Die Philosophie der Freiheit - 19. Folge Videokurs von Jac Hielema

Aus AnthroWorld

Stand 28. Juni 2023: Eva hat mit viel Fleiß und Gefühl die Transkriptionen vom Videokurs mit Jac erledigt. Vielen Dank, Eva, ganz toll! Wir kommen dem Buchprojekt somit einen ganz großen Schritt näher!

Mit dem nächsten Schritt werden Glossare (nicht nur Stichworte, sondern auch kurze Ausführungen von den Begriffen) für jeden Vortrag von Jac erstellt und die einzelnen Glossare werden in ein Gesamtglossar münden. BITTE MELDEN, wenn du bei dieser Arbeit MitTun möchtest. Übrigens, die Glossararbeit steht auch an für die Apokalypsevorträge von Wolfgang und für die Vorträge von Christoph Bolleßen.

... Für Weiteres bitte bei François melden. Danke!

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«... Die Philosophie der Freiheit hat mich gerettet, hat es mir ermöglicht, mein Leben und meine seelische Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen, hat meinem Leben einen Sinn und eine Kohärenz gegeben. ...»[1]

Videokurs

- 19. Folge -

Stand 28. Juni 2023: Eva hat mit viel Fleiß und Gefühl die Transkriptionen vom Videokurs mit Jac erledigt. Vielen Dank, Eva, ganz toll! Wir kommen dem Buchprojekt somit einen ganz großen Schritt näher!

Mit dem nächsten Schritt werden Glossare (nicht nur Stichworte, sondern auch kurze Ausführungen von den Begriffen) für jeden Vortrag von Jac erstellt und die einzelnen Glossare werden in ein Gesamtglossar münden. BITTE MELDEN, wenn du bei dieser Arbeit MitTun möchtest. Übrigens, die Glossararbeit steht auch an für die Apokalypsevorträge von Wolfgang und für die Vorträge von Christoph Bolleßen.

... Für Weiteres bitte bei François melden. Danke!

Kurzschrift Eva

2. Hälfte

Vorspann: Unterschied zwischen alten Lehrern und neuen Lehrern. Alte Lehrer wollen Wissen vermitteln und neue Lehrer - dazu gehört in meinen Augen R. Steiner - schaffen einen Raum. Aber dann gehört dazu, dass man den Mut aufbringt, diesen Raum auch einzunehmen. Das ist das, wonach verlangt wird. Das ist nicht einfach. „Nimm Deinen Raum ein, ohne Angst, genauso wie ein Baum sich manifestiert.“

Vorspann 2: Wissenschaft der Freiheit und die Wirklichkeit der Freiheit.

Indem man strebend sich bemüht, selbstgesteckte Ziele zu erfüllen, erlebt man die Wirklichkeit der Freiheit. Das kann man selbst machen oder gemeinsam mit anderen Menschen mit gleichen Intentionen.

Freiheit heißt, sich selbst bestimmen. Viele Menschen meinen, Freiheit sei Wegschaffen von

allem was einen hindert oder dass es den Untergang von anderen bewirkt, wenn man sich frei ausdrückt. Wenn man sich wirklich selbst bestimmt kann das nie sein, dass man anderen im Wege steht, weil man das Ganze schön machen möchte, indem man selbst etwas manifestieren möchte.

Freiheit ist nicht, indem man irgendwelche egoistischen Triebe befriedigt und damit anderen schadet. Man ist nicht sein Körper oder Seele, sondern man ist Geist.

Kapitel 14 Individualität und Gattung

Anfang des Jahrhunderts gab es einen Angriff auf R. Steiner, dass er ein Rassist sei. Darüber gab es einen nationalen Diskurs. Die Anthroposophen hätten damals nur eine Sache tun müssen, nämlich dieses kleine Kapitel in der nationalen Zeitung abdrucken lassen. Damit hätte jeder in Holland sehen können, dass R. Steiner kein Rassist ist.

Warum ist dieses Kapitel so schön? Es steckt eigentlich alles darinnen, worum es in der heutigen Zeit geht.

Steiner fängt das Kapitel folgendermaßen an:

„Der Ansicht, daß der Mensch zu einer vollständigen in sich geschlossenen, freien Individualität veranlagt ist, stehen scheinbar die Tatsachen entgegen, daß er als Glied innerhalb eines natürlichen Ganzen auftritt (Rasse, Stamm, Volk, Familie, männliches und weibliches Geschlecht), und daß er innerhalb eines Ganzen wirkt (Staat, Kirche und so weiter). Er trägt die allgemeinen Charaktereigentümlichkeiten der Gemeinschaft, der er angehört, und gibt seinem Handeln einen Inhalt, der durch den Platz, den er innerhalb einer Mehrheit einnimmt, bestimmt ist.

Ist dabei überhaupt noch Individualität möglich?“

Das ist hier die Frage. Ich werde mal ein bisschen anschaulich machen, worum es eigentlich geht.

Der Mensch gehört zu einem Ganzen. Das Wichtigste, was wir üben müssen ist Position Null, sich selbst erleben als ein Teil des Ganzen. Das heißt, ich zeichne den Menschen in das Ganze ein (Kreis in der Mitte). Der Mensch hat einen physischen Leib, er hat eine Seele und er hat ein Ich, d.h. er ist eine Individualität.

Wir alle werden geboren an einem Platz, in einer Kultur, etc. Manche sind von weißer Hautfarbe, manche haben eine dunkle Hautfarbe, etc.  Manche sind evangelisch, manche katholisch, andere muslimisch, etc. . Also jeder trägt allgemeine Eigenschaften, die er mit anderen gemeinsam hat, aber trotzdem ist jeder eine Individualität. Es geht ja in unserer Zeit nicht mehr darum, als Niederländer oder als Deutscher oder aus der Sicht einer bestimmten Familie etc., also von etwas Äußerem her zu denken oder zu handeln, sondern es geht darum, als Individuum zu denken und zu handeln, also von innen heraus, vom „Ich“ ausgehend. Und wenn man die Philosophie der Freiheit praktiziert, wird man sich über sein Ich bewusst, als liebevolles schaffendes Wesen. Meine persönliche Ansicht (Jac Hielema) ist, dass man sogar dieses Wesen schafft. Und das entspricht vollkommen unserer Zeit, in der wir leben. Wir hören auf, von außen nach innen zu leben, also uns an unsere Kultur, etc. anzupassen, sondern wir stehen an dem Punkt, wo wir anfangen müssen von innen heraus zu leben. (Siehe Zeichnung) Alle müssen anfangen, das zu machen, nämlich aufhören sich als Deutscher, Niederländer, Schwarzer, Weißer, Katholik, etc. zu identifizieren und danach zu leben, sondern anfangen sich als Individuum zu manifestieren. Nur so können wir den großen Problemen, wie Klimawandel, soziale Umbrüche, Kriege, etc. begegnen und diese überwinden. Also von innen nach außen leben, das ist eigentlich das, was Steiner in diesem Kapitel fordert.

Steiner hat dieses Buch 1894 geschrieben und schon damals war er ein Feminist.

Zitat: Z.B.: Die soziale Stellung der Frau ist zumeist deshalb eine so unwürdige, weil sie in vielen Punkten, wo sie es sein sollte, nicht bedingt ist durch die individuellen Eigentümlichkeiten der einzelnen Frau, sondern durch die allgemeinen Vorstellungen, die man sich von der natürlichen Aufgabe und den Bedürfnissen des Weibes macht. Die Betätigung des Mannes im Leben richtet sich nach dessen individuellen Fähigkeiten und Neigungen, die des Weibes soll ausschließlich durch den Umstand bedingt sein, daß es eben Weib ist. Das Weib soll der Sklave des Gattungsmäßigen, des Allgemein-Weiblichen sein. Solange von Männern darüber debattiert wird, ob die Frau «ihrer Naturanlage nach» zu diesem oder jenem Beruf tauge, solange kann die sogenannte Frauenfrage aus ihrem elementarsten Stadium nicht herauskommen….

Genau in dieser Zeit ist die Frauenfrage aufgekommen. In England gab es die Suffragetten, die Frauenrechtlerinnen in dieser Zeit. Und heute, 130 Jahre später, ist es immer noch so, dass Frauen oder Farbige für die gleichen Rechte streiten müssen. Also, das Individuelle wird immer noch nicht anerkannt.

Das letzte, was ich noch sagen will, dass da, wo das Gebiet der Freiheit des Denkens und Handelns beginnt, hört das Bestimmen des Individuums nach Gesetzen auf.

Zitat: Da, wo das Gebiet der Freiheit (des Denkens und Handelns) beginnt, hört das Bestimmen des Individuums nach Gesetzen der Gattung auf.

Das ist doch klar, wir alle haben unsere allgemeinen Merkmale unserer Abstammung, unserer Kultur und trotzdem sind wir jeweils ein Individuum und ich kann mich überall auf der Welt mit den anderen Menschen verbinden.

Zitat: Das Erkennen besteht in der Verbindung des Begriffes mit der Wahrnehmung durch das Denken. Also denkend produzieren wir Ideen und Begriffe um eine Wahrnehmung zu verstehen. Wie ist es, wenn wir einen anderen Menschen kennenlernen wollen?

Zitat: Bei allen anderen Objekten muß der Beobachter die Begriffe durch seine Intuition gewinnen; beim Verstehen einer freien Individualität handelt es sich nur darum, deren Begriffe, nach denen sie sich ja selbst bestimmt, rein (ohne Vermischung mit eigenem Begriffsinhalt) herüber zu nehmen in unseren Geist.

Also, was muss ich tun? Ich stelle dem anderen eine Frage und höre ihm gut zu. So lernt man jemanden anderen kennen. Sonst projiziert man seine eigenen Ideen und Begriffe auf den anderen und der Andere kann sich dann nicht zeigen. Das ist auch wichtig bei Bildung von Gemeinschaften. Heute hat man politische Parteien und sogenannte Populisten. Diese wollen eigentlich die Menschen immer zurückdrängen in ihre ursprünglichen Systeme. D. h.  man möchte Gemeinschaften bilden aufgrund gemeinsamer Vergangenheit. (z.B. weil man deutsch und weiß ist, etc.). Die einzige gesunde Gemeinschaftsbildung ist, dass sich Menschen vereinigen, um die gemeinsame Zukunft mit gemeinsamen Intentionen zu gestalten. Dort kann man auch vollständig individuell sein. Also ich kann mit allen Menschen zusammen etwas unternehmen, solange die Intentionen für die Zukunft ähnlich sind. Und was ist unsere gemeinsame Zukunft? Das gemeinsame Ziel der Menschheit ist, dass wir uns zu freien Menschen erziehen und in der sozialen Ordnung so Raum schaffen, dass alle Menschen diese Entwicklung vollziehen können. Aufgrund von gemeinsamer Zukunft können wir mit jedem zusammenarbeiten und zusammenleben, egal welchen Ursprung (Jude, weiß, schwarz, etc) sie sind. Unsere Aufgabe ist es, das ohne Angst zu tun, wenn wir die Philosophie der Freiheit leben wollen. Wenn man das tut, wird man merken, dass man wahrhaft Mensch wird, der sich und das Menschliche zeigen will. Und dann können wir erst menschenwürdige Gesellschaften bilden, wenn wir uns als Mensch entwickeln. Lösungen kommen nie von außen. Erwartet nie etwas von Politikern oder Bankern, etc., auch wenn sie guten Herzens sind.

Wenn ihr in der Welt etwas seht, was berührt, ergreift die Initiative und schafft etwas Neues in der Welt. Das ist das, was Steiner von uns fordert und uns zeigt, wie wir das umsetzen können.

Jac Hielema: „Ich sehe R. Steiner als meinen Lehrer. Er ist kein Lehrer, der irgendeinen Inhalt vermittelt, er ist ein Lehrer, der einem zeigt, wie man sich selbst zu einem schöneren Menschen entwickeln kann. Und als Lehrer ist das auch meine Mission, zu zeigen, wie man sich als Mensch entwickeln und manifestieren kann. Und zu zeigen, wie man so zusammenarbeiten kann, dass man füreinander Raum schafft sich als Mensch zu manifestieren.“ Danke!!

Transkription von der 19. Folge vom Videokurs

Intro - Was ist Freiheit?

Ein großer Unterschied besteht zwischen alten Lehrern und neuen Lehrern. Alte Lehrer wollen vermitteln, ihre Weisheit übertragen und neue Lehrer - Steiner ist meiner Meinung nach ein neuer Lehrer – wollen Raum schaffen. Man kann Raum schaffen, aber da muss man den Mut haben, diesen Raum auch einzunehmen. Das ist, was gefordert wird. Das ist nicht einfach. Aber nimm deinen Raum ein, ohne Angst, genauso wie ein Baum sich manifestiert.

Philosophie der Freiheit. Wissenschaft der Freiheit und die Wirklichkeit der Freiheit. Indem man sich strebend bemüht, selbstgesteckte Ziele zu erfüllen, erlebt man die Wirklichkeit der Freiheit.

Wenn man sich bemüht, selbstgesteckte Ziele zu erfüllen - das kann man alleine machen oder mit anderen zusammen aufgrund gemeinsamer Intentionen - dann erlebt man die Wirklichkeit der Freiheit. Freiheit heißt sich selbst bestimmen. Viele Leute - wenn wir uns vertiefen in diesen Begriff Freiheit - denken, Freiheit sei alles wegschaffen, was hindert oder - wenn man sich frei ausdrückt, das sei der Untergang von anderen. Wenn man sich wirklich selbst bestimmt, kann man nie anderen im Wege stehen, weil man dann das Ganze immer schön macht mit dem, was Du zu manifestieren hast. Also wenn man die Freiheit, dass man macht, wozu man Lust hat und andere dadurch behindert, das ist keine Freiheit, das ist eigentlich körperliche oder seelische Triebe verwirklichen, aber man ist nicht sein Körper, als Individuum nicht. Man ist auch nicht seine Seele. Man ist ein Geist.

Einführung

Kapitel 14: Individualität und Gattung. Ein kleines Kapitel, aber ein sehr Schönes. Ende der 90er Jahre gab es in Holland einen Angriff auf Steiner. Er sollte ja ein Rassist sein. Das war ein nationaler Diskurs. Ich glaube immer noch, dass der Vorstand der Anthroposophischen Vereinigung in den Niederlanden eigentlich nur eine Sache hätte tun müssen. Und das ist: Dieses Kapitel: „Individualität und Gattung“ in der Nationalen Zeitung abdrucken lassen. Dann hätte jeder Mensch in Holland gewusst, dass Steiner absolut kein Rassist ist.

Individualität und Gattung

Warum ist dieses Kapitel so schön? Eigentlich steckt alles drinnen, worum es in der heutigen Zeit geht „Individualität und Gattung“.

Steiner fängt in diesem Kapitel an: Zitat: „Der Ansicht, daß der Mensch zu einer vollständigen in sich geschlossenen, freien Individualität veranlagt ist, stehen scheinbar die Tatsachen entgegen, daß er als Glied innerhalb eines natürlichen Ganzen auftritt (Rasse, Stamm, Volk, Familie, männliches und weibliches Geschlecht), und daß er innerhalb eines Ganzen wirkt (Staat, Kirche und so weiter). Er trägt die allgemeinen Charaktereigentümlichkeiten der Gemeinschaft, der er angehört, und gibt seinem Handeln einen Inhalt, der durch den Platz, den er innerhalb einer Mehrheit einnimmt, bestimmt ist. Ist dabei überhaupt noch Individualität möglich?“

Der Mensch gehört zu einem Ganzen

Das ist die Frage. Worum es eigentlich geht, werde mal ein bisschen anschaulich machen. Der Mensch gehört immer zu einem Ganzen. Das Wichtigste, was wir üben müssen, ist Position Null. Sich selbst erleben als ein Teil des Ganzen. Das heißt also, wenn ich den Menschen systematisch in dieses Ganze einzeichne (Video 6:30) ist der Mensch gegliedert. Er hat einen physischen Leib, er hat eine Seele und er hat ein Ich. Er ist eine Individualität.

Die Gattung

In diesem Kapitel zeigt Steiner - das können wir ja alle erfahren. Wir werden immer geboren in einer Kultur, in einem Land, an irgendeinem Platz. Ich bin weiß, ich bin Niederländer, mein Vater kommt vom Norden und ist evangelisch. Meine Mutter kommt vom Süden und ist katholisch erzogen worden, großgeworden., etc. Ich trage allgemeine Eigenschaften, die bei mir als Niederländer, als Mann, als weißer Mann gehören.

Die Individualität

Aber ich bin auch eine Individualität. Es geht ja darum, genau in dieser Zeit, dass wir anfangen, nicht von außen nach außen zu arbeiten und zu schaffen und zu denken, also nicht als Niederländer, Deutscher, Engländer, Afrikaner oder als die Familie, zu denen ich gehöre, als Partei, zu der ich gehöre zu denken und zu handeln. Nein, es geht darum, dass ich als Individuum denke und handele von innen heraus, aus diesem Ich.

Wenn man Philosophie der Freiheit umsetzt, dann wird man sich seines Ichs als liebevoll schaffendes Wesen bewusst. Ich behaupte sogar, man wird sich nicht nur bewusst von diesem Wesen, von seinem eigenen Wesen, sondern man schafft dieses Wesen. Das ist genau in der Zeit, in der wir leben. Wir leben in der Zeit, in der wir aus Ursprungssystemen herauswachsen (Video 9:02) und aufhören sollen, von außen nach außen zu leben, also uns an die Kultur anzupassen, zu der wir gehören, sondern dass wir anfangen, von innen nach außen zu leben. (Video 9:20)

Die Entwicklung der Individualität

Das ist die Bewegung, die wir machen sollen. Und solange wir diese Bewegung nicht machen - also jedes Individuum soll diese Bewegung machen, soll aufhören sich zu benehmen als Deutscher oder Niederländer oder Weißer oder Schwarzer oder Mann oder Frau, etc. und anfangen, sich als Individuum zu manifestieren. Nur wenn wir das machen, werden wir die großen Probleme, die man jetzt erfahren kann - das Klima, die die Kluft zwischen Reichtum und Armut, etc. - überwinden können. Also von innen nach außen leben. (Video 10:15) Das ist, was Steiner eigentlich in diesem Kapitel fordert.

Bild: Entwicklung und Individualität (Video 10:15)

Steiner - der Feminist und die Frauenfrage

Steiner hat dieses Buch 1894 geschrieben und war damals schon ein Feminist. Zum Beispiel hier

Zitat: Z.B.: Die soziale Stellung der Frau ist zumeist deshalb eine so unwürdige, weil sie in vielen Punkten, wo sie es sein sollte, nicht bedingt ist durch die individuellen Eigentümlichkeiten der einzelnen Frau, sondern durch die allgemeinen Vorstellungen, die man sich von der natürlichen Aufgabe und den Bedürfnissen des Weibes macht.

Und dann sagt er etwas. Ich meine, dass zeigt, dass Steiner ja überhaupt kein Rassist sein kann.

Zitat: Die Betätigung des Mannes im Leben richtet sich nach dessen individuellen Fähigkeiten und Neigungen, die des Weibes soll ausschließlich durch den Umstand bedingt sein, daß es eben ein Weib ist. Das Weib soll der Sklave des Gattungsmäßigen, des Allgemein-Weiblichen sein. Solange von Männern darüber debattiert wird, ob die Frau «ihrer Naturanlage nach» zu diesem oder jenem Beruf tauge, solange kann die sogenannte Frauenfrage aus ihrem elementarsten Stadium nicht herauskommen….

Genau in dieser Zeit ist diese Frauenfrage als soziale Frage aufgekommen. Man hatte in England die Suffragetten. Das waren die Frauen, die für Gleichberechtigung streiten. 130 Jahre später ist es immer noch so, dass schwarze Leute und Frauen für Gleichberechtigung etc. streiten müssen. Das Individuum, das Individuelle, wird immer noch nicht anerkannt.

Das letzte, was ich noch sagen will:

Zitat: „Da, wo das Gebiet der Freiheit (des Denkens und Handelns) beginnt, hört das Bestimmen des Individuums nach Gesetzen der Gattung auf.“

Das ist doch klar. Zwar bin ich weiß und Mann und Niederländer, aber ich bin ein Individuum und ich kann mich überall in der Welt mit anderen Menschen verbinden. Und wenn ich andere Menschen kennenlernen will?

Wie lerne ich jemanden kennen?

Zitat: Das Erkennen (das haben wir ja gelernt in der Philosophie der Freiheit) besteht in der Verbindung des Begriffes mit der Wahrnehmung durch das Denken (also denkend, produzieren wir Begriffe und Ideen, um eine Wahrnehmung zu verstehen.)

Wie ist es aber, wenn wir eine andere Person kennenlernen wollen?

Zitat: Bei allen anderen Objekten muß der Beobachter die Begriffe durch seine Intuition gewinnen; beim Verstehen einer freien Individualität handelt es sich nur darum, deren Begriffe, nach denen sie sich ja selbst bestimmt, rein (ohne Vermischung mit eigenem Begriffsinhalt) herüber zu nehmen in unseren Geist.

Wenn ich jemanden anderes kennenlernen will, was muss ich dann tun? Einfach eine Frage stellen und ihm gut zuhören. Dann lernt man den anderen kennen, sonst projiziert man eigene Begriffe und Ideen auf den anderen und da kann der andere selbst nichts zeigen.

Das ist wichtig für die Gemeinschaftsbildung. Man hat heutzutage politische Parteien und man hat den sogenannten Populisten. Diese Populisten wollen eigentlich die Menschen zurückbringen in ihre ursprünglichen Systeme, also dass man Gemeinschaften bildet aufgrund gemeinsamer Vergangenheit, weil man deutsch ist und weiß oder Niederländer etc..

Gesunde Gemeinschaftsbildung

Die einzige gesunde Gemeinschaftsbildung ist, dass Menschen sich vereinigen aufgrund gemeinsamer Zukunft, gemeinsamer Intentionen. Dann kann man auch voll Individuum sein. Im Prinzip kann ich zusammenarbeiten, zusammenleben, zusammenwohnen mit Menschen von überall, wenn wir uns einig sind über die gemeinsame Intention und die gemeinsame Zukunft.

Gemeinsame Zukunft

Was ist unsere gemeinsame Zukunft mit allen Menschen weltweit? Das ist, dass wir uns selbst zu Menschen erziehen, zu freien Menschen und die soziale Ordnung so schaffen, dass wir damit Raum schaffen, dass alle Menschen diese Entwicklung machen können. Aufgrund gemeinsamer Zukunft können wir mit jedem zusammenarbeiten und zusammenleben, was auch diese Ursprungssysteme sind, ob wir schwarz oder weiß sind, Jude oder Christen, etc. Individualität und Gattung von innen nach außen leben, das auch ohne Angst zu tun, das ist unsere Aufgabe, wenn wir die Philosophie der Freiheit leben wollen.

Wenn wir die Philosophie der Freiheit leben, wird man bemerken, dass man wahrhaft Mensch wird, der sich und das Menschliche zeigen will. Erst dann können wir menschenwürdige Gesellschaften bilden, wenn wir uns als Mensch entwickeln. Lösungen kommen nie von außen. Also erwarte nichts vom Banker oder Politiker, auch wenn die guten Herzens sind.

Schlusswort

Wenn man etwas sieht in der Welt, was berührt, ergreife eine Initiative und schaffe etwas Neues in der Welt. Das ist, was Steiner von uns fordert und uns zeigt, wie wir das tun können. Rudolf Steiner als Lehrer - ich betrachte ihn als meinen Lehrer - ist kein Lehrer, der irgendwie einen Inhalt vermittelt, den ich lernen muss. Nein, er ist ein Lehrer, der zeigt, wie man sich selbst zu einem schöneren Menschen entwickeln kann. Als Lehrer ist das auch meine Mission zu zeigen, wie man sich als Mensch entwickeln und manifestieren kann und zu zeigen, wie man so zusammenarbeiten kann, dass man Raum schafft füreinander, sich als Mensch zu manifestieren. Damit will ich eigentlich diese Video-Kurse abschließen. Vielen Dank!

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Einzelnachweise

  1. Ausschnitt aus einem Zitat von Jac Hielema vom 25. März 2023, welches als Testimonial zur GA 4 gemeint war