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Grundlagen Anthroposophie Teil 10 von Christoph Bolleßen
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«Mit dieser Vortragsreihe möchte Christoph in ruhiger und freier Rede, interessierten Menschen einige Leitgedanken der Anthroposophie Rudolf Steiners anschaulich darstellen und zugänglich machen. Zur weiteren Vertiefung in die Thematik empfehlen sich unter anderem die Schriften "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriss" (GA 13).»
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Transkription der Grundlagen Anthroposophie Teil 10 [Alter Mond, Gestaltbildung des Menschen]
Begrüßung und Anbindung an Teil 9 0:00:27
Hallo und herzlich willkommen hier zum zehnten Teil der Grundlagen Anthroposophie auf dem Kanal Kulturepochen.
Wir waren beim letzten Mal stehen geblieben auf dem alten Mond, der alte Mond, die dritte Verkörperungsstufe unseres Heimatplaneten. Und wir waren noch einmal näher auf die Bewusstseinsstufen, die mit den einzelnen Entwicklungsschritten des Planeten zusammenhängen, eingegangen. Und wir waren so weit gekommen, dass wir gesagt haben, auf dem alten Mond erwachen wir zunächst einmal ganz allmählich zu uns selbst und zu der uns umgebenden Umwelt.
Alter Mond 0:01:43
Und mit dem Bewusstsein des alten Mondes, das Rudolf Steiner das Traumbewusstsein nennt, können wir uns das ungefähr so vorstellen, wenn wir heute träumen, dann haben wir ein Verhältnis zu unserer Umwelt, was sich vorwiegend in Bildern äußert. Das heißt, auf dem alten Mond haben wir ja die Anlage für unseren Astralleib verliehen bekommen, und im Astralleib spielt sich im Großen und Ganzen auch das heutige Träumen ab. Es bedeutet, wir interagieren im Seelischen mit anderen Wesen, wir setzen uns mit anderen Wesen in Verbindung. Und im Zuge dieses Kontaktes kommt es dann zu Empfindungen. Und diese Empfindungen wandeln sich dann in Bilder, beziehungsweise die Bilder verwandeln sich in Empfindungen. Es ist also ein wechselseitiges Interagieren mit unserer seelisch-geistigen Umwelt, könnte man sagen.
Und dieses Traumbewusstsein war für uns damals auf dem alten Mond vorherrschend. Und wir hatten ja gesagt, dass der alte Mond auch sehr stark dadurch charakterisiert wird, dass im Zuge der Mondenentwicklung zum ersten Mal sich das, was wir als Sonne bezeichnen, abtrennt vom Rest des alten Mondes, der in diesem damaligen Zustand noch Erde und unser heutiger Mond in einem Wesen ist, in einer Hülle ist, und dass diese Loslösung aus der Ganzheit, die Loslösung der Weisheit von dem, was dann etwas außerhalb der Weisheit steht. Die Weisheitsquelle mit Licht und Wärme und Weisheit, vor allem verkörpert durch die Wesen in der Hierarchie der Kyriotetes, setzt sich nun etwas ab und kann als etwas Außenstehendes wahrgenommen werden und Erde und Mond verbleiben für sich.
Die Trennung der Geschlechter auf dem alten Mond 0:04:54
Und mit diesem Zustand, mit diesem Schritt ist unter anderem auch verbunden, dass sich für unsere Entwicklung etwas Entscheidendes vollzieht. Es wird nämlich damals auf dem alten Mond die Trennung der Geschlechter vollzogen. Das heißt, vorher war der Mensch an sich geschlechtslos, könnte man sagen. Es waren also beide Qualitäten, männlich und weiblich in einer Wesenheit zusammen und nun auf dem alten Mond ist es dann so, dass diese beiden separiert werden voneinander, ebenso wie sich die Sonne von Mond und Erde trennen, trennen sich jetzt hier auch die Qualitäten männlich und weiblich zum ersten Mal.
Und wir können das so verstehen, dass es also in Anlehnung an das, was wir im vorigen Vortrag besprochen haben, geschieht dahingehend, dass die Eindrücke, das Bewusstsein, was mit einem Menschen verbunden ist, der die Qualitäten männlich und weiblich vereint in sich birgt, dieses Bewusstsein ist viel weiter gefasst, könnte man sagen und dementsprechend ist es geboten im Zuge der Selbstfindung, dass sich auch an dieser Stelle, dass dieses Gesamtbewusstsein männlich und weiblich noch einmal voneinander separiert und somit die Eindrücke, die dann jeweils vom männlichen und vom weiblichen eingehen, dass die also auch noch mal für sich stehen können und dadurch also abwechselnde Inkarnationen in einem männlichen Leib und in einem weiblichen Leib dann sozusagen schrittweise dafür sorgen, dass wir auch alle Eindrücke bekommen im Laufe der Zeit.
Damit beantwortet sich die Frage: Sind wir männlich oder sind wir weiblich? Wir sind beides und es wird immer nur pro Inkarnation in ein Geschlecht fokussiert könnte man sagen, wird also mit einem Schwerpunkt versehen, aber wir inkarnieren abwechselnd, in der Regel manchmal auch mehrmals hintereinander in einem weiblichen Körper und in einem männlichen Körper, um ganz bestimmte Erfahrungen zu machen, die eben mit dieser geschlechterspezifischen Bandbreite an Eindrücken in der Regel verbunden ist, dass wir die auch alle einmal durchmachen und erleben.
Die drei Aggregatzustände des alten Mondes 0:08:46
Und wie ihr euch erinnert, hatten wir ja auch gesagt, dass auf dem alten Mond die Materialisierung des Geistes, diese Metamorphose des Geistes über die Wärme auf dem alten Saturn, über das Gasförmige, das Luftartige auf der alten Sonne, auf dem alten Mond nun bis in die Verdichtung, in das flüssige Element kommt. Und ich würde an der Stelle ganz gerne noch mal betonen, dass mit jeder planetarischen Inkarnationsstufe nicht gesagt ist, dass wenn man sagt, der alte Mond ist flüssig, dass das also nicht heißt er ist nur flüssig, sondern ebenso ist er eine Wärmesphäre, er ist ebenso eine Luftsphäre und birgt dann eben in gewissen Anteilen die Verdichtung bis ins Flüssige hinein, sodass man jetzt nicht davon ausgehen kann, es hat jetzt auf dem alten Mond nur das Flüssige gegeben, sondern wir haben immer alle Aggregatzustände, die miteinander wirken. Und im Falle des alten Mondes sind es dann eben drei: Wärme, Luft und Wasser, wässrig.
Und um sich diesen alten Mond vielleicht ein wenig bildhafter vorstellen zu können, gibt es eine Stelle, an der Rudolf Steiner sagt: Wenn man jetzt versuchen würde, auf dem alten Mond einen Spaziergang zu machen und würde das übertragen in unsere physisch-sinnliche Welt, was man da wahrnehmen würde, dass der Boden auf dem alten Mond, auf dem man spazieren gehen würde, der würde sich ungefähr so anfühlen wie Kochspinat. Also eine pflanzliche, torfige, sumpfige Landschaftsmasse, aus der der alte Mond besteht. Und diese Masse ist wässrig, lebendig. Und in dieser wässrigen, lebendigen, sumpfartigen Umgebung befindet sich auch der Mensch, der heutige Mensch, also wir Menschen, befinden uns darinnen.
Gestaltbildung des Menschen 0:12:05
Und auch unsere Gestalt ebenso wie die Gestalt unseres Planeten beginnt sich also zunächst einmal, ausgehend auf dem alten Saturn ein reiner Wärmeleib gewesen ist, und gleichzeitig dann die Anlage für unseren physischen Leib gebildet hat, so haben wir dann auf der alten Sonne ebenfalls unseren Ätherleib, die Anlage für unseren Ätherleib erhalten, unsere Bildekräfte.
Und auf dem alten Mond verdichtet sich unsere Wesenheit schon bis ins Wässrige, ins Flüssige hinein und das in Verbindung mit unserem Traumbewusstsein hat das eben zur Folge, dass wir schon ganz, ganz allmählich zu uns selbst aufwachen. Wir verdichten uns sozusagen langsam hinein in die Materialität, in die dichter werdende Materialität. Und nun kommt etwas hinzu, nämlich es geht um die Gestalt, um unsere Gestaltbildung.
Und da haben wir ja gesagt, dass wenn wir jetzt noch mal kurz auf den alten Saturn gehen, auf dem alten Saturn hat sich neben dem physischen Leib des Menschen als Veranlagung auch das Mineralreich gebildet, wurde veranlagt. Auf der alten Sonne wurde das Pflanzenreich veranlagt. Und auf dem alten Mond das Tierreich. Und nun müssen wir uns vorstellen, dass wir Menschen, wir machen ja jetzt heute auf der Erde unsere Menschheitsstufe durch. Und das bedeutet, dass wir uns auf dem alten Mond auf einer Art Tierstufe befunden haben. Das wird deutlich an diesem Traumbewusstsein. Wir hatten ja schon mal die Verbindung hergestellt, dass die heutigen Tiere hier bei uns auf der Erde mehr oder weniger heute noch permanent in solch einem Traumbewusstsein leben. Wir als Menschen haben das konkrete Gegenstandsbewusstsein, das Wachbewusstsein, und die Tiere leben in einer mehr seelisch geprägten, träumenden Umgebung.
Die vier Hauptkonstellationen des Tierkreises 0:15:21
Und damals auf dem alten Mond waren wir in diesem Traumbewusstsein und waren, könnte man sagen, auf einer Art Tierstufe. Und diese Tierstufe, die hat auch mit der damaligen menschlichen Gestalt etwas zu tun. Und an der Stelle würde ich gerne noch mal mit euch ganz zurückgehen. Vielleicht erinnert ihr euch, wir haben darüber gesprochen, dass noch vor dem Beginn der Zeit, bevor die Throne ihr Opfer darbringen, kommt es dazu, dass die über ihnen stehenden Cherubim sich zum Tierkreis anordnen. Wir hatten gesagt, dass es also zwölf Cherubime sind, die sich dort zum Tierkreis anordnen, die erste Hülle bilden, in der dann unser Planetensystem sich weiterentwickelt. Und wir hatten gesagt, dass es also maßgeblich vier Cherubime sind, die dann jeweils zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken einen weiteren Cherubim gestellt bekommen. Und dass es dann drei mal vier, insgesamt zwölf Cherubime des Tierkreises sind.
Und nun gibt es also demnach vier Hauptsternenkonstellationen des Tierkreises, die sehr viel mit der menschlichen Gestalt, mit dem menschlichen Wesen von uns Menschen heute zu tun haben. Und diese vier sind zunächst einmal der Adler, der Löwe und der Stier und die vierte Cherubim Gruppe ist der Mensch, das ist also der heutige Wassermann oder Wassermensch. Das heißt also, wir haben Adler, Löwe und Stier und der Wassermensch oder der Mensch.
Der Wassermensch als eine Qualität von vieren 0:18:31
Ihr merkt schon an diesem Wassermenschen, wir sind wieder auf dem alten Mond, das flüssige Element, das heißt, hier kommen jetzt zum ersten Mal auf dem alten Mond diese Qualitäten zusammen. Das heißt wir haben den Menschen, den Wassermenschen als eine Qualität von vieren und dann kommen jetzt eben Adler, Löwe und Stier mit hinzu.
Der Adler und unser Kopfbereich 0:19:07
Und zwischen diesen vier Motiven wird jetzt die Gestalt des heutigen Menschen herausgebildet. Und jetzt kann man sich fragen okay, wie kann man denn besonders diese drei, das heisst Adler, Löwe und Stier, was haben die denn mit unserer heutigen Gestalt zu tun? Und da können wir sagen, dass der Adler, der Adler ist ja ein Vogel, ein fliegendes Tier, dass dieser Adler, diese Adlergestalt, mit den ausgebreiteten Schwingen und dem ganz betonten Kopf, dass dieser Adler, dieses Adlerprinzip, dahinter steckt ja wieder eine geistige Kraft, ein geistiges Prinzip, dass dieser Adler sich in erster Linie auf die Organisation unseres Kopfbereiches bezieht. Mir fällt jetzt spontan die Entsprechung ein, die Gedanken sind frei, man sagt ja frei wie ein Vogel oder frei wie ein Adler. Das heißt also dieses Freiheitliche und dieses Losgelöste von allem Materiellen, von diesem Grobstofflichen, das verkörpert halt unser Kopf. In den Gedanken sind wir sehr, sehr schnell, und wir können in Gedanken uns gut loslösen und Dinge von einer anderen Perspektive einnehmen, aus der Vogelperspektive sagt man auch. Wir können uns also in die höchsten Höhen erheben, wenn wir mit unserer Kopforganisation arbeiten. Das heißt also, der Adler steht in Verbindung zu unserem Kopf.
Der Löwe und unser rhythmisches System 0:21:35
Dann haben wir den Löwen. Wenn wir den Löwen charakterisieren, der Löwe ist mutig und ein bisschen eitel. Und der Löwe, der bezieht sich in erster Linie auf die Organisation unseres sogenannten rhythmischen Systems. Das heißt, es ist alles das, was quasi zwischen unterhalb des Kehlkopfes bis zum Zwerchfell an unserer Gestalt liegt, also das heißt, wir haben, wenn man an das rhythmische System denkt, dann fällt einem sofort natürlich der Brustkorb ein mit einem ziemlich gleichen Abstand gibt es immer eine Rippe, dann kommt ein Freiraum, dann kommt wieder eine Rippe. Also wir haben die Lunge, die sich immer ausdehnt und wieder zusammenzieht. Wir haben das Herz, das sich auch kontrahiert und wieder ausdehnt. Und so weiter. Das heißt also, alles, was rhythmisch ist am Menschen, liegt in diesem rhythmischen System, ungefähr die Körpermitte, könnte man auch sagen. Und das ist der Bezug zum Löwen. Der Löwe mit dem starken Herzen, der auch aufbrausend sein kann und der auch Eitelkeit in sich trägt. Also das sind diese rhythmischen, gliedernden Elemente, die stehen in Verbindung mit dem Löwen.
Der Stier und unser Unterleib 0:23:37
Und dann haben wir schließlich den Stier. Und dieser Stier oder auch die Kuh, die steht vor allen Dingen in Verbindung zu unserem Unterleib. Wir wissen ja, dass die Kuh in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft eine sehr wichtige Rolle spielt und das hat eben damit zu tun, dass das Wesen der Kuh in erster Linie auf die Verdauung angelegt ist. Also die Kuh nimmt in sehr tugendhafter Art und Weise Dinge aus ihrem Umfeld auf und verdaut und verdaut und verdaut und bleibt ruhig. Und dann geht sie mal wieder an einen anderen Platz. Aber der Stier zum Beispiel, der hat auch wirklich eine unbändige Kraft. Das heißt also, dieses Tugendhafte auf der einen Seite, aber auch eine unbändige Kraft und diese Kraft kann auch schon mal durchgehen und so ist es auch beim Menschen. Heute ist die Wissenschaft so weit, dass sie sagen, wir haben ein zweites Gehirn im Bereich des Darms, der Verdauungsorgane. Da sind also mindestens genauso viele Nervenzellen wie im Gehirn und man spricht da also immer mehr auch von einem zweiten Bewusstsein, naturwissenschaftlich gesehen. Anthroposophisch gesehen liegt der Zusammenhang zu diesem zweiten Bewusstsein darin, dass in dem Unterleib sich unsere Willenskräfte konzentrieren.
Ihr kennt vielleicht diese Dreieinteilung von Rudolf Steiner: Denken, Fühlen und Wollen. Und das Denken befindet sich, oder es läuft vorwiegend im Kopf ab. Und dann gibt es das Fühlen, das hat mit dem rhythmischen System zu tun. Und das Wollen hat eben mit dem Unterleib zu tun. Daher diese starken Willenskräfte, wie bei einem Stier.
Das verdanken wir eben diesen Kräften, die aus dem Tierkreis auf unsere Gestalt eingewirkt haben. Und so ist es dann eben, dass auf dem alten Mond im Zuge dieser Gestaltbildung bis zum heutigen Menschen, dass da diese Qualitäten aus dem Tierkreis die mannigfaltigsten Mischwesen hervorgebracht hat. Das waren also auf dem alten Mond die sogenannten Tiermenschen.
An der Stelle finde ich, kann man sich das ganz gut klar machen, dass der Evolutionsgedanke der heutigen Naturwissenschaft da schon relativ nah an die anthroposophische Sichtweise herankommt. Denn dieses Ringen um die menschliche Gestalt und das Hindurchgehen durch das Tierreich, das war ganz stark auf dem alten Mond der Fall, hat sich aber dann später auf der Erde auch noch einmal wiederholt. Ja, so haben wir dann auf dem alten Mond die Verdichtung bis ins Wässrige. Wir haben die Arbeit an der menschlichen Gestalt. Wir haben das langsame Aufwachen zu uns selbst, die Verbindungsaufnahme zu unserer Gestalt, zu unserer Umwelt mithilfe des Traumbewusstseins und wir haben den Durchgang durch die Tierstufe.
Abschluss 0:28:35
Okay. So viel für heute. Ich danke euch fürs Zuhören, fürs Dabeisein und sage bis zum nächsten Mal.
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