Die Prüfung der Seele (Mysteriendramen) - ein Vortrag von Wolfgang Peter: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Die Prüfung der Seele- Szenisches Lebensbild als Nachspiel zur Pforte der Einweihung ====
Der promovierte Chemiker Wolfgang Peter aus Österreich und Gründer des Portals [https://anthrowiki.at/Hauptseite https://anthrowiki.at] ist Waldorfpädagoge, Praktiker und Ausbilder in der Sprachgestaltung und spielt mit seiner Theatergruppe [https://mysteriendramen.at/Hauptseite https://mysteriendramen.at] mit Begeisterung u. a. die '''Mysteriendramen von Rudolf Steiner'''. Am Michaeli-Tag, den 29. September 2023 gibt er in der [https://www.anthroposophie.or.at/landesgesellschaft/ anthroposophischen Landesgesellschaft]  in Wien einen Ein- und Überblick in den zweiten Teil des Mysteriendramas,  '''«Die Prüfung der Seele»'''. Dabei arbeitet Wolfgang für die Zuhörer heraus, dass die Inhalte auch heute noch für uns Menschen sehr relevant und aktuell sind.
Der promovierte Chemiker Wolfgang Peter aus Österreich und Gründer des Portals [https://anthrowiki.at/Hauptseite https://anthrowiki.at] ist Waldorfpädagoge, Praktiker und Ausbilder in der Sprachgestaltung und spielt mit seiner Theatergruppe [https://mysteriendramen.at/Hauptseite https://mysteriendramen.at] mit Begeisterung u. a. die '''Mysteriendramen von Rudolf Steiner'''. Am Michaeli-Tag, den 29. September 2023 gibt er in der [https://www.anthroposophie.or.at/landesgesellschaft/ anthroposophischen Landesgesellschaft]  in Wien einen Ein- und Überblick in den zweiten Teil des Mysteriendramas,  '''«Die Prüfung der Seele»'''. Dabei arbeitet Wolfgang für die Zuhörer heraus, dass die Inhalte auch heute noch für uns Menschen sehr relevant und aktuell sind.


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Aber auch nicht sinnliche Bilder in Wahrheit, sondern seelische Bilder, wenn man so will. Und die zu beschreiben ist eigentlich gar nicht möglich, in unseren Worten. Ich kann sie erleben, aber um sie mitzuteilen, muss ich sie in sinnliche Begriffe im Grunde fassen, weil wir im Grunde gar keine anderen Begriffe noch haben - noch nicht haben. Aber wir gehen, oder wir können dorthin gehen und die Zeit ist reif, dorthin zu gehen, dass wir auch Begriffe finden für Höheres, was über die sinnliche Welt hinausgeht. Und nur dann haben wir die Chance, unser wirkliches Ich auch zu begreifen. Weil das lässt sich eigentlich mit den trockenen, sinnlich irdischen Begriffen alleine nicht erfassen. Die können erfassen, was das Sterbliche an uns ist, die äußere Hülle, das, was irgendwann geboren wird und irgendwann wieder die Erde verlässt, indem es stirbt. Aber da können wir es dann nicht weiterverfolgen. Aber in dem Ganzen drinnen wirkt etwas, was höher ist, was wir wirklich selbst sind. Darum ist die erste Erfahrung alles das, von dem wir glauben, wir wissen es, wir kennen es, wir können es, das bin zunächst einmal nicht ich.
Aber auch nicht sinnliche Bilder in Wahrheit, sondern seelische Bilder, wenn man so will. Und die zu beschreiben ist eigentlich gar nicht möglich, in unseren Worten. Ich kann sie erleben, aber um sie mitzuteilen, muss ich sie in sinnliche Begriffe im Grunde fassen, weil wir im Grunde gar keine anderen Begriffe noch haben - noch nicht haben. Aber wir gehen, oder wir können dorthin gehen und die Zeit ist reif, dorthin zu gehen, dass wir auch Begriffe finden für Höheres, was über die sinnliche Welt hinausgeht. Und nur dann haben wir die Chance, unser wirkliches Ich auch zu begreifen. Weil das lässt sich eigentlich mit den trockenen, sinnlich irdischen Begriffen alleine nicht erfassen. Die können erfassen, was das Sterbliche an uns ist, die äußere Hülle, das, was irgendwann geboren wird und irgendwann wieder die Erde verlässt, indem es stirbt. Aber da können wir es dann nicht weiterverfolgen. Aber in dem Ganzen drinnen wirkt etwas, was höher ist, was wir wirklich selbst sind. Darum ist die erste Erfahrung alles das, von dem wir glauben, wir wissen es, wir kennen es, wir können es, das bin zunächst einmal nicht ich.
Nicht wahr, es gibt von Descartes den großen Ausspruch: Ich denke, also bin ich! Und Rudolf Steiner hat gesagt, eigentlich hätte er sagen müssen: Ich denke, also bin ich nicht! Jedenfalls in unserem Alltagsdenken. Also alles, was man sich bei uns denken, im normalen Denken, dass wir gewohnt sind, hat mit unserem
Ich höchstens äußerlich was zu tun. Natürlich hängt es irgendwo damit zusammen, weil wir sind nicht ganz zufällig an dem Ort, in der Familie, in der Zeit geboren worden, unser wirkliches Ich hat das gesucht. Aber wissen wir das wirklich so im Leben? Wir haben uns das gesucht! Wir haben uns das gesucht, dass ich in einer ganz schwierigen Schicksalssituation vielleicht bin, jahrelang und plötzlich stolpere in einer Situation, wo alles wie von selber bergauf geht. Ich habe mir das gesucht. Aber ich als kleines Ich weiß zunächst nichts davon.
Und… nur, weil die Mysterien-Dramen oder die Beschäftigung damit so wichtig ist: Wir gehen auf die Zeit zu, wo das immer verständlicher werden sollte und bei manchen einzelnen Menschen schon ist. Aber dort fangt erst die wirkliche Freiheit an, wenn wir erkennen. Wo komme ich her, was will ich, wo gehe ich hin, wo will ich wirklich hingehen, sodass wir wirklich bewusste Lenker unseres Schicksals werden. Das ist … es hat begonnen, eigentlich schon in der Griechisch -Lateinischen Zeit hat man das Schicksal als Verhängnis empfunden noch, als das die Götter verhangen haben über uns und dem wir sozusagen blind ausgesetzt sind. Wir taumeln irgendwo durch und hier und da treffen wir halt wie das blinde Huhn das richtige Körnchen und machen das eine Richtige. Oft gehen wir ganz daneben vorbei, stolpern vorbei, dann kommt das Schicksal, gibt uns eine Ohrfeige links, dann taumeln wir nach rechts, dort kriegen wir eine von rechts wieder, dass wir halt wieder unseren Weg gehen.
Wir könnten viel mehr noch erreichen, wenn wir den Weg halt bewusster gehen. Das heißt nicht, dass es nicht auch genug Pannen geben wird. Weil auch das Ich aus meinem wirklichen Ich heraus etwas will und mich anstrenge, es zu tun heißt auch nicht immer, dass es gleich auf Anhieb glückt. Auch das heißt es nicht. Aber man wird dann bewusster werden: Aha! An dem Scheitern, wo ich jetzt sozusagen angestoßen bin an die Wand, dann mein Versagen angestoßen bin, hab ich mich gleich noch einmal noch mehr kennengelernt. Ich weiß: Aha! Da ist etwas, was ich lernen soll. Aber noch reichen meine Kräfte nicht aus. Ich muss vielleicht noch zwei Umwege machen. Aber jetzt mache ich sie bewusst. Ich muss was mitnehmen im Leben noch und nicht gleich: Ja, wir wollen gleich in die geistige Welt springen und darüber stehen. Und so einfach geht es halt nicht. Das geht Schritt für Schritt und diese kleinen Schritte können wir aber immer machen.
Die kleinen Schritte, auch wenn wir scheitern, machen wir halt den nächsten Schritt. Das geht! Im Faust gibt es das schöne Wort im zweiten Teil - da sagt die Seherin Manto das zum Faust, der ja der immer Strebende irgendwo ist und, bitte,  bei dem Streben immer Fehler macht. Er strebt weiter, aber er begehrt das Unmögliche, und da sagt sie eben: Den lieb ich, der das Unmögliche begehrt. Das Ich ist genau das, was das schafft. Es geht immer über seine Grenze hinaus, es wächst mit jeder Tat, die es wirklich setzt. Damit wächst es im Tun durch das Tun, was es vorher noch nicht kannte, konnte, kannte und konnte - das kann es dann.
Das ist einwinziger Schritt vielleicht, aber der genügt. Ein winziger Schritt, wo wir, wo wir weiterkommen. Und viele Schritte machen im Grunde dann auf Sicht gesehen eine große Entwicklung aus. Und wie gesagt, bis jetzt hatten wir sehr viel Hilfe, dass wir eigentlich die Schicksalsschläge bekommen haben, die uns halt auf unseren Weg gewiesen haben, eigentlich auf nichts anderes als den Weg, den wir eigentlich eh wollen. Aber da wir ihn nicht kennen… und das kleine Ich, das Ego, das zieht halt gerne in eine ganz andere Richtung, weil das hat ganz andere Interessen. Das will, dass es mir gut geht, dass es hier erfolgreich ist, dass es hier seine Freude im Leben hat. Soll man ja durchaus haben, Freude. Aber oft ist die erkauft und dass man sich halt um die unangenehmen Aufgaben, die es auch gibt, um weiterzukommen, herumdrückt und einen möglichst großen Bogen herum macht und sagt: „Na, scheitern will nicht unbedingt, ich will ja Erfolg haben!“ Das Ich - pff - schert sich nix um das Scheitern.  Da ist eine Hürde. Na gut, rennen wir hin, vielleicht spring ich darüber oder vielleicht stolpere ich drüber. Wurscht, ich steh wieder auf und auf zur nächsten Hürde. Das macht das Ich.
Und der Capesius steht jetzt halt irgendwo vor der Schwelle. Aber da muss er eben sein kleines Ich einmal ein bisschen loslassen. Und er hat… er sieht jetzt die Gefahr, sich zu verlieren… und ich weiß jetzt gar nicht mehr. Das Große, das ich da ahne, was da steht jetzt in dem Buch des Capesius: In deinem Denken leben Welt-Gedanken und Welt-Gedanken bis in die größte Dimension hinein. In Wahrheit haben wir in unseren irdischen Gedanken ja eine kleine, schwache Abspiegelung davon, weil sonst wären die sowieso ganz sinnlos. Aber es ist… aber es ist halt nur ein Spiegelbild. Es ist ein blasses Abbild. Und wenn wir dieses Abbild zur Wirklichkeit entfachen wollen oder zur Wirklichkeit kommen wollen, die sich darin abspiegelt, dann müssen wir halt den Weg gehen zu den Welt-Gedanken und uns inspirieren lassen. Und man merkt das, wenn wirkliche Weltgedanken hereinkommen, dann ist die Art des Denkens ein ganz anderes und trotzdem kann ich es hereinholen und in logische Begriffe fassen. Halbwegs wenigstens. Dadurch kann ich auch darüber sprechen.
Das ist das, was '''Rudolf Steiner''' die ganze Zeit getan hat. Das ist das, was er schon - ja mehr oder minder versteckt vielleicht anspricht in seiner [[A:Philosophie der Freiheit|Philosophie der Freiheit]]. Dort geht es im Grunde im Kern um nichts anderes. Weil wenn er dort davon spricht, der Mensch kann erst dann dort frei sein, wenn die volle Erkenntnis dabei ist dessen, was er will, dass er wirklich ganz bewusst weiß, was er will und nicht nur glaubt, es zu wissen, was er will. Aber in Wahrheit ist es das Ego, das in eine ganz andere Richtung lenkt - dort fängt die Freiheit erst an. Also Freiheit heißt nicht, ich will jetzt ein Schnitzel essen.


WELTGEDANKEN  DENKEN  In meinem Denken leben Weltgedanken [0:14:13]
WELTGEDANKEN  DENKEN  In meinem Denken leben Weltgedanken [0:14:13]

Version vom 7. Januar 2024, 13:21 Uhr

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«Ein interaktiver Vortragszyklus über den Zusammenhang mit dem Wirken Jesu Christi und dem eigenen Ich. Ausgangspunkt sind die Schriften von Rudolf Steiner, z.B. die GA 104, GA 104a und GA 346. Hier fließen sowohl Fragen und Anliegen von Zuschauern als auch eigene geisteswissenschaftliche Erkenntnisse mit ein. Und es gibt immer Bezüge zu aktuellen Themen der Zeit.»

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- 193. Vortrag -
▷ Alle Vorträge zur Apokalypse von Dr. Wolfgang Peter
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Vorschau

Die Prüfung der Seele- Szenisches Lebensbild als Nachspiel zur Pforte der Einweihung

Der promovierte Chemiker Wolfgang Peter aus Österreich und Gründer des Portals https://anthrowiki.at ist Waldorfpädagoge, Praktiker und Ausbilder in der Sprachgestaltung und spielt mit seiner Theatergruppe https://mysteriendramen.at mit Begeisterung u. a. die Mysteriendramen von Rudolf Steiner. Am Michaeli-Tag, den 29. September 2023 gibt er in der anthroposophischen Landesgesellschaft in Wien einen Ein- und Überblick in den zweiten Teil des Mysteriendramas, «Die Prüfung der Seele». Dabei arbeitet Wolfgang für die Zuhörer heraus, dass die Inhalte auch heute noch für uns Menschen sehr relevant und aktuell sind.

Transkription des Vortrages zum Mysterien-Drama, Teil 2: Die Prüfung der Seele

gehalten am Michaeli-Tag, den 29. September 2023 in der anthroposophischen Landesgesellschaft in Wien (transkribiert von Elke, 4.1.2024)

Begrüßung und Einleitung 0:00:44

Ja, ich freue mich, dass Sie gekommen sind, sich die Prüfung der Seele ein bisschen zu Gemüte zu führen. Eigentlich ein sehr aktuelles Thema, weil wir stehen alle heute für eine Prüfung der Seele, finde ich - tagtäglich irgendwo, im Kleinen und im Großen. Im Mysterien-Drama wird es halt in einer sehr großen Dimension geschildert, aber im Kleinen betrifft es jeden Menschen. In Wahrheit ist das, was Rudolf Steiner in seiner Geisteswissenschaft gegeben hat, nicht etwas, was so weit weg und ferne ist, sondern auch bis in den alltäglichsten Alltag hineinwirkt. Und gerade dort sind eigentlich für uns die wichtigsten Aufgaben, dass wir da das wirklich auch auf den Boden bringen und mit einem geistigen Bewusstsein verbinden können. Weil sonst sind wir immer wieder Getriebene der Situation und wir werden halt durch das Schicksal da her oder dorthin geworfen, manchmal auch geleitet zu was Guten, wie auch immer. Aber wir haben es eigentlich nicht selbst in der Hand. Und es geht eigentlich darum, aus der Freiheit heraus zu agieren und aus der Freiheit kann man nur agieren, wenn man eine Ahnung davon hat, wo es lang geht, sozusagen. Dass man Erkenntnis hat, ja, wo will ich denn eigentlich wirklich hin?

Dass man Erkenntnis hat, ja, wo will ich denn eigentlich wirklich hin? Wir möchten vieles im Leben. Aber das ist noch nicht Wille. Der Wille ist nämlich der, der uns auch in Wahrheit oft in die unangenehmen Situationen führt, dort wo uns eben Schicksals-Prüfungen auferlegt werden. Das braucht man gar nicht sagen: Ja, wieso ist das passiert? Wer ist schuld daran? Wir leiten uns eigentlich selber dorthin, weil wir vielleicht etwas lernen können in der Situation, weil wir vielleicht auch dort gerade erst unsere Fähigkeiten entfalten können.

Der geistige Hintergrund des Mysterien-Dramas hat sehr viel mit unserem alltäglichen Leben zu tun. Es geht uns alle etwas an 0:02:31

Und Fähigkeiten wachsen am beständigen Scheitern, das man durchmacht, aber doch wieder einen Schritt weiterkommt. Dass jeden Fehler, den wir machen können, wir etwas lernen und tun wir in Wahrheit auch. Und das können wir mitnehmen. Und das wird in den Mysterien jetzt in einer sehr großen Weise geschildert. Eigentlich wollte ja Steiner ursprünglich nichts anderes als Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie szenisch auf der Bühne darstellen. Und als er sich damit begonnen hat, zu beschäftigen, ist dann halt ein bisschen was anderes geworden. Aber das gleiche Motiv steht im Hintergrund. Gerade diese Vision, die ja - man kann durchaus sagen Vision - die Goethe mit in dem Märchen drinnen hatte, in dem Erleben drinnen, da steckt eben sehr keimhaft drinnen, was in der Anthroposophie dann noch viel deutlicher und größer herausgekommen ist. Aber Goethe hat es als Künstler einfach gespürt und geahnt das Ganze und hat konnte es wunderbar ins Bild setzen.

Und... aber als eben Rudolf Steiner begonnen hat, das umzusetzen für die Bühne, ist eben dann ein Mysterien-Drama draus geworden. Das heißt, da werden jetzt noch mehr die Hintergründe aufgedeckt, die eigentlich hinter diesem Märchen in märchenbildhafterweise stecken. Sie werden jetzt aufgedeckt und es wird aber auch sehr deutlich gezeigt, wie eben dieser geistige Hintergrund, den er aufdeckt, mit dem ganz alltäglichen Leben eigentlich auch ganz viel zu tun hat. Und das heißt, es geht uns eigentlich alle etwas an. Wir können alle etwas lernen daraus.

Wie die Mysterien-Dramen auf die Bühne kamen 0:04:19

Und persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, die Mysterien-Dramen sind, gelinde gesagt, mühsam zu lesen. Also ich gestehe, ich habe sie immer wieder weggelegt. Ich habe begonnen und dann habe ich mir gedacht, jetzt kenne ich mich schon gar nicht mehr aus. Wie wir dann zu proben begonnen haben, das war zuerst einmal 2007. Da hat's geheißen, wir sollten einen Lesekreis machen. Gut, dann haben wir einen Lesekreis gemacht.

Dann war einmal im Monat ein Treffen. Dann waren wieder ganz andere Leute im nächsten Monat da. Also es ist nicht viel weitergegangen. Aber es war dann doch ein paar plötzlich da: „Ah, können wir das nicht spielen?“ Hab ich gesagt: „Ja, das machen wir!“ Weil wenn man es wirklich in die Tat umsetzt sozusagen, dann wird es auf einmal lebendig. Und am Anfang haben wir nichts verstanden. Dann haben sie mich gefragt: „Ja, was bedeutet denn das? Was bedeutet denn das?“ Habe ich gesagt: "Keine Ahnung, wir werden drauf kommen!" Weil es nützt nichts, man kann sich viel gescheite Gedanken darüber machen, das nützt nichts.

Man muss einfach leben mit dem Text, lange leben. Und plötzlich taucht es auf. Und ich hab die faszinierende Erfahrung gemacht... wie wir zu proben begonnen haben, haben die Leute den Text gelernt. Dann haben sie ihn auf der Bühne schön gestaltet aufgesagt. Aber man hat den Eindruck gehabt, eigentlich wissen sie nicht, was sie da wirklich sprechen, so wirklich im Detail. Und das Spannende war, je weiter wir gekommen sind, je weiter es gegen die erste Aufführung gegangen ist, umso deutlicher plötzlich kam es heraus. Und man hat zugehört und plötzlich sofort verstanden, um was es geht. Und ich hab auch das Gefühl gehabt, der der es spricht, ist ganz erstaunt, dass er jetzt eigentlich so richtig versteht, was er da sagt. Also es ist eine Entdeckungsreise, auf die man gehen muss.

Und es ist einfach eine wunderbare Erfahrung, jetzt doch schon seit vielen Jahren zu leben mit dem Stück und es immer wieder erfahren zu dürfen und immer wieder neue Schichten zu finden. Und dabei habe ich eben immer mehr gespürt Das geht uns wirklich was an, das ist nicht irgendwas Fernes, ja, Mysterien, irgendwo weit weg. Da können wir höchstens von der Ferne hinschauen. Sondern wir stehen eigentlich mittendrin. Die Mysterien sind unter uns im Grunde. Es geht nur darum, sie zu sehen.

Es geht darum, zu erkennen: Was ist denn wirklich unser Ich? 0:06:51

Und es geht darum zu erkennen, vor allem einmal: Was ist denn wirklich unser Ich? Wir sagen zwar deutlich jeden Tag oftmals ich, ich, ich, ich will, ich brauche, ich möchte, ich soll und ich will. Aber kennen wir unser Ich? Kennen wir es wirklich? Ich meine, wir kennen unsere Wünsche. Wir kennen, wo wir geboren sind, welchen Werdegang wir gehabt haben. Das sind sicher Spuren des Ichs, die da leben in unserem Leben. Aber die Äußerlichkeiten sind es eigentlich gar nicht. Sondern da steckt etwas dahinter, was auf die Erde gekommen ist, sich inkarniert hat auf der Erde um, ja eine ganz bestimmte Aufgabe anzupacken. Deswegen sind wir eigentlich hergekommen, und das scheint zunächst mit dem, was wir äußerlich tun, relativ wenig zu tun zu haben.

Und das Interessante ist nämlich, dass das, was das Ich sich mitbringt, was ja schon andeutet, dass es vorher irgendwie da ist, kann sich in den unterschiedlichsten Lebenssituationen bewähren und kann seine Aufgabe dort erfüllen. Und oft denkt man, ich muss das machen, ich muss dort hineingehen! Dann bringt das Schicksal, dass ich es in einer ganz anderen Situation mache und komme vielleicht erst Jahre später drauf: Das war genau das, was ich wirklich wollte! Und sich das zu Bewusstsein zu bringen, was wir wirklich wollen, das ist die große Kunst! Das ist das eigentliche Mysterium, um das es geht. Weil man muss eigentlich groß unterscheiden zwischen dem, was unser Alltagsbewusstsein ist, was unser Ego ist, das sehr gescheit sein kann, das seine Wünsche, seine Vorstellungen hat. Das hat mit dem Ich noch gar nichts zu tun. Wir spüren zwar schon, da ist ein Punkt in uns. Das bin ich.

Aber viel mehr wissen wir eigentlich nicht. Darum gebrauche ich gerne den Vergleich: Es ist wie ein Loch in der Wand. Es ist ganz finster. Wir sehen es zwar, weil es finster ist und da ein Loch ist. Aber was da eigentlich dahintersteckt, das ahnen wir oft nicht einmal. Und wenn wir es nämlich wahrnehmen würden, dann würden die ganze geistige Welt für uns offenstehen. Das Ich ist das Tor in die geistige Welt. Nicht mehr und nicht weniger. Und das ist eine ganze Menge. Weil es kann schon auch schauen auf die sinnliche Welt. Sicher. Aber es hat die andere Seite auch.

Anthroposophie ist der Weg, auch die andere, die geistige Seite kennen zu lernen, die noch viel mehr unsere Seite ist 0:09:31

Und Anthroposophie ist eigentlich der Weg, diese andere Seite kennen zu lernen, die noch viel mehr unsere eigentliche Seite ist. Weil nämlich in Wahrheit das, was äußerlich sich abspielt, nur ein Splitter von dem, eine Spur von dem ist, was wir als geistiges Wesen eigentlich sind. Als geistiges Wesen, das schon vor der Geburt da war, das nach dem Tod da sein wird, das sich wieder verkörpern wird auf Erden, viele Male noch und in der Vergangenheit schon viele Inkarnationen hinter sich hatte. Und das auf dem ganzen Weg durch diese vielen Inkarnationen im Grunde nichts anderes vorhat, als sich zu entwickeln, zu einer wirklichen schöpferischen Individualität zu entwickeln.

Schöpferisch heißt jetzt nicht, dass wir gleich immer der große Künstler sein müssen. Wir können schöpferisch sein und sind es in Wahrheit sehr oft mitten im Alltag. In der Art, wie wir zu jemand vielleicht ein liebes Wort sagen. Und das genau das trifft, was der braucht. Das kann man nicht aus dem Kopf heraus machen. Das kann man nicht nach dem Psychologie-Buch machen oder auch nicht nach ein Psychologie-Studium, sondern jeder gute Psychologe muss mehr haben in Wahrheit. Das heißt er muss intuitiv erfassen den anderen Menschen und aus der Wahrnehmung des anderen Menschen, auch wenn sie vielleicht nicht ganz bewusst ist, aber aus dem heraus sprechen. Und Anthroposophie tut eigentlich nichts anderes als das, was sehr oft eben unbewusst oder halbbewusst im Leben ohnehin passiert, ins Bewusstsein zu heben. Und dann, wenn das beginnt, dann können wir anfangen, frei damit umzugehen.

Einstiegsszene - Vorstellung der Akteure: Professor Capesius, Dr. Strader und Benedictus 0:11:16

Aber der Weg dorthin hat natürlich einige Hürden, einige Hindernisse. Erstens, wenn man zum wirklichen Ich geht, steht man einmal vor der Problematik, dass man erkennt,: Ja, wie schaut denn das mit meinem Ego aus?  Das bin ich eigentlich gar nicht. Ja, wer bin ich denn aber jetzt, wirklich? Man verliert irgendwo das eine, man spürt, das ist nicht genug, da ist mehr da, aber im anderen, Erkennen des anderen eigentlichen ist man noch nicht gefestigt genug.

Und das ist die Einstiegsszene in das zweite Drama im Grunde. Da gibt es den Professor Capesius, ein Historiker, der gegen einige innere Widerstände, die er schon hatte, jetzt doch auch sich begeben hat auf den Weg der Geisteswissenschaft, wie man so will. Er war zuerst eigentlich sehr skeptisch gegenüber dem, hat also eher auf die äußere Wissenschaft gesetzt, zwar eh mit sehr viel Fantasie und nicht nur mit abstrakter Logik. Aber doch er wollte sich halt an die sinnliche Welt halten und das ist ihm irgendwie greifbar und glaubhaft, aber was darüber hinaus ist, hat er zunächst… war er skeptisch dem gegenüber, sagen wir so aber.

Er lernte halt dann in einem Kreis andere Menschen kennen, die auch geistig strebend sind oder die tatsächlich geistig strebend sind, schon eine Strecke vorausgegangen sind. Weil er war eingeladen - das ist im ersten Drama geschildert worden, bei einem Vortrag von Benediktus. Benediktus ist der große Geisteslehrer, wenn man will, einer Reihe von Personen, die da mitspielen. Wir werden dann im Detail noch darauf kommen. Und das war offensichtlich ein öffentlicher Vortrag, also wo der Capesius eben auch dabei sein konnte und auch ein anderer, der auch sehr skeptisch irgendwo ist - Dr. Strader. Die eigentlich sehr polare Persönlichkeiten sind, aber auch in Freundschaft miteinander verbunden sind irgendwo. Sie ergänzen einander wunderbar.

Der Capesius ist mehr der Mensch, der ja, ich sage, ein bisschen aus dem Gefühl heraus agiert, der mehr die Wahrheiten fühlt, über die er spricht, also was im geschichtlichen Werden darin ist. Also er geht sicher nicht nur auf abstrakte Jahreszahlen und Ereignisse, sondern er spürt also, was in der Zeit lebt irgendwo, kann sich einfühlen in die Zeit. Das ist eben sehr wichtig.

Während der andere Dr. Strader, der ist der ganz nüchterne Denker, der Wissenschaftler, der Naturwissenschaftler, der Techniker, der Forscher, der also ganz klare, aber doch zunächst einmal kalte Gedanken hat.

Worte, die in Professor Capesius die geistige Kraft wecken und die uns alle betreffen 0:14:13

Und jetzt geht es aber in der ersten Szene zunächst um den Capesius, der es auf dem Geistesweg des Benedictus irgendwo eingeschwenkt ist und begonnen hat, die Schriften des des Benedictus zu studieren. Und damit eröffnet die erste Szene. Und da liest er eben ein Buch des Benedictus, wo halt beschrieben wird, der Weg, wie man zur Erfahrung des Geistigen kommt. Also nicht nur gescheit darüber spricht, wie es viele tun, sondern wo ein Weg gewiesen wird, wie man das Geistige erleben kann. Und da kommt immer mehr hinein. Er spürt die Wahrheit dieser Worte, aber er spürt zugleich auch, dass er tiefste Angst hat, sich zu verlieren dabei irgendwo. Nämlich das, was er bis jetzt gewesen ist, zu verlieren.

Ich will Ihnen nur so ein ganz kurzes Stück davon vorlesen. Da ich die Rolle nicht spiele, kann ich sie nicht hundertprozentig auswendig. Also verzeihen Sie, dass ich den Text zu Rate ziehe. Aber er sitzt jetzt beim Tisch, studiert dieses Buch und dann kommt er an eine sehr entscheidende Stelle, die uns aber alle betrifft irgendwo. Er liest folgendes:

In deinem Denken leben Weltgedanken,

in deinem Fühlen weben Weltenkräfte,

in deinem Willen wirken Weltenwesen.

Verliere dich in Weltgedanken,

erlebe dich durch Weltenkräfte,

erschaffe dich aus Willenswesen.

(2. Mysterien-Drama von Rudolf Steiner, 1. Bild)

So als Alltagsmensch sagt man: Ja, ich denk mir halt dieses oder jenes, da ist man sich gewiss, ich mach halt meine Gedanken, die können richtig manchmal auch falsch sein, aber ich fühl mich bei mir selbst zu Hause, sozusagen mit meinem kleinen Denken.

Und jetzt soll er da in eine viel, viel größere Dimension aufsteigen. Das heißt, wenn ich wirklich denke, wenn ich denke, wirklich ich denke, dann leben in meinen Gedanken Weltgedanken. Das heißt, ich verbinde mich mit dem Weltendenken und das spricht dann auf ganz individuelle Weise durch mich. Aber ich muss eigentlich sozusagen diese Welt-Gedanken ergreifen und ganz bewusst ergreifen. Um sie bewusst ergreifen zu können, brauche ich auch mein kleines, waches Denken, weil sonst kann ich es nicht einmal in Worte fassen. Weil diese Welt Gedanken sind anders als unsere kleinen Gedanken. Sie sind lebendige Gedanken, sie sind eigentlich in Wahrheit Imaginationen, Bilder.

Aber auch nicht sinnliche Bilder in Wahrheit, sondern seelische Bilder, wenn man so will. Und die zu beschreiben ist eigentlich gar nicht möglich, in unseren Worten. Ich kann sie erleben, aber um sie mitzuteilen, muss ich sie in sinnliche Begriffe im Grunde fassen, weil wir im Grunde gar keine anderen Begriffe noch haben - noch nicht haben. Aber wir gehen, oder wir können dorthin gehen und die Zeit ist reif, dorthin zu gehen, dass wir auch Begriffe finden für Höheres, was über die sinnliche Welt hinausgeht. Und nur dann haben wir die Chance, unser wirkliches Ich auch zu begreifen. Weil das lässt sich eigentlich mit den trockenen, sinnlich irdischen Begriffen alleine nicht erfassen. Die können erfassen, was das Sterbliche an uns ist, die äußere Hülle, das, was irgendwann geboren wird und irgendwann wieder die Erde verlässt, indem es stirbt. Aber da können wir es dann nicht weiterverfolgen. Aber in dem Ganzen drinnen wirkt etwas, was höher ist, was wir wirklich selbst sind. Darum ist die erste Erfahrung alles das, von dem wir glauben, wir wissen es, wir kennen es, wir können es, das bin zunächst einmal nicht ich.

Nicht wahr, es gibt von Descartes den großen Ausspruch: Ich denke, also bin ich! Und Rudolf Steiner hat gesagt, eigentlich hätte er sagen müssen: Ich denke, also bin ich nicht! Jedenfalls in unserem Alltagsdenken. Also alles, was man sich bei uns denken, im normalen Denken, dass wir gewohnt sind, hat mit unserem

Ich höchstens äußerlich was zu tun. Natürlich hängt es irgendwo damit zusammen, weil wir sind nicht ganz zufällig an dem Ort, in der Familie, in der Zeit geboren worden, unser wirkliches Ich hat das gesucht. Aber wissen wir das wirklich so im Leben? Wir haben uns das gesucht! Wir haben uns das gesucht, dass ich in einer ganz schwierigen Schicksalssituation vielleicht bin, jahrelang und plötzlich stolpere in einer Situation, wo alles wie von selber bergauf geht. Ich habe mir das gesucht. Aber ich als kleines Ich weiß zunächst nichts davon.

Und… nur, weil die Mysterien-Dramen oder die Beschäftigung damit so wichtig ist: Wir gehen auf die Zeit zu, wo das immer verständlicher werden sollte und bei manchen einzelnen Menschen schon ist. Aber dort fangt erst die wirkliche Freiheit an, wenn wir erkennen. Wo komme ich her, was will ich, wo gehe ich hin, wo will ich wirklich hingehen, sodass wir wirklich bewusste Lenker unseres Schicksals werden. Das ist … es hat begonnen, eigentlich schon in der Griechisch -Lateinischen Zeit hat man das Schicksal als Verhängnis empfunden noch, als das die Götter verhangen haben über uns und dem wir sozusagen blind ausgesetzt sind. Wir taumeln irgendwo durch und hier und da treffen wir halt wie das blinde Huhn das richtige Körnchen und machen das eine Richtige. Oft gehen wir ganz daneben vorbei, stolpern vorbei, dann kommt das Schicksal, gibt uns eine Ohrfeige links, dann taumeln wir nach rechts, dort kriegen wir eine von rechts wieder, dass wir halt wieder unseren Weg gehen.

Wir könnten viel mehr noch erreichen, wenn wir den Weg halt bewusster gehen. Das heißt nicht, dass es nicht auch genug Pannen geben wird. Weil auch das Ich aus meinem wirklichen Ich heraus etwas will und mich anstrenge, es zu tun heißt auch nicht immer, dass es gleich auf Anhieb glückt. Auch das heißt es nicht. Aber man wird dann bewusster werden: Aha! An dem Scheitern, wo ich jetzt sozusagen angestoßen bin an die Wand, dann mein Versagen angestoßen bin, hab ich mich gleich noch einmal noch mehr kennengelernt. Ich weiß: Aha! Da ist etwas, was ich lernen soll. Aber noch reichen meine Kräfte nicht aus. Ich muss vielleicht noch zwei Umwege machen. Aber jetzt mache ich sie bewusst. Ich muss was mitnehmen im Leben noch und nicht gleich: Ja, wir wollen gleich in die geistige Welt springen und darüber stehen. Und so einfach geht es halt nicht. Das geht Schritt für Schritt und diese kleinen Schritte können wir aber immer machen.

Die kleinen Schritte, auch wenn wir scheitern, machen wir halt den nächsten Schritt. Das geht! Im Faust gibt es das schöne Wort im zweiten Teil - da sagt die Seherin Manto das zum Faust, der ja der immer Strebende irgendwo ist und, bitte,  bei dem Streben immer Fehler macht. Er strebt weiter, aber er begehrt das Unmögliche, und da sagt sie eben: Den lieb ich, der das Unmögliche begehrt. Das Ich ist genau das, was das schafft. Es geht immer über seine Grenze hinaus, es wächst mit jeder Tat, die es wirklich setzt. Damit wächst es im Tun durch das Tun, was es vorher noch nicht kannte, konnte, kannte und konnte - das kann es dann.

Das ist einwinziger Schritt vielleicht, aber der genügt. Ein winziger Schritt, wo wir, wo wir weiterkommen. Und viele Schritte machen im Grunde dann auf Sicht gesehen eine große Entwicklung aus. Und wie gesagt, bis jetzt hatten wir sehr viel Hilfe, dass wir eigentlich die Schicksalsschläge bekommen haben, die uns halt auf unseren Weg gewiesen haben, eigentlich auf nichts anderes als den Weg, den wir eigentlich eh wollen. Aber da wir ihn nicht kennen… und das kleine Ich, das Ego, das zieht halt gerne in eine ganz andere Richtung, weil das hat ganz andere Interessen. Das will, dass es mir gut geht, dass es hier erfolgreich ist, dass es hier seine Freude im Leben hat. Soll man ja durchaus haben, Freude. Aber oft ist die erkauft und dass man sich halt um die unangenehmen Aufgaben, die es auch gibt, um weiterzukommen, herumdrückt und einen möglichst großen Bogen herum macht und sagt: „Na, scheitern will nicht unbedingt, ich will ja Erfolg haben!“ Das Ich - pff - schert sich nix um das Scheitern.  Da ist eine Hürde. Na gut, rennen wir hin, vielleicht spring ich darüber oder vielleicht stolpere ich drüber. Wurscht, ich steh wieder auf und auf zur nächsten Hürde. Das macht das Ich.

Und der Capesius steht jetzt halt irgendwo vor der Schwelle. Aber da muss er eben sein kleines Ich einmal ein bisschen loslassen. Und er hat… er sieht jetzt die Gefahr, sich zu verlieren… und ich weiß jetzt gar nicht mehr. Das Große, das ich da ahne, was da steht jetzt in dem Buch des Capesius: In deinem Denken leben Welt-Gedanken und Welt-Gedanken bis in die größte Dimension hinein. In Wahrheit haben wir in unseren irdischen Gedanken ja eine kleine, schwache Abspiegelung davon, weil sonst wären die sowieso ganz sinnlos. Aber es ist… aber es ist halt nur ein Spiegelbild. Es ist ein blasses Abbild. Und wenn wir dieses Abbild zur Wirklichkeit entfachen wollen oder zur Wirklichkeit kommen wollen, die sich darin abspiegelt, dann müssen wir halt den Weg gehen zu den Welt-Gedanken und uns inspirieren lassen. Und man merkt das, wenn wirkliche Weltgedanken hereinkommen, dann ist die Art des Denkens ein ganz anderes und trotzdem kann ich es hereinholen und in logische Begriffe fassen. Halbwegs wenigstens. Dadurch kann ich auch darüber sprechen.

Das ist das, was Rudolf Steiner die ganze Zeit getan hat. Das ist das, was er schon - ja mehr oder minder versteckt vielleicht anspricht in seiner Philosophie der Freiheit. Dort geht es im Grunde im Kern um nichts anderes. Weil wenn er dort davon spricht, der Mensch kann erst dann dort frei sein, wenn die volle Erkenntnis dabei ist dessen, was er will, dass er wirklich ganz bewusst weiß, was er will und nicht nur glaubt, es zu wissen, was er will. Aber in Wahrheit ist es das Ego, das in eine ganz andere Richtung lenkt - dort fängt die Freiheit erst an. Also Freiheit heißt nicht, ich will jetzt ein Schnitzel essen.

WELTGEDANKEN DENKEN In meinem Denken leben Weltgedanken [0:14:13]



Vortragszyklus «Apokalypse»
 
211 212 213
201 202 203 204 205 206 207 208 209 210
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Literaturangaben

Rudolf Steiner, Alexandra Riggins: Die sieben apokalyptischen Siegel, Triskel Verlag 2005, ISBN 978-3-905893-02-1;

Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums, GA 8 (1989), ISBN 3-7274-0080-3;

Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X;

Rudolf Steiner: Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes, GA 104a (1991), ISBN 3-7274-1045-0;

Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V: Apokalypse und Priesterwirken, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0;

Emil Bock, Das Neue Testament, Übersetzung in der Originalfassung, Urachhaus, Stuttgart 1998, ISBN 3-8251-7221-X

Einzelnachweise