Die Prüfung der Seele (Mysteriendramen) - ein Vortrag von Wolfgang Peter

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Vorschau

2. Mysteriendrama von Rudolf Steiner: Die Prüfung der Seele - Szenisches Lebensbild als Nachspiel zur "Pforte der Einweihung"

Der promovierte Chemiker Wolfgang Peter aus Österreich und Gründer des Portals https://anthrowiki.at ist Waldorfpädagoge, Praktiker und Ausbilder in der Sprachgestaltung und spielt mit seiner Theatergruppe https://mysteriendramen.at mit Begeisterung u. a. die Mysteriendramen von Rudolf Steiner. Am Michaeli-Tag, den 29. September 2023 gibt er in der anthroposophischen Landesgesellschaft in Wien einen Ein- und Überblick in den zweiten Teil des Mysterien-Dramas, «Die Prüfung der Seele». Dabei arbeitet Wolfgang für die Zuhörer heraus, dass die Inhalte auch heute noch für uns Menschen sehr relevant und aktuell sind.

Transkription des Vortrages zum 2. Mysterien-Drama: Die Prüfung der Seele

gehalten am Michaeli-Tag, den 29. September 2023 in der anthroposophischen Landesgesellschaft in Wien (transkribiert von Elke, 4.1.2024)

Begrüßung und Einleitung 0:00:44

Ja, ich freue mich, dass Sie gekommen sind, sich die Prüfung der Seele ein bisschen zu Gemüte zu führen. Eigentlich ein sehr aktuelles Thema, weil wir stehen alle heute für eine Prüfung der Seele, finde ich - tagtäglich irgendwo, im Kleinen und im Großen. Im Mysteriendrama wird es halt in einer sehr großen Dimension geschildert, aber im Kleinen betrifft es jeden Menschen. In Wahrheit ist das, was Rudolf Steiner in seiner Geisteswissenschaft gegeben hat, nicht etwas, was so weit weg und ferne ist, sondern auch bis in den alltäglichsten Alltag hineinwirkt. Und gerade dort sind eigentlich für uns die wichtigsten Aufgaben, dass wir da das wirklich auch auf den Boden bringen und mit einem geistigen Bewusstsein verbinden können. Weil sonst sind wir immer wieder Getriebene der Situation und wir werden halt durch das Schicksal da her oder dorthin geworfen, manchmal auch geleitet zu was Guten, wie auch immer. Aber wir haben es eigentlich nicht selbst in der Hand.

Und es geht eigentlich darum, aus der Freiheit heraus zu agieren und aus der Freiheit kann man nur agieren, wenn man eine Ahnung davon hat, wo es lang geht, sozusagen. Dass man Erkenntnis hat, ja, wo will ich denn eigentlich wirklich hin? Dass man Erkenntnis hat, ja, wo will ich denn eigentlich wirklich hin? Wir möchten vieles im Leben. Aber das ist noch nicht Wille. Der Wille ist nämlich der, der uns auch in Wahrheit oft in die unangenehmen Situationen führt, dort wo uns eben Schicksals-Prüfungen auferlegt werden. Das braucht man gar nicht sagen: Ja, wieso ist das passiert? Wer ist schuld daran? Wir leiten uns eigentlich selber dorthin, weil wir vielleicht etwas lernen können in der Situation, weil wir vielleicht auch dort gerade erst unsere Fähigkeiten entfalten können.

Der geistige Hintergrund des Mysterien-Dramas hat sehr viel mit unserem alltäglichen Leben zu tun. Es geht uns alle etwas an 0:02:31

Und Fähigkeiten wachsen am beständigen Scheitern, das man durchmacht, aber doch wieder einen Schritt weiterkommt. Dass jeden Fehler, den wir machen können, wir etwas lernen und tun wir in Wahrheit auch. Und das können wir mitnehmen. Und das wird in den Mysterien jetzt in einer sehr großen Weise geschildert. Eigentlich wollte ja Steiner ursprünglich nichts anderes als Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie szenisch auf der Bühne darstellen. Und als er sich damit begonnen hat, zu beschäftigen, ist dann halt ein bisschen was anderes geworden. Aber das gleiche Motiv steht im Hintergrund. Gerade diese Vision, die ja - man kann durchaus sagen Vision - die Goethe mit in dem Märchen drinnen hatte, in dem Erleben drinnen, da steckt eben sehr keimhaft drinnen, was in der Anthroposophie dann noch viel deutlicher und größer herausgekommen ist. Aber Goethe hat es als Künstler einfach gespürt und geahnt das Ganze und hat konnte es wunderbar ins Bild setzen.

Und... aber als eben Rudolf Steiner begonnen hat, das umzusetzen für die Bühne, ist eben dann ein Mysteriendrama draus geworden. Das heißt, da werden jetzt noch mehr die Hintergründe aufgedeckt, die eigentlich hinter diesem Märchen in märchenbildhafterweise stecken. Sie werden jetzt aufgedeckt und es wird aber auch sehr deutlich gezeigt, wie eben dieser geistige Hintergrund, den er aufdeckt, mit dem ganz alltäglichen Leben eigentlich auch ganz viel zu tun hat. Und das heißt, es geht uns eigentlich alle etwas an. Wir können alle etwas lernen daraus.

Mit dem Text leben - wie die Mysteriedramen auf die Bühne kamen 0:04:19

Und persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, die Mysterien-Dramen sind, gelinde gesagt, mühsam zu lesen. Also ich gestehe, ich habe sie immer wieder weggelegt. Ich habe begonnen und dann habe ich mir gedacht, jetzt kenne ich mich schon gar nicht mehr aus. Wie wir dann zu proben begonnen haben, das war zuerst einmal 2007. Da hat's geheißen, wir sollten einen Lesekreis machen. Gut, dann haben wir einen Lesekreis gemacht. Dann war einmal im Monat ein Treffen. Dann waren wieder ganz andere Leute im nächsten Monat da. Also es ist nicht viel weitergegangen.

Aber es waren dann doch ein paar plötzlich da: „Ah, können wir das nicht spielen?“ Hab ich gesagt: „Ja, das machen wir!“ Weil wenn man es wirklich in die Tat umsetzt sozusagen, dann wird es auf einmal lebendig. Und am Anfang haben wir nichts verstanden. Dann haben sie mich gefragt: „Ja, was bedeutet denn das? Was bedeutet denn das?“ Habe ich gesagt: "Keine Ahnung, wir werden draufkommen!" Weil es nützt nichts, man kann sich viel gescheite Gedanken darüber machen, das nützt nichts. Man muss einfach leben mit dem Text lange leben. Und plötzlich taucht es auf. Und ich hab die faszinierende Erfahrung gemacht... wie wir zu proben begonnen haben, haben die Leute den Text gelernt. Dann haben sie ihn auf der Bühne schön gestaltet aufgesagt. Aber man hat den Eindruck gehabt, eigentlich wissen sie nicht, was sie da wirklich sprechen, so wirklich im Detail. Und das Spannende war, je weiter wir gekommen sind, je weiter es gegen die erste Aufführung gegangen ist, umso deutlicher plötzlich kam es heraus. Und man hat zugehört und plötzlich sofort verstanden, um was es geht. Und ich hab auch das Gefühl gehabt, der der es spricht, ist ganz erstaunt, dass er jetzt eigentlich so richtig versteht, was er da sagt. Also es ist eine Entdeckungsreise, auf die man gehen muss.

Und es ist einfach eine wunderbare Erfahrung, jetzt doch schon seit vielen Jahren zu leben mit dem Stück und es immer wieder erfahren zu dürfen und immer wieder neue Schichten zu finden. Und dabei habe ich eben immer mehr gespürt Das geht uns wirklich was an, das ist nicht irgendwas Fernes - ja, Mysterien, irgendwo weit weg... da können wir höchstens von der Ferne hinschauen. Sondern wir stehen eigentlich mittendrin. Die Mysterien sind unter uns im Grunde. Es geht nur darum, sie zu sehen.

Es geht darum, zu erkennen: Was ist denn wirklich unser Ich? 0:06:51

Und es geht darum zu erkennen, vor allem einmal: Was ist denn wirklich unser Ich? Wir sagen zwar deutlich jeden Tag oftmals ich, ich, ich, ich will, ich brauche, ich möchte, ich soll und ich will. Aber kennen wir unser Ich? Kennen wir es wirklich? Ich meine, wir kennen unsere Wünsche. Wir kennen, wo wir geboren sind, welchen Werdegang wir gehabt haben. Das sind sicher Spuren des Ichs, die da leben in unserem Leben. Aber die Äußerlichkeiten sind es eigentlich gar nicht. Sondern da steckt etwas dahinter, was auf die Erde gekommen ist, sich inkarniert hat auf der Erde um, ja eine ganz bestimmte Aufgabe anzupacken. Deswegen sind wir eigentlich hergekommen, und das scheint zunächst mit dem, was wir äußerlich tun, relativ wenig zu tun zu haben.

Und das Interessante ist nämlich, dass das, was das Ich sich mitbringt, was ja schon andeutet, dass es vorher irgendwie da ist, kann sich in den unterschiedlichsten Lebenssituationen bewähren und kann seine Aufgabe dort erfüllen. Und oft denkt man, ich muss das machen, ich muss dort hineingehen! Dann bringt das Schicksal, dass ich es in einer ganz anderen Situation mache und komme vielleicht erst Jahre später drauf: Das war genau das, was ich wirklich wollte! Und sich das zu Bewusstsein zu bringen, was wir wirklich wollen, das ist die große Kunst! Das ist das eigentliche Mysterium, um das es geht. Weil man muss eigentlich groß unterscheiden zwischen dem, was unser Alltagsbewusstsein ist, was unser Ego ist, das sehr gescheit sein kann, das seine Wünsche, seine Vorstellungen hat. Das hat mit dem Ich noch gar nichts zu tun. Wir spüren zwar schon, da ist ein Punkt in uns. Das bin ich.

Aber viel mehr wissen wir eigentlich nicht. Darum gebrauche ich gerne den Vergleich: Es ist wie ein Loch in der Wand. Es ist ganz finster. Wir sehen es zwar, weil es finster ist und da ein Loch ist. Aber was da eigentlich dahintersteckt, das ahnen wir oft nicht einmal. Und wenn wir es nämlich wahrnehmen würden, dann würden die ganze geistige Welt für uns offenstehen. Das Ich ist das Tor in die geistige Welt. Nicht mehr und nicht weniger. Und das ist eine ganze Menge. Weil es kann schon auch schauen auf die sinnliche Welt. Sicher. Aber es hat die andere Seite auch.

Anthroposophie ist der Weg, auch die andere, die geistige Seite kennen zu lernen, die noch viel mehr unsere Seite ist 0:09:31

Und Anthroposophie ist eigentlich der Weg, diese andere Seite kennen zu lernen, die noch viel mehr unsere eigentliche Seite ist. Weil nämlich in Wahrheit das, was äußerlich sich abspielt, nur ein Splitter von dem, eine Spur von dem ist, was wir als geistiges Wesen eigentlich sind. Als geistiges Wesen, das schon vor der Geburt da war, das nach dem Tod da sein wird, das sich wieder verkörpern wird auf Erden, viele Male noch und in der Vergangenheit schon viele Inkarnationen hinter sich hatte. Und das auf dem ganzen Weg durch diese vielen Inkarnationen im Grunde nichts anderes vorhat, als sich zu entwickeln, zu einer wirklichen schöpferischen Individualität zu entwickeln.

Schöpferisch heißt jetzt nicht, dass wir gleich immer der große Künstler sein müssen. Wir können schöpferisch sein und sind es in Wahrheit sehr oft mitten im Alltag. In der Art, wie wir zu jemand vielleicht ein liebes Wort sagen. Und das genau das trifft, was der braucht. Das kann man nicht aus dem Kopf heraus machen. Das kann man nicht nach dem Psychologie-Buch machen oder auch nicht nach ein Psychologie-Studium, sondern jeder gute Psychologe muss mehr haben in Wahrheit. Das heißt er muss intuitiv erfassen den anderen Menschen und aus der Wahrnehmung des anderen Menschen, auch wenn sie vielleicht nicht ganz bewusst ist, aber aus dem heraus sprechen. Und Anthroposophie tut eigentlich nichts anderes als das, was sehr oft eben unbewusst oder halbbewusst im Leben ohnehin passiert, ins Bewusstsein zu heben. Und dann, wenn das beginnt, dann können wir anfangen, frei damit umzugehen.

Einstiegsszene - Vorstellung der Akteure: Professor Capesius, Dr. Strader und Benedictus 0:11:16

Aber der Weg dorthin hat natürlich einige Hürden, einige Hindernisse. Erstens, wenn man zum wirklichen Ich geht, steht man einmal vor der Problematik, dass man erkennt,: Ja, wie schaut denn das mit meinem Ego aus?  Das bin ich eigentlich gar nicht. Ja, wer bin ich denn aber jetzt, wirklich? Man verliert irgendwo das eine, man spürt, das ist nicht genug, da ist mehr da, aber im anderen, Erkennen des anderen eigentlichen ist man noch nicht gefestigt genug.

Und das ist die Einstiegsszene in das zweite Drama im Grunde. Da gibt es den Professor Capesius, ein Historiker, der gegen einige innere Widerstände, die er schon hatte, jetzt doch auch sich begeben hat auf den Weg der Geisteswissenschaft, wie man so will. Er war zuerst eigentlich sehr skeptisch gegenüber dem, hat also eher auf die äußere Wissenschaft gesetzt, zwar eh mit sehr viel Fantasie und nicht nur mit abstrakter Logik. Aber doch, er wollte sich halt an die sinnliche Welt halten und das ist ihm irgendwie greifbar und glaubhaft. Aber was darüber hinaus ist, hat er zunächst… war er skeptisch dem gegenüber, sagen wir so aber.

Er lernte halt dann in einem Kreis andere Menschen kennen, die auch geistig strebend sind oder die tatsächlich geistig strebend sind, schon eine Strecke vorausgegangen sind. Weil er war eingeladen - das ist im ersten Drama geschildert worden, bei einem Vortrag von Benedictus. Benedictus ist der große Geisteslehrer, wenn man will, einer Reihe von Personen, die da mitspielen. Wir werden dann im Detail noch darauf kommen. Und das war offensichtlich ein öffentlicher Vortrag, also wo der Capesius eben auch dabei sein konnte und auch ein anderer, der auch sehr skeptisch irgendwo ist - Dr. Strader - die eigentlich sehr polare Persönlichkeiten sind, aber auch in Freundschaft miteinander verbunden sind irgendwo. Sie ergänzen einander wunderbar.

Der Capesius ist mehr der Mensch, der ja, ich sage, ein bisschen aus dem Gefühl heraus agiert, der mehr die Wahrheiten fühlt, über die er spricht, also was im geschichtlichen Werden darin ist. Also er geht sicher nicht nur auf abstrakte Jahreszahlen und Ereignisse, sondern er spürt also, was in der Zeit lebt irgendwo, kann sich einfühlen in die Zeit. Das ist eben sehr wichtig. Während der andere, Dr. Strader, der ist der ganz nüchterne Denker, der Wissenschaftler, der Naturwissenschaftler, der Techniker, der Forscher, der also ganz klare, aber doch zunächst einmal kalte Gedanken hat.

Worte, die in Professor Capesius die geistige Kraft wecken und die uns alle betreffen 0:14:13

Und jetzt geht es aber in der ersten Szene zunächst um den Capesius, der auf dem Geistesweg des Benedictus irgendwo eingeschwenkt ist und begonnen hat, die Schriften des Benedictus zu studieren. Und damit eröffnet die erste Szene. Und da liest er eben ein Buch des Benedictus, wo halt beschrieben wird, der Weg, wie man zur Erfahrung des Geistigen kommt. Also nicht nur gescheit darüber spricht, wie es viele tun, sondern wo ein Weg gewiesen wird, wie man das Geistige erleben kann. Und da kommt immer mehr hinein. Er spürt die Wahrheit dieser Worte, aber er spürt zugleich auch, dass er tiefste Angst hat, sich zu verlieren dabei irgendwo. Nämlich das, was er bis jetzt gewesen ist, zu verlieren.

Ich will Ihnen nur so ein ganz kurzes Stück davon vorlesen. Da ich die Rolle nicht spiele, kann ich sie nicht hundertprozentig auswendig. Also verzeihen Sie, dass ich den Text zu Rate ziehe. Aber er sitzt jetzt beim Tisch, studiert dieses Buch und dann kommt er an eine sehr entscheidende Stelle, die uns aber alle betrifft irgendwo. Er liest folgendes:

In deinem Denken leben Weltgedanken,

in deinem Fühlen weben Weltenkräfte,

in deinem Willen wirken Weltenwesen.

Verliere dich in Weltgedanken,

erlebe dich durch Weltenkräfte,

erschaffe dich aus Willenswesen.

(2. Mysterien-Drama von Rudolf Steiner, 1. Bild)

So als Alltagsmensch sagt man: Ja, ich denk mir halt dieses oder jenes, da ist man sich gewiss, ich mach halt meine Gedanken, die können richtig manchmal auch falsch sein, aber ich fühl mich bei mir selbst zu Hause, sozusagen mit meinem kleinen Denken.

Und jetzt soll er da in eine viel, viel größere Dimension aufsteigen. Das heißt, wenn ich wirklich denke, wenn ich denke, wirklich ich denke, dann leben in meinen Gedanken Weltgedanken. Das heißt, ich verbinde mich mit dem Weltendenken und das spricht dann auf ganz individuelle Weise durch mich. Aber ich muss eigentlich sozusagen diese Welt-Gedanken ergreifen und ganz bewusst ergreifen. Um sie bewusst ergreifen zu können, brauche ich auch mein kleines, waches Denken, weil sonst kann ich es nicht einmal in Worte fassen. Weil diese Welt Gedanken sind anders als unsere kleinen Gedanken. Sie sind lebendige Gedanken, sie sind eigentlich in Wahrheit Imaginationen, Bilder.

Aber auch nicht sinnliche Bilder in Wahrheit, sondern seelische Bilder, wenn man so will. Und die zu beschreiben ist eigentlich gar nicht möglich, in unseren Worten. Ich kann sie erleben, aber um sie mitzuteilen, muss ich sie in sinnliche Begriffe im Grunde fassen, weil wir im Grunde gar keine anderen Begriffe noch haben - noch nicht haben. Aber wir gehen, oder wir können dorthin gehen und die Zeit ist reif, dorthin zu gehen, dass wir auch Begriffe finden für Höheres, was über die sinnliche Welt hinausgeht. Und nur dann haben wir die Chance, unser wirkliches Ich auch zu begreifen. Weil das lässt sich eigentlich mit den trockenen, sinnlich irdischen Begriffen alleine nicht erfassen. Die können erfassen, was das Sterbliche an uns ist, die äußere Hülle, das, was irgendwann geboren wird und irgendwann wieder die Erde verlässt, indem es stirbt. Aber da können wir es dann nicht weiterverfolgen. Aber in dem Ganzen drinnen wirkt etwas, was höher ist, was wir wirklich selbst sind. Darum ist die erste Erfahrung alles das, von dem wir glauben, wir wissen es, wir kennen es, wir können es, das bin zunächst einmal nicht ich.

Nicht wahr, es gibt von Descartes den großen Ausspruch: Ich denke, also bin ich! Und Rudolf Steiner hat gesagt, eigentlich hätte er sagen müssen: Ich denke, also bin ich nicht! Jedenfalls in unserem Alltagsdenken. Also alles, was man sich bei uns denken, im normalen Denken, dass wir gewohnt sind, hat mit unserem Ich höchstens äußerlich was zu tun. Natürlich hängt es irgendwo damit zusammen, weil wir sind nicht ganz zufällig an dem Ort, in der Familie, in der Zeit geboren worden - unser wirkliches Ich hat das gesucht. Aber wissen wir das wirklich so im Leben? Wir haben uns das gesucht! Wir haben uns das gesucht, dass ich in einer ganz schwierigen Schicksalssituation vielleicht bin, jahrelang und plötzlich stolpere in einer Situation, wo alles wie von selber bergauf geht. Ich habe mir das gesucht. Aber ich, als kleines Ich weiß zunächst nichts davon.

Die Zeit ist reif zu erkennen, dass wir nicht blind dem Schicksal ausgesetzt sind, sondern den Weg bewusst gehen können. Am Scheitern können wir lernen, uns selbst zu erkennen 0:19:50

Und… nur, weil die Mysterien-Dramen oder die Beschäftigung damit so wichtig ist: Wir gehen auf die Zeit zu, wo das immer verständlicher werden sollte und bei manchen einzelnen Menschen schon ist. Aber dort fangt erst die wirkliche Freiheit an, wenn wir erkennen: Wo komme ich her, was will ich, wo gehe ich hin, wo will ich wirklich hingehen, sodass wir wirklich bewusste Lenker unseres Schicksals werden? Das ist … es hat begonnen, eigentlich schon in der Griechisch -Lateinischen Zeit hat man das Schicksal als Verhängnis empfunden noch, als das die Götter verhangen haben über uns und dem wir sozusagen blind ausgesetzt sind. Wir taumeln irgendwo durch und hier und da treffen wir halt wie das blinde Huhn das richtige Körnchen und machen das eine Richtige. Oft gehen wir ganz daneben vorbei, stolpern vorbei, dann kommt das Schicksal, gibt uns eine Ohrfeige links, dann taumeln wir nach rechts, dort kriegen wir eine von rechts wieder, dass wir halt wieder unseren Weg gehen.

Wir könnten viel mehr noch erreichen, wenn wir den Weg halt bewusster gehen. Das heißt nicht, dass es nicht auch genug Pannen geben wird. Weil auch das Ich aus meinem wirklichen Ich heraus etwas will und mich anstrenge, es zu tun heißt auch nicht immer, dass es gleich auf Anhieb glückt. Auch das heißt es nicht. Aber man wird dann bewusster werden: Aha! An dem Scheitern, wo ich jetzt sozusagen angestoßen bin an die Wand, dann mein Versagen angestoßen bin, hab ich mich gleich noch einmal noch mehr kennengelernt. Ich weiß: Aha! Da ist etwas, was ich lernen soll. Aber noch reichen meine Kräfte nicht aus. Ich muss vielleicht noch zwei Umwege machen. Aber jetzt mache ich sie bewusst. Ich muss was mitnehmen im Leben noch und nicht gleich: Ja, wir wollen gleich in die geistige Welt springen und darüberstehen. Und so einfach geht es halt nicht. Das geht Schritt für Schritt und diese kleinen Schritte können wir aber immer machen.

Die kleinen Schritte, auch wenn wir scheitern, machen wir halt den nächsten Schritt. Das geht! Im Faust gibt es das schöne Wort im zweiten Teil - da sagt die Seherin Manto das zum Faust, der ja der immer Strebende irgendwo ist und bitte - bei dem Streben immer Fehler macht! Er strebt weiter, aber er begehrt das Unmögliche, und da sagt sie eben: Den lieb ich, der das Unmögliche begehrt. Das Ich ist genau das, was das schafft. Es geht immer über seine Grenze hinaus, es wächst mit jeder Tat, die es wirklich setzt. Damit wächst es im Tun durch das Tun, was es vorher noch nicht kannte, konnte, kannte und konnte - das kann es dann.

Das ist ein winziger Schritt vielleicht, aber der genügt. Ein winziger Schritt, wo wir, wo wir weiterkommen. Und viele Schritte machen im Grunde dann auf Sicht gesehen eine große Entwicklung aus. Und wie gesagt, bis jetzt hatten wir sehr viel Hilfe, dass wir eigentlich die Schicksalsschläge bekommen haben, die uns halt auf unseren Weg gewiesen haben, eigentlich auf nichts anderes als den Weg, den wir eigentlich eh wollen. Aber da wir ihn nicht kennen… und das kleine Ich, das Ego, das zieht halt gerne in eine ganz andere Richtung, weil das hat ganz andere Interessen. Das will, dass es mir gut geht, dass es hier erfolgreich ist, dass es hier seine Freude im Leben hat. Soll man ja durchaus haben, Freude. Aber oft ist die erkauft und dass man sich halt um die unangenehmen Aufgaben, die es auch gibt, um weiterzukommen, herumdrückt und einen möglichst großen Bogen herum macht und sagt: „Na, scheitern will nicht unbedingt, ich will ja Erfolg haben!“ Das Ich - pff - schert sich nix um das Scheitern.  Da ist eine Hürde. Na gut, rennen wir hin, vielleicht spring ich darüber oder vielleicht stolpere ich drüber. Wurscht, ich steh wieder auf und auf zur nächsten Hürde. Das macht das Ich.

Und der Capesius steht jetzt halt irgendwo vor der Schwelle. Aber da muss er eben sein kleines Ich einmal ein bisschen loslassen. Und er hat… er sieht jetzt die Gefahr, sich zu verlieren… und ich weiß jetzt gar nicht mehr. Das Große, das ich da ahne, was da steht jetzt in dem Buch des Capesius:

In deinem Denken leben Welt-Gedanken...

...und Welt-Gedanken bis in die größte Dimension hinein.

Rudolf Steiner spricht in der "Philosophie der Freiheit" davon, dass der Mensch erst dann frei sein kann, wenn er sich dessen voll bewusst ist, was er will und nicht nur glaubt, es zu wissen 0:24:47

In Wahrheit haben wir in unseren irdischen Gedanken ja eine kleine, schwache Abspiegelung davon, weil sonst wären die sowieso ganz sinnlos. Aber es ist… aber es ist halt nur ein Spiegelbild. Es ist ein blasses Abbild. Und wenn wir dieses Abbild zur Wirklichkeit entfachen wollen oder zur Wirklichkeit kommen wollen, die sich darin abspiegelt, dann müssen wir halt den Weg gehen zu den Welt-Gedanken und uns inspirieren lassen. Und man merkt das, wenn wirkliche Weltgedanken hereinkommen, dann ist die Art des Denkens ein ganz anderes und trotzdem kann ich es hereinholen und in logische Begriffe fassen. Halbwegs wenigstens. Dadurch kann ich auch darüber sprechen.

Das ist das, was Rudolf Steiner die ganze Zeit getan hat. Das ist das, was er schon - ja mehr oder minder versteckt vielleicht anspricht in seiner Philosophie der Freiheit. Dort geht es im Grunde im Kern um nichts anderes. Weil wenn er dort davon spricht, der Mensch kann erst dann dort frei sein, wenn die volle Erkenntnis dabei ist dessen, was er will, dass er wirklich ganz bewusst weiß, was er will und nicht nur glaubt, es zu wissen, was er will. Aber in Wahrheit ist es das Ego, das in eine ganz andere Richtung lenkt - dort fängt die Freiheit erst an. Also Freiheit heißt nicht, ich will jetzt ein Schnitzel essen.

Das ist es noch nicht. Ich meine, Freiheit ist, wenn ich sage, ja, ich verspüre wie Hunger. Ich weiß um die Wichtigkeit des Essens. Ich weiß vielleicht auch einzuschätzen, vielleicht gibt es jetzt was anderes, was noch vordringlicher wäre, von dem ich mich nicht ablenken lassen sollte. Aber ich weiß, irgendwann muss ich essen. Dann bin ich mit vollem Bewusstsein dabei. Ich sehe die irdische Seite des Menschen, seine Bedürfnisse. Ich sehe auch die Bedürfnisse des Egos, die es gerechtfertigterweise hat, neben vielem, was auch ungerechtfertigt ist. Aber ich sehe immer auch etwas, beginne etwas zu ahnen von der anderen Seite.

Unser ganzes irdisches Denken besteht in Wahrheit aus Vorurteilen 0:27:05

Und hier steht also jetzt in dem Buch die Anweisung eigentlich, was du tun sollst. Also:

Erlebe dich durch Weltenkräfte, erschaffe dich aus Willenswesen. Und am Anfang noch: Verliere dich in Weltgedanken!

Also gib dein Denken, dein kleines Denken komplett auf. Stell es beiseite, sei im größten Sinne vorurteilslos, weil unser ganzes irdisches Denken beruht in Wahrheit auf Vorurteilen. Auf dem, was wir gelernt haben, was durch die Überlieferung da ist, was wir gelesen haben und was wir daraus kombiniert und geschlossen haben. Das sind alles in Wahrheit Vorurteile. Da mag vieles richtiges drinnen sein, aber wir müssen über diese Grenze hinausgehen. Und das geht nur, wenn wir sagen, jetzt lass ich das einmal los, ich vergesse alles, was ich gelernt hab, ich bin offen, was sagt mir die Welt? Was sagt mir ein anderer Mensch zum Beispiel, dem ich begegne? Nicht, ich ordne ihn ein, nach irgendwelchen Kriterien, die ich halt gelernt hab oder die mir geläufig sind. Sondern ich bin ganz offen und ich irritiere mich einmal nicht daran, was er sagt, was mir ganz eigentlich zuwiderläuft, weil ich denk: Na, der Meinung bin ich überhaupt nicht! Nein, ich horche ihn ganz vorteilslos an. Und horche durch seine Worte hindurch und spüre, was ist das für ein Mensch? Da steckt ein Mensch dahinter, der ein ganz anderes Schicksal hat vielleicht als ich, den was ganz anderes innerlich bewegt, der eine ganz andere geistige Aufgabe sich mitgenommen hat. Und der vielleicht aus dem heraus jetzt was äußert, was ganz anders ist als das, was mich bewegt. Und so sind wir äußerlich in einem Gegensatz scheinbar, aber ich lerne in Wahrheit daran: Da gibt es noch ganz andere Wege. Ich erweitere mich in die Welt hinaus, einmal in die Welt des anderen Menschen hinein und beginne meine Gedanken, die ich jetzt hereinhole aus ihm zu schöpfen im Grunde.

Und so aus vielen anderen Menschen, denen ich begegne oder aus dem, was in der Natur spricht. Nicht… ich weiß die ganzen chemischen Formeln und die biologische Klassifikation und alles, sondern was spricht die Pflanze, vor der ich stehe, was spricht das Tier, das vor mir steht? Ist besonders schwer für einen, der Zoologe oder Botaniker ist, weil der weiß zu viel darüber. Und um konkret das Tier wahrzunehmen, das vor mir ist, wirklich wahrzunehmen in seiner Besonderheit auch, auch wenn es ein Gattungswesen ist. Aber es hat was ganz Besonderes, das zu mir frei und offen sprechen zu lassen. Goethe konnte das. Ganz besonders mit den Pflanzen, aber auch mit dem Studium der Tiere und ihrem Zusammenhang mit den Menschen. Und da hat er eigentlich alles das, was damals schon wissenschaftlich bekannt war und ihm gut bekannt war, zur Seite gelegt. Nicht verteufelt, aber zur Seite gelegt. Weil er gesagt hat, an den Kern komme ich gar nicht heran.

Und diese Aufgabe ist jetzt dem Capesius gestellt. Und tatsächlich, er ist so weit, dass er jetzt gerade aus dieser Tiefenerschütterung im Grunde, sich zu verlieren, geht etwas Neues auf. Und er erlebt plötzlich das geistige Wesen. Seelenwesen. Das heißt, er hat eine erste geistige Wahrnehmung. Es treten auf der Bühne dann drei Gestalten auf: Philia, Astrid und Luna, die ja im Grunde darstellen sollen, wie unsere Empfindungsseele, unsere Verstandesseele und unsere Bewusstseinsseele, wie die mit dem ganzen großen Kosmos zusammenhängt. Denn in Wahrheit unsere Seele, unser Seelisches, von dem man auch sagen kann, es ist etwas Astrales in uns - das Seelische lebt in unserem Astralleib, ist ein Teil des Astralleibes, wie es auch Rudolf Steiner nennt und ganz bewusst zu nennt, weil es eigentlich mit dem ganzen Kosmos, mit der Sternenwelt sogar zusammenhängt. Na bumm! Wenn man das beginnt zu erleben, das ist schon was Großes! Zu denken, was ich in mir als Seelisches erlebe, hängt mit dem ganzen Kosmos zusammen!

Na klar fühle ich mich da so winzig als winziges kleines Stäubchen. Und doch könnte ich nicht eine einzige Seelenerregung haben, wenn dieser Zusammenhang nicht bestehen würde, wenn ich mit dem nicht verbunden bin. Da muss nichts durch den Raum eilen oder was. Wir sind unmittelbar damit verbunden. Und was sich in unserer Seele ausdrückt, hat sein großes Bild, sein großes Abbild in der ganzen Sternenwelt. Nur sehen wir da halt auch wieder nur den äußeren Sternenschein und nicht das, was alles noch dahinter ist. Weil da sind Lebenskräfte draußen, da sind Seelenkräfte draußen, da ist Geistiges draußen, das dahintersteckt. Und diese Kräfte sind die gleichen, die in uns wirken.

Und… also, er fühlt sich jetzt hinausgehoben und tatsächlich, diese Äußerungen, wenn man so will, also das, was er jetzt erlebt, was diese Wesen sprechen, wenn man so will - das heißt, zur Imagination kommt Inspiration dazu. Es ist kein äußeres Sprechen. Alles, was da im Text steht ist Übersetzung in unsere irdische Sprache. Aber was man spürt einfach und was einem ganz klar wird und dann auch in Gedanken klar aufleuchtet. Und er merkt ganz deutlich, nachdem zunächst einmal der Spuk – weil er glaubt, er ist verrückt geworden, jetzt fängt er schon an, Halluzinationen zu haben - und er sieht sie aber ganz real, er erlebt sie ganz real. Real ist vielleicht fast das falsche Wort, weil er sieht sie nicht sinnlich, sondern er erlebt sie seelisch. Aber so,  so real, dass er nicht daran zweifeln kann eigentlich, dass sie da sind. Und sie sagen- und dadurch wird ihm erst klar, die müssen real gewesen sein, weil sie sagen etwas, was er selbst nämlich als kleines Ich niemals hätte sagen können. Sie geben ihm also ganz Überraschendes zur Kenntnis. Und vor dem ist er jetzt also zutiefst erschüttert. Er sagt:

Zu viel, zu viel, wo ist Capesius? Ich flehe euch an, ihr unbekannten Mächte, wo ist Capesius, wo bin ich selbst?

So gewaltig ist dieses Erlebnis! Und tatsächlich kann so ein erster Einblick in die geistige Welt, in der wir aber alle in Wahrheit leben… wir wissen nur nichts davon meistens. Also vielleicht manchmal in den Träumen äußert sich was davon, aber das ist sehr, sehr verzerrt in Wahrheit. Und im Traum regen wir uns auch nicht so stark auf darüber. Aber wenn man es beginnt, bewusst zu erleben, ist es ein erschütterndes Erlebnis. Und doch eines, das aber ganz, ganz nahe ist. Und Rudolf Steiner hat ja deutlich gesagt, dass mit Beginn schon des 20. Jahrhunderts die Zeit beginnt, wo die geistige Wahrnehmung, die lange Zeit nämlich im Dunkeln war, also seit Beginn oder sogar kurz vor Beginn der ägyptischen Kultur schon ist für die meisten Menschen das natürliche Geistige Wahrnehmen, das davor da war, verschwunden.

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wird nach und nach bei allen Menschen die geistige Wahrnehmung wieder kommen wird. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Denn wenn es uns unvorbereitet einfach überfällt, bleibt nur die Erschütterung und wir wissen nichts damit anzufangen 0:35:02

Und das waren einzelne, die halt dann auch durch einen Schulungsweg oder so sich das wieder holen konnten oder noch einmal holen konnten. Aber für die meisten war es verdunkelt. Aber mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts bricht das Zeitalter auf, wo nach und nach bei allen Menschen diese geistige Wahrnehmung wieder kommen wird. Und wir müssen uns eigentlich vorbereiten darauf. Weil wenn es uns einfach überfällt, ohne dass wir vorbereitet sind, dann bleibt nur die Erschütterung und wir wissen nichts damit anzufangen.

Weil um es wirklich bewusst und in Freiheit ergreifen zu können, was wir da erleben, dazu brauchen wir aber auch unser waches Tagesbewusstsein. Das darf nicht verloren gehen dabei. Auch unser Verstandesbewusstsein, um es wirklich fassen zu können und den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Wir brauchen also beides. Wir brauchen beides. Das müssen wir zusammenführen, irgendwo. Und das kommt auf uns zu. Sonst wird die Zeit kommen, wo immer mehr Leute herumlaufen, die Erlebnisse haben, mit denen sie nichts anfangen. Sie werden dann zum Psychologen, zuerst zum Psychiater laufen, dann werden sie vielleicht irgendwelche Tabletten oder Spritzerln bekommen, dass diese Visionen verschwinden. Und sie werden sich aber nicht aufhalten lassen, weil das hereindrängt.

Die Bilder des Mysterien-Dramas haben einen weckenden Charakter und wirken, wenn man über Jahre mit dem Text lebt 0:36:32

Wir sind so weit in gewisser Weise. Und das war eben der Grund, warum Rudolf Steiner die Geisteswissenschaft in die Welt gestellt hat, offen es vor der Welt vertreten hat, vor jedem, der es hören wollte im Grunde. Und warum er eben auch die Mysterien-Dramen geschrieben hat, um das ins Bild zu setzen, sodass man auf der Bühne das Bild erleben kann zumindest vielleicht als Zuschauer. Was ich gut verstehen kann, wenn wer sagt: „ Ich verstehe es nicht wirklich. Aha, interessant!“ Die Bilder wirken. Sie haben einen weckenden Charakter, nur das kommt auch nicht so -ping! plötzlich, sondern man muss es vielleicht öfter sehen. Oder wir haben die Gnade, es spielen zu dürfen. Da hat man den stärksten Zugang dazu, weil man einfach dann über Jahre mit dem Text lebt. Und in dem Text liegt so viel drinnen, auch zwischen den Zeilen. Und Rudolf Steiner sagte einmal: Die ganze Anthroposophie liegt darin! Dabei ist von so vielen Dingen kein Wort die Rede! Ich meine, was Rudolf Steiner alles in so vielen Vorträgen erzählt hat, wird gar nicht einmal erwähnt. Und trotzdem, man kommt darauf. Man kommt darauf, dass das eigentlich zwischen den Zeilen drinnen steckt. Und dass es ganz klar da drinnen steckt.

Also es ist eine wunderbare Vorbereitung auf die Erlebnisse, die vielleicht schon in dieser Inkarnation oder sicher, mit ziemlicher Sicherheit in der nächsten Inkarnation, die wir haben, auf uns zukommt. Und die Vorbereitung wirkt auch für die nächste Inkarnation. Das ist das Schöne daran. Es ist also nichts verloren. Und es ist auch ganz klar, geistige Wahrnehmung, die man sich meistens, wenn man sich was vorstellt, darüber meistens falsch vorstellt, weil man sich viel zu sehr in sinnlichen Bildern denkt, weil man ja aber auch nur in sinnlichen Bildern letztlich darüber sprechen kann. Auch Rudolf Steiner konnte nur in sinnlichen Bildern darüber sprechen, weil sonst hätte er eine für uns unverständliche neue Sprache sprechen müssen. Also es ist immer eine Umsetzung ins Sinnliche. Die kann sehr sachgemäß sein und ist es bei ihm natürlich sehr sachgemäß, sodass auch die sinnlichen Bilder ihre Wirkung nicht verfehlen. Aber trotzdem die geistige Wahrnehmung ist da noch ganz was anderes. Und viel, viel monumentaler noch, wenn man so will, selbst bei den kleinsten Dingen. Weil man dann ja, die Dimension auch vor allem des eigenen Ich beginnt  zu ahnen. Zu ahnen. Man spürt auf jeden Fall die Größe, weil wir eben mit dem ganzen geistigen Kosmos verbunden sind, und nichts ist uns eigentlich unzugänglich. Alles ist uns zugänglich und wir können es ergreifen, wenn wir es wollen.

Der ganze Kosmos ist uns zugänglich, wenn wir es wollen. Wille ist nicht der Gedanke, was ich tun will in Zukunft, sondern es ist die Tat. Es ist der michaelische Impuls, den Mut zu haben, den Schritt zu wagen ins Unbekannte 00:39:45

Das heißt, es hängt mit unserer Tätigkeit zusammen, mit unserer eigenen geistigen Tätigkeit. Es gibt keine prinzipielle Grenze dafür. Sie liegt nur daran, dass wir dieses Wollen - das heißt nicht: Ich möchte gerne! Sondern ich will, das heißt, ich tue. In der Tat. Wille ist nicht der Gedanke, was ich tun will in Zukunft, sondern es ist die Tat. Es ist die Tat. Das ist auch… weil wir heute am Michaeli-Tag stehen, der michaelische Impuls, diesen Mut zu haben, diese Tat auszuführen, den Schritt zu wagen ins Unbekannte, sozusagen das Unmögliche zu begehren, auch wenn es so klein ist. Das macht aber gar nichts. Also sozusagen… daher ist ein unheimlicher, lebendiger Impuls in diesem geistigen Streben drinnen, unglaublich lebendiger Impuls, der in der Anthroposophie drinnen ist. Und ein Aufruf auch, aus all dem, was Steiner gegeben hat, selber etwas zu tun, selbst den nächsten Schritt zu tun.

Eben wichtig ist zu studieren, seine Werke, vielleicht auch nur ein einziges, und das aber wirklich. Ein Werk, eine Szene, ein Leben lang studieren und was herausholen. Kann absolut ausreichen. Also ich muss nicht alle über 350 Bände studiert haben, das ist nicht notwendig. Weil wenn ich ins geistige Erleben will, muss ich selbst das, was ich gelesen habe und die irdischen Gedanken, die ich mir dazu gebildet habe, loslassen und warten, was kommt da? Dann erfahre ich das, worüber Rudolf Steiner in irdischen Worten gesprochen hat. Dann fange ich an, den Hintergrund dessen, was er gesagt hat, zu erfahren, zu erleben. Und die Worte, die er gesprochen hat, sei es durch die Mysterien- Dramen oder durch die vielen Vorträge oder auch durch die Schriften, die er verfasst hat, sind die Vorbereitung dazu.

Aber erfahren muss man es letztlich selber, kann man es selber irgendwo. Und dazu muss ich aber das alles loslassen. Und da brauch ich nicht: Wart, was hat er gesagt dazu? Nichts! In dem Moment wo die Erfahrung beginnt, muss ich das loslassen. Aber was ich gelernt habe, daran hilft mir das zu erkennen, was da ist. Und ich beginne leichter zu hören, die Stimme der Inspiration. Da brauche ich mich aber nicht erinnern, was ich gelesen habe, sondern ich „höre“ -  sehr unter Anführungszeichen - zu, was spricht dieses Seelengemälde, das auch zu tönen beginnt, im übertragenen Sinn. Das heißt, das mir plötzlich seinen Sinn offenbart. Nichts anderes heißt es. Zuerst erleb ich etwas, was - ja, wie ein riesiges Gemälde aus Seelenstimmungen ist, ein verwirrendes, ein verwirrendes Gemälde vielleicht, von dem ich spüre, es betrifft mich. Aber dann fange ich an zu erkennen, was… da spricht etwas zu mir sozusagen, es sagt mir etwas. Ohne Worte. Ohne Worte sagt es mir etwas, weil ich plötzlich das, was ich da erlebe, dieses gewaltige, seelische Erleben - weil es ist ein seelisches Bild, das ich erlebe, durch meinen Geist erlebe ich dieses Bild. Also ein Seelenbild. Aber es ist plötzlich nicht mehr nur Chaos, unverständlich, nur aufwühlend, nur - ja, schockierend vielleicht sogar in seiner Fülle, allein durch seine Fülle.

Weil in Wahrheit… ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis: Jede Imagination, wie klein sie ist, umfasst im Grunde die ganze geistige Welt. Ich bin zwar auf einem Punkt fokussiert, aber im Geistigen, im seelisch Geistigen hängt alles miteinander zusammen und alles lebt drinnen. Und das spürt man dann auch, dass das alles hineingehört. Ich kann nicht jetzt da was ausschneiden und sagen, nur das ist es. Ich kann mich zwar konzentrieren auf eine bestimmte Stelle, aber ich spüre, wie die Fäden sozusagen überall hingehen. Und das ist so, so gewaltig, so groß, dass einem halt zunächst mal die Luft wegbleibt.

1. Seelenprüfung: Capesius muss lernen, in beiden Welten zu leben 0:44:23

Und so geht es dem Capesius in diesem ersten Bild. Und dann kommt genau in der Situation, er hat dieses Erlebnis gehabt, zum richtigen Zeitpunkt der Benedictus herein, begrüßt ihn. Der Capesius sagt: „Gott sei Dank, Ihr seid da. Also ich bin jetzt ganz erschüttert... und Ding. Und Ihr habt mich in der schlimmsten Stunde meines Lebens getroffen!“ Und er sagt: „In meiner Sprache muss sich das ändern, ich finde euch im Glücke.“

Wenn euer Schmerz in meiner Sprache

Den Namen ändern muss.

Ich finde euch im Glücke.

Ich finde euch im Glücke - weil jetzt ist ein Durchbruch erfolgt. Jetzt ist ein Durchbruch erfolgt. Vorher bis dahin hat er immer mit irdischen Gedanken nachgedacht, über das Geistige nachgedacht, über das, was der Benedictus gesagt hat und hat vieles nicht wirklich verstanden oder sich es ganz falsch vorgestellt vielleicht. Und plötzlich war das Erlebnis da, und das heißt, er ist den nächsten Schritt gegangen. Und daher sagt Benedictus ganz zurecht, ich finde euch im Glücke, was Schöneres kann da eigentlich gar nicht passieren.

Aber es ist ein Schritt, der so gewaltig im Grunde ist wie das Erlebnis, wenn man über die Schwelle des Todes geht. Weil ich gehe in dem Erleben in einen Bereich hinein, ja, wo ich im Großen dann im Leben nach dem Tod bin, den betrete ich ganz bewusst. Und damit ist aber auch dieses Erlebnis verbunden: Ich muss alles andere zurücklassen. Das kann ich nicht da hinauftragen. Das geht nicht. Ich muss das aber jetzt als Erlebender dann irgendwie auseinanderhalten können. Und weil ich soll es ja trotzdem mit dem irdischen Bewusstsein dann ergreifen können, erfassen können und im Grunde in beiden Welten leben können. Also das ist unheimlich schwierig.

Also da geht der Capesius durch und es wird sich zeigen. .. also innerhalb dieses Dramas, aber auch im nächsten Drama noch, dass er noch lange ja Zeit braucht, um zu bewältigen, was er da in Wahrheit erlebt hat. Also im dritten Drama wird er dann die größte Zeit wie abwesend durch die Welt gehen und er lebt dann mehr eigentlich in der Welt drüben und findet den Boden dann wieder nicht mehr. Jetzt ist er vom Boden losgerissen worden. Im zweiten Drama geht’s noch einigermaßen, dass er durchs Leben kommt. Aber im dritten Drama, den größten Teil der Zeit, man könnte sagen weggetreten irgendwo. Er kriegt eigentlich die äußere Welt gar nicht mehr so wirklich mit und lebt in anderen Welten, spricht dann auch aus dem wie ein Medium in gewisser Weise. Also er schafft es noch nicht ganz voll bewusst dort zu bleiben, in beiden Welten zu stehen.

2. Seelenprüfung: Maria muss sich vom geliebten Johannes Thomasius trennen, denn er nährt sich an ihr als Inspirationsquelle (zweites/drittes Bild) 0:47:26

Also eine Seelenprüfung, eine gewaltige Seelenprüfung. Und die nächste Seelenprüfung im zweiten Bild betrifft die Maria. Das ist, man könnte sagen, die fortgeschrittenste Geistesschülerin des Benedictus, die also schon die meisten Erfahrungen hat, auch eigene Erlebnisse schon hat, also viele, viele geistige Wahrnehmungen auch hat bereits und die aber eng verbunden ist mit dem Maler Johannes Thomasius. Er ist ein jüngerer Maler. Ich spiele ihn zwar jetzt in den Mysteriendramen - also ich bin halt nicht mehr so ganz der jüngere Maler. Aber die ist mir zugewachsen, die Rolle halt, was soll ich machen?

Und dieser Thomasius also liebt aber diese Maria. Sie liebt ihn auch, aber es ist eine, wie soll ich sagen, sehr viel geistigere Liebe als sie umgekehrt da ist. Der Johannes macht sich da sehr viel vor. Also seine Liebe hat also sehr viele irdische Facetten auch in Wahrheit. Und vor allem aber nährt er sich an ihr als Inspirationsquelle. Aber bevor die Zwei also auftreten, gibt es noch eine Zwischenszene: Maria trifft sich mit ihrem Lehrer Benedictus. Und sie ist beunruhigt, weil sie immer mehr in ihrem Inneren im geistigen Erleben die Stimme hört: Du musst dich von Johannes trennen, du musst dich von Johannes trennen! Und sie kann das irgendwie nicht fassen, vor allem, weil sie schon so weit geistige Einblicke hatte, dass sie weiß, dass sie in früheren Erdenleben mit ihm schon verbunden war. Also eine Inkarnation, wo sie als Geisteslehrer hingekommen ist, noch ein heidnisches Volk und dorthin das Christentum gebracht hat und eben der Johannes bekehrt wurde in seiner damaligen Inkarnation. Diese Inkarnation kennen sie beide in gewisser Weise, dass sie dort schon beisammen waren. Und sie sehen, also das geht nicht nur die Verbindung über ein Leben, sondern das geht über weitere.

Aber jetzt kommt es ihr ganz stark hoch, du musst dich von Johannes trennen! Und sie denkt, es kann nur eine Wirkung der Widersacher sein, die das von ihr fordern. Und sie bittet, also den Benediktus um aufklärende Worte, dass also dieser Irrtum sozusagen vertrieben wird. Aber der Benedictus bestätigt ja, ja, das ist schon richtig so. Und Nein, sie will es nicht glauben, noch nicht. Er verstärkt es. Sie sagt eben, ja in früheren Inkarnationen waren wir denn schon zusammen. Und er sagt dann - man würde heute sagen, ganz cool - darauf: Weißt du schon, ob du alle Inkarnationen überblicken kannst, die du und Johannes hinter euch habt?

Die Sache ist nämlich diese: Sie sind in gewisser Weise aneinander gekettet oder sagen wir besser noch, besonders der Johannes ist an sie gekettet. Er hat auch geistige Wahrnehmungen bereits, aber er hat sie dadurch, dass er eigentlich von der Maria inspiriert wird. Und ohne ihr hätte er sie nicht. Und er setzt sie um in seine Bilder. Also er gestaltet Bilder aus diesem geistigen Erlebnis heraus, aber dazu muss er ja gerade zuerst trinken, aus der Seele, aus der Herzenstiefe der Maria, aus der Seelentiefe der Maria, diese Offenbarung. Und dann kann er sie ins Werk umsetzen. Ja, ihr könnt schon gescheit reden mit anderen Leuten, in Worten könnt ihr über das Geistige schon irgendwas Gescheites sagen. Aber als Künstler muss er dieses Feuer in sich haben, dass einfach die Herzen der Betrachter dann ergreift. Und das kann er nicht alleine in sich finden:

Bin ich in meiner Seele nur allein, so finde ich nicht die Mittel ins Schaffen zu gehen hinein.

Und die Maria, die mittlerweile durch den Benedictus schon erkannt hat: Ja, damit sich vor allem der Johannes frei entwickeln kann und aus eigenem wirklich diese Kraft findet, nicht nur über den Umweg durch die Maria, sondern wirklich aus Eigenem empfindet, muss eine gewisse Trennung da sein. Jedenfalls in diesen geistigen Bereichen. Der Benedictus hat ganz deutlich gesagt, da spricht man nicht von äußerer Freundschaftstrennung, aber auf dem geistigen Gebiet, da müsst ihr mal auseinander. Da muss Johannes seinen Weg einmal selber finden, alleine finden, aus sich heraus. Weil das Ich ist die Schwelle in die geistige Welt, das Ich, das in jedem von uns ist. Und jeder muss sozusagen über seine eigene Schwelle gehen. Es ist zwar doch eigentlich die Schwelle für alle, aber es kann nicht ein anderer für dich über die Schwelle gehen, sondern du musst selber dort darüber gehen, du musst selber dort darüber gehen.

Und dann kommen auch gleich erschütternde Erlebnisse. Wird ein bisschen später im fünften Bild dann gerade dem Johannes passieren, weil die Maria sagt eben ganz deutlich also, dass sie sich trennen müssen jetzt. Er stürzt ihr dann nach, nachdem er vorher erklärt hat, dass er alles… es gibt kein Werk von mir, das dir nicht seinen Ursprung dankt… und schwärmt davon und und Ding. Aber sie wird eigentlich immer… verhärtet sich immer mehr im Gesicht. Wird eigentlich immer mehr zurückweisend und sagt: „Wir müssen uns trennen!“ Wir müssen uns trennen in diesen Dingen. Und sie geht dann ab.

Er will ihr nachstürzen, aber dann kommt ein erstes geistiges Erlebnis. Weil auch die Seelenschwestern, so nenne ich sie jetzt – Philia, Astrid und Luna - die zuerst dem Benedictus begegnet sind, die also die Seelenkräfte, die Empfindungsseele, die Verstandesseele, die Bewusstseinsseele mit dem Kosmos verbinden, die halten ihn auf, die halten ihn auf. Es kommt ein erstes geistiges Erlebnis, das ihn zurück hält auch. Das ist also das zweite… das dritte Bild, ja das dritte Bild ist eben das, wo wo Maria und Johannes zusammen sind und wo sie ihm eröffnet, dass sie sich trennen müssen.

Dr. Strader wird tief berührt von der Schauung der Seherin Theodora und durch ein Bild des Malers Johannes Thomasius (Viertes Bild) 0:54:35

Und es geht dann ins vierte Bild. Szenenwechsel.

Professor Carpesius, der ja auch schon jetzt einige Erschütterungen hinter sich hat, wird besucht von Dr. Strader, von seinem Freund Dr. Strader, den er lange Zeit nicht gesehen hat. Der sich irgendwie zurückgezogen hat, weil nämlich seine ganze Geisteshaltung irgendwo im ersten Drama schon sehr stark erschüttert wurde. Da gab es vor allem eine Szene, wo eine Seherin, eine eher medial begabte Seherin da war, die Theodora, die eine geistige Schauung hatte. Während der ganzen Versammlung eben wirklich in Trance verfallen ist und aus dem heraus gesprochen hat. Eine große Vision, die mit dem Christus zusammenhängt, die vom Inhalt her so war, dass sie besonders eben den Strader tief berührt hat. Wir werden… jetzt im vierten Bild erfährt man dann, dass er nämlich von seinen Eltern vorherbestimmt war, ins Kloster zu gehen und er eigentlich schon ganz auf dem Weg war, ins Kloster zu gehen. Und bevor er die Weihe abgelegt hat, ist er noch abgesprungen, weil er dann erkannt hat, das ist doch nicht sein Weg. Es ist was anderes, er will den Weg der Wissenschaften gehen. Also er hat in letzter Sekunde die Notbremse gezogen, sozusagen. Aber das, was damals diese Seherin gesagt hat, hat ihn tief berührt. So tief im Übrigen, dass… im dritten Drama wird man das dann sehen, dass die Zwei zusammenfinden und ein Ehepaar geworden sind. Also er hat eine ganz starke Bindung zu der, die natürlich auch auf höhere Inkarnationen zurückgeht. Aber das hat ihn stark erschüttert.

Und das zweite war der Maler Johannes Thomasius, der nämlich im ersten Drama ein Bild gemalt hatte von Capesius. Und der Strader schaut dieses Bild an. Sagt er: Aus dem Bild spricht etwas, was in Capesius lebt, was ich bis jetzt noch nicht an ihm sehen konnte. Und es spricht ganz deutlich und ich weiß, das Bild spricht die Wahrheit. Aber wo ist es? Die Farben können es nicht sein, die da drauf kleben an der Leinwand, wo ist es? Ist es hinter dem Bild? Ich möchte die Leinwand durchstechen. Er versteht nicht, wie der Johannes das zusammenbringt. Und er ist so verzweifelt, dass er dann wirklich hinausstürmt:

Ach, lasset mich allein!“

Und sogar dann, das hört man jetzt im zweiten Drama, in eine schwere Krankheit verfallen ist, die bis an den Rand des Todes ging, so intensiv war das. Er wird mit dem nicht fertig, dass da der Maler etwas erkennen kann, dass es eine Erkenntnis gibt, die offensichtlich wahr ist. Weil durch das Bild wird sie dem Stader auch offenbart, die er aber nie finden hätte können. Es muss also irgendeine Erkenntnisweise geben, die weit jenseits dessen ist, was er zu fassen vermag. Und das hat ihn so erschüttert, dass sein ganzer wissenschaftlicher Forschungsweg, sein Forscherdrang, dass der wie gelähmt ist. Weil er irgendwie das Gefühl hat, ich komm nicht weiter, das führt alles nicht in die Bereiche, kommt nicht annähernd dorthin. Ich meine, man muss zur Kenntnis nehmen, dass halt Erkenntnis viele Entwicklungsstufen hat. Und er hat gedacht, ja, was ich mit dem Denken erkennen kann und mit der äußeren Forschung, das ist die absolute Wahrheit und dort ist Endstation. Wenn ich das erkannt habe, ist alles klar. Kommt mir irgendwie bekannt vor, weil das heute sehr verbreitet ist, dieses Denken.

Viertes Bild: Dr. Strader entwickelt auf Grund logisch wissenschaftlicher Überlegungen den Gedanken der Reinkarnation: Der Mensch ist ein sich entwickelndes Wesen und es macht eigentlich nur Sinn, wenn das Leben nicht endet, sondern weitergeht 0:58:10

Und da gibt es aber noch eine ganze Menge darüber hinaus. Also es geht noch sehr viel weiter, der ganze Weg. Na ja, er kommt also jetzt… im vierten Bild kommt der Strader den Capesius besuchen. Ja - ich hatte viel zu tun. Ich hatte nicht die Zeit dazu zu kommen. Ja und überhaupt, also seinen Forscherweg hat er verlassen, er tut jetzt seine Wissenschaft in den Dienst der Praxis stellen. Also er steht jetzt vor einer Fabrik, die Schrauben walzt. Und dann legt er sogar die Schrauben, eine nach der anderen und die Muster auf den T0:58:10isch, um das deutlich zu machen. Und mehr interessiert ihn eigentlich nicht mehr. Also okay, er wendet es an für das praktische Leben, aber der Forscherweg? Der Capesius sagt, habt ihr den Forscherweg verlassen? Nun, antwortet der Strader, man könnte auch sagen, dass ich von ihm verlassen worden bin. Also weil jetzt wirklich aber auch die sozusagen, die normalen Inspirationen, die ja auch nämlich in Wahrheit für die irdische Wissenschaft notwendig sind, weil die großen Ideen, die kommen, da kommt eigentlich immer was Höheres herein. Da kommt jetzt nichts mehr bei ihm. Also das heißt – pfff - er lebt jetzt mehr oder minder stumpf der Praxis irgendwo. Von allem anderen will er nichts wissen. Da setzt er sich mit viel Energie und Kraft ein, aber eigentlich in Wahrheit, um sich zu betäuben.

Und es dämmert ihm immer mehr herauf, ja da lebt aber schon etwas in ihm. Aber er schafft es in diesem Leben nicht, das, was da heraus will, wirklich in die Welt zu setzen. Und er kommt sogar so weit hinein: Ja, Entwicklungsweg des Menschen, das heißt doch, dann kann das nicht mit einem Leben aus sein? In einem Leben! Was bringt man in einem Leben weiter? Was bringe ich in meinem jetzigen Leben weiter, so wenig! Aber ich hab mir trotzdem schon etwas aus der Vergangenheit mitgebracht. Er kommt aus ganz logisch wissenschaftlichen Überlegungen dazu, also den Gedanken der Reinkarnation zu fassen. Also der Mensch ist ein sich entwickelndes Wesen, und das macht eigentlich nur einen Sinn, wenn das nicht am Ende des Lebens aus ist, sondern weitergeht, eine nächste Stufe. Und dass es vielleicht viele Stufen braucht. Ohne dass er jetzt hellsichtig oder, wie man es nennen will, etwas erlebt dabei, sondern allein aus der Logik, aus der Entwicklungslogik kommt er auf das heraus.

Und  Rudolf Steiner hat das ja öfter auch ausgeführt, dass eigentlich auch die äußere Wissenschaft , gerade, dass sie auf den Entwicklungsgedanken gekommen ist, dass da eigentlich das Tor liegt auch dann für die geistige Erkenntnis. Dass das eigentlich das mit sich bringt, wenn wir diesen Gedanken wirklich ernst nehmen, dass das letztlich auch bis in den Reinkarnationsgedanken führt, dass eine Entwicklung drinnen ist. Ist ein Riesenthema. Das will ich jetzt nicht allzu sehr verbreitern, sonst sitzen wir morgen noch da. Das wird dann wahrscheinlich zu viel sein.

Ja, und das erzählt er jetzt dem Capesius, dass er aus seinen Erwägungen dazu gekommen ist, also dass er seinen Entwicklungsweg ja vielleicht weiter fortsetzen kann, wenn dieser Erdenweg sich wiederholen sollte.

Der Carpesius fällt halb vom Stockerl oder vom Sessel – weil bei uns sitzt er auf einem Sessel - ist erschüttert davon, dass der Strader, der selber geistig nichts sieht, eigentlich aber aus seinem scharfen Denken heraus zu einer Erkenntnis gekommen ist,  die für Capesius selbst noch nicht gesichert ist. Er hat zwar schon erlebt, ja, da ist was Geistiges, was mehr ist als das bloß Irdische. Aber ob das jetzt ein früheres Leben zurückgeht, ob das so weitergehen wird, so weit reicht sein Blick noch nicht. Und er gratuliert ihm. Also ja, da müsste er ja eigentlich jubeln, der Strader. Und der Strader sagt: Na, für mich ist es das Gegenteil jetzt. Jetzt bin ich erst ganz am Ende und am Boden zerstört. Weil erstens heißt es also die ganzen Fehler, die ich jetzt mache und die Schicksalsschläge, die mich treffen, mit denen habe ich selber was zu tun. Also das ist schon hart zu schlucken irgendwo. Weil das Schicksal halt nicht immer nur Positives oder scheinbar nicht Positives bringt, weil in Wahrheit sind oft gerade die schweren Prüfungen die wichtigsten. Und nachher sagt man irgendwann, wenn man durchgekommen ist, wenn ich das nicht durchgemacht hätte, wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Aber im Moment, wo man drinnen steht, sagt man au weh, au weh und jammert, klar.

Und er hat vor allem ein riesiges Problem: Er sieht sich immer isoliert in der Welt. Er ist ein totaler Einzelgänger, der Strader. Er kann eigentlich mit niemandem etwas so wirklich teilen. Ja. mit dem Capesius bis zu einem gewissen Grad, aber er ist einsam. Er ist einsam in Wahrheit und findet aber trotzdem sein Ich nicht wirklich: Wer bin ich? Also er ist allein, aber es sind so viele Fragen offen. Und das erschüttert ihn halt. Während eben der Capesius fühlt… hat jetzt schon begonnen zu fühlen, wie er eigentlich mit der großen Welt verbunden ist irgendwie, auch wenn er sich noch nicht zurechtfindet und eher das Problem hat, da davon zu segeln, irgendwo und sich zu verlieren - so hat der Strader ein bisschen das Problem, er pickt auf seinen Fleck und kommt nicht weg von dort. Und so endet dann mehr oder minder das Gespräch. Aber Capesius sagt dann doch, also ja, aber so wird das nicht weitergehen. Ich kenn dich Strader, ich weiß, dass du immer weiter strebst und du wirst deinen Weg auch finden.

Damit endet dieses vierte Bild.

Fünftes Bild: Bei Felix und Felicia Balde im Waldhaus 1:04:51

Der Capesius macht sich dann im fünften Bild auf den Weg zu Felix und Felicia Balde. Die sind was ganz Besonderes. Der Felix Balde hat starke geistige Kräfte, aber naturhafte geistige Kräfte, sprich alte geistige Kräfte, ein altes Hellsehen, das er hat. Und aus dem heraus er erzählen kann, in Bildern erzählen kann, die die meisten Menschen dann nicht verstehen. Also er schafft es eigentlich sehr wenig, sie in für unsere Zeit und für unsere Sprache verständliche Worte zu kleiden. Obwohl es sagt, ich kann gar nicht anders, als in Worten es erleben, aber nur leider in dem Zusammenhang, wie er sie erzählt, verstehen die Leute nichts davon. Sie finden höchstens dann da und dort, das sind schöne Bilder.

Und tatsächlich im ersten Drama war es so, dass Felix und Felicia bald eigentlich ganz isoliert waren, in einem Waldhäuschen in der Natur gelebt haben. Und dort hat sich kaum ein Mensch hin verirrt. Jetzt stellt sich heraus, ja das Häuschen von Felix und Felicia Balde ist eigentlich gut besucht. Der Felix Balde ist ein gesuchter Mann, viele offensichtlich haben jetzt Interesse gefunden an dem, was er erzählt, auch wenn sie es nicht wirklich verstehen. Aber es klingt jedenfalls sehr interessant und sehr schön, sehr anregend irgendwo und es könnte ja irgendwo doch was Interessantes drinnen stecken. Also es ist jetzt viel besucht. Und ja, er erzählt auch frei jetzt den Leuten, während er vorher fast ein Einsiedler war. Ja, der Geist hat ihm das befohlen und er tut es gerne jetzt. So wie er es vorher halt im kleinsten Kreise fast im Geheimen gehalten hat, so erzählt er es jetzt jedem, der es hören will, ganz offen. Und die Felicia Balde ist die, die ja auch geistige Wahrnehmungen hat, die sie in Märchen kleidet, in Märchen-Bilder kleidet.

Und Capesius - Professor Capesius ist eigentlich Hochschulprofessor, Historiker eben, fühlt sich aber manchmal vom Leben so stark ausgelaugt und ermattet, weil er ja eben eigentlich trotzdem in der trockenen Wissenschaft da drinnen steht. Auch wenn er sie eh versucht, so lebendig wie möglich zu gestalten. Aber im Wissenschaftsbereich sind halt trotzdem sehr enge Grenzen gesetzt. Heute noch mehr als zu der Zeit, als Steiner das geschrieben hat. Weil Professor Capesius ist ein bisschen gestaltet nach dem Vorbild von Karl Julius Schröer, Hochschulprofessor auch und Lehrer von Rudolf Steiner an der Technischen Hochschule von Wien. Und der hat auch, also eine sehr, wie soll ich sagen, beseelte Art gehabt, seine Wissenschaft zu betreiben. Und alles, was so nur strenge Logik und nur ganz äußerlich das heranzugehen, das hat ihm halt gar nicht gelegen. Und wenn dann auf das gestoßen ist, hat ihn das unheimlich ausgelaugt und ermüdet und abgestoßen auch. Und so geht es eben dem Capesius halt auch.

Felicia Balde erzählt das Märchen vom Quellenwunder 1:08:22

Und wenn er halt jetzt ermattet und erschöpft ist, dann geht er gern zum Häuschen von Felix und Felicia Balde und hört sich die Märchen an. Gar nicht so sehr vom Felix. Er hat ihm zwar schon oft zugehört, aber er gesteht ihm jetzt auch ganz offen, verstanden hab ich eigentlich nichts. Das ist alles irgendwie für mich nicht greifbar gewesen. Aber die Märchen, die muss er nicht in dem Sinn verstehen, aber er fühlt ihre Wahrheit. Und er fühlt vor allem ihre belebende Kraft in sich.

Und da erzählt jetzt Felicia Balde auf seine Bitte, das wunderschöne Märchen von Quellenwunder (Das Märchen vom Quellwunder). Und da geht es also in ganz kurzen Zügen - man kann das nicht in wenigen Worten schildern - aber geht es darum, dass ein Knabe, der offensichtlich geistige Erlebnisse hatte, der immer in den Wald gegangen ist. Seine Eltern, mit denen hat er auch in der Natur eigentlich gelebt, also auch fern der Großstadt, jedenfalls irgendwo, und der ist immer zu einer, als kleiner Bub, zu einer Quelle gegangen und dort sind ihm drei Wasserfrauen erschienen. Und  hat natürlich auch wieder etwas zu tun mit den drei Seelenkräften, die wir in uns haben mit den drei Seelenqualitäten. Es sind aber jetzt nicht Philia, Astrid und und Luna, die da direkt sind. Sie haben ein bisschen eine andere Nuance, ist noch was mehr irdisch Naturhaftes auch dabei. Das ist auch ein ganz wichtiger Aspekt. Aber die zum Beispiel die Kräfte des Mondenlichts-Silbers, des Silber-Mondenlichts auffangen, daraus einen Becher gestalten, in dem das Auffangen dieses Lichtes aus den Wasserstäubchen… an der Quelle wird der Becher geformt. Und sie fangen dieses Monden-Silberlicht auf und sie geben ihm auch Stärke und Kraft mit ihrem Wunderhammer, der also das Kraftelement, die Lebenskraft stärkt in ihm. Das erlebt er in Bildern.

Und dann, eines Tages waren die Wasserfrauen verschwunden. Er ist halt größer geworden, er hat das nicht mehr erlebt und er ist dann auch in eine Stadt gezogen und als dreimal 360 Wochen vorbei waren -  jetzt muss man scharf nachrechnen, was das ist. Ich habe es getan. Also 360 Wochen, oder genau sind es 264 Wochen, sind genau 7 Jahre. Also es sind halt… die 360 Wochen sind knapp 7 Jahre. Also dass dreimal 7 Jahre vorbei waren, 21 Jahre. Nachdem er in der Stadt war, halt seinem äußeren Beruf nachgegangen ist, eigentlich jetzt gar nicht mehr viel an die Wasserfrauen gedacht hat seiner Kindheit, auf einmal taucht dieses Bild wieder vor ihm auf. Und man muss dazu sagen, er hat als Kind noch erlebt, also wie ein wilder Drache dort aber auch war, der ihn bedrohen wollte. Und es war nicht klar, wie die Geschichte mit dem Drachen ausgeht. Jetzt erlebte es als Erwachsener dieses Bild wieder. Er hört jetzt auch die Wasserfrauen sprechen. Er versteht sie, was sie ihm sagen und erkennt, dass sie ihm die Kräfte geben. Der Drache kommt wieder, der ihm aber nichts anhaben kann, er kann ihn umkreisen, aber er kann nicht an ihn heran, dieser Drache.

Auch ein ganz wichtiger Aspekt in dem Erleben drinnen, weil dieser Drache hat etwas zu tun, na ja, mit etwas, was wir auch alle in uns haben. Der Drache ist in Wahrheit nicht so ein äußerer Drache, sondern es sind die Eigenschaften in uns, die in uns leben, in unsere Seele, in unseren Wesenstiefen leben, ja, die von den Widersachern beeinflusst sind, die unser Ego halt verhärten irgendwo. Ich muss das haben und die anderen sind mir egal oder ich bin der Beste, der Schönste, der Größte und alle diese Dinge, die wir kennen. Das lebt halt auch in uns. Und was wir uns auch jetzt wieder im irdischen Alltagsbewusstsein davon denken - wir sind uns ja schon manchmal bewusst, dass das nicht alles so toll ist, was in uns lebt - aber wie stark diese Kräfte in Wahrheit sind, kriegen wir nicht mit. Und sie sind so stark, dass das Bild des Drachens mehr als gerechtfertigt ist. Weil es ist eine immense Kraft drinnen. Es ist eine immense Kraft drinnen, gerade in uns heutigen Menschen.

Auch, weil wir vieles aus früheren Inkarnationen angesammelt haben. Wir werden es nämlich nicht so einfach los. Man könnt ja sagen, ja, jetzt haben wir eine Inkarnation hinter uns, Gott sei Dank, die Fehler sind wir los! Na oft ist es gerade das Gegenteil, wir haben erst recht welche angesammelt. Also wir haben lange Zeit mehr daran gebaut, diese dunklen Kräfte aufzusammeln, in uns als Marschgepäck mitzunehmen, als große Last, gegenüber der wir uns bewähren müssen. Die zu überwinden, wir brauchen in gewisser Weise sogar, um unsere wirkliche Stärke zu entfalten. Also ohne dass wir solche, ich sag mal Päckchen, Schicksalspäckchen, Pakete mitschleppen würden, würden wir zwar irgendwie ganz leichtfüßig oder leichtflügelig, besser gesagt, in die geistige Welt kommen. Aber dann wären wir ganz im Reich des Luzifer, einer dieser beiden Widersacher. Der Luzifer ist wunderschön, es ist Licht, es ist hell, aber es ist verführerisches Licht. Es ist Licht, das uns ja zu einem Ego macht, brauchen wir auf Erden, aber er überdehnt es manchmal. Es sind wunderbare Kräfte drin. Der Johannes wird später von ihm sagen:

Was er im vollen Menschenwesen schafft, ist Lebensreichtum, der die Seele bildet.

Und das ist auch so. Wir hätten den Lebensreichtum unserer Seele nicht, wenn wir nicht über viele Inkarnationen der Luzifer in uns gewirkt hätte. Nur der Haken ist, wir folgen halt an seinen Intentionen auch und sollten eigentlich lernen, diesen Seelenreichtum selber in die Hand zu bekommen und selber weiter zu gestalten. Sozusagen wirklich unser eigenes Seelisches zu machen, nicht das, was uns der Luzifer ja aufoktroyiert hat in gewisser Weise. Der Johannes sieht ganz deutlich, dass da darin der Welten-Wille wirkt. Ja, ja, ja, aber der Luziferische. Luzifer sagt es eh selber:

In diesem Weltenwillen wirke ich.

Und der Johannes - wird sich dann zeigen, ziemlich gegen Ende des Dramas - er will sich dem ganz ergeben, weil halt das eigene geistige Streben, das bewusste, das ist halt so anstrengend und so erschütternd, dass er es lieber lassen will und lieber sich unbewusst vom Luzifer leiten will… leiten lassen will in die Zukunft hinein.

Johannes Thomasius begegnet seinem Doppelgänger 1:16:18

Braucht halt auch noch ein paar Lektionen dazu. Aber der Johannes ist eh gleich der nächste jetzt. Wir stehen ja im fünften Bild des zweiten Dramas. Er begegnet seinem Doppelgänger. Nicht umsonst kommt es genau nach der Schilderung des Märchens. Der Capesius erlebt das Märchen, der erlebt dieses schöne Bild. Der Johannes erlebt sich selbst, aber mit all seinen Unarten, mit seinen dunklen Seiten. Und die Begegnung mit dem Doppelgänger ist erschütternd, wenn die so ganz konkret wird. Also er geht und… ausgelöst wird dieses Erlebnis - wodurch wird es ausgelöst? Dadurch, dass sich Maria von ihm getrennt hat und er das nicht fassen kann. Er geht jetzt auch durch die Natur, in der Nähe auch dieses Häuschen von den Baldes. Daher kann der Capesius dann auch… sieht ihn von der Ferne irgendwann, sieht dann, wie der offensichtlich in ein Selbstgespräch vertieft ist und herumgestikuliert und alles Mögliche, herumhüpft in der Gegend. Also irgendwie scheint er nicht ganz bei sich zu sein, aber in Wahrheit erlebt der Johannes seinen Doppelgänger. Also er lebt… ohne das Licht der Maria kann er nicht leben:

In diesem Lichte muss ich leben dürfen; und wird es mir genommen, so will ich nur den Tod für Ewigkeiten.

Ja, wenn man dem Doppelgänger gegenübertritt, dann ist es ein Erlebnis, wie wenn man über die Schwelle des Todes geht. So stark ist das. Die Erschütterung ist zutiefst. Und man fühlt sich in seinem irdischen Wesen wie gelähmt. Er sieht jetzt die Gestalt auftauchen, er sieht also, ja das Licht der Maria wird ihm genommen und die Welt verdüstert sich für ihn, die ganzen Berge, die Wälder, alles, was vor ihm ist, verdüstert sich vor ihm. Aus der Tiefe steigt ein wilder Traum auf und der ihn schaurig durchrüttelt und… verlasse mich! Ich will meinen eigenen Träumen nachhängen, wo ich noch das erleben darf, was mir verloren scheint. Und die Gestalt geht nicht weg: Also wenn du nicht weggehst, dann will ich dir entfliehen. Nein, aber er ist wie an den Boden gefesselt, er kann sich nicht rühren. So erlebt er es jedenfalls. Und der Doppelgänger, ja, der, der spricht ihn jetzt an und sagt:

Ja, ich liebe dich, Maria! Mit pochendem Herzen… nur kann ich vor dir stehen.

Und spielt ihm halt jetzt vor die ganze sinnliche Begierde, die auch drinnen ist, mit der er sich an die Maria hängt und diese ganze Saugkraft eigentlich, die an ihre Seele… mit der er an ihrer Seele hängt, an der er in ihrem ganzen Wesen hängt und sich nähern will eigentlich von ihr. Und… und der Johannes sagt:

Du Spukgestalt, aus Nebeldunst gewoben, du wagst es, hier zu lästern des Herzens reinstes Fühlen…

und der Doppelgänger macht ihm halt klar, dass das alles gar nicht so rein ist, wie er sich das vorstellt. Und dadurch ist er natürlich dann komplett niedergeschmettert. Aber es kommt auch… auf einmal ist dieser Doppelgänger ganz ernst und sagt:

Ich weiche nicht von dir bis du die Kraft gefunden, die mich zum Gleichnis macht des Wesens, das du werden sollst.

Nämlich aus deinem Ich heraus. Und bis du nicht dort bist, wirst du mich immer wieder erleben. Und das kommt dann in den folgenden Mysteriendramen auch deutlich, dass ihm immer wieder der Doppelgänger entgegnet, begegnet, entgegnet, begegnet, dass er sogar noch Unterstützung hat vom Geist von Johannes‘ Jugend dann später. Also alles Mögliche kriecht an Gestalten heraus, sozusagen aus ihm selber das er seelisch wahrnimmt, das ihn tief erschüttert. Aber es sind Erlebnisse, durch die er durchmuss.

Rudolf Steiner sagte, es werden immer mehr geistige Erlebnisse kommen, auch wenn man sie nicht sucht. Dazu werden auch viele Doppelgänger-Erlebnisse zählen. Darauf sollten wir vorbereitet sein, weil dieser nicht so einfach verschwindet 01:20:36

Wir stehen heute auch in der Zeit, wo wir langsam… wenn wir wirklich frei dem Geistigen gegenüberstehen wollen, dann müssen wir auch frei gegenüber stehen all dem, was wir mitschleppen an verdorbenem Seelischen. Das Geistige kann nicht verderben, aber das Seelische kann verderben. Und unser Geistiges, unser Ich kann sich nicht weiterentwickeln, wenn sich nicht das verwandelt zu einem schönen, lichten, aber eben keineswegs luziferischen Gestalt, sondern einer im richtigen Sinne hellen geistigen Gestalt. Und der Doppelgänger ist sozusagen das Gegenbild dazu, der Schatten dazu. Auch das wird kommen.

Also, wenn Rudolf Steiner mit Recht sagt, es werden immer mehr geistige Erlebnisse kommen, auch wenn man sie nicht sucht. Sie werden über die Menschen kommen und dazu werden auch viele Doppelgänger-Erlebnisse zählen. Und wenn man nicht vorbereitet drauf ist, dann ist da noch mehr die Gefahr, dass man sich denkt, jetzt bin ich völlig verrückt geworden. Weil die Gestalt verschwindet dann nicht so einfach. Dass ich sag: Okay, vergessen wir es und es war nichts. Es war etwas und es taucht immer wieder auf und es wird immer mahnender, diese Stimme: Du musst was tun, um mich zu dem zu machen, das du werden sollst! Wenn das gelungen ist, dann hat er sie wirklich aufgelöst. Dann haben wir die dunklen Kräfte nicht nur abgelegt irgendwo…

Wie schaut die Uhr aus? Das ist… entschuldigen Sie, ich mache kurze Pause, ich muss nämlich meinen Parkschein verlängern. Entschuldigen Sie, da kommt der Ahriman! Wir haben gerade vom Luzifer gesprochen jetzt kommt der Ahriman rein. Ganz kurz. sagst du mir es in 5 Minuten noch einmal. Wenn ich zu knapp, dann will er nicht. Will er nicht. Tschuldigung… aber das… wir leben halt in unserer Zeit. Also der Ahriman ist heute besonders kräftig da.

Aber wir sollen ja nicht glauben, dass der Luzifer nicht genauso kräftig da ist. Der ist genauso kräftig da und weckt in uns die Freude und Begeisterung für das ganze Ahrimanische und lasst es uns in den höchsten Schönheiten erleben. Die ganzen Flimmer-Reklamen und Bilder, die vorbeiflimmern, wo die Leute dann magisch davorhängen. Ahrimanische Technik, die es gibt… ich meine das gar nicht böse, ist halt so, ist unsere Zeit. Und was flimmert, ist alles luziferisch. Da steckt der Luzifer dahinter und wir hängen dann mit Glotzaugen daran. Also sie begleiten uns, sie werden uns immer mehr begleiten, es wird nicht weggehen.

Rudolf Steiner: Die ganze Erde wird ein großer selbst funktionierender elektrischer Apparat werden 1:23:43

Also wir brauchen nicht die Illusion haben, dass die Idylle einer unberührten Natur, wo wir in Frieden mit den Schafen oder sonst wo leben, das wird‘s im Großen und Ganzen nicht spielen. Ich meine, Rudolf Steiner hat einmal gesagt, die ganze Erde wird ein großer selbst funktionierender elektrischer Apparat werden. Er hat was ganz anderes auch gesagt, also nicht gleich fürchten darüber! Aber es ist ein Aspekt, der auch da sein wird. Es wird überhaupt der Weg halt von der Naturwelt, wie wir sie kennen aus der Vergangenheit zu einer Kulturwelt gehen. Natürlich zu einer lebenden Kultur, eben auch Agrikultur. Alle Kultur beginnt mit der Agrikultur. Aber das heißt, die Welt wird immer mehr bis in den Lebensbereich hinein, bis in den Naturbereich hinein… wird das Werk des Menschen werden.

Die Frage ist halt, wie wird das tun. Ob wir nur zerstörerisch wirken oder ob wir ein neues Leben entfachen können. Die Erde ist - wird noch lange dauern - aber sie ist eigentlich über einen Höhepunkt hinaus. Sie ist wie alles, was im Kosmos existiert, von der kleinsten Amöbe über uns Menschen bis zu Planeten wie die Erde, bis zu ganzen Sonnensystemen, bis zum ganzen Kosmos vielleicht, hat einen Anfang und hat ein Ende. Und es hat unsere Erde jedenfalls ihren Höhepunkt überschritten. Das heißt, weil man so oft heute im Übrigen hört, ja, wenn der Mensch nicht wäre, ging es der Erde besser, weil wir so viel ruinieren. Wenn der Mensch nicht wäre, hätte die Erde noch weniger Chancen. Sie braucht uns. Wir müssen nur erst lernen, ihr die Kräfte zuzuführen, die sie braucht, und nicht noch mehr zu zerstören. Das ist noch ein bisschen Überhang.

Ich meine, das ist eigentlich der Impuls, der zum Beispiel in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft drinnen ist. Da geht es nicht nur darum, dass wir ein gesundes Essen haben und dass es uns gut geht, sondern vor allem auch, dass es der Erde gut geht. Und da könnte man jetzt lange darüber reden. Das gibt es handfeste Beweise geradezu, wie das wirkt, wenn man den Boden wirklich so kultiviert, dass der ganz eine andere Qualität hat und ein neues Leben entfacht wird dort, während was wir heute mit den ganzen Kunstdünger-Zeug machen, gleich mit Spritzmitteln versetzt und Giften versetzt. Das ruiniert die Erde. Also wir haben eine riesige Aufgabe, die Natur zu einer wunderbaren Kulturwelt zu machen, bis ins Lebendige hinein. Bis jetzt können wir nur bauen im Anorganischen, im… mit Beton womöglich oder mit Glas oder mit sonst irgendwas, mit was Totem. Ja mit Holz, aber mit letztlich Getötetem schon.

Nein, wir werden bis ins Lebendige hinein schaffend werden, wenn wir die Erde pflegen wollen. Aber das ist halt dann anders als nur mit äußeren technischen Mitteln. Ich meine, die Biologen sprechen schon vom künstlichen Leben und es gibt erste Ansätze dazu. Man bastelt halt herum. Das ist nicht der neue Weg. Ich will das jetzt auch nicht alles verteufeln. Es gehört zu unserer Zeit dazu, vielleicht gerade dazu, um zu lernen, dass es das nicht ist.

ERDE MENSCH Wenn der Mensch nicht wäre, hätte die Erde noch weniger Chancen. Sie braucht uns [Vortrag Wolfgang Peter, Mysteriendrama2, 29.9.203 | 1:23:43]

Durch künstliche Intelligenz (KI) können wir lernen, was menschliches Denken nicht ist. KI hat kein Bewusstsein. Nur der Mensch kann auf Grund seines Bewusstseins lebendiges Denken entwickeln 1:27:19

So wie wir heute durch künstliche Intelligenz lernen können, was menschliches Denken nicht ist. Ich kann simulieren. Und da leben eigentlich, wenn man so einen Gedanken drinnen lebt, sind die, die wir eigentlich entwickelt haben. Jetzt kann man es kombinieren oder sonst was, aber sie kann nicht denken, sie hat kein Bewusstsein und wird es auch nie haben. Dazu muss es der Mensch sein.

Im Übrigen diese Sache mit Bewusstsein: Seit dem 19. Jahrhundert schon haben die Naturforscher gesagt, ja, wir können eigentlich, wenn überhaupt, nur den schlafenden Menschen erklären, der kein Bewusstsein hat. Der also nicht einmal ein Traumbewusstsein hat, sondern der im Tiefschlaf ist. Dann können wir halt Nervenreaktionen uns anschauen und das können wir einigermaßen verstehen. Wir verstehen heute eine ganze Menge davon. Die ganze künstliche Intelligenz ist eigentlich der Tätigkeit des Gehirns nachgeahmt in Vielem. Man spricht daher auch von künstlichen neuronalen Netzen. Die muss man gar nicht äußerlich basteln, das kann man programmieren sogar. Ist im Grunde eine Simulation von dem, was unser Hirnkastl macht. Was nur in Wahrheit sagt: Unser Denken ist mehr als das, was unser Hirnkastl macht. Wir brauchen es eigentlich hauptsächlich dazu, um uns zunächst unserer Gedanken bewusst zu werden. Bewusst zu werden dadurch, dass sie sterben. Weil die Gedanken, die wir im normalen Leben haben, sind tote Gedanken, die sind abgestorben. Und erst da werden wir wach. Wenn sie lebendig sind, sind wir überfordert. Das kriegen wir gar nicht mit.

Erst wenn sie sterben, in einem Begriff, in eine enge Definition gefasst sind, dann habe ich es verstanden. Weil das wirklich lebendige Denken lebt in Wahrheit in Imaginationen und die sind in dauernder Bewegung und haben nirgendwo ein Ende. Die schließen überall an, da ist nichts mit Abgrenzung, Herausnehmen und für sich Verstehen einfach. Sondern da muss ich zumindest spüren, wie das mit dem Ganzen verbunden ist, wie da lebendig was hereinströmt. Ich muss nicht überall die Details kennen, aber ich muss die Ströme sozusagen erleben können, die da zusammenfließen, dass die kleinste Kleinigkeit überhaupt funktionieren kann. Und…

Ja, danke. Ahriman ruft. Der Benedictus sagt mir, dass der Ahriman ruft. Er spielt den Benedictus da. Also ganz toll. Wirklich ein souveräner Benedictus, wie man ihn sich nicht anders wünschen kann. So, wir haben jetzt anderthalb Stunden. Ja perfekt! Wie spät… also gut, ich muss…. einen Schnellzug machen. Ja, um neun sind wir fertig (es geht um die Parkzeit). Wie immer, es sind so viele Details drinnen, aber….

Professor Capesisus schaut zurück in seine frühere Inkarnation - ins Mittelalter, in die Zeit der Tempel-Ritter auf Burg Lockenhaus 01:31:14

Gut also, es geht jetzt weiter. Der Johannes hat sein Erlebnis gehabt mit dem Doppelgänger. Der Capesius hat am Ende noch, eben durch dieses Erlebnis auch wieder, dass er zugeschaut hat dem Johannes was da war und durch das Märchen, das er gehört hat, hat er auch eine geistige Schau, die ihn jetzt in die Ferne führt. Nicht räumlich in die Ferne, sondern eigentlich zeitlich in die Ferne. Er sieht Menschen aus einer anderen Zeit, er sieht sich selber unter den Menschen, er beginnt zurückzuschauen in eine frühere Inkarnation. Im Mittelalter, so gegen Ende des Mittelalters, da gibt es eine Templer-Ritterburg  und da gibt es Menschen, Bauern, alles Mögliche, alle möglichen Gestalten, die dort sind.  Aber das Zentrum ist, also diese, diese Templer-Burg. Im Übrigen hat Rudolf Steiner bei der Uraufführung …war die Szenerie, so dass sich diese das Innere der Templer-Burg abspielt oder gestaltet war nach der Burg Lockenhaus, nach dem Rittersaal von der Burg Lockenhaus und das äußere Bild war nach der Burg Bernstein gestaltet vom Bühnenmaler. Ich weiß nicht, wer es jetzt genau war, aber…. also hat was mit unserer Gegend zu tun irgendwo.

Also gut, also es geht jetzt ins Mittelalter. Es treten Bauern auf, die alles Mögliche reden davon. Ja die Ritterburg, die wird bald belagert werden! Also es sind viele Feinde, es besteht der große Kampf zwischen der Kirche und diesen Tempelrittern. Und das spießt sie irgendwo total. Und auch diese Burg wird fallen. Und es wird nicht mehr lange dauern. Es geht dann hinein in den Rittersaal. Die Tempelritter sind versammelt, der Großmeister ist versammelt und stimmt also seine Leute darauf ein: Ja, auch diese Burg wird fallen und es wird wahrscheinlich so sein, dass auch wir in diesem Kampf fallen werden. Aber wir arbeiten für geistige Ziele und haben Samen ausgestreut für die Zukunft, die nicht verloren gehen werden. Wenn die Menschen nämlich in einer späteren Inkarnation hereinkommen, werden diese Samen aufgehen. Auch wenn unser Werk äußerlich zugrunde gehen mag, es wird seine Früchte zeigen. Und die Leiden, die wir jetzt ertragen, ja, die mögen uns Sühne sein für vielleicht Dinge, die wir in der Vergangenheit nicht so gut gemacht haben, oder wenn das nicht der Fall ist, dann wird uns für die Zukunft eine Kraft erwachsen. Und weil es sind halt auch bei uns Leute dabei, die gut für uns tätig sind aber die doch Flecken in ihrer Seele haben.

Na klar, auch geistig Strebende, auch wenn sie noch so sehr wollen, sind nicht immer perfekt deswegen. Das ist ein weiter Weg, das ist ein weiter Weg. Weil im Grunde, wenn man so weit ist, dass man alle Verfehlungen, alle Irrtümer, alle Fehler, die man begangen hat, bis man diese seelische Wirkung, die dadurch entstanden ist, die in der eigenen Seele entstanden ist, die im Weltseelischen aber auch ihren Widerhall findet und die wir nur selber auflösen können. Niemand anderer kann das für uns. Das kann niemand wegwischen, außer wir selber, wir müssen es bewältigen. Aber darum gehen wir halt durch verschiedene Inkarnationen durch. Also man kann auch nicht erwarten, auch wenn es hohe Tempel-Ritter sind, dass sie alle 1:1 perfekt und fertig sind. Dann bräuchten sie sich eigentlich nicht mehr inkarnieren auf Erden. Dann wird sie schon irgendwo da oben schweben, sozusagen. Nein, sie müssen durch.

Sechstes Bild: Der Bergmann Thomas, der in der vorherigen Inkarnation Johannes Thomasius war, begegnet seinem Vater. Der Langgesuchte erweist sich als Gegner, weil Thomas im irdischen Denken verhaftet ist 1:35:15

Und es gibt also einen, der ganz besondere Flecken hat. Das ist einer der Präzeptoren, also einer dieser untergeordneten Tempelritter. Er ist… unter anderem ist es seine Aufgabe, dass er der Vorgesetzte ist eines Bergmanns, des Bergmanns Thomas. Der Bergmann Thomas - er hat den Namen Thomas nicht ganz zufällig - es ist der Johannes Thomasius der Jetztzeit, in seiner früheren Inkarnation, wo er also Bergmann war, das Bergfach gelernt hat, viel durch die Welt gezogen ist schon in relativ jungen Jahren, also durch die Welt gezogen ist. Und das hatte einen bestimmten Grund. Der Vater hat die Familie verlassen. Darauf ist die Mutter nach kurzer Zeit gestorben aus Gram, Die Schwester ist… seine Schwester ist gekommen in die Pflege anderer Leute, die später den Heimatort verlassen haben. Der Thomas ist alleine zurückgeblieben. Hat das Bergfach studiert, von Verwandten entfernteren Verwandten unterstützt. Und er wollte vor allem in die Welt hinaus. Er wollte trotzdem den Vater wiederfinden. Der Vater wollte nämlich… ja, der Trieb nach Abenteuern lag in ihm.

Also darum wollte er sich nicht mehr an Frau und Kinder binden, sondern das Leben hat doch noch mehr Facetten. Ich muss hinaus in die Welt. Und auf diesem Weg ist er tatsächlich also in den Einflussbereich dieses Ritterordens, dieses Tempelritter-Ordens gekommen und ist eben dort Mitglied geworden. Und gerade durch die strenge Disziplin, dem dort auferlegt wurde, hat er vieles gelernt. Aber er hat auch einige Sünden halt hinterlassen. Weil natürlich, dass er die Familie zurückgelassen hat, hat dort  schweren seelischen Schaden hinterlassen. Und auch beim Johannes ist es so. Es ist unheimlich stark in ihm der Wunsch, den Vater wiederzufinden, den er liebt, obgleich er Gutes nicht von ihm erfahren hat, obgleich er gegangen ist, als er noch ein Kind war. Aber er sieht eine starke Bindung an ihn und deswegen ist er eigentlich als Bergmann in der Welt herumgereist. Vielleicht finde ich irgendwo, treffe ich irgendwo, muss mich mein Schicksal so führen, dass ich irgendwo dem Vater begegne.

Und es ist auch so. Es ist auch so. Denn - na ja, vielleicht noch was Zweites dazu. Dieser Johannes hat einen Lehrer gefunden und zwar einen geistigen Lehrer, der aber jetzt aus dem kirchlichen Bereich kommt. Und der hat ihm sozusagen die wahre Gottergebenheit gelehrt. Aber im durchaus positiven Sinne so, dass ihm wirklich etwas vom Geist des Christentums offenbart wurde. Er spricht in solcher Art, dass man den Worten eben den Wahrheitsgehalt anhört. Es ist… sein ganzes Denken ist davon überzeugt, dass das die Wahrheit ist und dass eben nicht die Wahrheit in dem liegt, was die Tempelritter denken. Die gehen ihm viel zu sehr aufs Äußere, auf die äußere Welt, so scheint es ihm. Und ihre Geisteskräfte taugen nicht, um da in die höhere Welt hinaufzugehen, was eigentlich gar nicht stimmt. Aber das kann halt der Johannes nicht erkennen und auch nicht der Mönch, der ihm das gelehrt hat.

Und der Mönch ist die frühere Inkarnation der Maria. Dabei in unserer Inszenierung ist er schon ein ganz alter Mönch, schon. Also kommt daher… Der Thomas sagt zwar: Er ist voll Milde und voll Güte in seinen Worten. Und diese Seite hat dieser Mönch auch, aber er hat halt auch die andere: Er ist Vertreter der Kirche. Man muss das Recht der Kirche versuchen durchzusetzen, weil gerade das Grundstück, das die Tempelritter - nämlich wo sie Bergbau betreiben und weiche Schätze herausholen - das hat früher der Kirche gehört, die haben das um einen Spottpreis hergegeben, weil es eigentlich ein ödes Land war, eine Wüstenei war. Aber jetzt wollen sie es wieder zurück haben natürlich. Und die Tempelritter sagen: Nein, nein, wir haben es rechtmäßig erworben und er muss halt jetzt das einklagen sozusagen. Und damit muss er auch sehr viel Härte zeigen drinnen.

Und er ist überhaupt jetzt in dem Rittersaal drinnen, lauter Teufelsbilder sieht er geradezu an der Wand. Also es kommt ihm jedenfalls so vor und ganz mystisch. Weil er muss warten, bis er zum Großmeister vorgelassen wird. Er wird gerade nicht jetzt Zeit haben, also bitte warten! Und es wird ihm ganz unwohl da drinnen, die ganzen Symbole, die Zeichen. Er versteht sie nicht, er kennt sie nicht, er fühlt sie bedrohlich. Und in seiner ärgsten Not erscheint ihm, in seiner Verzweiflung geradezu, was da an scheinbar negativen geistigen Kräften da ist, erscheint ihm geistig der große Lehrer. Der große Lehrer eben auch dieses Mönches, der aber der Benedictus war in seiner früheren Inkarnation, der jetzt schon vor längerer Zeit gestorben war und der jetzt scheinbar andere Töne anschlägt. Vorher, als er noch im Erdenleben weilte, hat er auch diesen Ritterorden komplett abgelehnt, also dass das im Grunde Ketzerei ist.

Aber er fordert jetzt ganz deutlich den Mönch, also die frühere Inkarnation der Maria auf, ja, du musst das weiter denken. Wie würde ich heute sprechen? Das hat sich auch bei mir weiterentwickelt. Im Geistigen habe ich gesehen, da waren noch Irrtümer drinnen. Und du musst das weiterspinnen sozusagen. Du musst eben die lebendigen Gedanken ergreifen, die von mir noch nicht zu Ende gedacht sind.

Lebendige Gedanken sind übrigens nie zu Ende und sie gehen weiter. Also das heißt, man kann nicht stehen bleiben bei fertigen Begriffen, so ist es und so wird es immer bleiben und das ist die ewige Wahrheit für alle Zukunft. Die ewige Wahrheit ist die ewig in Bewegung befindliche Wahrheit, die weitergeht. Was stehenbleibt, ist eigentlich das Tote, was herausfällt. Es fällt immer was Totes auch heraus, das stehen bleibt. Aber das Wirkliche ist das, was weiter strömt, was sich verändert, was in Bewegung bleibt. Für das haben wir heute noch in der Wissenschaft keinen wirklichen Begriff. Wir versuchen alles in tote Begriffe zu fassen. Und das muss eigentlich so sein, dass es immer weiter geht. In der Praxis geht trotzdem was weiter, sonst gäbe es auch die Wissenschaft nicht. Sie muss noch stärker werden. Das Leben kann stärker werden, viel stärker, muss stärker werden. Ich weiß es, weil ich aus dem Wissenschaftsbereich komme. Und die großen Ideen sind alle dort gekommen von Leuten, die sich genug von dem Leben erhalten haben. Die bringen die großen Ideen weiter, die anderen nehmen sie dann und entwickeln daraus alles Mögliche für die Anwendung, für vieles Praktische. Aber so wirklich was großes Neues ist es nicht.

Naja - also jedenfalls der Mönch wird unsicher und es kommen dann tatsächlich in dem geistigen Erlebnis die Widersacher, also Luzifer, Ahriman stehen zur Seite, die stimmen dem jetzt auch noch irgendwie zu, unterstützen irgendwie. Jetzt ist er ganz verwirrt, die Widersacher loben… jetzt kenn ich mich gar nicht mehr aus. Aber er ist jedenfalls erschüttert auch dieser Mönch. Auf das, was er festgebaut hat, scheint irgendwie ins Wanken zu kommen, da muss es irgendwie noch weitergehen. Er hat noch nicht die die wirkliche Wahrheit ist noch nicht zu Ende. Gerade dadurch, dass er glaubt, sie ist zu Ende, ist es eben nicht das Wahre noch, das wirklich Wahre, das weiterleben müsste?

Na ja! Nur eine Tragik ist entsteht in dem Ganzen. Der Johannes Thomasius, also der Thomas jetzt in seiner früheren Inkarnation, ja - er lernt seinen Vater kennen, weil der einer dieser Tempelritter ist, sein Vater. Und als er zu ihm gerufen wird, fängt er auf einmal an eben zu erzählen, dass er ja da aus der Gegend kommt und dass er letztlich sein Vater ist. Und der Johannes… also der der Thomas, hat ihn gesucht mit Intensität. Und sieht aber jetzt drinnen einen Gegner von ihm, da er ja Anhänger des Mönches ist und das so in ihm lebt… er sagt es dann später seiner Schwester, die er wiedergefunden hat, weil zuerst hat er glaubt, er ist verliebt in die. Er kommt erst später darauf, dass das seine Schwester ist und ihr erzählter es das dann.

Nicht steht der Sohn dem Vater hier entgegen; Gedanke wendet von Gedanken sich… (9. Bild)

Und die Gedanken leben in ihm, die er von dem Mönch bekommen hat und die sind mit dem, was der Vater denkt, der eben dem Ritterorden zugehört, nicht vereinbar. Da gibt es nichts, da gibt es keine Brücke dazwischen. Und das heißt, ich habe den Vater, den ich sehnsuchtsvoll gesucht habe, wiedergefunden und in demselben Moment verloren.

Ganz interessant. Ist ganz interessant! Und Auslöser dafür... und die Maria erkennt das dann später: Sie hat eigentlich Vater von Sohn getrennt. Nämlich, dass auch dann, nachdem der Vater gegangen ist, aber dass er ihn jetzt wiedergefunden hätte, dann hätten sie ja wieder zusammenfinden können. Aber das Denken, das der Thomas aufgenommen hat, das ist so klar für ihn, dass nur das die Wahrheit sein kann und dass das, was der Ritter-Orden macht, ein Irrtum ist. Das sagt ihm alles in seinem Denken drinnen, in seinem irdischen Denken.

Rudolf Steiner: Wahrheit ist ein freies Erzeugnis des Menschengeistes, das nirgendwo vorhanden wäre, wenn es nicht der Mensch hervorbrächte 1:46:58

Das irdische Denken hat eben nie diese weite Perspektive. Das hat immer eine Einseitigkeit. Und darum wird im Intellekt… ist fast immer Streit. Ja, vielleicht eine Partei, die einigen sich, wir gehen alle in die gleiche Richtung. Und die anderen sind dagegen. Und man kann mit der Logik alles beweisen, dass das das Richtige ist oder das das Richtige ist. Man braucht nur die die entsprechenden Fakten auswählen und für's andere Scheuklappen haben. Dann kann man alles beweisen.

Also aus dem resultiert… daher aus dieser mittelalterlichen Inkarnation resultiert der ganze karmische Konflikt eben zwischen Maria und Johannes. Johannes erkennt, dass er in der früheren Inkarnation dieser Bergmann war. Maria erinnert sich später daran, dass sie dort Luzifer und Ahriman auch begegnet ist, insbesondere Ahriman. Sie hat ein geistiges Erlebnis gerade des Ahriman und kann ihm Paroli bieten, weil der Ahriman sozusagen - das heißt, in ihr spricht dieser Ahriman – sagt: Ja, du glaubst, du erinnerst dich an eine frühere Inkarnation. Bitte denk nach, die ganzen Leute, die dort aufgetaucht sind, sind doch eh so ähnlich wie die, die du heute kennst. Das hast du dir alles zusammen spintisiert, das kann nichts sein. Und sie beweist ihm aber messerscharf, dass es anders ist. Sie sagt: Ja, stimmt schon, die Gestalten haben eine gewisse Ähnlichkeit, weil sie eine Aufgabe fortsetzen, die damals nicht zu Ende geführt wurde, weil damals eine große Umbruchszeit war und in solchen Übergangszeiten sind erstens die Inkarnationen viel dichter, also man wird sehr früh wieder inkarniert, weil eben eine Aufgabe, die eigentlich schon in der letzten Inkarnation gemacht werden sollte, jetzt vollendet werden muss. Und darum sind auch gewisse Ähnlichkeiten: Also Männer werden meistens wieder als Männer geboren, Frauen als Frauen. Bei der Maria gerade nicht, weil sie war ein Mann und wird als Frau geboren, also es ist keine feste Regel wieder einmal, sondern beweglich. Aber Ähnlichkeiten sind da. Und ich möchte Ihnen vorlesen, dieses Schwert. Oder willst es erzählen? Ich les es. Außer du willst?. Es ist die Maria bei uns. Und der Mönch. Da ist es.

Also der Kern ist der - gut zuhören!

Es gibt nur ein Gebiet im Geisterland, in dem das Schwert geschmiedet werden kann, vor dessen Anblick du (Ahriman) verschwinden musst. Es ist das Reich, in dem die Menschenseelen sich aus Verstandeskräften (also irdischer Verstand) Wissen bilden...

Also der Verstand ist nichts Schlechtes und dass wir was lernen, ist nichts Schlechtes. Und dann - aber das ist das Entscheidende:

...und dann zur Geistesweisheit umgestalten.

Dann zur Geistesweisheit umgestalten. Also wir würden ja in Wahrheit zu einer klaren, bewussten, geistigen Wahrnehmung, wie sie heute möglich ist, die nicht medial ist, die nicht visionär ist, wo uns was überfällt - und wer heute noch wartet, dass ihm Visionen kommen - wird zumindest den modernen geistigen Weg, wo er voll bewusst dabei ist, nicht finden. Der denkt, er wird weggefegt und jetzt kommt die geistige Welt über ihn, sie ergreift ihn sozusagen und malt ihm Bilder vor. Nein! Du musst die Imaginationen sogar selber malen und trotzdem entsprechen sie der geistigen Wirklichkeit. Trotzdem entsprechen sie der geistigen Wirklichkeit. Wir haben… es ist wie Rudolf Steiner sagt, und das gilt im höheren Sinn genauso, die Wahrheit ist ein freies Erzeugnis des Menschengeistes. Ich muss sie hervorbringen. Und trotzdem ist sie eine Perspektive auf die Wirklichkeit. Und diese Perspektive ist ganz individuell. Kein einzelner Mensch kann alle Perspektiven umfassen, jeder muss einmal seine individuelle finden und dann kann er ja vielleicht ein bisschen sich herumbewegen und wieder eine andere Perspektive finden und wieder eine. Wir können nicht das Ganze, die ganze kosmische Weisheit mit einem Blick umfassen. Das schaffen wir sicher noch lange nicht. Aber wir können sie von verschiedensten Perspektiven, einzelnen Perspektiven beleuchten, erfassen, ergreifen.

Das müssen wir tun und dazu sollen wir aber durchaus nicht verschmähen, was auch aus der Vergangenheit überliefert ist. Wir sollen das durchaus studieren, durchaus die Schriften Steiners natürlich studieren. Aber wenn wir es nur auswendig lernen oder gescheit reden können „da hat Steiner das gesagt, oder da hat er jenes gesagt, daraus folgt dieses oder jenes“, dann ist es noch kein geistiges Erlebnis. Und wenn man dann vielleicht anfängt „nein, du hast Unrecht, der Steiner hat das da so gesagt! Nein, da sagt einer, nein, in GA sowieso hat er‘s ganz anders gesagt“. Steiner hat es nämlich aus so vielen Perspektiven geschildert, dass sogar scheinbar komplette Widersprüche herauskommen. Weil wenn ich so hinschau, schaut es halt anders aus, als wenn ich es so hinschaue. Und das gilt in der geistigen Welt auch. Die Perspektive macht sehr viel aus und der Zusammenhang, aus dem ich herausschaue. Und dann kann es scheinbar ganz widersprüchlich sein. Die Logik kann mit den Widersprüchen nicht gut umgehen, aber die geistige Wahrnehmung sehr wohl. Und die höhere Wahrheit hat diese vielen Perspektiven, die durchaus miteinander ein Ganzes bilden können, irgendwann einmal und die sich nicht widersprechen, sondern die einander ergänzen, die einander tragen sogar, die notwendig sind. Also es gibt ja manchmal den Spruch: Zu jeder großen Wahrheit gibt es auch eine große Wahrheit, die das genaue Gegenteil aussagt. Man muss nur wissen, in welchem Zusammenhang. Wenn man es so abstrakt formuliert wird, einem das nicht klar, man muss es im Zusammenhang sehen.

Die Widersacher sind in dem Moment machtlos, wo wir aus unserem Ich heraus Nein sagen. Dem Luzifer können wir es mit viel Liebe sagen, dem Ahriman mit einem klaren, aber lebendigen Denken 1:55:09

Also da ist dieses… etwas drinnen, aber was die Maria ganz klar erfasst hat: Sie kann sich ganz klar daran erinnern an ihre Begegnung als Mönch mit den Widersachern und namentlich mit dem Ahriman und kann ihm sagen: Ich seh mehr als du. Ich seh was, was du nicht siehst. Du bist grad für solche Übergangszeiten, wo etwas Neues aufbricht, wo Menschen sind, die jetzt einen Teil davon des Weges schon gegangen sind, aber in einer nächsten Inkarnation, die relativ kurz danach stattfindet, weiter gehen, für diese Zeiten bist du völlig blind, weil da passiert wirklich Schöpferisches, da entstehen neue Gedanken. Da entsteht was Neues. Das ist ja genau das Problem, warum es sich zwischen den Tempelrittern und der Kirche spießt. Neben dem ganzen Äußeren, wo es halt ums Geld und Gold geht, wie immer auch natürlich.

Aber es ist auch geistig ein starker Gegensatz - und beide haben ein Recht eigentlich. Es ist nicht so, dass der eine falsch liegt und der andere richtig, sondern beide haben recht. Nur der einseitige logische Verstand kann mit dem Widerspruch nicht leben. Das geht nicht. Die geistige Wahrnehmung kann mit diesen verschiedenen Perspektiven gut leben. Und dann könnte man sagen: Ja super! Ihr seid auf das eine spezialisiert, sozusagen und wir auf das andere. Wir ergänzen einander. Aber das will niemand zugeben. Und das hält sich noch bis heute, sehr viel. Also darum ist es so schwer, ein Gemeinsames zu finden, ohne dass es jetzt verwässert wird im Sinne von einem Einheitsbrei, der für alle gleich ist, wo der Raum gegeben ist, dass jeder sein Individuelles entwickeln kann. Der Johannes ist der, der jetzt einmal verzichten will darauf. Der fühlt sich wohl jetzt, dass er vom Luzifer geführt wird. Also der hat die Prüfung mit dem Luzifer nicht bestanden.

Und es gibt dann die schöne Szene kurz vor Schluss, wo das Resümee gezogen wird, wo dann auch der Benedictus am Ende das Resümee zieht: Ein Treffen von Luzifer und Ariman, die beiden zusammen. Und der Luzifer sagt: „Ja, pff-, ich habe meine Aufgabe erfüllt. Der Johannes Thomasius, der Thomas, der gehört mir, der folgt mir brav, der hat sein blödes Geistesstreben, das uns gefährlich ja eigentlich würde… weil in dem Moment, wo ich aus bewusster geistiger Wahrnehmung erkenne das Wirken der Widersacher und ihre Tricks sozusagen, na dann haben sie nicht mehr viel getan. Weil sie können uns nicht zwingen. Zwingen können’s uns gar nicht.

Die Widersacher sind in dem Moment machtlos, wo wir aus unserem Ich heraus sagen: „Nein, ich will nicht! Ich seh, was du du von mir willst, aber ich will das nicht!" Und das können wir dem Luzifer sagen und das können wir dem Ahriman sagen. Dem Luzifer können wir es mit viel Liebe sagen. Dem Ahriman können wir es mit einem klaren, aber lebendigen Denken sagen, das seine mit einem schöpferischen Denken, das seine Fähigkeiten übersteigt. Weil er ist zwar der Logiker schlechthin und im abstrakten Denken, im tötenden Denken ist er der Meister. Aber wo es lebendig wird, wo etwas Kreatives herauskommt, etwas, was man nicht ableiten kann aus dem Vergangenen, aus dem schon Gedachten, da ist er völlig überfordert. Darum hat er sogar in Wahrheit Angst vor dem Menschen irgendwo. Das ist ihm unheimlich, dass da beim Menschen… sprudelt da immer wieder mal was heraus, wo er nicht mitkann. Und da möchte er gerne so ein Stoppel drauf, dass da nichts heraussprudelt.

Also der Johannes beschließt halt einmal, sich dem Weltenwillen hinzugeben. Aber der Benedictus sagt sehr richtig: Ja, dadurch kann er jetzt in unserer geistigen Gemeinschaft im Moment nicht wirklich dabei sein noch, aber das wird nicht lange dauern, bis in ihm auch die Kräfte erwachen. Und man wird das dann schon im nächsten Stück sehen, dass da was anfängt, dass etwas beginnt. Er entkommt zwar dann irgendwie dem Luzifer ein bisschen, aber er stolpert dann direkt zum Ahriman hinein. Und es ist tatsächlich, dass er dann im nächsten Drama sehr große geistige Erkenntnisse hat. Die Malerei hat er praktisch aufgegeben, aber er lehrt jetzt. Und er lehrt in einer so künstlerisch lebendigen Weise, dass es jeder verstehen kann. Und so schreibt er Bücher oder was. Und da gibt es dann eine Brüderschaft, die Rosenkreuzer-Brüderschaft. Also in Wahrheit sind das die ehemaligen Tempelritter, die sich dort versammeln. Die sind ganz begeistert - und ja, der hat ein Werk gegeben, mit dem können wir jetzt in die Öffentlichkeit treten.

Und dann warten alle auf den Johannes und er kommt und sagt: Ja, alles ganz anders! Und nämlich auf dem Weg ist mir Ahriman begegnet und hat mir gezeigt, was in meinem Werk alles drinnen liegt, nämlich sehr viel Ahrimanisches in Wahrheit. Und dass das nicht zu brauchen ist. Und ihr, ihr Tempelbrüder da sozusagen, ihr Rosenkreuzerbund da, ihr habt das nicht erkannt, das muss ich euch zum Vorwurf machen. Eigentlich seid ihr nicht würdig, euer Amt zu führen. Aber das ist dann das nächste Drama.

Schlussbemerkungen und Verabschiedung 2:01:12

So im großen Überflug. Es gäbe stunden-, tagelang was zu erzählen oder in 4 Stunden es anzuschauen. Es ist sehr, sehr viel drinnen. Aber es ist wert, sich damit zu beschäftigen. Und das geht uns was an.

Ich danke Ihnen für die Geduld! Danke. Dankeschön! Schön, dass wir hier zusammenkommen konnten und dass Sie Interesse an dem Thema haben. Es ist wirklich schwierig, aber sie sind… sie sind wirklich toll, diese Mysteriendramen, wenn man mal einen Zugang irgendwo gefunden hat. Sie machen einem den Zugang nicht leicht, wirklich nicht leicht. Sie sind schwierig, auch wenn man sie das erste Mal sieht. Um was geht es wirklich so genau? Ist so. Aber wie bei allen geistigen Dingen, man muss sich lange damit beschäftigen. Es dauert Jahre, vielleicht Jahrzehnte. Und es rentiert sich, dran zu blebien. Wenn man nur irgendwo ergriffen ist, dass man spürt, es geht mich was an. Verstanden habe ich zwar nichts, aber es berührt mich irgendwo... berührt mich. Dann merkt man, da ist was drinnen. Also, vielleicht wollen Sie sich berühren lassen von den Mysteriendramen. Danke noch einmal!

Glossar

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

A
AHRIMAN


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

B
BENEDICTUS


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

C
CAPESIUS


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

D
DENKEN

DOPPELGÄNGER


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

E


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

F
FELICIA BALDE


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

G


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

H


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

I
ICH


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J
JOHANNES THOMASIUS


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K
KUNST


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L
LEBENDIGES DENKEN

LUZIFER


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M
MANTO

MÄRCHEN

MICHAEL

MYSTERIENDRAMEN


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N


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O


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P


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Q


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R
REINKARNATION

  • Doktor Strader entwickelt auf Grund logisch-wissenschaftlicher Überlegungen den Gedanken der Reinkarnation: Der Mensch ist ein sich entwickelndes Wesen und es macht eigentlich nur Sinn, wenn das Leben nicht endet, sondern weitergeht [Die Prüfung der Seele_2. Mysteriendrama_Vortrag Wolfgang Peter vom 29.9.2023 | 0:58:10]

RUDOLF STEINER


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S
SEELENPRÜFUNG

STRADER


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T


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U


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V
VORURTEILE

  • Unser ganzes Denken besteht in Wahrheit aus Vorurteilen [Die Prüfung der Seele_2. Mysteriendrama_Vortrag Wolfgang Peter vom 29.9.2023 | 0:27:05]

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W
WAHRHEIT

WELTGEDANKEN

  • "In meinem Denken leben Weltgedanken", bedeutet: Wenn ich wirklich denke, dann leben in meinen Gedanken Weltgedanken. Das heißt, ich verbinde mich mit dem Weltendenken und das spricht dann auf ganz individuelle Weise durch mich. Aber ich muss diese Welt-Gedanken ganz bewusst ergreifen [Die Prüfung der Seele_2. Mysteriendrama_Vortrag Wolfgang Peter vom 29.9.2023 | 0:14:13]

WIDERSACHER


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X


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Y


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Z


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Literaturangaben

-Rudolf Steiner: Mysteriendramen 1, Erstes und zweites Drama (Die Pforte der Einweihung/ Die Prüfung der Seele), Rudolf Steiner Taschenbücher aus dem Gesamtwerk, Rudolf Steiner Verlag Dornach Schweiz, ISBN 3-7274-6070-9

-Die Prüfung der Seele: Ein Mysteriendrama (Edition Werke der Weltliteratur), Gröls-Verlag, ISBN 978-3988283054

-Mysteriendramen I: Die Pforte der Einweihung / Die Prüfung der Seele, Rudolf Steiner Taschenbücher aus dem Gesamtwerk, ISBN 978-3727460715

-Vier Mysteriendramen: Die Pforte der Einweihung / Die Prüfung der Seele / Der Hüter der Schwelle / Der Seelen Erwachen (Rudolf Steiner Gesamtausgabe: Schriften und Vorträge) Gebundene Ausgabe, Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, ISBN 3727401400