Grundlagen Anthroposophie Teil 4 von Christoph Bolleßen

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«Mit dieser Vortragsreihe möchte Christoph in ruhiger und freier Rede, interessierten Menschen einige Leitgedanken der Anthroposophie Rudolf Steiners anschaulich darstellen und zugänglich machen. Zur weiteren Vertiefung in die Thematik empfehlen sich unter anderem die Schriften "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriss" (GA 13).»

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- Grundlagen Teil 4 -
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Transkription der Grundlagen Anthroposophie Teil 4 [Trinität, Schöpfungsimpuls, Erste Hierarchie]

Begrüßung und Anknüpfung an Teil 3 0:00:21

Hallo und herzlich willkommen zum vierten Teil der Grundlagen Anthroposophie, hier auf dem Kanal Kulturepochen. Wir waren beim letzten Mal stehengeblieben dabei, dass wir versucht haben, uns vor das innere Auge zu führen, wie die physischen Dinge, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können, wie die aus der Geistigen Welt sich bis ins Physische hinein Metamorphosieren, könnte man sagen, wie das Geistige also bestimmte Stufen der Entwicklung durchmacht, bis es sich in den Aggregatzustand versetzt hat, den wir als das Physische, das Materielle bezeichnen. Und ich würde heute gerne beginnen, weil es wahrscheinlich einige Zeit in Anspruch nehmen wird, damit den Weg des Menschen zu verfolgen.

Vom Beginn an, bis er in der heutigen Zeit, so wie wir den Menschen heute kennen, wie wir die Menschen heute kennen, vor uns steht. Und wenn wir uns noch einmal ganz kurz in Erinnerung rufen, dass wir gesagt haben: Die Geistige Welt besteht im Grunde genommen aus "Ideenwesen". Das heißt, es handelt sich um gewissermaßen "geistige Substanz", die sich formiert und aus dieser Formierung heraus ergeben sich bestimmte Eigenschaften, Qualitäten, die man dann als Gesamtheit, als Wesen bezeichnen könnte. Das heißt, es kommen also geistige Wesen zusammen zu einem gemeinschaftlichen Willensobjekt vielleicht, oder einer gemeinsamen Willensabsicht, um wieder ein neues Wesen zu bilden.

Die drei Logoi - Bewusstsein, Leben und Form 0:01:57

Und wenn wir jetzt versuchen mit den Angaben Rudolf Steiners an den Beginn, könnte man sagen, dieses Vorgangs zu schauen - wo nimmt diese Verdichtung des Geistigen, diese Metamorphose des Geistigen, wo nimmt die ihren Anfang? Dann beschreibt Rudolf Steiner, dass wir ganz am Anfang des Bereiches, der ihm möglich war, zu schauen, dass wir da sprechen von der höchsten göttlichen Quelle, die zunächst einmal ein Ganzes ist. Und wenn wir den Blick genauer auf diese göttliche Quelle richten, dann erscheint diese göttliche Quelle in einer Dreiheit. Das kennen wir zum Beispiel aus dem Begriff, aus der christlichen Religion der "Heiligen Dreifaltigkeit". Das heißt also diese göttliche Quelle birgt in sich drei Qualitäten, die im Zusammenspiel miteinander die gesamte Schöpfung bewirken.

Und Rudolf Steiner spricht im Zusammenhang mit dieser höchsten göttlichen Quelle von den drei Logoi. Das heißt, es gibt zunächst einen ersten Logos, einen zweiten Logos und einen dritten Logos. Und um die Qualitäten dieser drei Logoi zu beschreiben, wählt Rudolf Steiner die Begriffe, dass der erste Logos als "Bewusstsein" beschrieben wird. Der zweite Logos als "Leben" und der dritte Logos als "Form". Das heißt, wir haben in der höchsten göttlichen Quelle die drei geistigen Prinzipien, die drei geistigen Qualitäten von Bewusstsein, Leben und Form.

Und ich finde, in diesen drei Begriffen drückt sich eigentlich auch schon aus dieser Weg, den wir vorher beschrieben haben. Es gibt einen Aggregatzustand, wenn man so will, des Bewusstseins, das heißt, es ist ein höchstes Geistiges in voller Entfaltung vorhanden – es ist unbegrenzt. Es gibt eine unendliche Fülle von Potenzialen, von Richtungen, von verschiedenen Wegen, von Möglichkeiten. Und nun beginnt sich dieses unendliche Potenzial in einer Form zu verdichten, dass sich dieses unendliche Potenzial gewissermaßen ein Spiegelbild schafft. Es wird diesem unendlichen Potenzial etwas gegenübergestellt. Und wir können natürlich in diesen Bereichen nur mit unseren bescheidenen geistigen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, um das Ganze irgendwie begreiflich zu machen, versuchen uns vielleicht in diese Richtung das Ganze erklärbar zu machen, dass man sagen kann: Auch die höchste göttliche Quelle ist an einer Erweiterung, an einer Entwicklung interessiert. Wir haben also im Zustand des Bewusstseins eine Art unendliche In-sich-Geschlossenheit, könnte man sagen. Da ist also wenig Raum für Neues.

Und es muss jetzt also die Möglichkeit geschaffen werden, dass auch dieses unendliche, vollkommene Bewusstsein sich noch weiter entwickeln kann. Und das macht es eben notwendig, dass es einen zweiten Logos gibt, der in der Lage ist, den ersten Logos zu spiegeln und dem ersten Logos zu einem Bewusstsein von sich selbst zu verhelfen und gleichzeitig eine eigene Existenz bekommt. Da haben wir auch den Freiheitsgedanken schon drin. Und diese beiden Logoi bilden jetzt in ihrer Beziehung zueinander einen weiteren Logos. Dieser dritte Logos ist die Form und die Form ist wiederum das Spiegelbild der sich entwickelnden Beziehung zwischen dem ersten und dem zweiten Logos.

Das heißt diese Form ist zunächst das Ergebnis des Dialogs des ersten und zweiten Logos, könnte man sagen. Und diese drei Grundkräfte allen Seins Bewusstsein, Leben und Form, die bringen jetzt Wesen hervor, die beginnen, den Schöpfungsplan gemäß der höchsten Schöpferquelle auszuführen. Und es erscheinen also jetzt zunächst einmal die Qualitäten dieser drei Logoi in der Geistigen Welt, in den absolut hohen Bereichen der Geistigen Welt. Wie gesagt, wir bewegen uns hier auf einem Terrain, was man mit irdischen Maßstäben eigentlich überhaupt nicht messen kann.

Die drei Gunas - Tamas, Rajas und Sattwa 0:10:18

Und man kann eben sagen, die Qualitäten dieser drei Logoi treten in Erscheinung. Zunächst einmal als drei Grundkräfte, geistige Grundkräfte, die sehr gut beschrieben werden in der hinduistischen Tradition. Da werden sie beschrieben als die drei "Gunas". Und diese drei Gunas oder Grundkräfte, die bestehen aus "Tamas" – das ist der hinduistische Sanskritbegriff. Dann haben wir den zweiten Logos, der tritt in Erscheinung als "Rajas". Und der dritte Logos tritt in Erscheinung als "Sattwa". Wenn wir versuchen, diese drei Worte ins Deutsche zu übertragen, dann könnte man sagen Tamas, der erste Logos, heißt so viel wie "Trägheit" oder "Dunkelheit". "Rajas", der zweite Logos – Rajas bedeutet so viel wie Energie, Bewegung. Und der dritte Logos Sattwa bedeutet im Deutschen so viel wie Harmonie, Klarheit oder Güte. Und diese drei Grundkräfte allen Seins drücken sich nun weiterhin aus, mischen sich sozusagen in die Schöpfung hinein, in den Beginn der Schöpfung hinein. Und hier kommen wir nun an einen Punkt – wir haben die Drei, die kennt ja jeder als okkulte, spirituelle, wichtige Zahl und über die Drei kommen wir jetzt zur nächsten wichtigen Zahl für die Menschheitsentwicklung. Das ist die Sieben. Die Sieben steht in einem besonderen Verhältnis zur Drei.

Die Sieben Schöpferischen Geister und die 21 Prajapatis 0:12:58

Die drei Grundkräfte Bewusstsein, Leben und Form der drei Logoi, geäußert in Tamas, Rajas und Sattwa, diese drei Grundkräfte ordnen sich nun ihrem Wesen gemäß in verschiedenen Kombinationen an. Und diese Kombinationen sind genau sieben Stück. Die erste Kombination ist Tamas in Reinform, die zweite Kombination ist Rajas in Reinform, die dritte Kombination ist Sattwa in Reinform. Die vierte Kombination ist Tamas und Rajas zusammen, die fünfte Tamas und Sattwa, die sechste Rajas und Sattwa und die siebte ist Tamas, Rajas und Sattwa, alle drei gemeinsam. Das heißt diese sieben Grunderscheinungsformen der Qualität der göttlichen Schöpferquelle damit haben wir in der Siebenzahl eigentlich die Entwicklung schlechthin charakterisiert. Die Siebenzahl wird uns auch später noch häufiger begegnen.

Und wenn wir jetzt diese sieben Kombinationen haben und multiplizieren die sieben mit der drei, das heißt, es gibt also drei mal sieben sogenannte "Schöpferische Geister", bzw. die Schöpferischen Geister waren eigentlich die sieben Kombinationen, ich muss mich korrigieren! Aus den "Sieben Schöpferischen Geistern" ergeben sich dann 21 "Prajapatis" – das ist auch wieder ein Sanskritbegriff. Und Rudolf Steiner löst das Ganze jetzt, er betrachtet das sehr, sehr detailliert. Ich wollte aber an der Stelle vielleicht nur einmal die Beziehung der Drei zur Sieben und wie die Schöpfung ihren Beginn nimmt und das die Drei und die Sieben sehr entscheidende logische Ankerpunkte sind, die uns auch später immer wieder begegnen.

Über die Menschheitsidee 0:16:04

Und nun kommen wir also dahin, dass es – wir hatten ja gesagt, dass wenn sich Materie beginnt zu bilden oder wenn sich der Geist in die Materie metamorphosiert, dann braucht es auch immer Spezialisten, könnte man sagen. Wesen mit besonderen Fähigkeiten, die für diese einzelnen Entwicklungsschritte zur Verfügung stehen, mit ihren Fähigkeiten und umsetzen, was aus der geistigen Welt heruntergereicht wird an Schritten, an Planungsschritten, an Entwicklungsschritten.

Und am Beginn der Menschheitsidee ist natürlich klar, dass man sagen muss: Der Mensch braucht einen Ort, eine Umgebung, eine Hülle, in der er sich entwickeln kann. Und so steht also die Entwicklung des Menschen unmittelbar im Zusammenhang mit der Entwicklung auch unseres Planeten oder unseres Sonnensystems. Und vielleicht können wir an dieser Stelle schon einmal sagen, wenn wir uns vorstellen, die große Menschheitsidee tritt in Erscheinung, dann kann man sagen: Worin besteht denn eigentlich der tiefe Sinn der Menschheitsentwicklung? Und der tiefe Sinn der Menschheitsentwicklung besteht darin, ein Wesen zu schaffen, das aus absoluter Freiheit heraus den Schöpfungsimpuls der Göttlichen Trinität weiterführt, weiterentwickelt. Das ist die große Idee, die am Beginn unserer Schöpfung steht.

Die Wesen der Ersten Hierarchie - Seraphim, Cherubim, Throne 0:18:35

Und diese Idee des freien Menschen, des "Ich-Menschen" könnte man auch sagen, die stellt sich nun hinein in die Geistige Welt und die Geistige Welt erkennt sofort diesen Plan der Trinität, könnte man sagen. Und diese Wesen beginnen dann auch zu handeln, denn in der geistigen Welt gibt es wie wir bereits gemeinsam angeschaut haben, nur geistige Wesen und ihre Taten, die Anwendung ihrer Fähigkeiten, ihrer Bestimmung.

Und nun beginnt sich die erste Manifestation dieser großen Menschheitsidee zu bilden mithilfe der Wesen der sogenannten "Ersten Hierarchie". Es gibt also laut Rudolf Steiner drei Hierarchien sogenannter "Engelwesen". Und diese Engelwesen werden mit einer klaren Bezeichnung benannt, einer eigenen Terminologie. Und diese Terminologie wurde von einem hohen Eingeweihten aus der Geistigen Welt gesehen und entsprechend dokumentiert. Das ist "Dionysius der Areopagite". Das war ein sehr hoher Eingeweihter der alten Zeit und Rudolf Steiner hat seine Benennung dieser Wesenheiten, dieser Engelhierarchien, so übernommen, weil sie wohl diesem Eingeweihten sehr klar erschien.

Und so kommt nun dieser göttliche Schöpfungsplan zum Vorschein und es existieren zu diesem Zeitpunkt drei verschiedene Arten von Engelwesen. Und diese Engelwesen tragen die Namen zunächst: Die erste Gruppe heißen "Seraphim", die zweite Gruppe heißen "Cherubim" und die dritte Gruppe heißen die "Throne". Und wenn wir diese drei Wesen, Wesen-Gruppen ins Auge fassen, sollten wir auch immer im Hinterkopf behalten diese Einteilung der "Heiligen Dreifaltigkeit" in "Bewusstsein, Leben und Form". Dieses Prinzip spiegelt sich auch in den Engelwesenheiten wider, in den Fähigkeiten, in den Aufgaben der Engelwesen.

Und so haben wir also, wenn wir die Erste Hierarchie der Engelwesen betrachten, dann können wir sagen: Die Seraphim bilden das Bewusstseinsprinzip dieser Ersten Hierarchie, die Cherubim bilden das Leben, das Lebensprinzip und die Throne haben die Fähigkeit, das Formprinzip in Erscheinung zu bringen. Und die Throne sind auch tatsächlich die Wesenheiten, die diesen göttlichen Plan erkennen und sofort in Aktion treten. Sie "spüren", wenn wir das menschlich ausdrücken wollen, dass ihr Wille gefragt ist. Sie sind maßgeblich beteiligt, sie können maßgeblich dazu beitragen, dass diese Schöpfungsidee verwirklicht wird. Und diese Throne bekommen diesen göttlichen Plan heruntergereicht von den Cherubim, die eine Stufe über ihnen stehen.

Die erste Hierarchie der Engelwesen
Ersteller: Jean-Paul Hahn / Lizenz: Creative Commons License
Quelle: Grundlagen Anthroposophie von Christoph Bolleßen, Teil 4

Und die Throne sind davon so berührt, von dieser Idee, von dieser Menschheitsidee und davon, dass die Cherubim diesen Plan zu ihnen herunterreichen, dass sie den wertvollsten Teil ihres eigenen Wesens opfern, um die Schöpfung des Menschen in Gang zu bringen. Und dieser wichtige Teil, den sie da opfern, dass ist Ihre Willenskraft. Das heißt also die erste Essenz, könnte man sagen, die erste, die höchste geistige Essenz, die wir in unserem Universum finden können, ist also der Wille. Um diesen Willen, den die Throne aus sich heraus entwickeln konnten, mithilfe der Seraphim und der Cherubim, diese Willenssubstanz opfern sie den Cherubim, den Wesen über ihnen. Und bringen damit die Schöpfung in Gang.

Abschlussgedanken 0:25:28

Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen in verständliche Worte fassen. Ich finde, an dieser Stelle ist es ganz wichtig, sich das eben nicht nur intellektuell vor Augen zu führen, sondern sich auch klar zu machen, wie berührend das ist, dass Wesen, hohe Wesen, alles von sich gegeben haben, damit wir heute hier sein können und uns über spirituelle Dinge bewusst werden können. Das wir unser Mensch-Sein leben können. Ich finde, das ist ein sehr - es ist ein gewaltiger Gedanke. Und an der Stelle würde ich dann diesen vierten Teil zunächst beenden und bedanke mich bei euch fürs Dabeisein und freue mich schon auf den nächsten Teil. Vielen Dank!

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