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Geister der Freiheit - Teil 11 von Christoph Bolleßen
Stand 26. Juni 2023: Die Texte in Geister der Freiheit von Christoph wurden bisher von durch Kathrin und Jean-Paul transkribiert. Herzlichen Dank für die tolle Arbeit! Ab jetzt werden Nachfolger gesucht. Bei Interesse bitte bei François melden.
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«Mit dieser Vortragsreihe möchte Christoph in ruhiger und freier Rede, interessierten Menschen einige Leitgedanken der Anthroposophie Rudolf Steiners anschaulich darstellen und zugänglich machen. Zur weiteren Vertiefung in die Thematik empfehlen sich unter anderem die Schriften "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriss" (GA 13).»
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Geister der Freiheit Teil 11 ()
Begrüssung
Hallo und herzlich Willkommen hier auf dem Kanal Kulturepochen zum neunten Teil unserer Reihe "Geister der Freiheit".
Nachdem wir uns beim letzten Mal ein wenig genauer dem Mysterium der Himmelfahrt gewidmet haben, steht heute eigentlich aufgrund der zeitlichen Anordnung der Feiertage der nächste Einschub ins Haus, bevor wir in unserem normalen Kontext mit den Schöpfungstagen fortfahren.
Einleitung und Fragen zum Pfingstfest
Und zwar soll es heute um das Pfingstfest gehen. Und einleitend zu diesen Betrachtungen heute möchte ich auf etwas eingehen, das unmittelbar mit dem Mysterium von Golgatha, mit dem Osterfest, mit der Himmelfahrt und auch mit Pfingsten verbunden ist, damit zu tun hat.
Ich bin im Kommentarbereich auch auf diese Szene, auf dieses Ereignis noch einmal hingewiesen worden. Und dieses Ereignis würde ich hier gerne einleitend zu unseren Betrachtungen hinzunehmen.
Und zwar handelt es sich um die Szene, in der der Jünger Thomas, der auch bekannt geworden ist als der ungläubige Thomas, seine Bekundung könnte man sagen, die Annahme der Auferstehung Christi davon abhängig macht, dass er im Gegensatz zu den anderen Jüngern einen Beweis einfordert, dass Christus auferstanden ist, und er möchte also gerne die Wundmale sehen. Er braucht einen Beweis dafür, dass sich die Auferstehung vollzogen hat.
Und ich hatte ja gesagt, dass wir im Hinblick auf die Himmelfahrt, auf das Himmelfahrtsereignis diese Aussage von Christus haben, dass er Maria Magdalena sagt "Frau, rühr mich nicht an" oder "halte mich nicht fest", – das ist auch eine andere Übersetzung – "denn ich bin noch nicht aufgestiegen zum Vater". Und in dieser Szene mit Thomas macht es ja den Anschein, dass er die Berührung seines Auferstehungsleibes zulässt. Wie kann man das nun in Verbindung bringen? Ich fürchte, ich kann euch da heute auch keine eindeutige. Lösung dieses Sachverhalts bieten.
Das Einzige, was ich dazu sagen kann, ist, dass wir zunächst einmal die Angabe im Johannesevangelium finden, dass sich dieses Ereignis mit dem "ungläubigen" Thomas zeitlich gesehen nach dem Ostersonntag, und zwar ist dort die Rede von acht Tagen nach diesem Abend der Auferstehung, dass sich dort diese Szene mit Thomas abspielt.
Und ich habe in diesem Kontext auch noch einmal nachgeschaut, dass es also insofern mit dem Zeitlichen noch ein wenig undurchsichtiger wird, dass man also im theologischen Kontext auch davon ausgeht, dass, wenn früher gesagt wurde, am achten Tage nach diesem Ostersonntag, dann meinte man auch, dass die Sonntage nach dem Ostersonntag als Tage gezählt wurden.
Das heißt also, man hat früher das Pfingstfest als den Abschluss des Osterfestes angesehen. Und dieses Pfingstfest, dieser Pfingstsonntag, ist acht Wochen nach dem Ostersonntag. Und ihr seht, dass diese Zeitangaben ein wenig undurchsichtig für unser heutiges Bewusstsein sind. Und ich kann zu der Szene mit Thomas nur vermuten, dass sich diese Szene unmittelbar vor der Himmelfahrt abgespielt hat.
Denn wenn es wirklich der achte Tag in diesem theologischen Kontext gewesen wäre, dann würde das ja bedeuten, dass dieses Thomas Ereignis zu Pfingsten stattgefunden hat. Und das würde sich aber wieder ein wenig widersprechen mit dem Himmelfahrtsereignis. Also wie gesagt, ich kann diese Dinge heute nur in den Raum stellen, und ich denke, diese Zeitangaben sind im Grunde etwas relativierter zu sehen.
Das Pfingstfest - das Fest der freien Individualität
Ja nun zum Pfingstfest oder wie Rudolf Steiner auch sagt, das Fest der freien Individualität. Was geschieht an diesem zehnten Tag? Hier haben wir wieder die Zehn, die Null und die Eins, die Eins aus dem Ei. Da wird gesagt, dass an diesem zehnten Tage, an diesem Pfingsttage die Jünger beisammen sind und dass sie auf einmal ein Brausen verspüren, ein Brausen wahrnehmen. Das heißt also, mit der Luft hat es etwas zu tun, mit dem Wind, und dass im Zuge dieses Brausens auf die Jünger der Heilige Geist hernieder geht. Die Jünger empfangen also den Heiligen Geist zehn Tage nach der Himmelfahrt.
Der Empfang des Heiligen Geistes
Und dieses Empfangen des Heiligen Geistes löst etwas in den Jüngern aus. In der Bibel wird gesagt, dass sich feurige Zungen in den Jüngern regen. Feurige Zungen, die also die Jünger anregen, in Sprachen, die sie eigentlich gar nicht sprechen können zu predigen. Das heißt also, die Botschaft des Auferstandenen zu verkünden an wesentlich größere Menschengruppen. Eigentlich könnte man sagen, die Verkündigung soll an alle Menschen fortan stattfinden. Das heißt also, die Jünger sprechen auf einmal in vielen Sprachen und verbreiten so Gottes Wort unter den Menschen.
Und hinzu kommt das Bild des Heiligen Geistes in Form einer Taube. Dieses Bild ist auch bekanntermaßen in der Ikonographie und in der christlichen Malerei öfter verwendet. Nun wollen wir uns vielleicht einmal anschauen aus geisteswissenschaftlicher Sicht, wie wir diese Ereignisse zu deuten haben.
Beginnen wir vielleicht zunächst einmal mit dem Symbol der Taube. Die Taube ist ein Vogel, ein Wesen aus dem Vogelreich und dieser Taube wird im Volksmund Sanftheit zugesprochen. Und wir können das auch sehr gut beobachten. Die Tauben sind im Gegensatz zu anderen Vögeln eher ein wenig schüchtern, könnte man sagen, und sind sehr sanft. Sie greifen also keine anderen Vögel an, und sie haben auch in ihrem Wesen finde ich, immer etwas Unschuldiges, daher auch die Friedenstaube.
Und wenn in diesem Falle der Heilige Geist in der Gestalt einer Taube hier auftaucht, im Kontext des Pfingstereignisses, dann erinnern wir uns daran, dass wir das Vogelartige das Adler Prinzip im Zusammenhang sehen können mit der Kopforganisation des Menschen. Das heißt also, der Heilige Geist geht von oben in die Leibeshüllen der Jünger ein, steigt hinab und geht zunächst einmal in die Kopforganisation. Und was finden wir in diesem Adlermenschen-Anteil, dort in diesem Kopfbereich? Da finden wir natürlich die Vorgänge des Denkens.
Und ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass das Gehirn als Organ nicht die Gedanken hervorbringt – das sagt Rudolf Steiner immer wieder –, sondern das Gehirn ist ein Spiegelapparat, an dem sich die Gedanken, die aus der geistigen Welt sich in uns abspielen, uns dann zu Bewusstsein gebracht werden können. Es findet nicht das Denken im Gehirn statt. Und wenn wir nun diesen Rückschluss ziehen, dass der Adler natürlich ein Greifvogel ist, ein Raubvogel, dann ist aus meiner Sicht hier diese Umwandlung von Adler in Taube zunächst einmal ein Besänftigen des Denkens.
Es heißt, der Heilige Geist kommt nicht in einer überwältigenden Form, sondern er erreicht die Jünger mit Sanftmut. Das ist auch für uns heute nicht unerheblich, wenn es auch für uns heute darum geht, zu unterscheiden, welche Impulse, die da in unsere Seele kommen, welchen Charakter haben die?
Und in der Regel erkennt man die guten Impulse daran, dass sie sich ganz leise ankündigen, im Gegensatz zu den Impulsen, die also eher diesen überwältigenden, diesen strengen Charakter haben, die sich in unserer Seele also aufdrängen. Wir haben überhaupt keine andere Möglichkeit als uns denen zu ergeben, dass es also oft diese Seelen Impulse sind, die mit solch einer Wucht in uns eingehen, dass man bei denen dann häufig ein bisschen vorsichtig sein muss, dass da in der Regel schon die Widersacher mit im Spiel sind.
Und so ist dieses Symbol der Taube, die dann als Heiliger Geist in die Jünger hinab geht, gefolgt von den feurigen Zungen, von der Begabung, könnte man sagen. Das Feuer ist auch die Willenskraft, die sich durch das Empfangen des Heiligen Geistes in den Jüngern regt. Sie möchten das Wort Gottes verkünden. Und diese Kraft der feurigen Zungen sorgt nun dafür, dass sie in der Lage sind, Sprachbarrieren zu überwinden.
Und diese Kraft des Überwindens der Sprachbarrieren hat mit Sicherheit auch etwas zu tun damit, dass das Empfangen und auch das Senden, das Predigen, könnte man sagen, des Wortes Gottes jenseits des Verstandes stattfindet. Das heißt also, dieses Feuer, das da im Inneren entsteht, dieses Willensfeuer, die frohe Botschaft unter die Menschen zu bringen, das hat mit Sicherheit auch nicht nur mit dem Verstand zu tun. Das hatten wir beim letzten Mal schon angedeutet.
Der Heilige Geist im Zusammenhang mit dem Astralleib des Menschen
Und nun empfangen die Jünger den Heiligen Geist. Und wie können wir diesen Heiligen Geist nun ein wenig genauer beschreiben?
Dazu wäre zunächst einmal wieder die Wesenheit des Menschen kurz zu betrachten. Und so finden wir im dreigliedrigen Menschen – das heißt physischer Leib, Ätherleib und Astralleib und der Astralleib dann als der Träger des Ich – die Qualität des Heiligen Geistes in erster Linie einmal im astralischen Leib. Der Heilige Geist steht also im direkten Zusammenhang, könnte man sagen, mit dem Astralischen des Menschen. Und wir hatten ja auch gesagt, dass der Christus im Zuge der Himmelfahrt die Astralsphäre der Erde, und diese Astralsphäre der Erde umschließt, ja im Grunde genommen alles, was auf der Erde ist, alles, was wir an Objekten, an Wesen auf der Erde wahrnehmen, hat auch Astralisches, natürlich, denn alles kommt aus der geistigen Welt, verdichtet sich, wie wir das in den Grundlagenvideos angesprochen haben, dann immer mehr bis ins Physische hinein. Und das heißt, die Astralsphäre der Erde, alles, was die Erde umschließt, auch die astralische Sphäre der Erde selbst, macht der Christus zu seiner geistigen Welt, zu seinem Devachan.
Und das steht natürlich im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist. Dieser Heilige Geist erfasst nun könnte man sagen, das Astralische, zunächst einmal der Jünger hier in dieser Pfingstszene und löst eben aus, dass eine Umkehr stattfindet, oder man könnte auch sagen, etwas Neues beginnt durch die Astralität der Menschen zu wirken.
Und hier haben wir ein kleines Sinnbild, eine bildliche Beschreibung davon, was wir im Zuge der Himmelfahrt schon angesprochen hatten. In dem Moment, wo wir mit unserem Ich, das ja zunächst einmal zu großen Teilen aus unserem Ego besteht – ich möchte auch hier den Begriff "Ego" nicht zu negativ werten, wir kommen aus dem Ego, unser Ich Erlebnis hat seine Wurzeln in diesem Ego, wir werden darauf noch genauer zu sprechen kommen – wo dieses Ich zu sich selbst kommt, das Christus-Ich in sich erkennt, in dem Moment wird es möglich für die Kraft des Heiligen Geistes, aktiv zu werden, und der Wunsch entsteht, aus diesem höheren Ich heraus, unser Wesensglied Astralleib umzugestalten. Das hatten wir auch vormals bereits erwähnt.
Und dieser Vorgang beginnt nun auch bei den Jüngern, indem sie Gottes Wort verkünden, indem sie beginnen zu predigen. Auch diesen Begriff des Predigens würde ich an dieser Stelle eher sehen, dass sie beginnen, mit ihrer Christus Erkenntnis zu leben, dass sie ein Beispiel den anderen Menschen geben, was sie erkannt haben. Denn Predigen bedeutet nicht nur auf einer Kanzel stehen und sprechen, sondern Predigen bedeutet aus meiner Sicht vorleben, nicht nur die Worte, sondern auch die Gedanken, die Bewegungen, die Handlungen, die Taten, kann alles zum Predigen dazugehören.
Die sieben Gaben des Heiligen Geistes
Und es gibt eine sehr interessante Beschreibung dieser Qualität des Heiligen Geistes, der da in diesem Pfingstmoment, in diesem Pfingstereignis dann auf die Jünger und auch auf die gesamte Menschheit hernieder geht. Und da wird gesprochen von den sieben Gaben des Heiligen Geistes, die ich finde, auch für uns eine sehr gute Hinweisqualität darauf haben, wie wir denn unser Leben immer mehr in eine geistige Richtung bringen können. Ich werde in den Kommentaren und auch in Zuschriften immer wieder gefragt, wie ist das denn möglich? Wie kann ich mich denn durchchristen? Und hier haben wir in diesem Pfingstereignis und in den sieben Gaben des Heiligen Geistes, finde ich auch ein weiteres Bausteinchen, wie wir dazu kommen können.
Und zwar wird zunächst einmal gesagt, die erste Gabe des Heiligen Geistes ist die Weisheit. Die zweite Gabe ist die Einsicht. Die dritte Gabe ist der Rat. Die vierte Gabe ist die Stärke. Die fünfte Gabe ist Erkenntnis. Die sechste Gabe ist Frömmigkeit und die siebte Gabe Gottesfurcht.
Und wie können wir nun versuchen, diese sieben Gaben zu beschreiben? Wir haben hier wieder diesen wunderbaren Kanon der Sieben. Und wir hatten das ja in den vormaligen Videos schon gesagt, dass in dieser Siebenheit auch immer eine gewisse Verwandtschaft besteht zwischen der Sieben und der Eins, der Sechs und der Zwei, der Fünf und der Drei und dass die Vier mehr oder weniger für sich steht und diese Zweiheit, dieses Spiegelhafte sich selbst an sich vollziehen muss.
Die erste Gabe "Weisheit"
Und wenn wir mit der Weisheit beginnen, dann bezieht sich das also zunächst mal aus meiner Sicht auf die Entstehung unseres Astralleibs auf dem alten Mond. Der alte Mond wird auch genannt der Kosmos der Weisheit und vieles, was auf dem alten Mond entstanden ist, ist auf der Erde in eine aufgehobene Stufe hineingekommen. Das heißt also, viele Dinge, die auf dem alten Mond hervorgebracht wurden, wirken auch heute nach.
Wir haben die Weisheit als starke Kraft im Naturgeschehen zum Beispiel. Wenn wir heute in die Welt schauen, dann ist die Weisheit eine sehr tragende Kraft in den Naturgesetzen zum Beispiel oder auch in der Organisation der Flora und Fauna. Die einzelnen Beziehungen, die sich in der Natur ergeben Räuber-Beute-Symbiosen und so weiter. Das heißt also, die Weisheit ist ganz klar auch durch den starken Bezug zur Aktualität hier die erste Gabe.
Die zweite Gabe "Einsicht"
Dann haben wir die zweite Gabe, das ist die Einsicht. Und Einsicht ist wirklich ein wunderbares Wort. Denn Einsicht bedeutet zum einen oder kann bedeuten, dass ich einen Fehler, den ich gemacht habe und vielleicht vorher nicht bemerkt habe, dass dieser Fehler mir bewusst gemacht wird durch innere Prozesse oder auch durch äußere Hinweise und dass ich aufgrund dieser Kraft der Einsicht dann mich bemühen kann, meinen Fehler zu korrigieren.
Und auf der anderen Seite bedeutet Einsicht auch Einblick haben. Und das bedeutet im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist – der beginnt in unserer Aktualität zu wirken – bedeutet das auch, die bewusste Einsicht in die geistige Welt anzustreben. Und diese Einsichten in die Bewertung unseres Denkens, Fühlens und Wollens miteinfließen zu lassen.
Die dritte Gabe "Rat"
Und die dritte Gabe ist der Rat. Das ist auch sehr interessant. Dieses Rat Halten und Rat Geben bedeutet im Prinzip auch, sich Zeit zu nehmen, über die Dinge nachzudenken: Habe ich die richtigen Worte gewählt? Habe ich über diesen und jenen Sachverhalt richtig gedacht? Habe ich etwas übersehen? Habe ich vielleicht vorschnell gehandelt? Dieses Rat Halten mit sich selbst, vielleicht auch mit anderen Menschen oder auch mit der geistigen Welt, mit unserem Schutzengel.
Wir können Fragen stellen, und wenn wir diese Fragen aus dem Herzen an die geistige Welt richten, dann wird, wenn wir wach sind, wenn wir aufmerksam sind – denn wie gesagt, diese leisen Töne aus der geistigen Welt, die überhört man sehr schnell – da auch eine Antwort kommen.
Die vierte Gabe "Stärke"
Und dann sind wir bei der vierten, der mittleren Gabe könnte man sagen. Das ist die Stärke. Und Stärke ist natürlich etwas, das man deuten kann sowohl im Weltlichen als auch im Geistigen. Und ich möchte hier an der Stelle auf diese Spiegelung der Stärke verweisen.
Wir brauchen, wenn wir geistig strebende Menschen sein wollen aus meiner Sicht die Stärke in unserer Mitte, die sich nach beiden Richtungen unseres Lebens hin erstreckt, zunächst einmal in das Irdische, in das Weltliche hinein, dass wir uns im Weltlichen bemühen, uns nicht vereinnahmen zu lassen von vielen Geschehnissen, die einem oft viel abverlangen, dass wir uns ärgern, dass wir uns ungerecht behandelt fühlen, was ja auch oft der Fall ist. Man kann sich auch oft ärgern. Man wird auch häufig ungerecht behandelt, aber dass uns die Verbindung unserer irdischen Existenz mit der geistigen Seite von uns dann die nötige Stärke verleiht, über diesen Dingen stehen zu können, uns nicht aus der Reserve locken zu lassen.
Und auf der anderen Seite brauchen wir diese irdische Stärke, wiederum dieses mit beiden Beinen in der Welt stehen, um auch im Geistigen eine gesunde Stärke erlangen zu können. Denn die Gefahr in der Beschäftigung mit dem Geistigen besteht natürlich auch darin, dass man sich allzu schnell, gerade heutzutage in dieser vielfältigen Angebotswelt, Illusionen hingibt. Und da ist die Erdung im Irdischen sehr wichtig, was von Rudolf Steiner auch immer wieder betont wird.
Es geht nicht darum, die Naturwissenschaft von der Geisteswissenschaft ablösen zu lassen, sondern wir brauchen beides. Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft sollen sich begegnen als gleichwertige Quellen der Erkenntnis und somit also Stärke im Geistigen und Stärke im Irdischen. Was jetzt nicht heißt, dass wir jetzt alle ins Fitnessstudio gehen müssen und Gewichte stemmen, sondern es bezieht sich eher auf das Meistern der weltlichen Einflüsse, uns immer wieder daran erinnern, wer wir sind. Wir sind Geistwesen, und das Irdische ist dem Geistigen letztendlich unterzuordnen.
Das bedeutet, wir haben alle Möglichkeiten, wenn wir unser Geistiges ergreifen, die irdischen Herausforderungen zu überstehen und sie sogar zu verwandeln in etwas Wertvolles, was wir dann wiederum für unsere geistige Stärke verwenden können.
Die fünfte Gabe "Erkenntnis"
Dann haben wir die fünfte Gabe die Erkenntnis. Das Streben nach Erkenntnis ist im Irdischen besonders wichtig. Ich finde, eine gute Allgemeinbildung bringt uns in vielfältiger Art und Weise weiter. Interesse zeigen auch für scheinbar uninteressante Dinge, die vielleicht trocken und zunächst einmal auch nicht besonders förderlich für die eigene Lebensgestaltung erscheinen, ist es doch immer geboten, sich nicht ganz zu verschließen, wann immer man Kapazitäten hat. Wann immer das Leben bestimmte Themenbereiche an einen heranträgt, sollte man vielleicht, wenn man noch ein Fünkchen Aufmerksamkeit aufbringen kann, sich dem zuwenden.
Denn man weiß nie, wozu bestimmte Erkenntnisse im späteren Verlauf der Entwicklung noch einmal dienlich sein können. Somit ist das Streben nach Erkenntnis sowohl im Irdischen als auch im Geistigen hier durchaus von Bedeutung.
Die sechste Gabe "Frömmigkeit"
Dann haben wir die sechste Gabe, das ist die Frömmigkeit. Wie haben wir diese Frömmigkeit, die ja heutzutage auch ein wenig eindimensional gesehen wird, auch eher negativ konnotiert ist, zu verstehen. Frömmigkeit bedeutet im geisteswissenschaftlichen Kontext zunächst einmal Ehrfurcht vor den Geheimnissen der geistigen Welt, dass wir, wenn wir unseren Blick richten auf die geistige Welt, es da zahlreiche Geheimnisse gibt, die unserem normalen Alltagsbewusstsein verborgen sind.
Und mit dieser Haltung, wir möchten gerne diese Geheimnisse für uns enthüllen, wir möchten gerne dahinterkommen, wie diese Geheimnisse sind. Dazu braucht es eben eine ehrfürchtige Haltung, damit wir nicht willkürlich und wie soll man sagen, egoistisch und auch vielleicht ein bisschen unangemessen versuchen, in die geistige Welt einzudringen, sondern darauf zu warten, dass wir den nächsten Schritt machen dürfen und nicht mit dem Vorschlaghammer die Türen einschlagen – das ist mit Sicherheit kein guter Weg – also Ehrfurcht vor den Geheimnissen der geistigen Welt, behutsam, sanft wie die Tauben an die Sache herangehen.
Die siebte Gabe "Gottesfurcht"
Und schließlich die siebte Gabe, die Gottesfurcht. Dieses Wort, diesen Begriff würde ich an der Stelle auch etwas positiver darstellen wollen. Landläufig ist dieser Begriff heute auch eher negativ behaftet. Man versteht heute darunter, dass man sich klein machen soll, dass man vor der göttlichen Autorität im Grunde genommen sein eigenes Sein aufgeben muss und quasi nur Geboten und Verboten zu folgen hat.
Das ist hiermit mit Sicherheit im geisteswissenschaftlichen Kontext nicht gemeint, sondern ich interpretiere es so: Gottesfurcht bedeutet an dieser Stelle auch wieder ein ehrfürchtiges Hinschauen auf das Mysterium der Trinität, die Dreifaltigkeit oder auch die Dreieinigkeit Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist, dass wir stets ehrfürchtig und auch eingedenk dieser undurchdringlichen Eigenschaft der Dreiheit, die aber gleichzeitig eine Einheit ist, dass wir uns das immer wieder vor Augen führen, wenn wir über das Göttliche sprechen – wie geheimnisvoll diese Trinität ist und wie vorsichtig man sein muss, wenn man sich dieser Trinität annähern möchte.
Und wenn wir da auch in der Haltung der Ehrfurcht verbleiben, dann sind wir auch da, geschützt vor Einflüssen der Widersacher, die uns dann vielleicht das eine oder andere Mal hinreißen wollen zu einem Urteil oder einer Kategorisierung, einer Ableitung, wie auch immer, die dann eigentlich nur unvollständig sein kann. Wenn wir in der Ehrfurcht bleiben, dann ist es möglich, behutsam immer wieder auf die Trinität zu schauen.
Die Zusammenhänge dieser sieben Gaben
Und nun würde ich ganz gerne noch kurz auf die Zusammenhänge eingehen. Wir haben gesagt, eins und sieben stehen im Zusammenhang. Das heißt also in diesem Falle die Weisheit und die Gottesfurcht. Da kann man das vielleicht, was ich vorher gesagt habe, ganz gut in diesem Kontext sehen. Weisheit im Geistigen braucht die Ehrfurcht vor der geistigen Hochgewalt. Das ist ein Begriff, den Rudolf Steiner verwendet hat. Diese geistige Hochgewalt steht so weit über uns, dass wir mit unseren begrenzten Fähigkeiten eigentlich nur staunen können, wie ein Kind, das zum ersten Mal den Ozean sieht oder einen hohen Berg.
Diese Gefühle sind nicht unerheblich für uns, dass wir uns die bewahren, immer, wenn wir dem Geistigen gegenübertreten. Denn nur in dieser Seelenhaltung der Gottesfurcht, so wie wir sie eben definiert haben, daraus entsteht dann auch die Weisheit.
Und ebenso ist das bei der Einsicht und der Frömmigkeit. Das heißt, wenn wir uns die Ehrfurcht vor den Geheimnissen der geistigen Welt und der Trinität bewahren, dann öffnen sich auch, wenn unsere Motive für unsere geistige Entwicklung frei sind von egoistischen Motiven, von egoistischen Bedürfnissen, dann entsteht auch aus der Frömmigkeit die wahre Einsicht, nämlich in die Geheimnisse der geistigen Welt.
Und schließlich haben wir dann noch Rat und Erkenntnis. Das würde ich an der Stelle so sehen, dass immer, wenn wir eine Erkenntnis haben, dass wir, bevor wir diese Erkenntnis als gesetzt ansehen, dass wir immer noch mal versuchen, die Kraft des Rates anzuwenden. Das heißt im anthroposophischen Kontext, dass man zum Beispiel die Dinge mit in die Nacht nimmt, dass man wartet, ob sich ein bestimmtes Urteil, die Sicht auf einen bestimmten, auf einen bestimmten Sachverhalt vielleicht noch einmal verändert, kommen neue Aspekte hinzu, die das Urteil der Revision unterziehen müssen.
Und letzten Endes ist dieser Rat natürlich auch im Geistigen, nicht nur im Irdischen, so zu sehen, dass man sich mit anderen Wesen, mit anderen Menschen, vielleicht aber auch mit Tieren, mit Pflanzen beraten kann – man kann durchaus ein Ratserlebnis auch mit einer Pflanze haben, sogar mit einem Mineral –, wenn wir uns Fragen stellen über bestimmte Sachverhalte. Und wir erblicken, wie sich ein Tier gerade verhält, wie eine Pflanze sich im Raum organisiert. Die Blütenfarbe, der Duft der Blüte oder auch die Formation eines Berges oder eines Hügels kann uns in dem Moment ein Auslöser sein, um eine Erkenntnis zu haben bzw. eine Erkenntnis zu erweitern.
Und im weiteren Verlauf ist es auch möglich, sich natürlich mit geistigen Wesen zu beraten, also einfach diese Offenheit in beide Richtungen. "Liebe irdische Welt, liebe geistige Welt, wie kann ich in dieser Erkenntnis weiterkommen?" ist immer eine sehr segensreiche innere Haltung.
Ja, und über die Stärke haben wir ja schon gesprochen, irdische und geistige Stärke zu erlangen ist mit Sicherheit der Kern des Pfingstfestes.
Die Seligpreisungen aus dem Matthäus Evangelium
Und im Kontext des Pfingstfestes möchte ich gerne noch etwas lesen, und zwar aus dem Matthäus Evangelium, und zwar die Seligpreisungen. Ich finde, die passen sehr schön in den Pfingstkontext hinein.
"Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg, und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.
Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.
Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren.
Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
Glückselig, die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen.
Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln. Denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren."
Ja, das Predigen, das Verbreiten der frohen Botschaft, einstehen für das Geistige, das ist mit Sicherheit heute ein ganz zentraler Punkt.
Abschluss
Ich schaue auf die Uhr. Ich habe heute sehr überzogen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das. Aber ich möchte gerne noch mit einem Spruch von Rudolf Steiner für heute schließen, der lautet:
"Bewusstsein erfülle mich, dass ich Tempel sein muss dem Welten-Schöpfer-Wort.
Mein Auge lerne sehen in der Finsternis.
Mein Mund lerne sprechen in schweigender Ruhe.
Mein Herz lerne fühlen in Geistes-Reine.
Ich sehe Sonnengeist und Menschenseele.
Ich spreche Gottes Wort zu Erdenohren.
Ich fühle Geistesstrom im Menschenblut.
Ausgelöscht sind in mir persönliche Eitelkeiten.
Ausgebrannt ist der persönliche Ehrgeiz.
Hinweggebannt sind die zornmütigen Impulse durch meinen Willen."
In diesem Sinne wünsche ich Euch frohe Pfingsten und freue mich, wenn Ihr beim nächsten Mal dann wieder bei den Schöpfungstagen mit dabei seid. Danke sehr. Alles Gute.
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