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Grundlagen Anthroposophie Teil 3 von Christoph Bolleßen
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«Mit dieser Vortragsreihe möchte Christoph in ruhiger und freier Rede, interessierten Menschen einige Leitgedanken der Anthroposophie Rudolf Steiners anschaulich darstellen und zugänglich machen. Zur weiteren Vertiefung in die Thematik empfehlen sich unter anderem die Schriften "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriss" (GA 13).»
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Transkription der Grundlagen Anthroposophie Teil 3 [Metamorphosen des Geistigen]
Einleitung 0:00:27
Hallo und willkommen zu diesem dritten Teil Grundlagen Anthroposophie, hier auf dem Kanal Kulturepochen. Wir waren beim letzten Mal stehengeblieben bei dem Entwicklungsgedanken, bei der Reinkarnation und beim Begriff des Karma.
Entwicklung der Welt und des Menschen 0:01:02
Heute würde ich gerne einmal genauer schauen auf die Entwicklungswege, die Entwicklungsschritte sowohl des Menschen als auch die Entwicklungsstufen, Entwicklungsschritte unseres Planeten. Beide sind durchaus getrennt voneinander zu betrachten. Und doch sind beide sehr, sehr eng miteinander verwoben. Sowohl unsere Weltenentwicklung als auch die Entwicklung der Menschheit, des Menschen an sich und auch die individuelle Entwicklung eines jeden Menschen – da sind viele Parallelen zu finden.
Vom Geist zum Stoff 0:02:05
Und wenn wir den Entwicklungsgedanken auf diese beiden Entwicklungsstränge Mensch und Welt anwenden, würde ich vielleicht ganz gerne zu Beginn einmal verdeutlichen, wie sich die geistigen Grundfesten von Ursache und Wirkung zueinander verhalten. Was war zuerst da? Was folgt aus welcher vorhergehenden Tatsache? Und da finden wir bei Rudolf Steiner die Mitteilung, dass sich in diesem Punkt, auch wenn es ansonsten sehr viele Überschneidungen gibt, ein recht gravierender Unterschied zur Sichtweise der Naturwissenschaft ergibt. Und zwar geht man ja heutzutage in unserem stark naturwissenschaftlich geprägten Zeitalter davon aus – ich möchte da jetzt nicht für alle Naturwissenschaftler sprechen aber im Grunde genommen ist es noch das vorherrschende Bild – dass sich zunächst das Stoffliche entwickelt. Dieses Stoffliche bringt es dann bis zu einer gewissen Höhe und als Resultat dieser sich höher entwickelnden Physis entsteht das, was wir als Seelisches bezeichnen und letztlich auch das, was wir als Geistiges bezeichnen.
Nun sagt Rudolf Steiner, dass es aber eigentlich genau umgekehrt ist. Zunächst gibt es als Grundlage immer nur das Geistige. Und aus dem Geistigen entwickelt sich das Seelische. Aus dem Seelischen entwickelt sich das Ätherische und aus dem Ätherischen, im Zusammenklang mit dem Ätherischen, wird dann das Stoffliche gebildet und gestaltet. Das heißt, wir haben also genau die umgekehrte Richtung zu betrachten. Und ich finde, auch hier gibt es viele Indizien in unserer heutigen Welt oder aus der Lebenserfahrung, dass es eben so der richtige Weg ist.
Idee, Bild, Kräfte, physische Erscheinung 0:05:30
Wir gehen aus vom Geistigen als das Ideenhafte. Das Ideenhafte ist das Geistige in einer zu einem Wesen gestalteten Form könnte man sagen. Ein Wesen hat immer eine eigene Hülle. Und innerhalb dieser Hülle befinden sich spezifische Eigenschaften in einer bestimmten Kombination. Und aus dieser Kombination von Eigenschaften, von geistigen Tatsachen, ergibt sich ein bestimmtes Wesen. Man weiß also, wenn man von einem Wesen spricht: Ich erkenne dieses Wesen genau an der Art und Weise wie es ist bzw. was es ist. Diese Entsprechung haben wir ja auch im Stofflichen.
Wenn ich also eine Blume wahrnehme und ich weiß: diese Blütenfarbe, diese Form, diese filigranen Blätter – hierbei handelt es sich um genau diese Blume. Und so ähnlich sind die Gegebenheiten auch im Geistigen. Wir haben unzählige geistige Wesen, die sich gegenseitig durchdringen, die sich überschneiden, die sich teilweise auch ausschließen bzw. keine Überschneidungen miteinander haben. Und innerhalb dieser Hülle oder innerhalb einer Hülle befindet sich eine bestimmte Kombination, eine bestimmte Konzentration, eine bestimmte Anordnung von geistigen Eigenschaften, hinter denen immer Wesen stehen. Und in dieser gemeinsamen Umrahmung entsteht dann aus dem Zusammenspiel wiederum ein geistiges Wesen. Und von jedem geistigen Wesen geht nun eine Kraft aus, die aus dem schöpferischen Potential des Universums kommt und die bewirkt, dass sich ein Wesen verwirklichen möchte. Diese Wesen, diese Geistwesen finden sich zusammen zur Verwirklichung einer Aufgabe, in dem, was sie gemeinsam haben. Und diese Verwirklichung besteht zunächst einmal darin, dass dieses gemeinsame Wesen als solches zusammengehalten wird, dass also dieser Verbund der einzelnen Wesen als gemeinsame Aufgabe erst einmal hingestellt wird.
Und dann kommen wieder andere Wesen, andere Kräfte hinzu, die diese Aufgabe erkennen und sich dieser Aufgabe annehmen, um es dann weiter in die Verdichtung zu bringen. Seelisches ist zunächst einmal verdichteter Geist. Und diese Seelenwesen, die zuständig sind, die Seelenwelt zu gestalten, erkennen in der geistigen Welt zunächst bestimmte Anordnungen von Geistwesen als Aufgabe. Nämlich diese Anordnung von Geistigem in ihre Welt hinein abzubilden und daraus etwas Seelisches zu konstruieren. Und dann haben wir die geistige Aufgabe transferiert in die Seelenwelt hinein. Und in der Seelenwelt wird daraus wieder ein seelisches Wesen. Das heißt, um dieses geistige Abbild im Seelischen zu erstellen, braucht es auch wieder viele Seelenwesen, die zusammenarbeiten und mit ihren Fähigkeiten dieses Bild aus dem Geistigen erstellen. Das heißt, es wird also wieder ein neues Wesen gebildet, eine Hülle, eine seelische Hülle. Und innerhalb dieser Hülle sind seelische Wesen, die miteinander interagieren und somit ein ganz bestimmtes seelisches Wesen, eine ganz bestimmte Tatsache im Seelischen erzeugen, bilden. Dann haben wir eben aus dem Geistigen heraus in die Seelenwelt hineintransferiert ein Wesen oder eine Aufgabe, eine Tätigkeit könnte man auch sagen.
Und dann geht es wieder eine Stufe weiter. Jetzt haben wir unterhalb, wenn man das räumlich ausdrücken möchte, unterhalb der Seelenwelt die sogenannte Ätherische Welt. Und die Ätherische Welt ist die Welt der sich offenbarenden Kräfte. Das heißt also erneut: Geistiges verdichtet zu Seelischem, verdichtet sich nun erneut durch Ätherische Wesen, die im Äther existieren, ihr Dasein pflegen. Und diese Wesen erkennen jetzt in der Seelenwelt eine ganz bestimmte Aufgabe für sich. Nämlich das, was aus dem Geistigen vorher in die Seelenwelt hineingenommen wurde, jetzt in ihre Welt hereinzubringen, in ihrer Welt abzubilden. Nun versammeln sich Ätherische Wesen um diese Aufgabe, die da aus der Seelenwelt gekommen ist. Und, wenn man es menschlich ausdrücken möchte, beraten sich jetzt darüber, wie man jetzt diese Aufgabe aus der Seelenwelt in die Welt der Kräfte, in die Ätherwelt hinein transferieren kann. Und dann passiert wieder eine Zusammenarbeit, eine Kooperation von Naturwesen, die dann dieses Seelische in die Welt der Kräfte hineinbringen und dort abbilden. Ja, und schließlich gibt es dann natürlich noch die stoffliche Welt "unterhalb" der Ätherwelt. Und da sind wir dann in der stofflichen Welt, in dem Bereich, den wir sinnlich wahrnehmen können.
Ätherwelt, Seelenwelt und Geistige Welt existieren im Übersinnlichen 0:13:30
Die Ätherwelt, die darüber liegt, befindet sich für uns bereits im Übersinnlichen. Das bedeutet, mit unseren Sinnesorganen können wir die Ätherwelt nicht mehr wahrnehmen. Wir können nur die Auswirkungen der Ätherwelt im Stofflichen wahrnehmen. Das heißt also, wenn wir versuchen, physisch festzumachen: Wann befindet sich noch ätherisch Lebendiges in einem Stofflichen? Dann haben wir eigentlich zunächst einmal nur den Anhaltspunkt, dass wir sagen können: In dem Moment, wo sich etwas bewegt oder in dem Moment, wo etwas wächst und gedeiht, befindet sich innerhalb dieser stofflichen Hülle – denn alle Wesen auf dieser Erde haben ja eine stoffliche Hülle, die von Bildekräften gestaltet wird – in dem Moment, wo sich die stoffliche Hülle nicht mehr bewegt, wo sie also keine Veränderung mehr in Richtung Wachstum zeigt, zum Beispiel bei Pflanzen, wenn sie die Blätter hängen lässt oder wenn ein Tier am Boden liegt, sich nicht mehr bewegt, dann entsteht der Verdacht, hier könnte es sich darum handeln, dass das Lebendige, das Ätherische sich aus dieser stofflichen Hülle zurückgezogen hat.
Aber wir sehen eben nicht, dass das Ätherische an sich sich zurückgezogen hat, wir können das nicht direkt wahrnehmen, sondern wir können nur anhand der physischen Auswirkungen beobachten und folgern, uns denkerisch dieser Sache annehmen, immer wieder Indizien zusammentragen, wie etwa ob noch ein Herzschlag vorhanden ist. Oder bei einer Pflanze, wenn ich ihr Wasser gebe, heben sich die Blätter wieder, kommt die Pflanze wieder in den Wachstumsprozess hinein? Das heißt, das sind alles äußerliche Merkmale, an denen wir festmachen können, ob sich noch Leben in diesem Wesen befindet oder eben nicht mehr. Und spätestens wenn sich das Leben vollständig zurückgezogen hat, erkennen wir ja an der physischen Hülle, am Leichnam, dass dann eben die lebendigen Kräfte sich zurückgezogen haben und stattdessen die Verwesungskräfte, die Zersetzungskräfte beginnen, diese stoffliche Hülle wieder aufzulösen, in die allgemeine Stofflichkeit zurückzutragen.
Von der Idee zum Produkt - ein Beispiel aus dem Alltag 0:16:24
Und so haben wir jetzt also den Weg aus dem Geistigen ins Seelische hinein, aus dem Seelischen ins Ätherische, in die Welt der Kräfte, in das Lebendige und dann gestaltend in die stoffliche Welt hinein. Und wenn man das vergleicht oder wenn man danach forscht, ob dies so stimmen könnte, dann finde ich es immer ganz hilfreich, Gegenstände, Erfindungen, die aus der Menschheit gekommen sind, zu betrachten.
Wenn man zum Beispiel eine Kamera nimmt oder ein Mikrofon, dann kann man sich vorstellen, dass das Bild von dieser Kamera oder von diesem Mikrofon zunächst einmal in der geistigen Welt existiert hat, nämlich in der Ideenwelt eines oder mehrerer Menschen. Die haben es sich vorgestellt. Und mit den Vorstellungen sind wir dann eigentlich bereits in der Seelenwelt. Zunächst einmal ist die Idee vorhanden: Ich möchte ein Gerät bauen, mit dem ich Schallwellen einfangen kann. Und aus dieser Idee kommt es dann zu Bildern in der Seele dieser Entwickler, dieser Forscher, dieser Erfinder. Sie nehmen Kontakt mit dieser Idee auf. Und diese Idee ist der Zündfunke für die Bilder, die in der Seele entstehen.
Und diese seelischen Bilder, die werden dann immer wieder neu modelliert, verbessert und man kommt dann langsam zu dem Schluss: Ein Mikrofon, das sollte jetzt nicht unbedingt breit und quaderförmig sein, denn ein Mikrofon möchte ich in der Hand halten. Also sollte das Mikrophon eher etwas länglicher und rund sein, damit ich es gut in der Hand führen kann. Also das heißt, der Zündfunke, die Idee aus der geistigen Welt wird überführt in das Seelische, in die Seelenwelt und in der Seelenwelt entstehen dann Bilder, wie diese Idee verwirklicht werden könnte. Und nachdem diese Bilder dann immer wieder modelliert wurden – man holt andere Menschen dazu, vielleicht ein ganzes Team, die sich dieser Idee, diesem Zündfunken annehmen und alle ihre Bilder einbringen, abgleichen, miteinander besprechen und es kristallisiert sich dann so langsam aus der Zusammenarbeit ein finales Bild, von dem man sagt: Das ist es!
Und so übergeben wir das Ganze jetzt an die Menschen, die dieses Bild gestalterisch ins Stoffliche hineinbringen können. Das heißt, es wird ein Plan erstellt. Das seelische Bild wird wieder festgehalten, dargestellt und dann geht man zu den Menschen, die sich auskennen mit dem Bau von Dingen, die also dann genau sagen, an der Stelle würden wir das Material nehmen, hier würde sich vielleicht dieses eignen. Hier können wir mit der Maschine arbeiten, hier müssen wir vielleicht manuell tätig werden, weil das eine besonders knifflige Schnittstelle ist zwischen zwei Baumaterialien oder wie auch immer. Das heißt: An dieser Stelle kommen wir dann in die Welt der Kräfte. Wie können wir nun die Kräfte generieren, um den Stoff so zu gestalten, dass dieses gemeinsam erstellte Bild auch wirklich in der physischen Welt erscheinen kann? Und wenn diese Leute drauf geguckt haben, dann kommt es eben tatsächlich zum Fertigungsprozess. Und in dem Moment, wo der Fertigungsprozess erfolgt, in diesem Moment wird dann irgendwann das Mikrofon für uns mit den physischen Sinnen wahrnehmbar.
Und so haben wir also quasi in der Menschenwelt, in unserer Alltagswelt, eigentlich den gleichen Weg, wie ihn auch die Dinge in der Geistigen Welt nehmen. Und wenn man jetzt versucht zu sagen: Das Stoffliche ist zuerst da und dann kommt das Geistige. Dann finde ich, erkennt man anhand dieser vorher genannten Kausalkette, dass das eigentlich nicht so viel Sinn macht.
Abschluss 0:21:45
Ich schaue gerade auf die Uhr. Ich hatte mir vorgenommen, dass die Videos immer zwischen 20 und 30 Minuten lang sein sollen, um es nicht immer zu arg in die Länge zu ziehen. Und ich würde sagen, vielleicht mit diesem Gedanken möchte ich diesen dritten Teil abschließen. Und beim nächsten Mal beginnen wir mit der Menschheits- und mit der Weltentwicklung. Ich sage wieder vielen Dank fürs Dabeisein und freue mich aufs nächste Mal.
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