«Ein interaktiver Vortragszyklus über den Zusammenhang mit dem Wirken Jesu Christi und dem eigenen Ich. Ausgangspunkt sind die Schriften von Rudolf Steiner, z.B. die GA 104, GA 104a und GA 346. Hier fließen sowohl Fragen und Anliegen von Zuschauern als auch eigene geisteswissenschaftliche Erkenntnisse mit ein. Und es gibt immer Bezüge zu aktuellen Themen der Zeit.»
Themen-Schwerpunkte des 132. Vortrags (Jänner 2023)
gehalten am 25.10.2022. Zusammenfassung: 4.1.2023
30. WS:
Es sprießen mir im Seelensonnenlicht
Des Denkens reife Früchte,
In Selbstbewusstseins Sicherheit
Verwandelt alles Fühlen sich.
Empfinden kann ich freudevoll
Des Herbstes Geisterwachen:
Der Winter wird in mir
Den Seelensommer wecken.
Wenn die Seeleneindrücke im Nebel verschwinden, kann es dagegen im Innern immer heller, bewusster und wacher werden. Die Wachheit ist in unserer gegenwärtigen Zeit besonders wichtig. Es ist gefährlich, gegenüber den Zeiterscheinungen zu schlafen. Wir könnten jene Chancen verpassen, die uns das wirkliche ICH zuträgt und die wir nur ergreifen müssten. Wir leben im Zeitalter der Bewusstseinsseele: Das heißt wach werden für alles Äußere, aber auch für das Geistige. Durch das Bewusstsein kommt unser ICH herein und darin liegt auch das Bewusstsein für die geistige Welt.
Im Gegensatz zu klarem Bewusstsein kommt träumerisches Bewusstsein von anderen geistigen Einschlägen, die problematisch sein können. Die „Hure Babylon“ in der Apokalypse des Johannes ist ein Sinnbild für die halbbewussten, unterbewussten seelischen Kräfte, die dem Ego Impulse geben und wir dadurch unser ICH nicht unter Kontrolle haben. Darinnen sitzen die Widersacher-Kräfte. Diese können zwar auch Positives bringen, aber solange wir nicht in der Lage sind, bewusst zu unterscheiden, können sie problematisch wirken.
Rudolf Steiner warnt in diesem Zusammenhang vor dem „Kirchenschlaf“. Wenn ich in einer Versammlung einschlafe, gehen Astralleib und ICH aus dem belebten Körper heraus. Der Astrallein dehnt sich weit aus und die Astralleiber der versammelten Menschen durchdringen einander. Damit ist mein Astrallein offenen Einflüssen ausgesetzt. Der Kultus der Kirche wirkt weiter lockernd, was nichts ausmacht, wenn ich wach bleibe. Wenn nicht, können astralische Kräfte anderer, die in der Kirche versammelt sind, in mich hineinwirken. Damit wird auf Menschen mit schwächerem Bewusstsein Einfluss genommen, weil ihr Unterbewusstsein diesem ausgesetzt ist. Das gilt für Kirchen, Versammlungen, religiöse oder kultische Handlungen - und insbesondere für Orte, wo Menschen geistig strebend sind. Wer z.B. bei solchen Versammlungen einschläft, bekommt alle Einflüsse in den gelockerten Astralkörper hinein. Denn im Astralischen gibt es keine Trennung. Das Astralische besteht aus lauter Imaginationen, die uns umschweben und die von uns aufgesaugt werden. Das wirkt vor allem negativ, wenn die Beteiligten keine Läuterung durchgemacht haben. Auch anthroposophische Vorträge und Mysterien-Dramen können eine sehr starke Wirkung auf den Astralkörper haben. Es ist wichtig zu wissen, dass es diese Einflüsse gibt.
Die große Babylon ist jener Teil der Seelenkräfte, die unterbewusst sind und zum Teil unter dem Einfluss der Widersacher stehen. Das ist heute ein weltweites Phänomen. Darauf wollte Johannes in der Apokalypse hinweisen. Das gilt für politische Versammlungen und die Politik im Allgemeinen, die die Menschen suggestiv beeinflussen. Die Gegenmaßnahme besteht in der eigenen Wachheit, im Arbeiten an meinem eigenen Astralischen und indem ich mir durch meine Bewusstheit ein Schutzschild baue gegenüber solchen Einflüssen und Einflüsterungen. Das gilt insbesondere für die Medien, die zwar ahrimanisch wirken, aber dennoch Astralisches mitsenden. Denn alles, was mit Elektrizität zu tun hat, hängt sehr stark mit den luziferischen Kräften zusammen.
Rudolf Steiner: Elektrizität ist Licht im untersinnlichen Zustand (von oben). Alles, was mit Elektrizität zu tun hat, hängt sehr stark mit den luziferischen Kräften zusammen. Der Magnetismus kommt aus dem Reich Ahrimans (von unten). Der Einsatz dieser beiden Kräfte begann im 19. Jh. Wir sind heute global umgeben von elektromagnetischer Strahlung eingekesselt (Satelliten). Nur ein Bruchteil davon entfällt auf Handy-Strahlung. Das ist menschengemacht unter dem Einfluss der Widersacher, die hier eine Allianz bilden. Damit ist die Menschheit herausgefordert, die licht-vollen, geistigen Gegenkräfte zu entwickeln. Das hängt zusammen mit dem Bewusstseinslicht.
Das eigentliche Licht ist das helle Bewusstseinslicht. Ahriman möchte das Bewusstsein verfinstern und eine zwingende, ahrimanische Logik installieren und uns zu Marionetten macht. Das würde den Menschen zwar sehr intelligent, aber seelenlos machen. Die Flucht zu Luzifer ist nicht das Gegenmittel. (Hinweis auf Tomasius aus dem 2. Mysteriendrama). Luzifer möchte den Menschen im unreifen Zustand vergeistigen. Das trennt ihn von seiner Aufgabe ab, die er hier auf Erden hat: Bewusstsein zu entwickeln und eine neue Ära der Erdentwicklung bewusst zu gestalten - das Neue Jerusalem.
Jedem, der geistig strebt, begegnet zwangsläufig Luzifer. Er bringt schöne und glücksverheißend Imaginationen, anstatt die mühsamen Aufgaben, die auf uns warten. Vom ICH wissen wir noch sehr wenig. Es ist die Aufgabe unserer Zeit, das ICH unterscheiden zu lernen vom Ego. Das Ego ist notwendig, aber es muss unter die Herrschaft des ICH kommen. Die Kräfte im ICH sind von unschätzbarem Wert. Darin wirkt die Schöpferquelle selbst.
Praktisch alle Religionen (außer der Christengemeinschaft) arbeiten noch mit dem vorchristlichen Prinzip. Sie sind Marionetten der luziferischen und ahrimanischen Kräfte. In ihnen wirkt - abgesehen von einzelnen Individuen - kein freier Impuls, der in die Zukunft geht.
Die Ausgießung der sieben Zornesschalen ist in Wahrheit die Liebe Gottes, die darin wirkt. Liebe will fördern und die besten Eigenschaften eines Wesens hervorbringen. Das „Heulen und Zähneknirschen“ kommt von den Widersachern und unserem Ego, das sich ihnen verschrieben hat.
Sie sind getragen von der Weisheit des Körpers, ihr Bewusstsein ist in der geistigen Welt. Aber sie haben kein waches Ich-Bewusstsein. Das ICH ist ausgeschaltet, sie sind in einem medialen Zustand. Das ist ein alter Weg, ohne wachbewusste Kräfte. Sie helfen uns nicht, wachbewusst zu werden gegenüber den Widersacher-Kräften.
Es gibt 12 verschiedene Anschauungen der Welt. Das ist die Art, wie ein Mensch aus seinem Ich heraus die Welt sieht. Und jede ist wahr aus einer bestimmten individuellen Perspektive .Diese zwölf Nuancen umfassen den ganzen Tierkreis und damit eigentlich den ganzen Kosmos.
Das Christliche ist eigentlich, sich in die Mitte stellen zu können und von dort aus in alle Richtungen schauen zu können. Dann nehme ich den Standpunkt des Christus ein. Oder ich betrachte es von innen von meinem Punkt aus, aber so beweglich, dass ich in jede beliebige Richtung in die Welt schauen kann.
In Babylon herrschte eine hohe geistige Kultur - das Babylonisch-Chaldäische. Sie lasen hellsichtig in der Sternenschrift. Aber die Weisheit wurde auf dem Weg der alten Einweihung gewonnen, was ein medialer Weg war. Das ICH war bei der geistigen Wahrnehmung nicht dabei. Die bei Einweihungen beteiligte Priesterschaft sorgte dafür, dass das ICH weggehalten wurde. Der Einzuweihende bekommt von all dem nichts mit, kann aber beim Aufwachen, in Trance noch, von seinen Einsichten sprechen. Die Aussagen wurden meist im Gedächtnis festgehalten.
Wenn das ICH ausgeschaltet ist, muss eine andere Ich-artige Kraft da sein, die lenkt. Das funktionierte bei den Babyloniern sehr gut. Zur Zeitenwende allerdings wollte sich das ICH mehr und mehr an solchen Prozessen wach beteiligen. Es ging immer mehr um die Frage: Welche geistigen Wesen übernehmen die Führung in der Sache? Dadurch kamen immer mehr Widersacher herein, die die Führung übernahmen, statt der regulären geistigen Wesenheiten.
Wir können uns vorbereiten dadurch, dass wir unsere Seelenkräfte umarbeiten. Indem wir lernen, die kleinsten Seelen-Regungen bewusst aus dem Ich heraus zu ergreifen und künstlerisch zu gestalten. Dann können wir neue Lebenskräfte selbst erzeugen, mit der Gemeinschaft des Christus und sie der Erde zuführen.
Emotionen können nicht durch Askese bezwungen werden. Sie kann zu einer starken luziferischen Überheblichkeit führen und steigert die Ego-Kräfte. Die unten gehaltenen Kräfte reifen und werden immer stärker, ohne dass sie beherrscht werden können. Mit den Emotionen als Potential können wir aber lernen, diese Kräfte mit wachem Bewusstsein zu führen und sie zu verwandeln.
Das moralische Statement an andere ist mein eigenes Leben, mein lebendiges Beispiel. Regeln von oben kann es nicht mehr geben.
Wohl gibt es gute und böse Taten, aber der Mensch ist weder gut noch böse. Die Masken der Moralität müssen fallen. Nicht einander beurteilen, sondern Unterstützung geben, freilassend. Es gibt keinen keinen schärferen Richter als das ICH. In Zukunft kann jeder freie Mensch Richter werden über sich selbst.
Wir schleppen aus vergangenen Inkarnationen gewaltig viele Fehler mit, die auch im Dienste der verschiedenen Gottheiten getan wurden, die damals wie heute luziferischen Hauch haben und wo Dinge passiert sind, die eine gewisse Notwendigkeit hatten für die damalige Zeit, wo trotzdem riesige karmische Schuld angehäuft wurde. Man lese im Alten Testament!
Es wird nicht differenziert zwischen Vater-Sohn-Heiliger Geist - 3 Aspekte, die aber eins sind. Das Vaterprinzip waltet im Hintergrund. Der Christus ist eng verbunden mit unser Ich-Kraft. Der Heilige Geist gibt uns die Möglichkeit, uns dessen ganz bewusst zu werden.
Glossar
Alle Folgen auf einen Blick
Vortragszyklus «Apokalypse»
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Literaturangaben
Rudolf Steiner, Alexandra Riggins: Die sieben apokalyptischen Siegel, Triskel Verlag 2005, ISBN 978-3-905893-02-1;
Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums, GA 8 (1989), ISBN 3-7274-0080-3;
Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X;
Rudolf Steiner: Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes, GA 104a (1991), ISBN 3-7274-1045-0;
Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V: Apokalypse und Priesterwirken, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0;
Emil Bock, Das Neue Testament, Übersetzung in der Originalfassung, Urachhaus, Stuttgart 1998, ISBN 3-8251-7221-X