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Grundlagen Anthroposophie Teil 9 von Christoph Bolleßen
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«Mit dieser Vortragsreihe möchte Christoph in ruhiger und freier Rede, interessierten Menschen einige Leitgedanken der Anthroposophie Rudolf Steiners anschaulich darstellen und zugänglich machen. Zur weiteren Vertiefung in die Thematik empfehlen sich unter anderem die Schriften "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriss" (GA 13).»
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Transkription der Grundlagen Anthroposophie Teil 9 [Bewusstseinsstufen, Gut und Böse, Zeit und Raum]
Begrüßung und Anknüpfung an Teil 8 0:00:27
Hallo und herzlich willkommen hier auf dem Kanal Kultur Epochen zum neunten Teil Grundlagen der Anthroposophie.
Wir sind nach wie vor auf dem alten Mond. Ihr erinnert euch? Das ist der Zustand unseres Heimatplaneten, der dem heutigen Zustand unseres Planeten, dem Erdenzustand vorausgegangen ist, quasi eine Stufe vor der Erde.
Ich möchte zu Beginn gerne noch einmal die damit verbundenen Bewusstseinsstufen, die mit jeder Inkarnation, mit jeder Entwicklungsstufe unseres Planeten, auch die für den Menschen besprechen. Wenn ich sage Menschen, dann meine ich sowohl uns heutige Menschen als auch diejenigen Wesen, die mit in unserem Entwicklungsstrom drinnen stehen und die ihre jeweilige Menschheitsstufe auf den vorherigen Inkarnationen unseres Planeten durchgemacht haben.
Bewusstseinsstufen vom alten Saturn bis zur alten Sonne 0:02:15
Wir erinnern uns nochmal kurz, dass es den alten Saturn gegeben hat als erste Entwicklungsstufe unseres Weltensystems, wie Rudolf Steiner das auch nennt. Das war verbunden mit dieser ersten Entwicklungsstufe. Zunächst mal legte sich die physische Welt im Geistigen bis zum Element der Wärme an. Damit geht gleichzeitig ein Bewusstseinszustand einher, den Rudolf Steiner bezeichnet als das Trancebewusstsein. Wir hatten ja gesagt, dass diese Trancebewusstsein auf der einen Seite bedeutet, dass man im Prinzip mit dem gesamten Kosmos verbunden ist. Sein eigenes Wesen quasi im gesamten Kosmos verteilt ist, könnte man sagen. Dass aber auf der anderen Seite in diesem Trancebewusstsein dieser Punkt, an dem man sein Bewusstsein so auf einen Punkt fokussiert, dass man sich selbst erkennt relativ schwierig ist. Den nächsten kosmischen Entwicklungszyklus haben wir die alte Sonne genannt. Dass in der alten Sonne die Wesen und auch wir in gewissem Maße vom Trancebewusstsein - was soll man jetzt sagen, soll man sagen aufwachen oder einschlafen? - also es geht auf jeden Fall über vom Trancebewusstsein in den traumlosen Schlaf.
Das heißt also, wenn man von der physischen Seite her schaut, werden wir eine Stufe wacher. Und wenn man von der geistigen Seite schaut, schlafen wir gewissermaßen um eine Stufe mehr ein. Unser Bewusstsein zieht sich also quasi ein Stück weiter zusammen, ist also nicht mehr ausgebreitet über den ganzen Kosmos, sondern es wird, wenn man so will, ein Stück weit egoistischer oder egozentrischer. Aber nicht im negativen Sinne, sondern einfach nur, damit ihr wisst, wie man das vielleicht illustrieren könnte mit Begriffen.
Bewusstseinsstufen von altem Mond bis zur heutigen Erde 0:05:37
Nach der Entwicklung der alten Sonne kommt es dazu, dass der Übergang stattfindet vom traumlosen Schlafbewusstsein zum Träumen oder zum Traumbewusstsein. Das heißt, aus geistiger Sicht gesehen, wird es etwas dumpfer, wird es etwas dunkler, könnte man sagen. Aber von der physischen Seite her gesehen, wachen wir jetzt langsam zu uns selbst auf. Das Bewusstsein, das vorher noch weiter ausgestreut war, in den Umkreis, beginnt sich weiter zu verdichten. Es beginnt sich, könnte man sagen, ein Panorama zu bilden. Und in diesem Panorama entstehen seelisch geistige Bilder, die von uns wahrgenommen werden können, von unserem geistigen Wesenskern wahrgenommen werden können.
Vielleicht machen wir jetzt noch den Schritt in die Erdenentwickelung hinein, wenn der Mond sich verwandelt in die heutige Erde. Dann erhalten wir Menschen das sogenannte Wachbewusstsein. Und in diesem Wachbewusstsein ist also das „ausgebreitet Sein in den Umkreis“ so weit zurückgezogen, dass in dieser Hülle, die dann dort entsteht oder dieser Raum, dieser Konzentrationsraum oder dieses Reaktionsgefäß – wie auch immer man das bezeichnen möchte – in diesem geschützten Raum kann es dann dazu kommen, dass wir uns als Individualität erkennen. Das ist dann natürlich noch nicht zu Ende, es geht von da aus weiter, nur dazu wollte ich dann später kommen.
Abstieg und Verdichtung 0:08:14
Mir war es an der Stelle wichtig, das noch einmal so deutlich darzustellen. Diese Ambivalenz habt ihr ja vielleicht gemerkt, dass man natürlich auf der einen Seite – wenn man die Schöpfung aus dem Geistigen ins Physische hinein verfolgt – dass man natürlich von der einen Blickrichtung sagen muss, es handelt sich um einen Abstieg. Also das physisch Materielle ist nicht gleichzusetzen mit dem Geistigen an sich. Es ist eine Form des Geistigen. Aber es ist gleichzeitig im Gegensatz zum Geistigen an sich eine sehr starre Form. Man könnte also sagen, es ist eine große Verdichtung. Und damit ist auch klar, dass wenn man Dinge verdichtet, dass sich da die Flexibilität, die Lebendigkeit verringert. Aber auf der anderen Seite ist es natürlich dann auch so, dass durch eine Konzentration von etwas, in dem Fall von Bewusstsein, von geistigem Vermögen natürlich auch neue Potenziale entstehen, die in einem eher verteilten Zustand nicht so ohne weiteres möglich wären.
Entwicklung der Widersachermächte 0:10:04
Und ich möchte das an der Stelle noch mal besonders hervorheben, weil wir jetzt auf dem Alten Mond, in der Menschheitsentwicklung und in der Weltentwicklung an einen Punkt kommen, an dem Wesenheiten an den Menschen herantreten können, die – wie wir in einem vorigen Teil schon mal kurz angeschnitten haben – die Fähigkeiten und auch den Willen haben, die gedeihliche Entwicklung des Menschen und auch der Welt ein bisschen zu durchkreuzen.
Und das ist eben auf dem Alten Mond besonders entscheidend. Warum auf dem Alten Mond? Wir hatten ja gesagt, dass auf dem Alten Mond es zum ersten Mal dazu kommt, dass sich die Sonne von dem anderen Himmelskörper, der also noch den heutigen Mond als geistige Wesenheit, nicht den Mond, den wir heute mit unseren physischen Sinnen am Himmel erkennen und sehen, sondern dieser Mond, den wir heute sehen, trennt.
Beginn unseres Selbstbewusstseins 0:11:35
Dahinter stehen ja auch wieder geistige Formen und geistige Wesen, die dann im Physischen abgebildet werden. Und in diesem Erdenzustand des alten Mondes trennt sich also nun zum ersten Mal wirklich die Weisheit, die das Licht hervorgebracht hat. Ihr erinnert euch vielleicht, dass da die Wesen aus der Hierarchie der Kyriotetes eine sehr entscheidende Rolle gespielt haben. Es kommt also dazu, dass sich diese weisheitsvolle Quelle von Licht und die ja auch die Wärme in sich getragen hat, die ja auf dem alten Saturn entstanden ist, dass sich diese Konzentration dieser Qualitäten abtrennt und in eine gewisse Entfernung zur Erde und zum Mond steht.
In gewisser Hinsicht könnte man ja sagen, es ist ein schmerzvoller Vorgang. Dieser schmerzvolle Vorgang ist aber auf der anderen Seite der Beginn unseres Selbstbewusstseins, der wirkliche Beginn unseres Selbstbewusstseins. Denn wenn wir den Zustand des Träumens heute einmal nehmen, dann ist es ja schon so, dass wir uns im Traum eigentlich auch selbst schon so ein bisschen erkennen. Also wir wissen in einem Traum in der Regel, da geht es um uns. Gewisse Dinge spielen sich ab. Man träumt von anderen Menschen, man träumt von Orten, man träumt von Zuständen, z.B. dass man fliegt oder dass man im Wasser schwimmt. Aber der Kern eines Traumes ist ja eigentlich, dass es da um mich geht.
Die Bedeutung der Widersacherkräfte bezüglich der Menscheitsentwicklung 0:13:51
Deshalb ist es auf dem Mond so wichtig zu verstehen, dass es hier nun besonders stark gefordert ist, sich auch mit dem auseinanderzusetzen, was eben an rebellischen Kräften, an Widersacherkräften in unserer Entwicklung auch vorhanden ist. Und zwar in einer Form – und das finde ich das wieder mal das Revolutionäre an der anthroposophischen Sicht –, dass es also nicht darum gehen kann diese Wesen, die auftreten – wir werden die im späteren Verlauf noch etwas genauer anschauen – dass wir diese Wesen nicht wie man so schön sagt, verteufeln sollte. Denn ohne diese rebellischen Einflüsse wäre das große Ziel unserer Menschheitsentwicklung nicht zu erreichen.
Und dieses Ziel, wir hatten es am Anfang angesprochen, dieses große Ziel, das sich die höchste Gottheit gesetzt hat, was also noch nie dagewesen ist in der, ja jetzt kommt das Wie der vorhergehenden Entwicklung, wir haben ja gesagt, in unserem Weltentwicklungssystem muss man sich das so vorstellen, dass es die Zeit irgendwann gab, aber dass es ja vor diesen Entwicklungen die Zeit eben nicht gab, sondern es gab nur die zeitlose Ewigkeit.
Zeit, Raum und zeitlose Ewigkeit 0:15:51
Und dadurch, dass eben die Zeit geboren wurde, der Raum geboren wurde ist es auch klar, dass es in einem zeitlichen Ablauf und in einer räumlichen Gestaltung einen Anfang und eben auch ein Ende geben muss als Gegensatz zur zeitlosen Ewigkeit. In der zeitlosen Ewigkeit sind die Dinge. In der Gestaltung von Raum und Zeit entstehen die Dinge, dann sind sie und dann vergehen sie wieder bzw. sie sterben. Sie kommen an ein Ende.
Dreischritt - Dialektik Hegels - Entwicklung 0:16:58
Und dieses Prinzip – ihr merkt es – ist wieder ein Dreischritt. Das heißt Bewusstsein, Leben und Form spiegeln sich auch hierin erneut wider. Und wir hatten in der Dialektik Hegels dieses Prinzip entdeckt, dass es mit der These beginnt. Es folgt die Antithese und Synthese. Das ist also in gewisser Weise dieses Aufheben im Sinne von Beseitigen, das Aufheben im Sinne von Bewahren und das Aufheben im Sinne von Emporheben. Das ist das Ziel eines jeden Lebensprozesses, könnte man sagen. Und dieses Ziel ist dann gleichzeitig wieder die Ausgangsbasis für den nächsten Entwicklungsschritt.
Und ich wollte an der Stelle noch mal explizit darauf hinweisen, dass eben die Tatsache, dass Wesen, oder Objekte, geistige Objekte in diese räumlich zeitliche Gestaltung hineingebracht werden kein böser Wille ist wie man ja schnell dann denken kann. Es gibt ja auch durchaus religiöse, spirituelle Sichtweisen, die einfach sagen, es ist im Grunde so eine Art Strafe, dass wir dem Tod unterliegen, dass wir vergehen müssen, dass wir nicht ewig in Glückseligkeit, etc. unser Dasein fristen können.
Ich glaube, an der Stelle macht es wirklich viel Sinn, als geistig strebender Mensch sich klarzumachen, dass, ohne diese Gestaltung und diesen Weg zu gehen in Zeit und Raum nicht so ohne weiteres möglich ist, oder man könnte sagen eigentlich überhaupt nicht möglich ist, sich zu einem Wesen zu entwickeln, das also wirklich im eminenten Sinne frei ist.
Denn zur Freiheit gehört es dazu, dass wir auch vor die Wahl gestellt werden, uns für das Böse zu entscheiden, sage ich jetzt mal oder für einen Weg der in die Zerstörung, in die Vernichtung führen kann. Oder wir entscheiden uns aus Freiheit heraus für einen Weg, der aufbauend ist, der in die Zukunft hinein weist und der durch die Lebendigkeit in sich immer wieder neu erstehen kann. Aber, dass es ganz wichtig ist, in dieser Polarität auch die Wichtigkeit der Kräfte zu sehen, die für die Vernichtung, für die Auflösung alter Strukturen zuständig sind. Dass man da nicht sagt, das sind die Kräfte, mit denen möchte ich nichts zu tun haben. Ich konzentriere mich nur auf das Aufbauende, auf das Neugestalten. Das ist für uns Menschen auch nicht die richtige Sichtweise, sondern wir müssen uns, denke ich, alle darüber klar sein, dass wir in unserer Entwicklung bis heute bis an den heutigen Punkt durch viele Dinge durchgegangen sind und dass wir einige Schritte auch nicht so vollumfänglich zufriedenstellend – sage ich jetzt mal – vollzogen haben.
Bedeutung von Zeit und Raum bezüglich des Willens 0:21:50
Das beginnt im Kleinen, dass man sich abends im Bett vielleicht vor Augen führt, wie ich denn heute den Mitmenschen gegenübergetreten bin oder was ich über sie gedacht habe oder wie ich heute bei der Arbeit meine Dinge verrichtet habe, das hätte ich auch noch einen Tick besser machen können. Und jetzt gibt es diese Gnade - könnte man sagen - von Zeit und Raum. Die kommt uns entgegen und sagt: Dadurch, dass morgen ein neuer Tag ist haben wir im Prinzip die Chance, unser Leben und unsere Fehler von gestern wieder gut zu machen und uns die Möglichkeit gibt durch die Einsicht und durch den Willen, die Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind, noch einmal aufzuarbeiten.
Dass uns diese Möglichkeit entgegenkommt, das verdanken wir im Prinzip den Kräften, der Zeit und des Raumes. Auch wenn das im Prinzip bedeutet, dass wir zunächst aus dem geistigen Paradies herausgeflogen sind. Und diese Haltung, die wirklich im Leben zu entwickeln, sie vollumfänglich im Leben gelten zu lassen, sich immer wieder daran zu erinnern, es ist gut, auch wenn Dinge zu Ende gehen oder wenn ich die Möglichkeit bekomme, Dinge, die ich gestern vielleicht noch so gemacht habe, heute anders zu machen.
Wenn wir mal die größere Perspektive einnehmen, dass wir auch sagen können, der Mensch, der ich in diesem Leben war, im nächsten Leben bekomme ich die Möglichkeit, mit Sicherheit Dinge anders zu machen, ein anderer Mensch zu werden. Dieses Prinzip des Werdens, des Immer wieder Versuchens. Das ist im Grunde genommen die Grundkraft unseres neuesten Wesensgliedes, diesen Willen daran festzuhalten, diesen inneren Willen zu haben, die Welt und mich selber als etwas anzusehen, das sich entwickelt und das ich nicht, wenn mal ein Fehlerchen passiert, dann denke, so bin ich halt und ich kann es nicht ändern, ich mache diesen Fehler immer wieder.
Das Geistige, die geistigen Kräfte kommen uns entgegen und vor allem kommt uns der Christus entgegen und sagt: „Du kannst immer wieder neu beginnen. Jede Sekunde. Jede Minute. Jeden Tag. Wenn du dir darüber bewusst bist, dass du diesen Willen, diese Quelle des Willens in dir trägst und dass du aus dieser Quelle heraus dein Leben gestaltest.“ Und bei den Kräften, die uns dann in den Weg geraten, die an uns herantreten und uns versuchen, diese Geschichte etwas schwer zu machen, können wir uns bedanken. Der Wert dieser Fähigkeit wird uns so richtig bewusst, wenn wir uns an den Widerständen reiben.
Schlusswort 0:26:30
Jetzt haben wir einen ziemlichen Ausflug gemacht. Ich möchte noch mal zurückkommen auf den alten Mond. Wir sehen also hier auf dem alten Mond das Traumbewusstsein. Dort erwachen wir - könnte man sagen - zum ersten Mal schemenhaft zu uns selbst. Und das ist eben damit verbunden, dass die Wesenheiten, die uns als Sparringspartner im Leben gegenübergestellt werden ab sofort besonders auf den Plan treten.
An der Stelle würde ich dann sagen bis zum nächsten Mal, da wird es dann weitergehen. Ich danke euch wie immer fürs Dabeisein und wünsche euch bis zum nächsten Mal eine gute Zeit. Danke.
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