Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter: Unterschied zwischen den Versionen

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== Themenschwerpunkt ==
 
==Themenschwerpunkt==
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== Transkription 129. Vortrag (von Elke am 31.5.2023) ==
==Transkription 129. Vortrag (von Elke am 31.5.2023)==


=== Begrüßung und 27. Wochenspruch 0:00:43 ===
===Begrüßung und 27. Wochenspruch 0:00:43===
So, und jetzt kann es losgehen. Ich begrüße euch ganz, ganz herzlich zum 129. Vortrag zur Apokalypse. Und dazu der 27. Wochenspruch, eine weitere Vertiefung der '''Michaeli-Stimmung''' vom letzten Mal. Es wird also sehr deutlich heraus kommen - die Kräfte, die wir in unserem Inneren gesammelt haben. Ich lese es einmal:<blockquote>''In meines Wesens Tiefen dringen:''  
So, und jetzt kann es losgehen. Ich begrüße euch ganz, ganz herzlich zum 129. Vortrag zur Apokalypse. Und dazu der 27. Wochenspruch, eine weitere Vertiefung der '''Michaeli-Stimmung''' vom letzten Mal. Es wird also sehr deutlich heraus kommen - die Kräfte, die wir in unserem Inneren gesammelt haben. Ich lese es einmal:<blockquote>''In meines Wesens Tiefen dringen:''  


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''Als meiner Seele Kräftetrieb.''</blockquote>Also das heißt, alles das, was wir jetzt aus der Hochsommer-Zeit mitgenommen haben an Eindrücken, an Erlebnissen, an Kräften, die letztlich in uns wirken, das ist jetzt in unsere Tiefe gesunken, hat sich verbunden mit unserem tieferen Wesen, das wir aber jetzt langsam mit dem Bewusstsein ahnen können in uns. Ein ahnungsvolle Sehnen zumindest ist da - nach diesen Kräften, die wir gesammelt haben in uns als Sommersonnengabe. Und das lebt wärmend, befeuernd, begeisternd in unserer Seele als Kräftetrieb. Also, da sind Kräfte, Aufgaben auch, die wir damit verbinden können, um diese Kräfte nutzbar zu machen. Also, auf das soll uns das weisen.  
''Als meiner Seele Kräftetrieb.''</blockquote>Also das heißt, alles das, was wir jetzt aus der Hochsommer-Zeit mitgenommen haben an Eindrücken, an Erlebnissen, an Kräften, die letztlich in uns wirken, das ist jetzt in unsere Tiefe gesunken, hat sich verbunden mit unserem tieferen Wesen, das wir aber jetzt langsam mit dem Bewusstsein ahnen können in uns. Ein ahnungsvolle Sehnen zumindest ist da - nach diesen Kräften, die wir gesammelt haben in uns als Sommersonnengabe. Und das lebt wärmend, befeuernd, begeisternd in unserer Seele als Kräftetrieb. Also, da sind Kräfte, Aufgaben auch, die wir damit verbinden können, um diese Kräfte nutzbar zu machen. Also, auf das soll uns das weisen.  


=== Die Michaeli-Zeit macht uns Mut, einen starken Willen gegen die Angst zu entwickeln und uns auf die Kraft des Ichs zu stützen 0:02:29 ===
===Die Michaeli-Zeit macht uns Mut, einen starken Willen gegen die Angst zu entwickeln und uns auf die Kraft des Ichs zu stützen 0:02:29===
Gerade Michaeli ist ja auch sehr stark mit dem Willen verbunden. Wille entwickeln, der Angst entgegentreten, die sich überall rundherum verbreitet. Angstmache ist ja heute an der Tagesordnung überall. Aber wenn man sich auf diese Kräfte im Inneren stützt, die der Brennpunkt unseres Ichs sind - nicht wahr, das ist eigentlich dieses Feuer drin. Wir sammeln diese ganzen Kräfte aus der ganzen Welt und entzünden in uns dieses Ich-Feuer immer wieder neu. Es erneuert sich ja ständig, aber immer bereichert durch alles das, was uns aus der Welt zukommt. Und das ist im Grunde eine riesige Fülle, wo es nur darum geht, uns dieser Kraft, die wir eigentlich zur Verfügung haben, uns bewusst zu werden. Weil halt erst, wenn wir uns dessen bewusst werden, was wir da haben, können wir es auch ganz bewusst handhaben, leiten, einsetzen und können damit im Grunde sehr leicht verscheuchen alte Gedanken: "Ach, ich bin so schwach, ich kann nicht, die Widerstände sind zu groß, die Gefahren, die Bedrohungen sind so groß." Aber viel, viel größer ist das Feuer, das in unserem Inneren - ja, wie soll ich sagen, lodert. Es liegt an uns, ob wir es zum Lodern bringen, aber das Potenzial dazu ist jedenfalls da. Und das kann uns wirklich Mut machen, in jeder Situation Mut machen.  
Gerade Michaeli ist ja auch sehr stark mit dem Willen verbunden. Wille entwickeln, der Angst entgegentreten, die sich überall rundherum verbreitet. Angstmache ist ja heute an der Tagesordnung überall. Aber wenn man sich auf diese Kräfte im Inneren stützt, die der Brennpunkt unseres Ichs sind - nicht wahr, das ist eigentlich dieses Feuer drin. Wir sammeln diese ganzen Kräfte aus der ganzen Welt und entzünden in uns dieses Ich-Feuer immer wieder neu. Es erneuert sich ja ständig, aber immer bereichert durch alles das, was uns aus der Welt zukommt. Und das ist im Grunde eine riesige Fülle, wo es nur darum geht, uns dieser Kraft, die wir eigentlich zur Verfügung haben, uns bewusst zu werden. Weil halt erst, wenn wir uns dessen bewusst werden, was wir da haben, können wir es auch ganz bewusst handhaben, leiten, einsetzen und können damit im Grunde sehr leicht verscheuchen alte Gedanken: "Ach, ich bin so schwach, ich kann nicht, die Widerstände sind zu groß, die Gefahren, die Bedrohungen sind so groß." Aber viel, viel größer ist das Feuer, das in unserem Inneren - ja, wie soll ich sagen, lodert. Es liegt an uns, ob wir es zum Lodern bringen, aber das Potenzial dazu ist jedenfalls da. Und das kann uns wirklich Mut machen, in jeder Situation Mut machen.  


=== Für die Ich-Entwicklung brauchen wir die Herausforderungen des Lebens. Echtes Glück ist durch eigene Ich-Kraft errungen 0:04:05 ===
===Für die Ich-Entwicklung brauchen wir die Herausforderungen des Lebens. Echtes Glück ist durch eigene Ich-Kraft errungen 0:04:05===
Das heißt nicht, dass das Leben immer leicht wird. Es sagt nicht, dass wir immer ein glückliches Leben führen. Würden wir das, könnten wir unser Ich gar nicht entwickeln. Also '''Rudolf Steiner''' spricht ganz deutlich davon, dass namentlich aus dem Westen sehr stark kommt ein Impuls, ein Bestreben zu einer im Grunde '''äußeren Glückskultur.''' Also, das heißt, die Welt so zu organisieren, dass möglichst viele Menschen möglichst glücklich sind und dass alles, was Unglück bedeuten könnte, was halt Stolpersteine im Leben sind, dass das alles irgendwie aus dem Weg geräumt wird. Also das heißt, es gibt keine Herausforderungen durch Krankheiten mehr, keine Konflikte mehr, und so weiter, und so weiter. Wenn das wirklich eintreten würde, dann könnte sich das Ich nicht mehr entwickeln. '''Das Ich reift''' nun einmal an den '''Schwierigkeiten''' und kann natürlich umgekehrt dann auch aus den Glückserlebnissen, die jetzt dadurch kommen, dass wir schwierige Situationen erlebt, durchlitten haben, durchschritten haben, dass wir sie bewältigt haben - das ist nämlich das wirkliche Glück. Aber das ist eben nicht das geschenkte Glück von außen, sondern es ist '''das durch eigene Ich-Kraft errungene Glück.''' Und das hat einen tiefen Wert.  
Das heißt nicht, dass das Leben immer leicht wird. Es sagt nicht, dass wir immer ein glückliches Leben führen. Würden wir das, könnten wir unser Ich gar nicht entwickeln. Also '''Rudolf Steiner''' spricht ganz deutlich davon, dass namentlich aus dem Westen sehr stark kommt ein Impuls, ein Bestreben zu einer im Grunde '''äußeren Glückskultur.''' Also, das heißt, die Welt so zu organisieren, dass möglichst viele Menschen möglichst glücklich sind und dass alles, was Unglück bedeuten könnte, was halt Stolpersteine im Leben sind, dass das alles irgendwie aus dem Weg geräumt wird. Also das heißt, es gibt keine Herausforderungen durch Krankheiten mehr, keine Konflikte mehr, und so weiter, und so weiter. Wenn das wirklich eintreten würde, dann könnte sich das Ich nicht mehr entwickeln. '''Das Ich reift''' nun einmal an den '''Schwierigkeiten''' und kann natürlich umgekehrt dann auch aus den Glückserlebnissen, die jetzt dadurch kommen, dass wir schwierige Situationen erlebt, durchlitten haben, durchschritten haben, dass wir sie bewältigt haben - das ist nämlich das wirkliche Glück. Aber das ist eben nicht das geschenkte Glück von außen, sondern es ist '''das durch eigene Ich-Kraft errungene Glück.''' Und das hat einen tiefen Wert.  


=== Das ahrimanische Ideal einer perfekten Welt: Der Mensch soll seine Ich-Kraft vergessen und von außen Glücksmomente erfahren 0:05:42 ===
===Das ahrimanische Ideal einer perfekten Welt: Der Mensch soll seine Ich-Kraft vergessen und von außen Glücksmomente erfahren 0:05:42===
Aber nicht, dass da eine Welt eingerichtet wird, die so perfekt ist, dass es eigentlich keine Möglichkeit mehr zum Unglück gibt. Das ist so das Ideal, das da ist. Aber das ist das wirklich absolut '''ahrimanische Ideal''', und noch tiefergehend natürlich das '''asurische Ideal''' und auch das soratische Ideal, den Menschen so einzulullen, dass er seine '''wirkliche freie Ich-Kraft vergisst''', aufgibt und einfach sich begnügt damit - ja, von außen beglückt zu werden. Und wir haben eine Welt, in der sehr viele Glücksmomente uns von außen geschenkt werden können, auch wenn es vielfach oberflächliche Glücksmomente sind. Aber die decken alles andere zu. Und das Problem haben wir heute in unserer Kultur, namentlich eben in der im weitesten Sinn westlichen Kultur - wobei wir eben in diesem Sinne auch Europa dazuzählen müssen, wir leben auch unter diesem Einfluss - sehr stark, dass wir das auch so, oder viele Menschen, dass sie es als ein Ideal ansehen. Wir wünschen uns ein Leben, das immer glücklich dahin läuft.  
Aber nicht, dass da eine Welt eingerichtet wird, die so perfekt ist, dass es eigentlich keine Möglichkeit mehr zum Unglück gibt. Das ist so das Ideal, das da ist. Aber das ist das wirklich absolut '''ahrimanische Ideal''', und noch tiefergehend natürlich das '''asurische Ideal''' und auch das soratische Ideal, den Menschen so einzulullen, dass er seine '''wirkliche freie Ich-Kraft vergisst''', aufgibt und einfach sich begnügt damit - ja, von außen beglückt zu werden. Und wir haben eine Welt, in der sehr viele Glücksmomente uns von außen geschenkt werden können, auch wenn es vielfach oberflächliche Glücksmomente sind. Aber die decken alles andere zu. Und das Problem haben wir heute in unserer Kultur, namentlich eben in der im weitesten Sinn westlichen Kultur - wobei wir eben in diesem Sinne auch Europa dazuzählen müssen, wir leben auch unter diesem Einfluss - sehr stark, dass wir das auch so, oder viele Menschen, dass sie es als ein Ideal ansehen. Wir wünschen uns ein Leben, das immer glücklich dahin läuft.  


Und - wie sollen wir sagen - in gewisser Weise, gesegnet sind Menschen etwas weiter östlich oder wo die eben nicht in diesem äußeren Glück leben und sehr viele '''Herausforderungen zu bestehen''' haben. Das ist äußerlich gesehen ein großes Unglück, aber es ist innerlich gesehen eine Chance, aufzuwachen. Das muss man auch sehen. Ich meine, nicht dass man sich also die ganzen Schwierigkeiten, die da sind, ich meine jetzt nicht nur den Krieg in der Ukraine - ich meine, überhaupt die äußere Lebenssituation ist in der Ukraine, in Russland teilweise sehr schwierig. Es gibt dort Menschen, die sehr reich sind, sehr viel äußeres Glück haben,. Aber es gibt noch sehr, sehr viel mehr Menschen, die im Grunde an der Armutsgrenze leben. Die ein Leben leben, das wir uns gar nicht vorstellen können in Wahrheit, heute, als Mitteleuropäer, wie karg das Leben dort ist, wie groß die Herausforderungen sind. Die unter Unterernährung leiden, die unter der Kälte leiden, die im Winter kommt, die sich selbst, wenn es das Gas oder Öl oder was dazu geben würde, es sich einfach nicht leisten können. Und die also unter Verhältnissen leben, wie wir sie in Europa hatten, im 19. Jahrhundert vielfach noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Man denke an die '''Notzeiten''', Erster Weltkrieg, Zwischenkriegszeit usw. Da gab es auch bitterste Armut. Und nicht, dass wir uns das wünschen sollten, aber es war für viele Menschen das '''gerade ein Ansporn dazu''', zu '''geistigen Hochleistungen aufzusteigen,''' eben Kraft zu entwickeln, um das durchzustehen. Und dann zeigt sich, wie stark das Ich ist, trotz der großen äußeren Schwierigkeiten. Es kommt durch und es leistet Großes.
Und - wie sollen wir sagen - in gewisser Weise, gesegnet sind Menschen etwas weiter östlich oder wo die eben nicht in diesem äußeren Glück leben und sehr viele '''Herausforderungen zu bestehen''' haben. Das ist äußerlich gesehen ein großes Unglück, aber es ist innerlich gesehen eine Chance, aufzuwachen. Das muss man auch sehen. Ich meine, nicht dass man sich also die ganzen Schwierigkeiten, die da sind, ich meine jetzt nicht nur den Krieg in der Ukraine - ich meine, überhaupt die äußere Lebenssituation ist in der Ukraine, in Russland teilweise sehr schwierig. Es gibt dort Menschen, die sehr reich sind, sehr viel äußeres Glück haben,. Aber es gibt noch sehr, sehr viel mehr Menschen, die im Grunde an der Armutsgrenze leben. Die ein Leben leben, das wir uns gar nicht vorstellen können in Wahrheit, heute, als Mitteleuropäer, wie karg das Leben dort ist, wie groß die Herausforderungen sind. Die unter Unterernährung leiden, die unter der Kälte leiden, die im Winter kommt, die sich selbst, wenn es das Gas oder Öl oder was dazu geben würde, es sich einfach nicht leisten können. Und die also unter Verhältnissen leben, wie wir sie in Europa hatten, im 19. Jahrhundert vielfach noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Man denke an die '''Notzeiten''', Erster Weltkrieg, Zwischenkriegszeit usw. Da gab es auch bitterste Armut. Und nicht, dass wir uns das wünschen sollten, aber es war für viele Menschen das '''gerade ein Ansporn dazu''', zu '''geistigen Hochleistungen aufzusteigen,''' eben Kraft zu entwickeln, um das durchzustehen. Und dann zeigt sich, wie stark das Ich ist, trotz der großen äußeren Schwierigkeiten. Es kommt durch und es leistet Großes.


=== Die innere geistige Not inmitten all des Überflusses zu erkennen wird für uns zunehmend zu einer wichtigen Aufgabe 0:08:59 ===
===Die innere geistige Not inmitten all des Überflusses zu erkennen wird für uns zunehmend zu einer wichtigen Aufgabe 0:08:59===
Und, wie soll ich sagen, bei uns die große Kunst ist eigentlich trotz des immer noch vorhandenen äußeren Überflusses, der da ist, trotzdem diese, wie soll ich sagen, '''innere geistige Not zu empfinden.''' Das ist ja gerade der Lernprozess, durch den wir als Menschheit langsam, aber immer schneller durchgehen sollten, dass '''nicht mehr die äußeren Notlagen''' notwendig sind, um uns hinzuweisen darauf, dass es Aufgaben zu bewältigen gibt, sondern dass wir innerlich im Seelischen die Not empfinden, die Notwendigkeit empfinden, dass da etwas verändert werden muß. Und zweitens, zu finden, dass in unserem Ich die Kraft liegt, diese Not wirklich zu wenden, diese seelische Not. Und es zeichnet sich aber auch gerade in unserem Kulturkreis - oder in unseren Kulturkreisen, man kann auch die Mehrzahl verwenden -, zeichnet sich aber tatsächlich ab, dass - ja, wie soll ich sagen - die seelischen Nöte immer stärker hervortreten, trotz des immer noch vorhandenen äußeren Überflusses, der da ist. Also, oft gerade Menschen, die im materiellen Sinn eigentlich glücklich sein müssten, sie haben alles, was man sich nur vorstellen kann, und im Grunde selbst der Durchschnittsmensch heute hat im Grunde mehr an äußeren Mitteln zur Verfügung, als es früher Könige hatten. Ja, sie haben vielleicht irgendwo Gold gehabt, aber vom Gold allein kann man sich nichts abbeißen. Die äußeren Lebensbedingungen waren trotzdem hart, trotz der vielen Leute, die ihnen gedient haben und die sie hinten und vorne bedient haben. Im Grunde sind wir alle Könige heute, Kaiser in Wahrheit, alle, äußerlich gesehen, immer noch. Und trotzdem wachsen die seelischen Nöte ganz deutlich.
Und, wie soll ich sagen, bei uns die große Kunst ist eigentlich trotz des immer noch vorhandenen äußeren Überflusses, der da ist, trotzdem diese, wie soll ich sagen, '''innere geistige Not zu empfinden.''' Das ist ja gerade der Lernprozess, durch den wir als Menschheit langsam, aber immer schneller durchgehen sollten, dass '''nicht mehr die äußeren Notlagen''' notwendig sind, um uns hinzuweisen darauf, dass es Aufgaben zu bewältigen gibt, sondern dass wir innerlich im Seelischen die Not empfinden, die Notwendigkeit empfinden, dass da etwas verändert werden muß. Und zweitens, zu finden, dass in unserem Ich die Kraft liegt, diese Not wirklich zu wenden, diese seelische Not. Und es zeichnet sich aber auch gerade in unserem Kulturkreis - oder in unseren Kulturkreisen, man kann auch die Mehrzahl verwenden -, zeichnet sich aber tatsächlich ab, dass - ja, wie soll ich sagen - die seelischen Nöte immer stärker hervortreten, trotz des immer noch vorhandenen äußeren Überflusses, der da ist. Also, oft gerade Menschen, die im materiellen Sinn eigentlich glücklich sein müssten, sie haben alles, was man sich nur vorstellen kann, und im Grunde selbst der Durchschnittsmensch heute hat im Grunde mehr an äußeren Mitteln zur Verfügung, als es früher Könige hatten. Ja, sie haben vielleicht irgendwo Gold gehabt, aber vom Gold allein kann man sich nichts abbeißen. Die äußeren Lebensbedingungen waren trotzdem hart, trotz der vielen Leute, die ihnen gedient haben und die sie hinten und vorne bedient haben. Im Grunde sind wir alle Könige heute, Kaiser in Wahrheit, alle, äußerlich gesehen, immer noch. Und trotzdem wachsen die seelischen Nöte ganz deutlich.


Und d'''ie seelischen Probleme,''' die entstehen, seelische Probleme, die man früher in der Art nicht hatte, was sind es für Probleme? Es sind hauptsächlich Probleme, die man mit sich selbst hat in Wahrheit. Ich meine, ja. wir projizieren's dann gerne auf die anderen Mitmenschen, die uns begegnen und sagen: "Ahh, mit dem Menschen kann ich nicht, und der... in meiner Arbeit habe ich so viele Kollegen, mit denen kann ich nicht und die, die sind nicht gut zu mir", und so weiter. Aber in Wahrheit spiegeln sie sehr oft mir nur wider, was bei mir selber nicht in Ordnung ist. Denen geht's nämlich genauso. Die halten mich vielleicht nicht aus und denken: "Brrr...der stört mich ununterbrochen!" Und das sind große Aufgaben, die wir bewältigen müssen, wenn wir uns weiterentwickeln wollen, und wenn wir auch letztlich diese Seelennot überwinden wollen. Es wird keinen anderen Weg geben. Aber im '''Ich''' ist die '''Kraft''' drinnen '''vereint mit der Christuskraft''', die ja mit und durch und in dem Ich zur Wirksamkeit kommen kann, um diese Probleme zu bewältigen.  
Und d'''ie seelischen Probleme,''' die entstehen, seelische Probleme, die man früher in der Art nicht hatte, was sind es für Probleme? Es sind hauptsächlich Probleme, die man mit sich selbst hat in Wahrheit. Ich meine, ja. wir projizieren's dann gerne auf die anderen Mitmenschen, die uns begegnen und sagen: "Ahh, mit dem Menschen kann ich nicht, und der... in meiner Arbeit habe ich so viele Kollegen, mit denen kann ich nicht und die, die sind nicht gut zu mir", und so weiter. Aber in Wahrheit spiegeln sie sehr oft mir nur wider, was bei mir selber nicht in Ordnung ist. Denen geht's nämlich genauso. Die halten mich vielleicht nicht aus und denken: "Brrr...der stört mich ununterbrochen!" Und das sind große Aufgaben, die wir bewältigen müssen, wenn wir uns weiterentwickeln wollen, und wenn wir auch letztlich diese Seelennot überwinden wollen. Es wird keinen anderen Weg geben. Aber im '''Ich''' ist die '''Kraft''' drinnen '''vereint mit der Christuskraft''', die ja mit und durch und in dem Ich zur Wirksamkeit kommen kann, um diese Probleme zu bewältigen.  


=== Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27 ===
===Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27===
Und eine große '''Hilfe''' dabei kann '''das Gebet''' sein, das jetzt unser Thema ist, über längere Zeit schon und, dass ich heute, wenn keine gröberen technischen Pannen kommen, einmal abrunden will fürs Erste. Aber dann müssen wir sehen, dass in diesem Gebet, dass wir, ja, ich möchte fast sagen, eine neue Auffassung für dieses Gebet bekommen müssen. Und dazu gehört nicht jetzt: Ach, jetzt muss ich sehr gebildet sein, und sehr weit schon geistig fortgeschritten sein, um überhaupt beten zu können oder zu dürfen. Das wäre ganz falsch. Wir können eigentlich mit dem einfachsten Gemüt, können wir uns in den Text dieses '''christlichen Gebetes''' einmal vertiefen und es einfach zunächst einmal als erstes '''mit dem Gemüt aufnehmen'''. Ganz klar. Aber das Wichtige, die wichtigste Voraussetzung ist, habe ich ja eh schon immer wieder gesagt, dass wir uns wirklich absolut und '''ehrlich freimachen von aller Frömmelei, von allem zur Schau stellen''', leise zur Schau stellen, wie heilig man doch schon ist, weil man ja regelmäßig betet. Das sind alles Dinge, die wirklich schwere Gifte sind. Das sind Wege in den Abgrund, in Wahrheit, hinein. Wir müssen einfach nur ehrlich sein. Wir müssen ehrlich bitten, dass uns die Kraft, die in unserem Ich eigentlich drinnen liegt, auch wirklich bewusst zugänglich wird. Verstärkt mit der ganzen göttlichen Kraft, die dadurch wirken kann. Das ist es eigentlich. Und dann bitten wir auch nicht so sehr drum: Ach, möge doch meine finanzielle Situation besser werden, oder möge doch mein Wehwehchen möglichst schnell verschwinden. Sondern die Grundbitte ist eigentlich: '''Möge ich mit meinem Ich das für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ich drinnen liegt.''' Das ist es eigentlich.   
Und eine große '''Hilfe''' dabei kann '''das Gebet''' sein, das jetzt unser Thema ist, über längere Zeit schon und, dass ich heute, wenn keine gröberen technischen Pannen kommen, einmal abrunden will fürs Erste. Aber dann müssen wir sehen, dass in diesem Gebet, dass wir, ja, ich möchte fast sagen, eine neue Auffassung für dieses Gebet bekommen müssen. Und dazu gehört nicht jetzt: Ach, jetzt muss ich sehr gebildet sein, und sehr weit schon geistig fortgeschritten sein, um überhaupt beten zu können oder zu dürfen. Das wäre ganz falsch. Wir können eigentlich mit dem einfachsten Gemüt, können wir uns in den Text dieses '''christlichen Gebetes''' einmal vertiefen und es einfach zunächst einmal als erstes '''mit dem Gemüt aufnehmen'''. Ganz klar. Aber das Wichtige, die wichtigste Voraussetzung ist, habe ich ja eh schon immer wieder gesagt, dass wir uns wirklich absolut und '''ehrlich freimachen von aller Frömmelei, von allem zur Schau stellen''', leise zur Schau stellen, wie heilig man doch schon ist, weil man ja regelmäßig betet. Das sind alles Dinge, die wirklich schwere Gifte sind. Das sind Wege in den Abgrund, in Wahrheit, hinein. Wir müssen einfach nur ehrlich sein. Wir müssen ehrlich bitten, dass uns die Kraft, die in unserem Ich eigentlich drinnen liegt, auch wirklich bewusst zugänglich wird. Verstärkt mit der ganzen göttlichen Kraft, die dadurch wirken kann. Das ist es eigentlich. Und dann bitten wir auch nicht so sehr drum: Ach, möge doch meine finanzielle Situation besser werden, oder möge doch mein Wehwehchen möglichst schnell verschwinden. Sondern die Grundbitte ist eigentlich: '''Möge ich mit meinem Ich das für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ich drinnen liegt.''' Das ist es eigentlich.   


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== Schlüsselwörter ==
==Schlüsselwörter==
[[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Die Michaeli-Zeit macht uns Mut, einen starken Willen gegen die Angst zu entwickeln und uns auf die Kraft des Ichs zu stützen 0:02:29|Michael will uns Mut machen]] - [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Die Michaeli-Zeit macht uns Mut, einen starken Willen gegen die Angst zu entwickeln und uns auf die Kraft des Ichs zu stützen 0:02:29|auf die Kraft des Ichs stützen -]] [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Für die Ich-Entwicklung brauchen wir die Herausforderungen des Lebens. Echtes Glück ist durch eigene Ich-Kraft errungen 0:04:05|das durch eigene Ich-Kraft errungene Glück]] - [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Das ahrimanische Ideal einer perfekten Welt: Der Mensch soll seine Ich-Kraft vergessen und von außen Glücksmomente erfahren 0:05:42|Großes leisten durch Herausforderungen -]] [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Die innere geistige Not inmitten all des Überflusses zu erkennen wird für uns zunehmend zu einer wichtigen Aufgabe 0:08:59|durch die Ich-Kraft kann die Not gewendet werden]] - [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27|mit der Hilfe des christlichen Gebetes]] - [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27|ehrlich freimachen von aller Frömmelei -]]
[[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Die Michaeli-Zeit macht uns Mut, einen starken Willen gegen die Angst zu entwickeln und uns auf die Kraft des Ichs zu stützen 0:02:29|Michael will uns Mut machen]] - [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Die Michaeli-Zeit macht uns Mut, einen starken Willen gegen die Angst zu entwickeln und uns auf die Kraft des Ichs zu stützen 0:02:29|auf die Kraft des Ichs stützen -]] [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Für die Ich-Entwicklung brauchen wir die Herausforderungen des Lebens. Echtes Glück ist durch eigene Ich-Kraft errungen 0:04:05|das durch eigene Ich-Kraft errungene Glück]] - [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Das ahrimanische Ideal einer perfekten Welt: Der Mensch soll seine Ich-Kraft vergessen und von außen Glücksmomente erfahren 0:05:42|Großes leisten durch Herausforderungen -]] [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Die innere geistige Not inmitten all des Überflusses zu erkennen wird für uns zunehmend zu einer wichtigen Aufgabe 0:08:59|durch die Ich-Kraft kann die Not gewendet werden]] - [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27|mit der Hilfe des christlichen Gebetes]] - [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27|ehrlich freimachen von aller Frömmelei -]]


== Themenbezogene Leseanregungen ==
==Themenbezogene Leseanregungen==
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== Glossar ==
==Glossar==
A-B-C-D-E-F-G-H-I-J-K-L-M-N-O-P-Q-R-S-T-U-V-W-X-Y-Z
A-B-C-D-E-F-G-H-I-J-K-L-M-N-O-P-Q-R-S-T-U-V-W-X-Y-Z


'''A'''
'''A'''


* Anthroposophie
*Anthroposophie
* Apokalypse  
*Apokalypse
* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Das ahrimanische Ideal einer perfekten Welt: Der Mensch soll seine Ich-Kraft vergessen und von außen Glücksmomente erfahren 0:05:42|asurisch]]     
* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Das ahrimanische Ideal einer perfekten Welt: Der Mensch soll seine Ich-Kraft vergessen und von außen Glücksmomente erfahren 0:05:42|asurisch]]     


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'''C'''
'''C'''


* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Die innere geistige Not inmitten all des Überflusses zu erkennen wird für uns zunehmend zu einer wichtigen Aufgabe 0:08:59|Christuskraft]]      
* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Die innere geistige Not inmitten all des Überflusses zu erkennen wird für uns zunehmend zu einer wichtigen Aufgabe 0:08:59|Christuskraft]]    


'''D'''
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* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27|Frömmelei]]      
* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27|Frömmelei]]    


'''G'''
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* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27|Gebet]]      
* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27|Gebet]]    


'''H'''
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* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Für die Ich-Entwicklung brauchen wir die Herausforderungen des Lebens. Echtes Glück ist durch eigene Ich-Kraft errungen 0:04:05|Rudolf Steiner]]   
* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Für die Ich-Entwicklung brauchen wir die Herausforderungen des Lebens. Echtes Glück ist durch eigene Ich-Kraft errungen 0:04:05|Rudolf Steiner]] 


'''S'''
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'''W'''
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* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Begrüßung und 27. Wochenspruch 0:00:43|Wochenspruch]]    
* [[Die Apokalypse des Johannes - 129. Vortrag von Wolfgang Peter#Begrüßung und 27. Wochenspruch 0:00:43|Wochenspruch]]  


'''X'''
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·        
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== {{Alle Folgen auf einen Blick}} ==
=={{Alle Folgen auf einen Blick}}==
{{Apokalypse Vorträge als Tabelle}}
{{Apokalypse Vorträge als Tabelle}}
{{Alle Apokalypse Vorträge von Wolfgang Peter (Startseite)}}
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Version vom 31. Mai 2023, 19:51 Uhr

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«Ein interaktiver Vortragszyklus über den Zusammenhang mit dem Wirken Jesu Christi und dem eigenen Ich. Ausgangspunkt sind die Schriften von Rudolf Steiner, z.B. die GA 104, GA 104a und GA 346. Hier fließen sowohl Fragen und Anliegen von Zuschauern als auch eigene geisteswissenschaftliche Erkenntnisse mit ein. Und es gibt immer Bezüge zu aktuellen Themen der Zeit.»

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Themenschwerpunkt

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Transkription 129. Vortrag (von Elke am 31.5.2023)

Begrüßung und 27. Wochenspruch 0:00:43

So, und jetzt kann es losgehen. Ich begrüße euch ganz, ganz herzlich zum 129. Vortrag zur Apokalypse. Und dazu der 27. Wochenspruch, eine weitere Vertiefung der Michaeli-Stimmung vom letzten Mal. Es wird also sehr deutlich heraus kommen - die Kräfte, die wir in unserem Inneren gesammelt haben. Ich lese es einmal:

In meines Wesens Tiefen dringen:

Erregt ein ahnungsvolles Sehnen,

Daß ich mich selbstbetrachtend finde,

Als Sommersonnengabe, die als Keim

In Herbstesstimmung wärmend lebt

Als meiner Seele Kräftetrieb.

Also das heißt, alles das, was wir jetzt aus der Hochsommer-Zeit mitgenommen haben an Eindrücken, an Erlebnissen, an Kräften, die letztlich in uns wirken, das ist jetzt in unsere Tiefe gesunken, hat sich verbunden mit unserem tieferen Wesen, das wir aber jetzt langsam mit dem Bewusstsein ahnen können in uns. Ein ahnungsvolle Sehnen zumindest ist da - nach diesen Kräften, die wir gesammelt haben in uns als Sommersonnengabe. Und das lebt wärmend, befeuernd, begeisternd in unserer Seele als Kräftetrieb. Also, da sind Kräfte, Aufgaben auch, die wir damit verbinden können, um diese Kräfte nutzbar zu machen. Also, auf das soll uns das weisen.

Die Michaeli-Zeit macht uns Mut, einen starken Willen gegen die Angst zu entwickeln und uns auf die Kraft des Ichs zu stützen 0:02:29

Gerade Michaeli ist ja auch sehr stark mit dem Willen verbunden. Wille entwickeln, der Angst entgegentreten, die sich überall rundherum verbreitet. Angstmache ist ja heute an der Tagesordnung überall. Aber wenn man sich auf diese Kräfte im Inneren stützt, die der Brennpunkt unseres Ichs sind - nicht wahr, das ist eigentlich dieses Feuer drin. Wir sammeln diese ganzen Kräfte aus der ganzen Welt und entzünden in uns dieses Ich-Feuer immer wieder neu. Es erneuert sich ja ständig, aber immer bereichert durch alles das, was uns aus der Welt zukommt. Und das ist im Grunde eine riesige Fülle, wo es nur darum geht, uns dieser Kraft, die wir eigentlich zur Verfügung haben, uns bewusst zu werden. Weil halt erst, wenn wir uns dessen bewusst werden, was wir da haben, können wir es auch ganz bewusst handhaben, leiten, einsetzen und können damit im Grunde sehr leicht verscheuchen alte Gedanken: "Ach, ich bin so schwach, ich kann nicht, die Widerstände sind zu groß, die Gefahren, die Bedrohungen sind so groß." Aber viel, viel größer ist das Feuer, das in unserem Inneren - ja, wie soll ich sagen, lodert. Es liegt an uns, ob wir es zum Lodern bringen, aber das Potenzial dazu ist jedenfalls da. Und das kann uns wirklich Mut machen, in jeder Situation Mut machen.

Für die Ich-Entwicklung brauchen wir die Herausforderungen des Lebens. Echtes Glück ist durch eigene Ich-Kraft errungen 0:04:05

Das heißt nicht, dass das Leben immer leicht wird. Es sagt nicht, dass wir immer ein glückliches Leben führen. Würden wir das, könnten wir unser Ich gar nicht entwickeln. Also Rudolf Steiner spricht ganz deutlich davon, dass namentlich aus dem Westen sehr stark kommt ein Impuls, ein Bestreben zu einer im Grunde äußeren Glückskultur. Also, das heißt, die Welt so zu organisieren, dass möglichst viele Menschen möglichst glücklich sind und dass alles, was Unglück bedeuten könnte, was halt Stolpersteine im Leben sind, dass das alles irgendwie aus dem Weg geräumt wird. Also das heißt, es gibt keine Herausforderungen durch Krankheiten mehr, keine Konflikte mehr, und so weiter, und so weiter. Wenn das wirklich eintreten würde, dann könnte sich das Ich nicht mehr entwickeln. Das Ich reift nun einmal an den Schwierigkeiten und kann natürlich umgekehrt dann auch aus den Glückserlebnissen, die jetzt dadurch kommen, dass wir schwierige Situationen erlebt, durchlitten haben, durchschritten haben, dass wir sie bewältigt haben - das ist nämlich das wirkliche Glück. Aber das ist eben nicht das geschenkte Glück von außen, sondern es ist das durch eigene Ich-Kraft errungene Glück. Und das hat einen tiefen Wert.

Das ahrimanische Ideal einer perfekten Welt: Der Mensch soll seine Ich-Kraft vergessen und von außen Glücksmomente erfahren 0:05:42

Aber nicht, dass da eine Welt eingerichtet wird, die so perfekt ist, dass es eigentlich keine Möglichkeit mehr zum Unglück gibt. Das ist so das Ideal, das da ist. Aber das ist das wirklich absolut ahrimanische Ideal, und noch tiefergehend natürlich das asurische Ideal und auch das soratische Ideal, den Menschen so einzulullen, dass er seine wirkliche freie Ich-Kraft vergisst, aufgibt und einfach sich begnügt damit - ja, von außen beglückt zu werden. Und wir haben eine Welt, in der sehr viele Glücksmomente uns von außen geschenkt werden können, auch wenn es vielfach oberflächliche Glücksmomente sind. Aber die decken alles andere zu. Und das Problem haben wir heute in unserer Kultur, namentlich eben in der im weitesten Sinn westlichen Kultur - wobei wir eben in diesem Sinne auch Europa dazuzählen müssen, wir leben auch unter diesem Einfluss - sehr stark, dass wir das auch so, oder viele Menschen, dass sie es als ein Ideal ansehen. Wir wünschen uns ein Leben, das immer glücklich dahin läuft.

Und - wie sollen wir sagen - in gewisser Weise, gesegnet sind Menschen etwas weiter östlich oder wo die eben nicht in diesem äußeren Glück leben und sehr viele Herausforderungen zu bestehen haben. Das ist äußerlich gesehen ein großes Unglück, aber es ist innerlich gesehen eine Chance, aufzuwachen. Das muss man auch sehen. Ich meine, nicht dass man sich also die ganzen Schwierigkeiten, die da sind, ich meine jetzt nicht nur den Krieg in der Ukraine - ich meine, überhaupt die äußere Lebenssituation ist in der Ukraine, in Russland teilweise sehr schwierig. Es gibt dort Menschen, die sehr reich sind, sehr viel äußeres Glück haben,. Aber es gibt noch sehr, sehr viel mehr Menschen, die im Grunde an der Armutsgrenze leben. Die ein Leben leben, das wir uns gar nicht vorstellen können in Wahrheit, heute, als Mitteleuropäer, wie karg das Leben dort ist, wie groß die Herausforderungen sind. Die unter Unterernährung leiden, die unter der Kälte leiden, die im Winter kommt, die sich selbst, wenn es das Gas oder Öl oder was dazu geben würde, es sich einfach nicht leisten können. Und die also unter Verhältnissen leben, wie wir sie in Europa hatten, im 19. Jahrhundert vielfach noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Man denke an die Notzeiten, Erster Weltkrieg, Zwischenkriegszeit usw. Da gab es auch bitterste Armut. Und nicht, dass wir uns das wünschen sollten, aber es war für viele Menschen das gerade ein Ansporn dazu, zu geistigen Hochleistungen aufzusteigen, eben Kraft zu entwickeln, um das durchzustehen. Und dann zeigt sich, wie stark das Ich ist, trotz der großen äußeren Schwierigkeiten. Es kommt durch und es leistet Großes.

Die innere geistige Not inmitten all des Überflusses zu erkennen wird für uns zunehmend zu einer wichtigen Aufgabe 0:08:59

Und, wie soll ich sagen, bei uns die große Kunst ist eigentlich trotz des immer noch vorhandenen äußeren Überflusses, der da ist, trotzdem diese, wie soll ich sagen, innere geistige Not zu empfinden. Das ist ja gerade der Lernprozess, durch den wir als Menschheit langsam, aber immer schneller durchgehen sollten, dass nicht mehr die äußeren Notlagen notwendig sind, um uns hinzuweisen darauf, dass es Aufgaben zu bewältigen gibt, sondern dass wir innerlich im Seelischen die Not empfinden, die Notwendigkeit empfinden, dass da etwas verändert werden muß. Und zweitens, zu finden, dass in unserem Ich die Kraft liegt, diese Not wirklich zu wenden, diese seelische Not. Und es zeichnet sich aber auch gerade in unserem Kulturkreis - oder in unseren Kulturkreisen, man kann auch die Mehrzahl verwenden -, zeichnet sich aber tatsächlich ab, dass - ja, wie soll ich sagen - die seelischen Nöte immer stärker hervortreten, trotz des immer noch vorhandenen äußeren Überflusses, der da ist. Also, oft gerade Menschen, die im materiellen Sinn eigentlich glücklich sein müssten, sie haben alles, was man sich nur vorstellen kann, und im Grunde selbst der Durchschnittsmensch heute hat im Grunde mehr an äußeren Mitteln zur Verfügung, als es früher Könige hatten. Ja, sie haben vielleicht irgendwo Gold gehabt, aber vom Gold allein kann man sich nichts abbeißen. Die äußeren Lebensbedingungen waren trotzdem hart, trotz der vielen Leute, die ihnen gedient haben und die sie hinten und vorne bedient haben. Im Grunde sind wir alle Könige heute, Kaiser in Wahrheit, alle, äußerlich gesehen, immer noch. Und trotzdem wachsen die seelischen Nöte ganz deutlich.

Und die seelischen Probleme, die entstehen, seelische Probleme, die man früher in der Art nicht hatte, was sind es für Probleme? Es sind hauptsächlich Probleme, die man mit sich selbst hat in Wahrheit. Ich meine, ja. wir projizieren's dann gerne auf die anderen Mitmenschen, die uns begegnen und sagen: "Ahh, mit dem Menschen kann ich nicht, und der... in meiner Arbeit habe ich so viele Kollegen, mit denen kann ich nicht und die, die sind nicht gut zu mir", und so weiter. Aber in Wahrheit spiegeln sie sehr oft mir nur wider, was bei mir selber nicht in Ordnung ist. Denen geht's nämlich genauso. Die halten mich vielleicht nicht aus und denken: "Brrr...der stört mich ununterbrochen!" Und das sind große Aufgaben, die wir bewältigen müssen, wenn wir uns weiterentwickeln wollen, und wenn wir auch letztlich diese Seelennot überwinden wollen. Es wird keinen anderen Weg geben. Aber im Ich ist die Kraft drinnen vereint mit der Christuskraft, die ja mit und durch und in dem Ich zur Wirksamkeit kommen kann, um diese Probleme zu bewältigen.

Eine neue Auffassung vom Gebet: Möge ich mit meinem Ich dasjenige für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ichs liegt 0:12:27

Und eine große Hilfe dabei kann das Gebet sein, das jetzt unser Thema ist, über längere Zeit schon und, dass ich heute, wenn keine gröberen technischen Pannen kommen, einmal abrunden will fürs Erste. Aber dann müssen wir sehen, dass in diesem Gebet, dass wir, ja, ich möchte fast sagen, eine neue Auffassung für dieses Gebet bekommen müssen. Und dazu gehört nicht jetzt: Ach, jetzt muss ich sehr gebildet sein, und sehr weit schon geistig fortgeschritten sein, um überhaupt beten zu können oder zu dürfen. Das wäre ganz falsch. Wir können eigentlich mit dem einfachsten Gemüt, können wir uns in den Text dieses christlichen Gebetes einmal vertiefen und es einfach zunächst einmal als erstes mit dem Gemüt aufnehmen. Ganz klar. Aber das Wichtige, die wichtigste Voraussetzung ist, habe ich ja eh schon immer wieder gesagt, dass wir uns wirklich absolut und ehrlich freimachen von aller Frömmelei, von allem zur Schau stellen, leise zur Schau stellen, wie heilig man doch schon ist, weil man ja regelmäßig betet. Das sind alles Dinge, die wirklich schwere Gifte sind. Das sind Wege in den Abgrund, in Wahrheit, hinein. Wir müssen einfach nur ehrlich sein. Wir müssen ehrlich bitten, dass uns die Kraft, die in unserem Ich eigentlich drinnen liegt, auch wirklich bewusst zugänglich wird. Verstärkt mit der ganzen göttlichen Kraft, die dadurch wirken kann. Das ist es eigentlich. Und dann bitten wir auch nicht so sehr drum: Ach, möge doch meine finanzielle Situation besser werden, oder möge doch mein Wehwehchen möglichst schnell verschwinden. Sondern die Grundbitte ist eigentlich: Möge ich mit meinem Ich das für die Welt erfüllen können, was in der Kraft meines Ich drinnen liegt. Das ist es eigentlich.

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Schlüsselwörter

Michael will uns Mut machen - auf die Kraft des Ichs stützen - das durch eigene Ich-Kraft errungene Glück - Großes leisten durch Herausforderungen - durch die Ich-Kraft kann die Not gewendet werden - mit der Hilfe des christlichen Gebetes - ehrlich freimachen von aller Frömmelei -

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Literaturangaben

Rudolf Steiner, Alexandra Riggins: Die sieben apokalyptischen Siegel, Triskel Verlag 2005, ISBN 978-3-905893-02-1;

Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums, GA 8 (1989), ISBN 3-7274-0080-3;

Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X;

Rudolf Steiner: Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes, GA 104a (1991), ISBN 3-7274-1045-0;

Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V: Apokalypse und Priesterwirken, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0;

Emil Bock, Das Neue Testament, Übersetzung in der Originalfassung, Urachhaus, Stuttgart 1998, ISBN 3-8251-7221-X