Grundlagen Anthroposophie Teil 27 von Christoph Bolleßen

Aus AnthroWorld
Stand 19. Juni 2023: Die Texte in den Grundlagen Anthroposophie von Christoph wurden mit intensiver Fleißarbeit durch Kathrin und Jean-Paul (Schweiz) transkribiert, formatiert, und mit schönen Grafiken versehen. Als nächster Schritt steht die Arbeit an den Glossars an, sprich es werden zu wichtigen Begriffen kurze Textangaben gemacht. Wenn du uns hier unterstützen möchtest, dann freuen wir uns über dein Zeichen. Danke! VG François
vorige Folge ◁   ■   ▷ nächste Folge

«Mit dieser Vortragsreihe möchte Christoph in ruhiger und freier Rede, interessierten Menschen einige Leitgedanken der Anthroposophie Rudolf Steiners anschaulich darstellen und zugänglich machen. Zur weiteren Vertiefung in die Thematik empfehlen sich unter anderem die Schriften "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriss" (GA 13).»

Videokurs

- Grundlagen Teil 27 -
Audio zum streamen & runterladen
Video zum streamen & runterladen


Transkription der Grundlagen Anthroposophie Teil 27 [Karsamstag, Grablegung, Höllenfahrt]

Begrüssung und Anknüpfung an Teil 26    

Hallo und herzlich willkommen zum 27. Teil Grundlagen Anthroposophie hier auf dem Kanal Kulturepochen.

Ja, wir waren beim letzten Mal stehen geblieben bei den Betrachtungen des Karfreitags und dem Ereignis der Kreuzigung, die Vereinigung des Blutes Christi mit dem Erdboden, und wir wollen an dieser Stelle fortfahren.

Karsamstag, Grablegung

Der Leichnam Christi wird nun abgenommen vom Kreuz. Wir befinden uns ja auf der Stätte Golgatha, dieser Berg oder dieser Hügel, wo die Kreuzigung stattfand.

Nun wird der Leichnam Christi, des Jesus von Nazareth, vom Kreuze abgenommen und wird präpariert für die Grablegung und wird dann nach den Regeln der damaligen Begräbniszeremonie eingewickelt in Tücher und wird dann in ein Grab gebracht, wird dort in dieses Grab gelegt.

Und dieses Grab wird dann mit einem schweren Stein verschlossen. Und das Ganze, wie gesagt, unter einem tiefen Schmerz der Trauer, der Traurigkeit.

Sonnenfinsternis und Erdbeben aus geistiger Schau    

Und an dieser Stelle kommt es nun dazu, dass Rudolf Steiner hier aus seiner geistigen Schau, wichtige Angaben macht zu dem, was dann in der Zeit zwischen dem Kreuzestod und der Auferstehung am Ostersonntag geschieht.

Und ich bitte diejenigen, die vielleicht nun zum ersten Mal mit diesen anthroposophischen Sichtweisen in Kontakt kommen, um Verständnis, um Offenheit, Unvoreingenommenheit. Diese Angaben Rudolf Steiners vielleicht einfach einmal wirken zu lassen.

Und zwar ist es so, dass nun sich etwas ereignet, zwei oder drei könnte man sagen, es sind eher zwei große Naturerscheinungen, die in diesem Moment stattfinden, mit dem Kreuzestod und mit der Grablegung kommt es zunächst einmal, wie Rudolf Steiner sagt, zu einer Sonnenfinsternis. Das heißt also, der Himmel verdunkelt sich, es findet eine Sonnenfinsternis statt. Und auf diese Sonnenfinsternis folgt ein Erdbeben. Und dieses Erdbeben hat zur Folge, dass innerhalb des Grabes, in dem sich der Leichnam des Christus Jesus befindet, sich die Erde auftut. Es entsteht ein Riss, ein Spalt.

Höllenfahrt Christi, Abstieg in die Unterwelt      

Und in diesem Spalt, in dieser sich aufschließender Erde verschwindet dann der Leichnam des Jesus von Nazareth, des Christus Jesus in der Erde.

Und mit diesem Vorgang beginnt dann die sogenannte Höllenfahrt Christi oder der Abstieg in die Unterwelt, der Abstieg in die Welt der Toten.

Das unterphysische Reich, das Reich der Widersacher     

Und um diesen Vorgang etwas genauer fassen zu können, erinnern wir uns vielleicht noch einmal kurz an die unterphysischen Reiche, die ja zunächst einmal beginnend mit dem Reich des Luzifer, dann das Reich des Ahriman, das Reich der Asuras bilden.

Und in diese Reiche steigt der Christus nun hinab, denn wir müssen uns vorstellen, dass im Zuge dieser großen Aufgabe, dieser großen Idee des freien Erdenmenschen, die ja mit dem alten Saturn bereits ihren Lauf genommen hat. Ab diesem Zeitpunkt wurde es von höchster göttlicher Stelle in Kauf genommen, dass sich diese Widersacherreiche bilden können. Das heißt, es entstehen geistige Reiche, die sich jeglicher Einflussnahme des Göttlichen entziehen.

Wir sehen das in unserer physischen Welt, dass der Einflussbereich des Lichtvoll-Geistigen könnte man sagen, der reicht also gerade noch so ins Mineral hinein. Das Mineral wird durchwebt von den Ätherkräften, wird von den Ätherkräften gestaltet. Der Lebensäther ist in der Lage bis ins Mineralische hineinzuwirken.

Und dort endet im Grunde genommen der Einflussbereich der göttlichen Kräfte. Und wenn man so will, unterhalb des Mineralischen, dort beginnt der Bereich des Unterphysischen, des Untersinnlichen und damit beginnt dort das Reich der Widersacher.

Und dieses Reich der Widersacher ist also für die Wesen aus den Engelhierarchien, sogar für den Christus, ein Buch mit sieben Siegeln.

Dieser Bereich, diese Reiche haben sich abseits des göttlichen Einflusses entwickelt und haben eben auch Besitz ergriffen von den Menschen.

Man könnte auch aus einer anderen Perspektive sagen, diese Reiche sind auch mit unserer Hilfe, durch unsere Mithilfe entstanden und immer größer und mächtiger geworden.

Und in der Mitte der Erdenzeit, in die ja dieses Mysterium von Golgatha hineinfällt, wird dem Christus klar, dass er etwas tun muss, um diese Widersacherreiche zu durchlichten, diese Widersacherreiche also nicht als verloren preiszugeben, sondern den Versuch zu unternehmen, diese Widersacherreiche wieder zu erlösen.

Und deshalb war es notwendig, dass der Christus selbst Mensch wird und im Prinzip das Gleiche durchmacht, was wir Menschen durchmachen müssen mit dem Unterschied, dass er in einer Inkarnation alles das erlebt, was wir also könnte man sagen, stückchenweise in vielen, vielen unzähligen Inkarnationen erleben müssen.

Das heißt, er geht aus den höchsten himmlischen Höhen, steigt er hinab, geht in die menschliche Form hinein. Nach dem körperlichen Tod steigt er in die Bereiche des Kamaloka herab. Dieses Kamaloka ist im Grunde das Widersacherreich, das gemeinsam mit den Menschen wie gesagt unterhalten wird, mit Kräften gestaltet wird.

Und Christus geht also dann im Zuge dieser Grablegung und an diesem Karsamstag bis in die tiefsten Tiefen dieses Widersacherreiches hinein und steigt also dann in das Erdinnere herab.

Das Erdinnere, der Sonnengeist Christus und der Sonnendämon Sorat gemeinsam im Erdkern  

Dieses Erdinnere besteht insgesamt aus neun verschiedenen Schichten. Und man könnte sagen, je tiefer man in diese Erde hinab kommt desto mehr Gewalt haben dort die Widersachermächte.

Und der tiefste Punkt, den man erreichen kann im Erdinneren, das ist der Bereich des Erdkerns. Im Bereich dieses Erdkerns finden sich bestimmte geistige Gegebenheiten.

Und was an dieser Stelle besonders wichtig ist, was ich gerne benennen würde, weil das bis zum heutigen Tag ein sehr entscheidender Punkt ist, den wir ins Auge fassen sollten immer wieder, das ist die Tatsache, dass in diesem Erdkern ein Wesen lebt, wir hatten es schon einmal genannt, das wir als die stärkste Widersacherkraft, das stärkste Widersacherwesen überhaupt bezeichnen können, dieses Wesen mit dem Namen Sorat. Und dieses Wesen Sorat, wir werden darauf noch kommen, hatte in der Erdentwickelung eine ganz entscheidende Rolle.

Nämlich in dem Moment, wo sich das Sonnenhafte aus der Erde herausgezogen hat, das hatten wir in einem vorigen Vortrag kurz besprochen, dass also es notwendig war, die Erde in drei verschiedene Qualitäten oder Bereiche zu unterteilen, könnte man sagen.

Also zunächst einmal ist die Erde mit Sonne und Mond vereinigt. Dann trennt sich die Sonne von der Erde. Mond und Erde bleiben ein Körper. Und dann sorgen schließlich noch einmal hohe geistige Kräfte dafür, dass sich auch das Mondenhafte aus der Erde herauszieht. Und somit dann Sonne, Erde und Mond in einer Dreiheit, die Erde in der Mitte, das Mondenhafte, das irdisch Verdichtende könnte man sagen, unten und das Sonnenhafte, das schnell Geistige, das ist dann oben zu finden. Hohe geistige Geschwindigkeit, hohe geistige Wesen. Die Sonne ist auch die Wohnstätte der Elohim. Wenn wir in unserem normalen Kontext fortfahren, dann kommen wir noch darauf.

Ein Elohim hat seine Wohnstätte als einziger auf dem Monde. Und jedenfalls, dass sich die Erde von der Sonne getrennt hat, daran war maßgeblich dieses Wesen Sorat beteiligt.

Warum konnte er das? Wir hatten einmal kurz darauf hingewiesen. Sorat ist als Engelwesen auf der Stufe eines Engels in unsere Erdenentwickelung hineingekommen und befindet sich also auf der alten Sonne, auf der Stufe eines Erzengels, auf dem alten Mond auf der Stufe eines Archai, eines Urengels.

Und nun, in der Erdenentwickelung befindet er sich auf der Stufe eines Exusiai, eines Geistes der Form aus deren Reihen auch die Elohim, die sieben Elohim rekrutiert sind.

Und diese Elohim, diese Wesen, sind diejenigen, die die Regentschaft der Erdenentwickelung innehaben, und somit oblag es auch den Elohim oder den Exusiai allgemein dafür zu sorgen, dass sich die Sonne aus der Erde herauszieht. Und so war auch dieses Wesen Sorat beteiligt.

Und der Unterschied ist nur jetzt, dass er die bevorstehende Wiedervereinigung von Sonne und Erde natürlich verhindern möchte. Darauf kommen wir noch zu sprechen.

Jedenfalls findet sich nun im Bereich dieses Erdkerns dieser Platz der höchsten Verdichtung unseres Planeten, dort befindet sich dieses Wesen Sorat, wirkt von dort aus.

Und im Zuge seiner Fahrt in die Unterwelt nach der Grablegung geht der Christus nun hinab, steigt hinab bis zum Erdkern, durchdringt sozusagen alle Widersacherreiche und nimmt seinen Platz ein neben oder mit Sorat im Erdkern.

Wir haben dort also auf der einen Seite den Sonnengeist, den Christus und den Sonnendämon Sorat beide im Erdkern anwesend.

Bedeutung für die Menschheit und für das Osterereignis  

Und was bedeutet das für uns Menschen? Und für dieses Osterereignis?

Ich finde, an diesem Beispiel kann man wieder sehr, sehr deutlich sehen, wie tief und wie stark diese Idee des freien Menschen ist. Sie scheint also so stark zu sein, sie scheint so eine hohe Priorität zu haben, dass Christus es in unsere Hand legt. Er kann es nur mit unserer Hilfe vollbringen, die Widersacherreiche wieder zurückzuholen, könnte man sagen, in die regelrechte Entwicklung hinein.

Denn man könnte ja auch sagen, Christus als so mächtiges Wesen, warum hat er dann nicht im Zuge seines Abstiegs in die Widersacherwelten, quasi im Vorbeigehen, diese Reiche erlöst?

Und die Antwort darauf ist zunächst einmal, dass ihm die Entstehung dieses freien Menschen über alles geht.

Denn in dem Moment, wo er das tun würde, die Widersacherreiche aufzulösen, zu erlösen, dann wäre der freie Mensch im Grunde nicht mehr möglich.

Also geht er an diesen finsteren Ort, an diesen dunklen Ort oder an diese dunklen Orte, und verbleibt, und entschließt sich, uns Menschen Zeichen zu geben, uns darauf aufmerksam zu machen, diese Aufgabe, diese Widersacherreiche wieder zu durchlichten, diese Widersacherreiche wieder zu erlösen. Das ist nun unsere Aufgabe. Er kann es nicht für uns tun. Er kann nur unsere Bemühungen, diese Aufgabe zu übernehmen, verstärken.

Und selbstverständlich werden uns auch die höheren Wesen dabei helfen, diese Bereiche unserer Leiblichkeiten, unserer werdenden Leiblichkeiten für uns zu verwalten, dass sie nicht vergehen mögen. Solange wir mit unserem Bewusstsein da noch nicht heran reichen.

Das heißt also, diese Wesen und der Christus passen auf, dass das, was aus uns werden kann bestehen bleibt. Aber sie werden uns nicht aktiv an die Hand nehmen und sagen: in diese Richtung gehst du jetzt mal 10 Schritte, dann gehst du in die andere Richtung 20 Schritte, um dann irgendwann an dein Ziel zu kommen. Sondern diesen Weg müssen wir selbst beschreiten.

Denn diese Widersacherreiche sind zum sehr großen Teil unser Werk. Und wir haben nun die Aufgabe, diese Dinge, die wir geschaffen haben, auch wieder zu erlösen beziehungsweise aufzuheben.

Und diese dunkelste Stunde, der Kreuzestod und dann dieser Karsamstag, das damit verbundene Erdbeben, die Sonnenfinsternis. Das sind natürlich, wenn man das versucht, einmal mit seiner Stimmung aufzunehmen, das sind natürlich dann im physisch Äußerlichen und im seelisch Geistigen, sich sehr stark entsprechende Haltungen, könnte man sagen.

Also man merkt, man merkt schon anhand dieser Ernsthaftigkeit, dass mit diesem Mysterium von Golgatha und mit diesem Abstieg in die Unterwelt, dass da also schon eine sehr große Bestürzung auch verbunden ist.

Ich kann mir das immer nur so vorstellen, dass man also, vielleicht der Zauberlehrling als Beispiel: wo dann der Zauberlehrling alle möglichen Geister in Bewegung gesetzt hat und am Ende die Kontrolle verliert, diese Geister dabei sind das gesamte Haus des Meisters zu zerlegen. Und dann kommt der Meister zurück und sieht, was da los ist und beendet das Ganze dann mit einem Paukenschlag.

Aber dieser Paukenschlag, der kann nur von uns kommen. Und es wird auch nicht mit einem Paukenschlag zu bewerkstelligen sein, sondern das, was jetzt folgen muss, ist eine Umkehr im Geistigen, eine Bewusstwerdung darüber, dass wir im Geistigen die Dinge zu richten haben, und dass das Irdische nur ein Werkzeug sein kann, um uns in die geistigen Realitäten hineinzuführen.

Aber diese Erkenntnisse und diese Bewusstseinsarbeit muss ganz behutsam unter die Menschen kommen.

Das Ergreifen dieser Bewusstseinsarbeit muss aus völliger Freiheit heraus von den Menschen ergriffen werden.

Denn wir sehen anhand dieses Bildes mit dem Erdkern, Sorat und Christus, das heißt die stärkste Widersacherkraft und die stärkste göttliche Kraft direkt nebeneinander. Das ist auch ein Sinnbild dafür, wie unsere heutige Welt strukturiert ist.

Eine gute Sache kann durch eine kleine Weichenstellung in etwas absolut Böses verwandelt werden. Und umgekehrt, eine böse Sache kann ebenso durch eine kleine Weichenstellung zu einer hohen guten Kraft werden. Und diese Weichenstellung vermag die Kraft unseres Ich‘s zu vollbringen.

Und wenn man so will, finden wir in diesem Sinnbild des Erdkerns, finden wir die Zweiheit unseres Ich’s. Das heißt unser niederes Ich. Unser egoistisches, kleines Ich und unser großes, lichtvolles Christus-Ich. Die Frage ist nun, welchen Teil, welchen Teil nutzen wir, um in der Welt zu wirken?

Und um das zu ergründen, muss jeder von uns immer wieder diesen Abstieg in die dunkelsten Bereiche unserer Persönlichkeit vollziehen. Und dieser Abstieg sollte nach dem Vorbild des Christus, mutvoll, angstfrei und ehrlich geschehen.

Denn jeder von uns hat Einiges zu bearbeiten dort unten. Und wir können uns alle gegenseitig dabei helfen, der Wahrhaftigkeit und dem Licht, dem Christus zu folgen.

Aber ergreifen muss es jeder für sich. Das muss jeder für sich tun.

Abschluss  

Ja, so viel zum Reich der Unterwelt.

Im nächsten Teil würde ich mich dann gerne Richtung Auferstehung bewegen und mit Blick auf die Uhr, sage ich herzlichen Dank für‘s Zuhören, für‘s Dabeisein.

Die Ostertage rücken näher. Ich hoffe, Ihr könnt Euch mit diesen Tagen, mit diesem Fest gut verbinden. Vielleicht auch draußen mal, die Natur bestaunen. Das Grün, die Blumen, die Tiere wahrnehmen. Sie alle warten darauf, dass wir unsere Aufgabe erkennen.

In diesem Sinne, eine gute Zeit und bis zum nächsten Mal. Vielen Dank

Alle Vorträge
«Grundlagen Anthroposophie» auf einen Blick
 
21 22 23 24 25 26 27 28 29
11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
vorige Folge ◁   ■   ▷ nächste Folge

Literaturhinweis