darin, dass sie für die Aufrechterhaltung ihres Ich-Bewusstseins den physischen Leib nicht mehr brauchen. Den brauchen wir im Wesentlichen dazu, um unser freies, waches Ich-Bewusstsein zu entwickeln. Das ist nur möglich, indem wir eine Zeitlang vom Geistigen komplett abgeschnitten waren. Weil nur dadurch kann sich der Mensch voll bewusst in der Freiheit entfalten.

Engelwesen sind uns an geistiger Kraft überlegen - sie können aber auch von uns lernen 0:31:05

Geistige Wesenheiten, die über uns stehen, sind uns an geistiger Kraft weit überlegen. Auch unser Schutzengel hat eine wesentlich größere geistige Kapazität als wir. Derzeit ist er darauf konzentriert, seine Aufgabe zu erfüllen, uns zu unterstützen bei unserer Entwicklung. Es ist aber auch möglich, mit unserem Denken mit unserem Engelwesen eins zu werden. Das muss aber heute auf neue Art geschehen, anders als in der Vergangenheit. Einerseits können wir durch unseren Engel ein viel größeres, ein viel lebendigeres, ein schöpferisches Denken entwickeln. Andererseits können wir, je mehr wir uns auf unser eigenes Ich stellen, unseren Engel lehren, Freiheit zu entwickeln. Dadurch wird der Engel entlastet und nimmt bereits einen Funken der Freiheit mit. Eines Tages werden wir sagen können: „ Danke Engel für deine Hilfe und für alles was du mich gelehrt hast. Aber jetzt kann ich dich von deinen Pflichten entlassen. Ich kann es selbst übernehmen. Ich kann sogar mein eigenes Schicksal, mein Karma lenken…!“ Das bedeutet nicht, dass wir uns etwas ersparen könnten, sondern dass wir uns dessen voll bewusst werden, was wir durch eine lange Vergangenheit an karmischen Aufgaben angehäuft haben. Und gerade dadurch immer höhere Kräfte zu entwickeln, um diese Aufgabe zu lösen. Denn die karmischen Verfehlungen der Vergangenheit sind eigentlich die Chance für die Zukunft, ganz neue höhere geistige Kräfte zu entwickeln.

Das tiefere Verständnis von Karma 0:33:54

Der Umgang mit Schicksals-Prüfungen ist ein ganz anderer, wenn ich ihn bewusst angehe und ihn sozusagen nicht nur erdulde. Wenn wir das nicht verstehen, dann bleiben den Schicksalsmächten und auch unserem Engel, der ja mit beteiligt ist, im Grunde nichts anderes übrig, als unser wirkliches Ich dabei zu unterstützen, die anstehende Aufgabe zu erfüllen. Weil es letztendlich mein eigentlicher Wille ist. Die heutige Zeit erfordert ein tieferes Verständnis für Karma und Reinkarnation und wie wir damit umgehen. Insbesondere, dass wir uns des karmischen Geschehens der wiederholten Erdenleben ganz konkret bewusst werden und somit Schicksals-Situationen früher zu erkennen. Oft geht es nur darum, leise Andeutungen früher zu erkennen und nicht zu warten, bis uns das Schicksal keine Chance mehr lässt. Hilfe, unsere Probleme zu lösen kann darin bestehen, dass wir Anregungen von außen bekommen. Aber mein Problem kann niemand für mich lösen. Als Ich stehen wir immer ganz alleine da. Denn es geht hier um Aufgaben, die wir uns selbst gestellt haben. Wenn wir das erkennen und es aus freien Stücken annehmen, können wir uns viel Leid ersparen. Denn Schicksal und Karma sind nicht dazu da, uns leiden zu lassen. Sondern es ist das letzte Mittel, wenn wir auf die Zeichen nicht reagieren. Und so gesehen ist es eigentlich eine Entwicklungschance.

Das wirklich Gute besteht darin, das Gleichgewicht zwischen den Kräften zu finden 0:47:56

Wenn wir betrachten, was in der Apokalypse zur Zukunft der Menschheit geschildert wird und wir das auch bei Rudolf Steiner nachlesen können, läuft es hinaus auf einen großen Krieg aller gegen alle. Es ist bereits eine starke Polarität entstanden zwischen jenen Menschen, die wirklichen Frieden wollen und wirkliche Menschen-Gemeinschaften bilden wollen. Einen Vorgeschmack darauf können wir mit dem gegenwärtige Schwarz/Weiß-Denken sowie mit der Einteilung in Gut und Böse erleben. Es herrscht größte Verwirrung darüber, was das wirklich Gute ist. In Wahrheit bedeutet es nämlich, das Gleichgewicht zwischen den Kräften zu finden. Weil alle Kräfte böse sind, wenn sie einseitig wirken. Das gilt für jede Kraft und ganz besonders für den größten Idealismus. Wenn er einseitig wirkt, stürzt er die Welt ins Unglück, ins Chaos. Die schlimmsten Verbrechen der Menschheit wurden immer von Idealisten begangen. Sie haben die andere Seite nicht gesehen haben, sondern nur fanatisch ihre Perspektive verfolgt, die sehr viel Richtiges hatte, aber die in dem Moment schädlich wurde, wo sie einseitig wurde und zum falschen Zeitpunkt kam.

Die Widersacher-Kräfte können Unordnung ins Karma bringen 0:53:42

Wenn wir hier während unseres Erdenlebens den physischen Leib voll und ganz ergreifen lernen mit unserem Bewusstsein, bekommen wir das klare freie Ich-Bewusstsein. Das ist eine große Aufgabe, an der auch die Widersacher mitwirken. Sie können dem Menschen schaden, indem sie Unordnung ins Karma bringen. Z.B. indem Sie uns sogar helfen können, manches an Karma zu ersparen.

Bewusst sich größeren Aufgaben stellen, um Versuchungen ins Bewusstsein zu bringen 0:56:58

Ein Fortschritt besteht auch darin, die Versuchung voll zu erkennen, sich ganz mit ihr zu verbinden und trotzdem ihr nicht zu unterliegen. Dabei steht aber die Frage im Vordergrund: Bin ich reif genug, mich in die Höhle des Löwen zu begeben? Bin ich dem gewachsen? Wir sollten heute wach genug sein, uns nur in Situationen zu begeben, denen wir auch gewachsen sind. Ist meine Ich-Kraft stark genug? Das kann aus dem kleinen Ego-Bewusstsein nicht entschieden werden.

Von der Schwierigkeit, geistige Erlebnisse in Worte zu fassen 1:11:33

Das Berichten von Imaginationen aus der geistigen Welt ist eine sehr komplexe Sache. Um das in Worte zu fassen, braucht man den ans Gehirn gebundenen Verstand, um es herunterzubringen und berichten zu können. Und hier beginnt das Problem: Wie fasse ich es in Worte? Denn in dem Moment, wo ich es herunterhole und sozusagen versuche, es dem Gehirn einzuschreiben, sodass das Gehirn es zurückspiegeln kann in unser irdisches Bewusstsein - in dem Moment droht die Imagination oder die Inspiration sich sofort zu verflüchtigen. Und das ist etwas, was wir für die Zukunft werden lernen müssen: Akrobaten im höchsten Sinn zu werden, wie auf einem Seil zu tanzen, zwischen dem Abgrund hinunter ins Gehirn zu stürzen und da oben, wo unser wirkliches Ich, die geistige Quelle ist. Das Eine nicht zu verlieren und das Andere trotzdem zu haben. Und da immer wieder hin und her zu tanzen. Denn wenn ich es herunterhole, ist es weg. Ich muss sofort wieder aufsteigen können und sozusagen den Faden wieder finden. Daran sieht man, welch große Leistung Rudolf Steiner erbracht hat.

Was Menschen früher unbewusst gefühlt haben, müssen wir heute lernen, bewusst zu verstehen 1:14:59

Auch Elias konnte dieses Pendeln in die geistige Welt, was eine große Wirkung auf jeden Menschen des hebräischen Volkes hatte. Er geht also zum Bach Krit und wird dort von den Raben ernährt, die ihm Botschaften der Seelenwelt bringen. Damals konnte man es nur in solchen Bildern schildern. Denn die Menschen der alten Zeit haben unbewusst gefühlt, dass das stimmig ist. Es hat ihre Seelen bewegt und das Richtige angeregt. Heute müssen wir bewusst verstehen, was dahinter steckt. Die Gefahr ist groß, dass wir es missverstehen, weil es unser Seelisches nicht ergreift. Es wird eher ergriffen vom Verstand, der versucht, das Bild zu deuten und es dabei zerstört. Dann ist das Bild weg. Solch ein Bild kann man eigentlich nur verstehen, wenn man es erlebt. Nur dann kann ich es in eigene Worte fassen, weil ich weiß, was seelisch geistig wirklich dahinter steckt. Und dann kann ich es auch denken. Das ist aber ein anderes Verstehen, als wenn ich es nicht erlebt habe. Die Bilder sind dann mit Leichtigkeit zu lesen, weil ich durch die Worte auf das Erlebnis, auf die Imagination durch schaue. Diese fängt dann auch an, zu mir zu sprechen.

Der große Nutzen des Alten Testaments für unsere heutige Zeit 1:18:10

Das Alte Testament umfasst den größten Teil der Bibel. In ihm finden wir Bilder über Bilder, von denen wir auch heute noch lernen können, auch wenn sie aus vorchristlicher Zeit stammen. Denn sie enthalten auch Aufgaben für die Zukunft. Denn dasjenige, was damals als Vorbereitung geschaffen wurde, gilt es heute aus vollem Ich-Bewusstsein für die Zukunft zu verwandeln und es zu Zukunfts-Kräften zu machen. Weil im Grunde kann alles das, was da auf alte Weise dem Menschen ohne sein bewusstes Zutun verliehen wurde, in Zukunft bewusst aus dem Ich ergriffen und benutzt werden - in individualisierter Form, das heißt neu geschaffen. Dabei müssen wir uns der Gefahr bewusst sein, dass wir es nur mit dem Verstand erfassen, ohne es erlebt zu haben. Das darf nicht passieren.

Wir haben ein unerschöpfliches Potenzial - aber es realisiert sich erst dadurch, dass wir schöpferisch tätig werden 1:23:50

Elias geht zur Witwe und bittet sie, ihm ein Essen zu zubereiten. Die Witwe tut es, obwohl sie sehr arm ist. Elias hatte vorher zu ihr gesagt: Fürchte dich nicht! Und er sagte auch, dass der Herr dafür sorgen werde, dass Mehl und Öl niemals aufgezehrt werden. Dies ist ein Bild dafür, das überall dort, wo das Ich, das Geistige, das Schöpferische dahinter wirkt, sich die Kräfte erneuern und umso mehr werden, je mehr sie verbraucht werden. Je mehr ich geistig verschenke, desto reicher werde ich an schöpferischen Fähigkeiten. Also das wirklich Schöpferische, das wirklich Geistige besteht eigentlich immer darin, es zu verschenken. Wir haben ein unerschöpfliches Potential, das aber erst dadurch realisiert, in dem wir tätig werden.

Totenerweckungen standen in Einklang mit den Naturgesetzen 1:31:09

Wolfgang liest weiter aus dem AT, Buch der Könige, 17. Kapitel, 17-24

17 Und nach diesen Geschichten wurde der Sohn dieser Frau, seiner Hauswirtin, krank, und seine Krankheit wurde so schwer, dass kein Odem mehr in ihm blieb. 18 Und sie sprach zu Elia: Was hab ich mit dir zu schaffen, du Mann Gottes? Du bist zu mir gekommen, dass meiner Sünde gedacht und mein Sohn getötet würde.

Sünde heißt hier, dass ihr Karma jetzt ins hellste Licht gestellt wird. In der Seele muss das in Form der Selbsterkenntnis stattfinden.

19 Er sprach zu ihr: Gib mir deinen Sohn! Und er nahm ihn von ihrem Schoß und ging hinauf ins Obergemach, wo er wohnte, und legte ihn auf sein Bett 20 und rief den HERRN an und sprach: HERR, mein Gott, tust du sogar der Witwe, bei der ich ein Gast bin, so Übles an, dass du ihren Sohn tötest? 21 Und er legte sich auf das Kind drei Mal und rief den HERRN an und sprach: HERR, mein Gott, lass das Leben in dies Kind zurückkehren! 22 Und der HERR erhörte die Stimme Elias, und das Leben kehrte in das Kind zurück, und es wurde wieder lebendig. 23 Und Elia nahm das Kind und brachte es hinab vom Obergemach ins Haus und gab es seiner Mutter und sprach: Siehe, dein Sohn lebt! 24 Und die Frau sprach zu Elia: Nun erkenne ich, dass du ein Mann Gottes bist, und des HERRN Wort in deinem Munde ist Wahrheit.

Im Vers 19-24 wird eine Toten-Erweckung geschildert. Toten-Erweckungen in der Bibel sind in Wahrheit immer Einweihungsvorgänge im ägyptischen Stil. In der ägyptisch-chaldäischen Zeit bestanden diese darin, dass eine Priesterschaft den Einzuweihenden in einen todesähnlichen Zustand versetzte, ihn später wieder zurückholte und seine nachfolgenden Berichten aus der geistigen Welt lauschte. Dabei gingen sie gerade so weit, dass die Verbindung des Astralleibes mit dem physischen Leib und dem Ätherleib nicht völlig zerriss, aber doch weitestgehend herausgehoben wurde, also viel mehr als im normalen Schlaf. Es war ein Trancezustand, der auch als Todes-Bewusstsein bezeichnet wurde. Beim normalen physischen Tod zerreißt die astralische Silberschnur und damit sind zugleich auch die höheren Ätherkräfte weg. Damit ist der Tod dann endgültig. Niemand kann einen Toten zum Leben erweckten, auch nicht der Christus. Die Gottheit setzt ihre Naturgesetze nicht außer Kraft, die ihre eigenen sind.

Was bedeutet es – sich dreimal auf den Jüngling legen? Der Einweihungsvorgang dauert drei Tage und drei Nächte. In dieser Zeit ist der Jüngling in einem todesähnlichen Zustand. Dabei macht Elias selbst auch einen Entwicklungsprozess in diesem Menschen durch und wird dabei vom Herrn geleitet.

Das Tun aus freiem Willen schafft Gesetzmäßigkeit, der man sich verpflichtet hat 1:45:21

Gegen ihre eigenen Gesetze verstößt die Gottheit nicht. Das wäre so, wie wenn sie ihren eigenen Willen verneinen und verweigern wollte. Ebenso verhält es sich bei uns Menschen. Also wenn wir wirklich aus dem freien Willen heraus tätig sind, dann ist das etwas, was ich nicht einfach beliebig wieder zurücknehmen kann. Dann muss ich dazu stehen, dass in dem Moment freier Wille tätig wird. Dies schafft eine Gesetzmäßigkeit in der Welt, der ich mich aus freiem Willen heraus verpflichte. Was nicht bedeutet, an etwas festzuhalten, was sich nicht bewährt hat. Das gilt es, loszulassen, weil die Zeit vorüber ist und weil es sich erschöpft hat. Die geistige Kraft wird sich auf einem anderen Gebiet mit einer stärkeren Aufgabe manifestieren.

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Schlüsselwörter

mit dem Sinnlichen auch das Geistige erleben ist ein aktiver Prozess - das alte Hellsehen - Instinkte sitzen im physischen Leib - was wir sehen ist das, was die äußere Welt in uns spiegelt - unser Ich ist zunächst ein Hohlraum, der erfüllt wird von unseren höheren geistigen Kräften - du bist nicht Mensch, solange du dich nicht bewusst entwickelst - die eigentliche Inkarnation des Christus vollendete sich mit dem Kreuzestod auf Golgatha - wir brauchen den physischen Leib für die Aufrechterhaltung ihres Ich-Bewusstseins - karmischen Verfehlungen der Vergangenheit sind eine Chance - auf unser eigenes Ich stellen und den Schutzengel entlasten - Karma und Schicksal als Entwicklungschance - Karma bedeutet Aufgaben, die wir uns selbst gestellt haben - das wirklich Gute ist das Gleichgewicht zwischen den Kräften - die Widersacher-Kräfte können uns dazu verleiten, Karma zu ersparen - bewusst sich größeren Aufgaben stellen - geistige Erlebnisse in Worte zu fassen ist schwierig - das vom Verstand Erfasste auch erleben - das Alte Testament ist heute hochaktuell - unser Potential realisiert sich nur durch Tätigsein - Totenerweckungen waren Einweihungsvorgänge - das Tun aus freiem Willen verpflichtet;

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Themenbezogene Leseanregungen

-Buch der Könige, Altes Testament, 17. Kapitel, bis Vers 24

-Elias: Informationen dazu auf https://anthrowiki.at/Elija

Literaturangaben

Rudolf Steiner, Alexandra Riggins: Die sieben apokalyptischen Siegel, Triskel Verlag 2005, ISBN 978-3-905893-02-1;

Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums, GA 8 (1989), ISBN 3-7274-0080-3;

Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X;

Rudolf Steiner: Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes, GA 104a (1991), ISBN 3-7274-1045-0;

Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V: Apokalypse und Priesterwirken, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0;

Emil Bock, Das Neue Testament, Übersetzung in der Originalfassung, Urachhaus, Stuttgart 1998, ISBN 3-8251-7221-X