Die Philosophie der Freiheit - 6. Folge Videokurs von Jac Hielema: Unterschied zwischen den Versionen

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==Kurzschrift Eva==
==Kurzschrift Eva==
Die Welt der Wahrnehmung
Baumübung: Wahrnehmen und Kennenlernen eines Baumes.
Steiner eine Art Wiederholung von dem was bisher behandelt worden ist.
Herbert Spencer Zitat:
Ein vielgelesener Philosoph der Gegenwart (Herbert Spencer) schildert den geistigen Prozeß, den wir gegenüber der Beobachtung vollziehen, folgendermaßen:
«Wenn wir an einem Septembertag durch die Felder wandelnd, wenige Schritte vor uns ein Geräusch hören und an der Seite des Grabens, von dem es herzukommen schien, das Gras in Bewegung sehen, so werden wir wahrscheinlich auf die Stelle losgehen, um zu erfahren, was das Geräusch und die Bewegung hervorbrachte. Bei unserer Annäherung flattert ein Rebhuhn in den Graben, und damit ist unsere Neugierde befriedigt: wir haben, was wir eine Erklärung der Erscheinungen nennen. Diese Erklärung läuft, wohlgemerkt, auf folgendes hinaus: weil wir im Leben unendlich oft erfahren haben, daß eine Störung der ruhigen Lage kleiner Körper die Bewegung anderer zwischen ihnen befindlicher Körper begleitet, und weil wir deshalb die Beziehungen zwischen solchen Störungen und solchen Bewegungen verallgemeinert haben, so halten wir diese besondere Störung für erklärt, sobald wir finden, daß sie ein Beispiel eben dieser Beziehung darbietet.»
Wenn wir keinen Begriff von Geräusch auf das „wahrgenommene Geräusch“ beziehen, werden wir uns dessen nicht bewusst und laufen einfach weiter. Ich laufe durch die Landschaft, höre etwas (Wahrnehmung), dann denke ich zunächst den Begriff Geräusch und dann werde ich mir dieses Geräusches bewusst. Dann kommt der Begriff „Wirkung“ und jede Wirkung hat eine „Ursache“. Etwas bewirkt dieses Geräusch. (Das ist alles begrifflich. Wenn man diese Begriffe nicht hat, wird man gar nicht neugierig, woher das Geräusch kommt. Da wir diese Begriffe haben, gehen wir hin und dann steigt das Rebhuhn auf, ah das ist die Ursache von dem Geräusch und wir sind zufrieden. Es sind alles Begriffe. Wenn man bei der Wahrnehmung stehen bleibt wird man sich nichts bewusst. Das Bewusstwerden ist Denktätigkeit.
Bewusstsein ist der Schauplatz, wo sich der Begriff (den wir denkend erfassen) und die Wahrnehmung/Beobachtung begegnen.
Die Vorstellungen, Begriffe, die wir uns denkend erschaffen, erklären die gegebenen Wahrnehmungen.
Subjekt und Objekt sind schon Begriffe, die wir durch das denkende Bewusstsein erzeugen. D.h. dass das denkende Bewusstsein, das in uns in Erscheinung tritt weder Subjekt noch Objekt ist. Das Bewusstsein übersteigt Subjekt und Objekt. Heute glauben die meisten Menschen, sie sind Subjekte, die denken, aber die Wirklichkeit ist, dass man ein Subjekt ist, weil man denkt. Durch das Denken nennt man sich Subjekt und das andere Objekt.
Wie hängt unsere Vorstellung mit dem wirklichen Objekt zusammen? Jeder hat seine Sichtweise auf das Objekt => individualisierte Vorstellung in Quantität und Qualität. Das die Vorstellungen, die wir innerlich erzeugen, sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Kant: Kritischer Idealismus (Kantsches Bewusstsein)
Auch Kant erfährt sich als Subjekt und die Außenwelt als Objekt. Seine Vorstellung ist: Er hat die Welt absolut in zwei geteilt. Einerseits hat man die Welt an sich und diese Welt an sich ist nicht erkennbar. Warum? Weil sich immer zwischen mich und der Welt eine Vorstellung schiebt. Und diese Vorstellung ist natürlich von mir gefärbt, deshalb kann man die Welt an sich nie erkennen und erleben, sondern nur seine Vorstellungen davon. Und man kann deshalb auch nicht wissen, wie die Welt wirklich aussieht. Albert Einstein ist ein Kantianer (Welt aus Atome) ein Determinist, kein freier Wille.
Kant: Die physische Welt berührt mich unbewusst (Tastsinn, Sehsinn, Hörsinn..), dadurch werden chemische, elektrische  Prozesse im Gehirn ausgelöst und diese erzeugen in mir Bilder und diese projiziere ich dann auf den Eindruck, der auf mich gemacht wurde und dann denke / glaube ich, dass ich dieses Objekt (Baum) sehe.
'''Kritischer Idealismus''' (auch Schopenhauer), weil man nur die Ideen erkennbar erfahren kann, da sich immer die Vorstellung zwischen die Wirklichkeit und mich schiebt. Objektive Welt ist unerkennbar.
'''Naiver Realismus''', das sind die Menschen, die meinen, dass die Wirklichkeit, die uns erscheint real ist.
Schopenhauer: «Die wahrgenommene Welt ist meine Vor Stellung» als durch sich selbst einleuchtend und keines Beweises bedürftig hingestellt werden. Schopenhauer beginnt sein Hauptwerk «Die Welt als Wille und Vorstellung» mit den Worten: «<Die Welt ist meine Vorstellung :>-dies ist eine Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt; wiewohl der Mensch allein sie in das reflektierte abstrakte Bewußtsein bringen kann: und tut er dies wirklich; so ist die philosophische Besonnenheit bei ihm eingetreten. Es wird ihm dann deutlich und gewiß, daß er keine Sonne kennt und keine Erde; sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne sieht, eine Hand, die eine Erde fühlt; daß die Welt, welche ihn umgibt, nur als Vorstellung da ist, d. h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes, das Vorstellende, welches er selbst ist. Wenn irgendeine Wahrheit a priori ausgesprochen werden kann, so ist es diese: denn sie ist die Aussage derjenigen Form aller möglichen und erdenklichen Erfahrung, welche allgemeiner, als alle andern, als Zeit, Raum und Kausalität ist: denn alle diese setzen jene eben schon voraus ...»
Die Welt ist meine Vorstellung = Axiom (Festlegung), d.h. Für jemanden der blind ist, gäbe es keine Sonne, für jemanden, der keine Hand hat, gäbe es keine Erde….
Gedankenfehler: Friedrich Nietzsche hat diesen entdeckt. Weil Schopenhauer behauptet ohne Auge und ohne Hand gibt es keine Sonne und keine Erde. Damit nimmt er sein Auge und seine Hand naiv realistisch an. Nietzsche war konsequent: Er sagt: „Meine Vorstellung vom Auge sieht die Vorstellung der Sonne….“ und darüber ist er eventuell wahnsinnig geworden, weil konsequenterweise müsste dann jeder nur eine Vorstellung sein in einem Traum ohne zu wissen, wer den eigentlich träumt.
Nietzsche nennt sich Perspektivist. Man sieht alles aus einer bestimmten Perspektive. (Modul7)
Steiner dazu: „Der kritische Idealismus ist völlig ungeeignet, eine Ansicht über das Verhältnis von Wahrnehmung und Vorstellung zu gewinnen. Die auf Seite ? f. angedeutete Scheidung dessen, was an der Wahrnehmung während des Wahrnehmens geschieht und was an ihr schon sein muß, bevor sie wahrgenommen wird, kann er nicht vornehmen. Dazu muß also ein anderer Weg eingeschlagen werden.“
Der kritische Idealismus führt nicht zu einem festen Punkt, Anker. Alles ist Illusion (Modu7)
Reine Wahrnehmung ohne Begriffe ist nicht möglich. Was bleibt übrig ohne Begriffe? Ein Bombardement von Eindrücken (Neugeborenes Baby - ….)
==Transkription von der 6. Folge vom Videokurs==
==Transkription von der 6. Folge vom Videokurs==



Version vom 28. März 2023, 15:26 Uhr

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«... Die Philosophie der Freiheit hat mich gerettet, hat es mir ermöglicht, mein Leben und meine seelische Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen, hat meinem Leben einen Sinn und eine Kohärenz gegeben. ...»[1]

Videokurs

- 6. Folge -

Stand 28. Juni 2023: Eva hat mit viel Fleiß und Gefühl die Transkriptionen vom Videokurs mit Jac erledigt. Vielen Dank, Eva, ganz toll! Wir kommen dem Buchprojekt somit einen ganz großen Schritt näher!

Mit dem nächsten Schritt werden Glossare (nicht nur Stichworte, sondern auch kurze Ausführungen von den Begriffen) für jeden Vortrag von Jac erstellt und die einzelnen Glossare werden in ein Gesamtglossar münden. BITTE MELDEN, wenn du bei dieser Arbeit MitTun möchtest. Übrigens, die Glossararbeit steht auch an für die Apokalypsevorträge von Wolfgang und für die Vorträge von Christoph Bolleßen.

... Für Weiteres bitte bei François melden. Danke!


Kurzschrift Eva

Die Welt der Wahrnehmung

Baumübung: Wahrnehmen und Kennenlernen eines Baumes.

Steiner eine Art Wiederholung von dem was bisher behandelt worden ist.

Herbert Spencer Zitat:

Ein vielgelesener Philosoph der Gegenwart (Herbert Spencer) schildert den geistigen Prozeß, den wir gegenüber der Beobachtung vollziehen, folgendermaßen:

«Wenn wir an einem Septembertag durch die Felder wandelnd, wenige Schritte vor uns ein Geräusch hören und an der Seite des Grabens, von dem es herzukommen schien, das Gras in Bewegung sehen, so werden wir wahrscheinlich auf die Stelle losgehen, um zu erfahren, was das Geräusch und die Bewegung hervorbrachte. Bei unserer Annäherung flattert ein Rebhuhn in den Graben, und damit ist unsere Neugierde befriedigt: wir haben, was wir eine Erklärung der Erscheinungen nennen. Diese Erklärung läuft, wohlgemerkt, auf folgendes hinaus: weil wir im Leben unendlich oft erfahren haben, daß eine Störung der ruhigen Lage kleiner Körper die Bewegung anderer zwischen ihnen befindlicher Körper begleitet, und weil wir deshalb die Beziehungen zwischen solchen Störungen und solchen Bewegungen verallgemeinert haben, so halten wir diese besondere Störung für erklärt, sobald wir finden, daß sie ein Beispiel eben dieser Beziehung darbietet.»

Wenn wir keinen Begriff von Geräusch auf das „wahrgenommene Geräusch“ beziehen, werden wir uns dessen nicht bewusst und laufen einfach weiter. Ich laufe durch die Landschaft, höre etwas (Wahrnehmung), dann denke ich zunächst den Begriff Geräusch und dann werde ich mir dieses Geräusches bewusst. Dann kommt der Begriff „Wirkung“ und jede Wirkung hat eine „Ursache“. Etwas bewirkt dieses Geräusch. (Das ist alles begrifflich. Wenn man diese Begriffe nicht hat, wird man gar nicht neugierig, woher das Geräusch kommt. Da wir diese Begriffe haben, gehen wir hin und dann steigt das Rebhuhn auf, ah das ist die Ursache von dem Geräusch und wir sind zufrieden. Es sind alles Begriffe. Wenn man bei der Wahrnehmung stehen bleibt wird man sich nichts bewusst. Das Bewusstwerden ist Denktätigkeit.

Bewusstsein ist der Schauplatz, wo sich der Begriff (den wir denkend erfassen) und die Wahrnehmung/Beobachtung begegnen.

Die Vorstellungen, Begriffe, die wir uns denkend erschaffen, erklären die gegebenen Wahrnehmungen.

Subjekt und Objekt sind schon Begriffe, die wir durch das denkende Bewusstsein erzeugen. D.h. dass das denkende Bewusstsein, das in uns in Erscheinung tritt weder Subjekt noch Objekt ist. Das Bewusstsein übersteigt Subjekt und Objekt. Heute glauben die meisten Menschen, sie sind Subjekte, die denken, aber die Wirklichkeit ist, dass man ein Subjekt ist, weil man denkt. Durch das Denken nennt man sich Subjekt und das andere Objekt.

Wie hängt unsere Vorstellung mit dem wirklichen Objekt zusammen? Jeder hat seine Sichtweise auf das Objekt => individualisierte Vorstellung in Quantität und Qualität. Das die Vorstellungen, die wir innerlich erzeugen, sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Kant: Kritischer Idealismus (Kantsches Bewusstsein)

Auch Kant erfährt sich als Subjekt und die Außenwelt als Objekt. Seine Vorstellung ist: Er hat die Welt absolut in zwei geteilt. Einerseits hat man die Welt an sich und diese Welt an sich ist nicht erkennbar. Warum? Weil sich immer zwischen mich und der Welt eine Vorstellung schiebt. Und diese Vorstellung ist natürlich von mir gefärbt, deshalb kann man die Welt an sich nie erkennen und erleben, sondern nur seine Vorstellungen davon. Und man kann deshalb auch nicht wissen, wie die Welt wirklich aussieht. Albert Einstein ist ein Kantianer (Welt aus Atome) ein Determinist, kein freier Wille.

Kant: Die physische Welt berührt mich unbewusst (Tastsinn, Sehsinn, Hörsinn..), dadurch werden chemische, elektrische  Prozesse im Gehirn ausgelöst und diese erzeugen in mir Bilder und diese projiziere ich dann auf den Eindruck, der auf mich gemacht wurde und dann denke / glaube ich, dass ich dieses Objekt (Baum) sehe.

Kritischer Idealismus (auch Schopenhauer), weil man nur die Ideen erkennbar erfahren kann, da sich immer die Vorstellung zwischen die Wirklichkeit und mich schiebt. Objektive Welt ist unerkennbar.

Naiver Realismus, das sind die Menschen, die meinen, dass die Wirklichkeit, die uns erscheint real ist.

Schopenhauer: «Die wahrgenommene Welt ist meine Vor Stellung» als durch sich selbst einleuchtend und keines Beweises bedürftig hingestellt werden. Schopenhauer beginnt sein Hauptwerk «Die Welt als Wille und Vorstellung» mit den Worten: «<Die Welt ist meine Vorstellung :>-dies ist eine Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt; wiewohl der Mensch allein sie in das reflektierte abstrakte Bewußtsein bringen kann: und tut er dies wirklich; so ist die philosophische Besonnenheit bei ihm eingetreten. Es wird ihm dann deutlich und gewiß, daß er keine Sonne kennt und keine Erde; sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne sieht, eine Hand, die eine Erde fühlt; daß die Welt, welche ihn umgibt, nur als Vorstellung da ist, d. h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes, das Vorstellende, welches er selbst ist. Wenn irgendeine Wahrheit a priori ausgesprochen werden kann, so ist es diese: denn sie ist die Aussage derjenigen Form aller möglichen und erdenklichen Erfahrung, welche allgemeiner, als alle andern, als Zeit, Raum und Kausalität ist: denn alle diese setzen jene eben schon voraus ...»

Die Welt ist meine Vorstellung = Axiom (Festlegung), d.h. Für jemanden der blind ist, gäbe es keine Sonne, für jemanden, der keine Hand hat, gäbe es keine Erde….

Gedankenfehler: Friedrich Nietzsche hat diesen entdeckt. Weil Schopenhauer behauptet ohne Auge und ohne Hand gibt es keine Sonne und keine Erde. Damit nimmt er sein Auge und seine Hand naiv realistisch an. Nietzsche war konsequent: Er sagt: „Meine Vorstellung vom Auge sieht die Vorstellung der Sonne….“ und darüber ist er eventuell wahnsinnig geworden, weil konsequenterweise müsste dann jeder nur eine Vorstellung sein in einem Traum ohne zu wissen, wer den eigentlich träumt.

Nietzsche nennt sich Perspektivist. Man sieht alles aus einer bestimmten Perspektive. (Modul7)

Steiner dazu: „Der kritische Idealismus ist völlig ungeeignet, eine Ansicht über das Verhältnis von Wahrnehmung und Vorstellung zu gewinnen. Die auf Seite ? f. angedeutete Scheidung dessen, was an der Wahrnehmung während des Wahrnehmens geschieht und was an ihr schon sein muß, bevor sie wahrgenommen wird, kann er nicht vornehmen. Dazu muß also ein anderer Weg eingeschlagen werden.“

Der kritische Idealismus führt nicht zu einem festen Punkt, Anker. Alles ist Illusion (Modu7)

Reine Wahrnehmung ohne Begriffe ist nicht möglich. Was bleibt übrig ohne Begriffe? Ein Bombardement von Eindrücken (Neugeborenes Baby - ….)

Transkription von der 6. Folge vom Videokurs

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Einzelnachweise

  1. Ausschnitt aus einem Zitat von Jac Hielema vom 25. März 2023, welches als Testimonial zur GA 4 gemeint war