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Geister der Freiheit - Teil 8 von Christoph Bolleßen
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«Mit dieser Vortragsreihe möchte Christoph in ruhiger und freier Rede, interessierten Menschen einige Leitgedanken der Anthroposophie Rudolf Steiners anschaulich darstellen und zugänglich machen. Zur weiteren Vertiefung in die Thematik empfehlen sich unter anderem die Schriften "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriss" (GA 13).»
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Begrüßung und Einleitung 0:00:29
Hallo und herzlich Willkommen hier auf dem Kanal Kulturepochen zum achten Teil unserer Reihe "Geister der Freiheit".
Ja, wir waren beim letzten Mal stehengeblieben beim fünften Schöpfungstag, bei der Deutung des fünften Schöpfungstages.
Und bevor wir nun mit dem sechsten Schöpfungstag fortfahren, möchte ich heute einen kleinen weiteren Einschub vornehmen. Denn in dieser Woche befindet sich ein Feiertag, ein christlicher Feiertag, der auch im anthroposophischen Kontext wichtig ist.
Und ich würde heute gerne einige Gedanken mit euch teilen zu diesem Feiertag. Es handelt sich um Christi Himmelfahrt und was es mit diesem Feiertag auf sich hat. Eine etwas nähere Betrachtung und auch eine Deutung vielleicht der einen oder anderen Zusammenhänge hier anzustreben heute, das wäre mir wichtig, bevor wir dann im Kontext der Schöpfungstage weitermachen.
Christi Himmelfahrt im Kontext mit dem Osterfest 0:02:20
Wie können wir diesen Feiertag Christi Himmelfahrt in einen Kontext setzen? Zunächst einmal steht er im Zusammenhang mit dem Osterfest. Christi Himmelfahrt wird 40 Tage nach der Auferstehung am Ostersonntag gefeiert, fällt immer auf einen Donnerstag. Und bis auf ganz wenige Ausnahmen ist dieser Feiertag immer im Monat Mai verortet. Und es gibt ja diese Zeile aus einem deutschen Volkslied "Alles neu macht der Mai".
Christi Himmelfahrt im geisteswissenschaftlichen Kontext 0:03:19
Und wie können wir nun dieses Fest Christi Himmelfahrt greifen? Wie können wir das begreifen oder in einen weiteren Kontext des Verstehens hinein setzen? Dazu würde ich ganz gerne noch einmal zurückgehen zu den Geschehnissen der Kreuzigung und der Auferstehung, zum Mysterium von Golgatha, und zwar zu der Szene, als Maria Magdalena als erste zum Grab Christi kommt. Sie bemerkt, dass der Stein, mit dem das Grab verschlossen wurde, beiseite gerollt ist. Und sie holt dann zunächst andere Menschen, nachdem sie festgestellt hat, der Leichnam ist nicht mehr dort zu finden. Die anderen schauen sich den Ort an, verlassen den Ort wieder.
Sie bleibt und sie ist dann der erste Mensch, der eine Begegnung mit dem Auferstandenen hat. Sie hört dann seine Stimme. Ihr erinnert euch, sie hält ihn zunächst für den Gärtner. Und dann erkennt sie ihn an seiner Stimme. Und dann kommt ein Satz, den Christus ausspricht. Er sagt sinngemäß: "Frau, rühr mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgestiegen zum Vater."
Und dieser Satz ist von wichtiger Bedeutung, wenn wir das Fest der Himmelfahrt ins Auge fassen. Denn Christi Himmelfahrt bedeutet ja zunächst einmal, dass der Christus zum Vater aufsteigt, im theologischen Kontext, er wird dem Vater zu seiner Rechten gesetzt.
Und wie können wir nun diesen Vorgang der Himmelfahrt auch geisteswissenschaftlich verstehen? Wir hatten gesagt, dass im Moment der Kreuzigung bzw. im Moment des Todes am Kreuz die vollständige Inkarnation der Christus Wesenheit in die Leibeshüllen des Jesus von Nazareth, des nathanischen Jesusknaben stattfindet, und dass dann durch das Blut, das aus seinen Wunden tropft, eine Verbindung stattfindet zwischen der Ich-Kraft des Christus und der Erde und in diesem Zusammenhang mit allem, was auf der Erde an Wesen vorhanden ist. Das heißt, diese Erde erfährt einen Aufstieg, eine geistige Aufwertung in diesem Moment. Und was gleichzeitig nun beginnt, ist die sogenannte Höllenfahrt Christi. Er verlässt also diesen physischen Leib, verbindet sich mit der Erde und nun steigt er hinab in die tiefsten Tiefen des Totenreiches. Wie haben wir das zu verstehen? Wir hatten das kurz angesprochen.
Die Verstandesseele, die Verstandeskräfte und das Mysterium von Golgatha 0:08:04
Zur Zeit des Mysteriums von Golgatha war die Menschheit in einem Zustande, indem sie sich die Verstandeskräfte sehr, sehr stark zunutze gemacht hat. Der Verstand war, man könnte sagen, in seiner Hochblüte. Und gleichzeitig war dieser Verstand nun losgelöst von jeglichem alten, lebendigen Hellsehen, das heißt losgelöst von jeglicher Verbindung zur geistigen Welt, könnte man sagen. Und somit waren die Menschen zum ersten Mal auf ihren Verstand allein zurückgeworfen.
Und wir werden uns in der Betrachtung der drei Seelenglieder, Empfindungsseele, Verstandesseele, Bewußtseinsseele, noch einmal genau anschauen, was dieser Verstand eigentlich genau ist.
Für den Moment könnte man sagen, der Verstand birgt diejenigen Kräfte in sich, die uns einen Sachverhalt ganz genau zu einem Gegenstand formen können. Und diesen Gegenstand in seiner Starrheit könnte man sagen, aber nicht negativ gemeint, sondern in seiner festen Form, in einer Starrheit uns dadurch vor die Augen treten kann. Wir können durch die Verstandeskräfte etwas zum Stillstand bringen, um es uns genau anschauen zu können. Aber gleichzeitig bedeutet diese Anwendung der Verstandeskräfte, dass aus geistiger Sicht ein Gedanke erstirbt. Er verliert seine Lebendigkeit, er wird starr, er hält still, verliert seine Lebendigkeit und damit ist er, wenn man das geistig so ausdrücken möchte, eigentlich dem Reich des Todes übergeben durch uns.
Wir benutzen den Leichnam eines lebendigen Gedankens, um ihn klar erkennen zu können, um ihn von allen Seiten anschauen zu können. Und indem wir diese Verstandeskräfte in dieser Art und Weise benutzen, anwenden – das bleibt natürlich auch nicht ohne Rückwirkung auf unsere eigene Leiblichkeit, indem wir eben diese Verstandeskräfte oft und viel nutzen – hat das natürlich auch eine Rückwirkung auf unsere Leibeshüllen, die durch diese Kräfte, die da durch uns hindurchgehen, natürlich auch immer mehr in die Verhärtung kommen.
Das heißt, so wie Rudolf Steiner es ausdrückt, die Leiber der Menschen waren zum Zeitpunkt des Mysteriums von Golgatha so weit ausgetrocknet, dass sie sehr nahe dem Tode waren. Die physischen Leiber waren eigentlich am Ende, so sagt Rudolf Steiner. Und wenn dieses Mysterium von Golgatha, wenn dieses große Christus Opfer nicht gekommen wäre, dann wäre die Menschheit in sich selbst verhärtet. Wir wären also nicht mehr in der Lage gewesen, lebendige Kräfte zu erzeugen in uns. Denn wir waren so fasziniert und auch vereinnahmt von dieser Fähigkeit, die Welt mit dem Verstand zu begreifen, dass wir in dieser Euphorie und in diesem Wohlfühlen, uns die Welt mit dem Verstande zu erschließen, dass wir da wie in einer Betriebsblindheit könnte man sagen, das Lebendige sehr stark vergessen haben.
Der Abstieg Christi in das Reich der Toten 0:12:55
Was aber notwendig war, war dieses gegenständlich Machen der Welt, um unser Erden-Ich Erlebnis haben zu können. Und wenn dann gesagt wird, Christus steigt herab in das Reich der Toten, dann ist damit zunächst auch mal tatsächlich die zur Zeit des Mysteriums von Golgatha anwesende inkarnierte Menschheit gemeint und eben auch die Menschen, die in solch einem Zustand des vollen Ausschöpfens der Verstandeskräfte in den Tod gegangen waren. Und denen begegnet er sozusagen mit seinem Opfer und steigt immer tiefer hinab in das Reich der Toten durch die Reiche der Widersacher.
Wir hatten es auf unserer kleinen geistigen Landkarte auch einmal beschrieben, wie diese Reiche aussehen. Und er durchdringt diese Reiche bis zum Erdmittelpunkt und verbleibt mit einem Teil seiner Kraft an oder in diesem Erdmittelpunkt und verortet sich dort direkt neben dem Wesen Sorat, Christus als der Sonnengeist und Sorat als der Sonnendämon. Beide sind im Erdkern anwesend. Wir hatten das einmal kurz beschrieben.
Der Wiederaufstieg und das Wiedererscheinen von Christus in einer anderen Form 0:15:02
Und ein anderer Teil der Christuskraft macht sich nun wieder auf den Weg zurück. Er steigt wieder aus dem tiefen Reich der Widersacher, dem Reich der Toten auf. Und nun erscheint er wieder in einer anderen Form, er kommt nicht zurück in einem physischen Leib, in einem physisch-stofflichen Leib, dieser Vorgang findet nur ein einziges Mal während der gesamten Weltentwicklung statt, sagt Rudolf Steiner ganz deutlich: Es wird also keine zweite Verkörperung im Stofflichen von Christus geben.
Und nun beginnt er mit der Himmelfahrt. Das bedeutet, er wandelt, er geht uns voran und wandelt nun die gesamte Substanz oder Substanzen der Leibeshüllen des Menschen mit seiner Ich-Kraft um. Er durchdringt sie, er gestaltet sie um und auf diesem Weg zum Vater durchdringt er zunächst einmal alle Sphären der Seelenwelt, der Ätherwelt zunächst einmal, dann der Seelenwelt, die sich ja teilweise überschneiden, und kehrt zurück in die geistige Welt.
Die Verbindung von Christus mit der Erdensphäre 0:17:14
Und was hier nun geschieht, ist, dass der Christus sich so eng mit der Erde, der Erdensphäre verbindet, dass er nicht wieder in die höchsten Himmel zurückkehrt, man könnte sagen, sich also wieder ganz, ganz weit von der Erde entfernt, sondern er vollzieht etwas, nämlich er macht die Erdensphäre, die ja eigentlich eine Astralsphäre ist, wenn man so will, die macht er zu seinem Devachan, das heißt seine geistige Welt ist im Grunde ab sofort die Erdensphäre.
Und was es nun für uns zu verstehen gilt, ist einmal diesen Weg, den der Christus da geht, innerhalb weniger Tage, das ist der Weg, der auch für uns Menschen vorbestimmt oder angelegt ist. Ob wir ihn gehen, liegt in unserer persönlichen Freiheit.
Die Bedeutung der Zahl Vierzig 0:18:51
Und ich würde an dieser Stelle gerne auf diese 40 Tage einmal kurz eingehen. Warum sind es 40 Tage nach der Auferstehung? Da würde ich gerne kurz auf die Zahl 40 eingehen. Die Zahl 40 setzt sich zusammen aus vier mal zehn. Und die Zahl zehn ist laut Rudolf Steiner eine besondere Zahl. Sie besteht aus einer Eins und einer Null.
Und in der okkulten Betrachtung, sagt Rudolf Steiner, bedeutet die zehn immer die Eins aus der Null bzw. die Eins aus dem Ei. Es bedeutet also, es kommt etwas Neues. Es wird eine neue Stufe erklommen, indem die Eins aus dieser Null herausschlüpft, aus diesem Ei schlüpft. Und hier haben wir nun vier Mal in der 40 die eins aus dem Ei. Und diese vier Male beziehen sich auf die Wesensglieder des Menschen.
Das heißt, wir haben also zunächst mal die erste Eins aus dem Ei. Der Christus verbindet sich mit den Ichen der Menschen, durchchristet sie. Das ist die erste Eins.
Die zweite Eins aus dem Ei, er durchchristet den Astralleib. Wir hatten gesagt, der Astralleib ist der Ich-Träger des Menschen.
Dann haben wir die dritte Eins aus dem Ei, das wäre der Ätherleib.
Und die vierte Eins aus dem Ei ist die Durchchristung des physischen Leibes. Und mit der Durchchristung des physischen Leibes sind die 40 Tage vollendet.
Die Durchchristung unseres Ich's, das Geistselbst, der Lebensgeist, der Geistmensch 0:21:32
Und nun ist dieser Aufstieg, diese Himmelfahrt vollzogen. Und wir hatten einmal kurz beschrieben, dass dieser Weg im Prinzip auch der ist, den wir Menschen gehen können. Es beginnt mit der Durchchristung unseres Ichs, das bedeutet das Aufheben unseres Egos, das aus dem Verstand, aus der Verstandesseele heraus geboren wird. Wir heben es auf, durchchristen dieses Ego und es wird zum höheren Ich, zum Christus-Ich. Dieser Vorgang ist bereits ein völlig freiheitlicher Akt. Da haben wir die erste Eins aus dem Ei, unsere Aufgabe.
Als nächstes ergreift dann unser höheres Ich unseren Astralleib und wandelt ihn um in das sogenannte Geistselbst. Das bedeutet, unser Seelisches wird immer mehr durchchristet. Wir handeln nicht mehr aus dem Ego heraus, sondern wir handeln aus unserem höheren Ich heraus und durchchristen somit unseren Astralleib, und durch dieses Durchchristen verwandelt er sich in Geistselbst.
Und als nächstes kommt die Durchchristung der Lebenskräfte unseres Ätherleibes, indem wir mit unserem höheren Ich durch unseren Astralleib in die Lebenskräfte hineinwirken. Und das wird genannt Lebensgeist. Wir wandeln unseren Ätherleib mithilfe unserer Christus Kraft um in den sogenannten Lebensgeist. Und schließlich dann die vierte Stufe: Das bedeutet unsere Kraft, unser Bewusstsein wird so erhöht.
Wir lernen uns selbst so sehr kennen, jeden Winkel unseres Wesens, dass wir sogar bewusst die Vorgänge unseres physischen Leibes ergreifen können. Denn man muss sich vorstellen, wo ist in unserer Leiblichkeit die höchste Geistigkeit, könnte man sagen, verortet? Das ist im physischen Leib. Der physische Leib, die Anlage des physischen Leibes wurde ja, wie ihr wisst, auf dem alten Saturn veranlagt. Und gleichzeitig wurde auf dem alten Saturn – das können wir vielleicht hier noch kurz anfügen, ich hoffe, es verwirrt euch jetzt nicht so sehr, aber es macht Sinn, das an der Stelle miteinzubeziehen – sowohl die Anlage für unseren physischen Leib gegeben und in der siebten Lebensstufe, ihr erinnert euch, jede planetarische Bewusstseinsstufe umfasst sieben Lebensrunden und in der siebten Lebensrunde, im siebten Formzustand, wurde dann als krönender Abschluss auch die Anlage für unser Geistesmensch Dasein gelegt.
Der Geistesmensch ist die Vollendung der Durchchristung unserer Leiber. Das heißt dieser Geistesmensch ist dann unsere Stufe, auf der wir in der Lage sind, bis in unseren physischen Leib hinein unsere Wesenheit bewusst zu ergreifen. Also auf dem alten Saturn, siebte Lebensstufe, siebter Formzustand, wird auch der Keim, die Anlage unseres Geistesmenschen bereits bereitgestellt.
Ebenso ist es mit der Anlage für unseren Lebensgeist. Dieser Lebensgeist entsteht auf der alten Sonne, und zwar in der sechsten Lebensstufe, im sechsten Formzustand. Und ihr seht vielleicht diesen kleinen Schwenk, wir hatten das bereits erwähnt, dass auf der neuen Venus, die übernächste Inkarnation unseres Planeten, in der sechsten Lebensstufe, im sechsten Formzustand die letzte Entscheidung stattfindet, ob ein Mensch mit dem Wesen Sorat geht oder ob ein Mensch mit Christus geht.
Das bedeutet, dieser Lebensgeist wird auf der alten Sonne veranlagt, dieser Lebensgeist muss also spätestens auf der alten Venus, in der sechsten Lebensstufe, im sechsten Formzustand ergriffen werden. Denn wenn ein Mensch zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage ist, die Widersacherkräfte in seinem Ätherleib, in seinem Ätherischen, in seinen Lebenskräften zu durchchristen, dann wird die Substanz, das Substantielle für die völlig neue Welt, in der wir einmal als Schöpferwesen, als Geister der Freiheit einen ganzen Kosmos schöpfen, dann würde dieses Substantielle in Gefahr sein. Wir werden auf diese Dinge noch öfter zu sprechen kommen.
Die Himmelfahrt - der Weg Christi steht auch uns Erdenmenschen offen 0:29:18
Und das bedeutet also, der Geistesmensch, die Durchchristung unseres physischen Leibes ist von einem gewissen Standpunkt aus die Rückkehr zum Vater, der Vater als derjenige, der seine Substanz in allem, was ist, gegeben hat. In allem, was ist, liegt die Substanz des Vaters zugrunde. Und die Himmelfahrt bedeutet die Durchchristung aller Leibessubstanzen, von der Ich Substanz über die Seelen Substanz über die Substanz der Lebenskräfte bis hin zur physischen Substanz. Und das ist also zum einen der Weg Christi und gleichzeitig auch für uns eine Perspektive, ein Weg, wie wir unser Erdenmensch Sein auf die höchste Stufe heben können, wenn wir es wollen.
Abschluss 0:30:58
Ja so viel für heute. Ich sage wie immer vielen Dank für eure Zeit, für das Interesse, dass ihr dabei wart. Ich wünsche euch einen schönen Himmelfahrtstag und das Pfingstfest ist ja nicht mehr weit. Auch hier werden wir dann noch einmal draufschauen. Und bis dahin alles Gute euch und bis zum nächsten Mal. Vielen Dank!
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