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Der Wille als Weg - Teil 6 von Christoph Bolleßen
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Rohtranskript: Der Wille als Weg | Teil 6
Hallo und herzlich willkommen hier auf dem Kanal Kulturepochen zum sechsten Teil der Reihe der Wille als Weg. Ja, nachdem wir uns beim letzten Mal ein wenig genauer angeschaut hatten, inwiefern unser Wille auch mit den Widersachermächten zu tun hat, und wir uns die Wichtigkeit des Ergreifens unseres Willens als eine Art Arbeitsweg, als eine Art Schulungsweg, die Wichtigkeit dessen, uns noch einmal zu Bewusstsein gebracht haben, möchte ich heute noch einige Aspekte mehr diesbezüglich mit euch ins Auge fassen. Und zwar möchte ich beginnen heute an diesem Punkt, an dem wir in der letzten Folge gesagt haben, dass wir es in der Vergangenheit, das heißt konkret im 19.
Jahrhundert, mit einer sehr starken Wandlung der Menschen vor allem in Europa zu tun haben, die dahingeht, dass sich die Menschen in einem voll ausgeprägten Gegenstandsbewusstsein befinden und dass im Zuge dieses ausgeprägten Gegenstandsbewusstseins der Materialismus als Weltbild sich etabliert und dass gleichzeitig mit dieser Etablierung der materialistischen Weltsicht eine Freiheitsbewegung durch die europäische Menschheit ging, das heißt eine Individualisierung des einzelnen Menschen im Sinne der humanistischen Denkweise. Der Mensch als Individuum steht ab sofort im Mittelpunkt, losgelöst aus völkischen Zusammenhängen und zunehmend auch losgelöst aus familiären, aus Bluts Zusammenhängen. Und dieses Freiheitsgeschenk, diese freiheitliche Entwicklung birgt auf der anderen Seite eben auch die Gefahr, dass es den Menschen zum ersten Mal wirklich möglich wird, das Geistige, den geistigen Überbau, die geistige Welt nicht nur aus dem Blick zu verlieren, sondern sie gar zu verleugnen.
Während für die Menschen im Mittelalter bis in die Neuzeit hinein sich eigentlich die Frage, ob es eine geistige Welt gibt, dadurch nicht wirklich stellte, weil es unter den Menschen noch weit verbreitet war, dass viele noch über Zugänge zur geistigen Welt in Form eines mittlerweile in die Dekadenz gekommenen atavistischen Hellsehens, wie Rudolf Steiner es nennt, verfügt haben. Aber spätestens mit dem Aufziehen des 19. Jahrhunderts trat die Naturwissenschaft ihren Siegeszug an und wir müssen natürlich aus der Sicht der damaligen Menschen auch in gewisser Weise verstehen, warum ein großes Bedürfnis vorhanden war, die Welt so zu erfassen, wie es mit den fünf Sinnen und der sich daraus ergebenden mathematisch-physikalischen Nachprüfbarkeit der Phänomene in der Welt, dass die Menschen mit großem Enthusiasmus diesen Weg verfolgt haben und das aber gleichzeitig damit verbunden war, dass sich in diesem Drang, sich endlich von der Vorherrschaft der Religionen befreien zu wollen, es gleichzeitig geschah, dass auch das Verhältnis des Menschen zur geistigen Welt immer mehr geschwächt wurde und dass die irdischen Erkenntnisse so überwältigend waren für den Menschen, dass die geistige Welt und der Mensch, der bewusste Mensch, muss man sagen, sich immer mehr voneinander entfernt haben.
Bis zu diesem Punkte, an dem eine nicht zu unterschätzende Zahl von Menschen sich für einen Lebensweg entschieden haben, der völlig ohne das Geistige für sie verlaufen sollte. Und Rudolf Steiner macht die Angabe, dass dieser Vorgang im 19. Jahrhundert, dass die materialistische Weltsicht in die Bewusstseine der Menschen aufstieg und ihren Siegeszug, könnte man sagen, antrat, dass dies eigentlich nicht das Problematische ist.
Denn, wie vorher gesagt, es bestand ja auch aufgrund der äußeren Verhältnisse der gesellschaftlichen Organisation innerhalb Europas eine gewisse Notwendigkeit, die Vorherrschaft der religiösen Bekenntnisse zu brechen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass auch die religiösen Bekenntnisse zu dieser Zeit bereits in einer starken Dekadenz sich befanden und dass die der einzelnen Menschen auch durch sie behindert, verhindert und unterdrückt worden ist. Und somit war das Aufkommen der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die dann auch Einzug halten in die politischen Verrichtungen in Europa, darauf Einfluss nehmen konnte, war es auf der einen Seite ein starker Impuls zur Freiheit, zur Individualisierung, aber auf der anderen Seite war es ein Abweg, der die Menschen bis heute immer weiter in eine Richtung führt, in der sie den eigenen Kontakt zum Geistigen immer mehr verlieren.
Aber dass es zu diesem Punkt kommt, an dem im 19. Jahrhundert diese materialistische Weltsicht Einzug hält, ist wie gesagt nicht so problematisch, als die Tatsache, dass nach wie vor auch im 20. und nun auch im 21.
Jahrhundert an diesem Zustande festgehalten wird. Wir haben ein Zitat von Goethe aus seinem Stück Wilhelm Meisters Wanderjahre, wo es heißt, ich hoffe ich kann es wortgetreu zitieren, das Überhandnehmen des Maschinenwesens quält und ängstigt mich. Es rollt heran wie ein Gewitter.
Es wird kommen und es wird treffen. In diesem Zitat spiegelt sich wieder aus meiner Sicht, wie Goethe als der große Geist seiner Zeit förmlich mit allen Sinnen erfassen kann, dass sich die Welt sehr stark und schnell verändern wird. Und das Maschinenwesen, das hier in diesem Zitate angesprochen wird, verkörpert eben diese materialistische Umgestaltung des gesamten menschlichen Lebens.
Aber wie gesagt, nicht das Aufkommen dieses Impulses, der auch die freiheitliche Entwicklung des Menschen mit vorangebracht hat, ist problematisch, sondern nur, dass nach wie vor an dieser monokausalen Sicht der Welt festgehalten wird. Dass die geistige Welt nicht mit einbezogen wird. Und wir bemerken in unserer Zeit, wie stark sich diese Weltsicht des Materialismus noch immer weiter in der Welt festsetzt, wie sie alle Bereiche unseres heutigen Lebens zu durchdringen sucht und wie wir guten Willen entwickeln müssen, um dieses ausufernde Gewicht in die irdische Richtung auszugleichen.
Und ich möchte auf diesen Sachverhalt heute noch etwas genauer eingehen. Ich möchte mit euch noch einige geisteswissenschaftliche Hintergründe besprechen, die in diesem Zusammenhange, wie können wir ein Stück weit die Machenschaften der Widersachermächte, die mit dem materialistischen Weltbild im Zusammenhang stehen, wie können wir diese erkennen und ein wenig dagegen arbeiten. Und dazu möchte ich zunächst auf einen Sachverhalt eingehen, der heute aus meiner Sicht besonders stark auf uns wirkt.
Betrachten wir einmal kurz die Hauptesgestaltung des Menschen. Wir waren darauf in den vorigen Videos öfter eingegangen. Und wenn wir uns nun den menschlichen Kopf anschauen und wie er gestaltet ist, so erfahren wir von Rudolf Steiner zunächst einmal, dass wir in unserem Antlitz, wenn wir uns die Nase und die Augen einmal genauer anschauen, dass wir dort zwei Phänomene voneinander unterscheiden können.
Rudolf Steiner sagt, wenn wir auf die Nase des Menschen schauen, dann ist diese Nase durch physisch-materielle Kräfte so entstanden, dass Stoffliches von innen nach außen gedrückt wird. Das heißt, Materie stülpt sich immer von innen nach außen und wird äußerlich. So ist unsere Nase eben aus diesen materiellen Kräften heraus nach außen gestülpt.
Und wenn wir im Gegensatz dazu unsere Augenpartie betrachten, dann sehen wir, dass die Augen nach innen gestülpt sind. Die Augenhöhlen sind nach innen gezogen. Und hier sagt Rudolf Steiner, dass hier eine saugende Wirkung im Gegensatz zu den Vorschubkräften der Materie die Ätherkräfte haben.
Die Ätherkräfte saugen die Augenhöhlen nach innen. In diesen Augenhöhlen befindet sich dann der Augapfel, das Auge. Und durch diese Saugbewegung der Ätherkräfte mit dem Auge etwas geschehen kann, nämlich, dass der Astralleib, unsere Seele, besonders nah in dieser Partie dem Geschehen kommen kann.
Man sagt ja auch nicht ohne Grund, die Augen sind das Fenster zur Seele. Und warum ist das in unserer heutigen Zeit so bemerkenswert? Wir alle wissen um die Kraft der Bilder, mit der heute vieles, das unserem Weltbild entspringt, das beiträgt zu unserer Urteilsbildung, beiträgt zu unserem Wünschen und auch zu unserem Handeln über die Bilder transportiert wird. Das heißt, über die Bilder hat man einen sehr leichten Zugriff auf die Seele des Menschen.
Der Astralleib ist in den Augen und den Bildern, die durch die Augen aufgenommen werden, sehr empfänglich. Und wie wir ja wissen, gestaltet sich alles in der Welt aus dem Seelischen heraus, indem es Bilder in Kräfte verwandelt, die dann im Ätherleib umgesetzt werden. Und an die Fähigkeit, sich in zwei Richtungen hin zu orientieren, sich in zwei Richtungen hin zu neigen, könnte man sagen.
Und zwar die eine Richtung ist die, dass er sich in Richtung Physis neigt, das heißt, dass er vorwiegend physische Formen ausbilden möchte, die dann aus unserem Seelischen heraus geformt werden. Aber der Ätherleib hat auch eine andere Fähigkeit. Er kann sich ebenso in Richtung Seele hin orientieren und kann sich aus dem Seelischen heraus – man könnte sagen erfrischen, er kann sich geistige Impulse holen, während er in seine Orientierung ins Physische hinein eher in eine verhärtende Tätigkeit hineinmündet.
Und vielleicht merkt ihr es an dieser Stelle, dass wenn es den Widersacherkräften bzw. den Menschen, die sich vielleicht über diese Vorgänge nicht bewusst sind, gelingt, den Ätherleib nicht nur aus dem Physischen heraus mit verhärtenden materialistischen Impulsen zu versorgen, sondern eben auch aus dem Seelischen heraus materialistische Impulse in den Ätherleib hinein gelangen, dann hat das zur Folge, dass unser physischer Leib – wir hatten es in den Michael-Vorträgen einmal beschrieben, dass unser physischer Leib immer mehr zu Asche wird. Das heißt, er verhärtet sich, er wird stofflich in einer Form, die nicht mehr in der Lage ist, geistiges Licht, Christuslicht zu empfangen.
Stattdessen haben wir ein luziferisches Licht, ein stoffliches Licht, das selbstverständlich mit der Asche wesentlich besser kompatibel ist. Das heißt, diese beiden Einflüsse im Zweiklang, das luziferische Licht, das uns materialistische Bilder versucht in die Seele zu legen und dann die Hinneigung des Ätherleibes in Richtung Physis und auch in Richtung Seele, wenn er hier in beiden Richtungen nur Verhärtendes Materialistisches empfangen kann, dann befinden wir uns weiterhin auf einem Weg der Dekadenz, der uns über die Maße hinaus in ein stoffliches, ascheartiges hinein verdichtet. Und ich möchte an dieser Stelle eine Bibelstelle mit euch teilen.
Und zwar ist es aus dem Johannesevangelium. Kapitel 1. Dieses erste Kapitel beginnt, wie ihr wisst, mit diesem wunderschönen Prolog, der in meiner Elberfelder Bibel unter der Überschrift das ewige Wort benannt ist. Und was ich heute mit euch teilen möchte, ist der zweite Abschnitt, der hier heißt die Fleischwerdung des Wortes.
Da war ein Mensch von Gott gesandt, sein Name Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, das er zeugte von dem Licht, damit alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern er kam, das er zeugte von dem Licht.
Das war das wahrhaftige Licht, das in die Welt kommend jeden Menschen erleuchtet. Er war in der Welt, und die Welt wurde durch ihn. Und die Welt erkannte ihn nicht.
Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an. So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden. Denen, die an seinen Namen glauben, die nicht ausgeblüht, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines einzigen, vom Vater voller Gnade und Wahrheit. Johannes zeugt von ihm und rief und sprach, dieser war es, von dem ich sagte, der nach mir kommt, ist vor mir geworden.
Denn er war er als ich. Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen. Und zwar Gnade um Gnade.
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott jemals gesehen. Der einzig Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn bekannt gemacht.
Ich habe diese Stelle hervorheben wollen, weil wir hier ganz deutlich diese Stelle haben, in der von dem wahrhaftigen Licht gesprochen wird. Scheinbar gibt es also auch noch ein anderes Licht, das in die Welt gekommen ist. Und er kam in das Seine.
Das heißt, hier ist das Schöpferwort, Christus, in seine Welt hineingekommen und die Seinen nahmen ihn nicht an. So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt, das heißt, durch das Blut, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Nun, wir haben also auf der einen Seite das Christuslicht, das uns voran leuchten soll, dass es aber auch ein anderes Licht gibt.
Wir hatten dieses Licht als das luziferische Licht bezeichnet. Und dass wir Unterscheidungsfähigkeit brauchen, um diese beiden Arten von Licht voneinander unterscheiden zu können. Und ebenso wird hier gesagt, dass dieses Christuslicht nicht in Verbindung steht mit dem Willen des Fleisches.
Und wir können hier versuchen zu deuten, dass dieses luziferische Licht dasjenige ist, das uns an den Punkt führen möchte, an dem wir nach dem Willen des Fleisches handeln. Und was bedeutet das? Nun, die naturwissenschaftliche Sicht hat uns als Menschheit immer mehr in eine Richtung gelenkt, dass das Wohlergehen eines Menschen zunehmend dadurch definiert wird, dass man ihm die fleischlichen Bedürfnisse erfüllt. Was zunächst einmal, wie gesagt, überhaupt nicht problematisch ist, denn niemand wird leugnen, dass zu einem menschlichen Leben Nahrung, Kleidung, Obdach selbstverständlich dazugehören.
Aber darüber hinaus gibt es im Prinzip heute für die meisten Menschen nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie entscheiden sich für einen atheistischen Weg, das heißt sie lehnen göttliche Mächte oder auch die geistige Welt für sich ab. Oder viele, die diesen Weg nicht für sich wählen, schließen sich dann einem institutionalisierten religiösen Bekenntnis an.
Und wenn wir uns zurückerinnern an die vorherigen Videos, dann hatten wir schon einmal herausgestellt, dass Rudolf Steiner uns die Mitteilung macht, dass die erste große Offensive der Widersache, um das Leben der Menschen in einen Materialismus hineinzuführen, zuallererst bedeutet hat, dass die Religionen in eine materialistische Sichtweise hineingezogen wurden. Und Rudolf Steiner gibt einige Beispiele, dass er also sagt, dass die theologische Forschung immer mehr in eine Richtung gekommen ist, in der, wenn wir vom Christus Jesus sprechen, so wie es Rudolf Steiner tut, dass sich die theologische Forschung immer mehr in eine Richtung entwickelt hat, dass sie nur mehr den Jesus fokussiert. Und dass die Theologie wie selbstverständlich zu diesem Ergebnis kommt, dass Jesus als der schlichte Mann aus Nazareth als Mensch gelebt hat und dass aus seinem Mund durchaus tiefe Weisheiten entsprungen sind.
Aber dass sie die Verknüpfung, dass dieser Mensch, Jesus von Nazareth, Träger eines höheren, eines viel höheren Wesens war, sodass wir also in der Tat vom Christus Jesus sprechen müssen. Dass dieser Sachverhalt immer mehr in den Hintergrund gerät. Und dies geschieht aufgrund der Tatsache, dass ich auch die Theologie, die theologische Forschung in einem gemeinsamen Streben mit den anderen Wissenschaften hineinbegeben möchte.
Und gleichzeitig diejenigen, die in der theologischen Forschung drinnen stehen, oftmals ebenfalls geprägt sind von einer materialistischen Deutung der Welt. Und wir erleben es heutzutage zunehmend, dass diejenigen, die andere Ansätze, die in Richtung Geist als wirkende Instanz gehen, dass diese Akteure ins Lächerliche gezogen werden. Dass diese Akteure eigentlich aus dem lebendigen wissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossen werden.
Und sich dann unsere Bildekräfte in Richtung Seelisches orientieren und sie nicht mehr erfrischt werden durch Inhalte, die aus dem Geistigen geschöpft werden. Sondern stattdessen materialistische Gedanken empfängt unser Ätherisches. Dann kommen wir immer mehr in eine innere Verhärtung hinein.
Und an dieser Stelle sollten wir unseren Willen schulen, dass uns unser Wille dabei helfen kann, wieder in diese erfrischenden, seelisch-geistigen Bereiche vorzudringen. Damit unsere Seele Eindrücke empfangen kann, die außerhalb des materialistischen Rahmens liegen. Und das erreichen wir beispielsweise, indem wir uns ein Gedicht zuführen.
Dass wir dieses Gedicht vielleicht nach Möglichkeit nicht nur lesen, sondern dass wir es auswendig lernen. Denn alle, die ein lyrisches Interesse haben und schon einmal den Unterschied bemerkt haben zwischen dem Zustand, der sich innerlich einstellt, wenn man ein Gedicht abliest, oder wenn man ein Gedicht auswendig kennt und dann rezitiert, dann wird man feststellen, dass wenn man ein Gedicht auswendig gelernt hat, die ganze Seele bis in die leibliche Organisation hinein mitschwingen kann. Dass man förmlich spürt, wie durch die Seele, durch die Ätherkräfte hindurch etwas schwingt, was uns mit dem Höheren verbinden kann und was uns gesund macht, sofern es denn ein Gedicht ist, was auch ein höheres Geistiges in sich trägt.
Aber wir als Menschen mit der Muttersprache Deutsch haben, wie vorher bereits gesagt, einen besonderen Zugang zu Geistigem durch Dichter wie Josef von Eichendorff, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller und wann immer wir von diesen Geistesgrößen ein Werk studieren dürfen und das aus voller Seele, mit gutem Willen tun, dann holen wir uns erfrischende Kraft aus dem Geistigen heraus. Und das ist heute sehr dringend notwendig. Denn wir bemerken nicht, in der Regel, wie unser Seelenleben von Tag zu Tag ärmer wird.
Wir empfangen, wie gesagt, nur noch tote Gedanken in Form steriler Worte, in Form von effizienter, einfacher Sprache, die nur noch rudimentär Informationen informiert. Auf das in Anführungszeichen Wichtigste beschränkt. Aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Für die Seele, für das Seelenleben des Menschen ist die heutige Sprache in den Medien eigentlich genau das Gegenteil. Sie wirkt auf die Seele ertötend. Das, was gestärkt wird, ist nur die Kraft des Totenverstandes.
Und die Kräfte des Totenverstandes rauben uns in Wahrheit Lebenskräfte, während die Sprache in den Werken Goethes oder Schillers uns Lebenskräfte spenden. Und ebenso lebenspendend sind auch die Vorträge Rudolf Steiners, von ihm gestaltet, und natürlich ebenso seine Schriften. Und es gibt den Ausspruch Rudolf Steiners, dass er sagt, das Wichtigste ist, die geisteswissenschaftlichen Schriften zu studieren.
Wenn man darüber hinaus dann noch einige Übungen und Meditationen macht, dann unterstützt man den eigenen Schulungsweg weiter, aber das Wesentliche ist die Auseinandersetzung mit den geisteswissenschaftlichen Inhalten. Und wenn wir uns das klar machen, dass Rudolf Steiner sich immer bemüht hat, diese lebendigen Seelenkräfte in seine Vorträge, in seine Bücher, in seine Wortführung, in seinen Satzbau, in die Art und Weise, wie er die Gedanken geführt hat, einzubauen, dann ist uns das ein Hinweis darauf, wie wichtig es ist für unsere Seele, dass wir uns an diesen Texten und an diesen Inhalten immer wieder erfrischen. Damit wir nicht nur das Tote der heutigen Spracheberichterstattung des medialen Geschehens in uns aufnehmen, denn alleine schon die Art und Weise, wie dort die Informationen an uns herangetragen werden, unterliegt bereits größtenteils den Todeskräften.
Ganz davon abgesehen, ob diese Inhalte dann auch wahr sind. Aber wie wir alle wissen, ist es natürlich, man könnte sagen, in gewisser Hinsicht anstrengender, ein Gedicht auswendig zu lernen oder zumindest zu lesen und zu versuchen, diese Worte, diese Verse einmal in seiner Seele schwingen und klingen zu lassen, als eine Nachrichtensendung beispielsweise anzuschauen. Oder eine Dokumentation anzuschauen im Fernsehen oder im Internet.
Und auch da benötigen wir guten Willen, eine Selbsterziehung, die uns dahin bringt, über das Denken, über die Erkenntnis uns klar zu machen, dass es von großem Wert ist, für unsere seelische Gesundheit sich auch einmal mit dem Faust, mit Schillers Räubern zu beschäftigen. Oder mit den Mysterientramen Rudolf Steiners. Denn wir brauchen ganz dringend diese seelische Erfrischung, auf das wir nicht erstarren, sondern auf das wir innerlich immer mehr lebendig werden.
Denn wir brauchen innere Lebendigkeit für einen hohen Zweck, für ein hohes Ziel, das es zu erreichen gilt. Und dieses Ziel möchte ich gerne im nächsten Teil, im siebten Teil, mit dem ich dann auch diese Reihe über den Willen vorerst schließen möchte, das möchte ich im nächsten Teil mit euch gemeinsam anschauen. Und sage für heute herzlichen Dank, dass ihr dabei wart.
Ich hoffe, ihr könnt etwas für euch mitnehmen aus diesen Beiträgen, mit dem ihr weiter arbeiten könnt, mögt. Und bis zum nächsten Teil wünsche ich euch alles Gute, viel Kraft und freue mich, euch bald wiederzusehen. Danke und bis bald.
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