Faust spricht über Faust - ein Vortrag von Wolfgang Peter vom 27. Dezember 2023

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Vorschau

Goethes Faust kann als Repräsentant unserer Kulturepoche, dem Bewusstseinsseelenzeitalter gesehen werden. Er repräsentiert jenen Menschen, der wirklich aus dem Ich heraus bewusst die Welt erkennen, verändern und gestalten will.

Transkription des Vortrages "Faust über Faust"

gehalten am 30.12.2023 in der anthroposophischen Landesgesellschaft in Wien (transkribiert von Elke, 19.1.2024)

Begrüßung und Einleitung 0:00:43

Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren, toll, dass so viele Menschen gekommen sind, sich für Faust interessieren für dieses Thema. Es ist tatsächlich ein Thema, das unsere Zeit betrifft. Obwohl der historische Faust schon weit zurückliegt. Es geht ins 15. Jahrhundert zurück, im Grunde. Aber es ist Faust der Repräsentant eigentlich unserer ganzen Kulturepoche, könnte man sagen. Der Mensch, der wirklich aus dem Ich heraus bewusst die Welt verändern und gestalten will, erkennen will, tief eindringen will in die Welt. Also ein ganz spannendes Thema, das mich, ja seit meinem 15. Lebensjahr sehr begleitet irgendwo. Da habe ich das erste Mal den Faust aufgeschlagen und war fasziniert davon. Und seitdem begleitet er mich. Und das ist also schön, mit so einem Text über Jahrzehnte leben zu können.

Das Faust-Thema ist für uns sehr aktuell: Aus Erkenntnis heraus tätig zu werden und ungeachtet des Scheiterns die Welt in eigener Verantwortung umzugestalten 0:01:46

Und da merkt man immer mehr, also wie gegenwärtig das ist. Es scheint so eine alte Geschichte zu sein. Aber es ist eigentlich eine Geschichte, die sich tagtäglich abspielt, im Kleinen wie im Großen. Es ist also der Mensch unserer Zeit, der aus seinem Ich heraus bewusst die Welt umgestalten will, sie erkennen will - dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält. Das ist so der erste Teil des Fausts, einmal im Großen, dass er um Erkenntnis ringt. Im zweiten Teil des Faust geht es dann vor allem darum, die Welt umzugestalten. Also das heißt, aus Erkenntnis tätig werden. Und dabei immer wieder zu irren, zu scheitern, zu straucheln. Um es ganz salopp zu sagen, immer wieder daneben zu schlagen gegen die Dinge. Und trotzdem kommt er weiter.

Und das ist das Schicksal des Menschen unserer Zeit, dass wir auf eigene Verantwortung gestellt sind. Und dass wir viel geistige Hilfe in Wahrheit haben und die hinter uns steht. Nur sie macht nicht für uns etwas, sondern sie macht etwas, wenn wir einen Impuls dazu geben, dann unterstützt sie uns dabei. Das ist die schwierige Situation heute. In der Vergangenheit war es vielmehr so, dass eine Leitung von oben war, wo zumindest Menschen, die es empfangen konnten, dann auf ihren sicheren Weg geleitet wurden. Aber sie sind ihn noch nicht selber gegangen. Heute sind wir aufgerufen dazu, selber den Weg zu gehen und zu sagen: Egal, wenn ich hundertmal strauchle, ich steh beim 101. Mal wieder auf und gehe weiter. Und Schritt für Schritt geht es auch weiter. Also wenn man es mit dem Text von Goethe zusammenfasst, so ziemlich am Anfang, als der Mephisto, der Versucher… der Mephisto ist so die Doppelgestalt eigentlich. Einerseits das luziferisch Verführerische, das alle möglichen Begierden lockt, weckt, im Faust. Auf der anderen Seite aber das kalte verstandesmäßig Tod-ahrimanische Prinzip. Beide, diese Facetten hat dieser Mephisto in sich. Im ersten Teil ist es mehr der Verführer, im Zweiten ist er beinhart der Ahriman und der Zerstörer auch bis zu einem gewissen Grad.

Es irrt der Mensch, solang er strebt. Dennoch: Wer immer strebend sich bemüht, den werden wir erlösen 0:04:11

Also… und da passiert sehr viel. Und wir stehen als Ich in der Mitte dazwischen. Also das heißt, wer irren eben deswegen immer wieder, weil diese beiden Kräfte, die im Mephisto vereint sind, die uns einmal nach der einen Seite, einmal nach der anderen Seite ziehen. Und wir müssen darum ringen, das Gleichgewicht zu finden, in uns selbst zu ruhen, in uns selbst die Kraft zu finden, unseren eigenen Weg zu gehen. Und eben als der Mephisto den Herrn fragt: Ja, willst du ihn nicht in meine Gasse gehen lassen. Du wirst sehen, der scheitert, der scheitert! Der Herr sagt: „Ja, probier’s nur! Es irrt der Mensch, solang er strebt.“ Und das Fazit gegen Ende im Faust 2 ist: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“ Also die Frage geht nicht darum, wie oft bist du gescheitert? Aha, das waren mindestens zehnmal zu viel. Nein! Es ist sogar der, der hundertmal gescheitert ist, vielleicht weitergekommen als der, der gar nicht gescheitert ist, weil er eigentlich gar nichts getan hat aus Eigenem heraus. Sondern es geht darum, dass der Mensch heute individuell seinen Weg geht, seinen unverwechselbaren Weg und damit etwas zur Gemeinschaft der Menschheit, ja zur Gemeinschaft der geistigen Welt beiträgt. Als individuelles Wesen! Nicht als Schablone, der irgendwelchen Gesetzen so einfach folgt von oben, sondern der die Welt bereichert durch sein Schöpfertum. Und Schöpfung aber mit Erkenntnis verbunden!

weiter 0:05:58


[Faust über Faust_Vortrag Wolfgang Peter vom 30.12.2023 | 0:00:43]

Glossar

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

A
AHRIMAN


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

B
BENEDICTUS


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

C
CAPESIUS


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

D
DENKEN


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

E


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

F
FELICIA BALDE


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

G


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

H


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

I
ICH


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

J
JOHANNES THOMASIUS


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

K
KUNST


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

L
LEBENDIGES DENKEN


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

M
MANTO

-- A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

N


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

O


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

P


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

Q


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

R
REINKARNATION


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

S
SEELENPRÜFUNG


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

T


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

U


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

V
VORURTEILE


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

W
WAHRHEIT


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

X


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

Y


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

Z


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | [Stichwortverzeichnis]

0-9


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Literaturangaben