Experimentierfeld Lebendiges Denken

Aus AnthroWorld

Einleitung

Im Januar 2022 startete Wolfgang Peter auf anthro.world einen Kurs von 11. Folgen, welcher live übertragen wurde. Dabei gab Wolfgang Übungen, die den Teilnehmern Anregungen im Umgang mit recht alltäglichen Dingen geben konnten. Zum Beispiel die Wirkung der Farben auf uns Menschen, oder die Frage, was empfindungsmäßig der Unterschied ist, wenn man sich mit einem Dreieck oder einem Quadrat ins Benehmen setzt.

Dieser Kurs erfolgte nicht nach einem im Vorfeld konstruierten Schema oder einem Plan, vielmehr ergaben sich die Übungen entlang der Fragen und Bedürfnisse der Teilnehmer.

Die Filmbeiträge

Folge 1
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Folge 2
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Folge 3
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Folge 4
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Folge 5
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Folge 6
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Folge 7
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Folge 8
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Folge 9
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Folge 10
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Übungsanleitungen

1. Folge vom 18. Januar 2022

Experimentelles Denken mit den Grundfarben

Wir wollen in den Reigen der Übungen einsteigen, indem wir uns der sinnlichen Wahrnehmung einer Grundfarbe widmen: Dazu können wir zum Beispiel ein farbiges Blatt Papier nehmen, den Fokus unseres Blickes darauf richten und warten, wie die Farbfläche auf uns wirkt.

Bitte, versucht dabei eure Gedanken auszuschalten bzw. zu ignorieren! Lasst die Farbe wirken, nehmt euch Zeit dafür und wartet geduldig, bis ihr das Gefühl habt, dass ihr die Farbe wirklich intensiv in euch aufgenommen habt!

Legt dann das farbige Blatt Papier weg, schließt die Augen und beobachtet das nun aus dem Inneren auftauchende Bild. Geht spielerisch daran, versucht nichts zu erzwingen, sondern lasst die Bilder kommen, wie aus der Phantasie heraus einströmen - ohne eigenes Zutun. Je mehr ihr euch innerlich öffnen könnt, desto leichter und intensiver können die Bilder fließen.

Die innere Öffnung hilft, denn die lebendigen inneren Bilder sind unerschöpflich und die sich entwickelnden Zusammenspiele sind offenendig.

Nach diesem Teil der Übung könnt ihr euch die folgenden Fragen stellen:

  • Aufgezählter Listeneintrag
  • Wie war meine subjektive/persönliche Reaktion auf die Farbe?
  • Welche bildhaften Wahrnehmungen strömten in mich ein?
  • Was war das Wesenhafte daran?
  • Welche Empfindungen bzw. welche Seelenqualität habe ich wahrgenommen?

und ganz zum Schluss: Was hat sich bei mir nach dieser Übung verändert?

2. Folge vom 25. Januar 2022

Wir erweitern die Übungen mit den Farben Mit unserer veräußerlichten Welt stehen wir nur in der halben Wirklichkeit, der Welt der Objekte. Auch unsere Farbübungen betreffen die Sinneswelt, die Objektwelt. Wir können aber dem etwas hinzufügen: Wir verbinden uns willentlich mit den Farben und können sie so willentlich durchdrungen erleben. Bleiben wir im Äußeren, wird uns die Farbe zu wenig von sich sagen. Wir befinden uns auch nicht in der Wirklichkeit der Farbe, wenn wir ihr mit unserem Ego begegnen: Die Farbe ist so schön oder so abstoßend. Die Kunst besteht darin, sich mit dem, was uns von außen entgegenkommt, tief in unserem Inneren zu verbinden.

Eine gute Möglichkeit, die Farbübung zu vertiefen, besteht darin, die Farben selber aufs Papier zu bringen, zu gestalten und zu beobachten, in welchem Wechselspiel sie zueinander stehen. Experimentieren, wie die Farben des Regenbogens miteinander in Wechselwirkung treten: Wie vertragen sie sich? Wie sprechen die Farben miteinander? Was fühlt man bei den verschiedenen Farben? Eine weitere Möglichkeit erschließt sich bei der Arbeit mit Farbfolien, durch die man die Welt anschauen kann und dabei beobachtet, welche Qualitäten die einzelnen Farben haben.

3. Folge vom 1. Februar 2022

Bewusste innere Aktivität bei Sinneswahrnehmungen Je bewusster und aktiver wir die Sinneswelt ergreifen, desto mehr offenbart sie uns. Wenn wir darauf achten, wie sich Farben, Töne und Klänge von Tast- und Formerlebnissen unterscheiden, können wir auch erfahren, dass es im Grunde ganz unterschiedliche Sinneswelten gibt. Je bewusster uns unsere innere Aktivität dabei wird, desto vielfältiger wird unser Sinnesreichtum! Mache dir klar: Um ein lebendiges Denken zu entwickeln, ist es notwendig, dass du das, was du vor Augen und Ohren hast, bewusst und willensmäßig ergreifst. Wir dürfen uns dabei um eine wirkliche Vertiefung bemühen! Vom Physiker Wolfgang Pauli gibt es dazu den schönen Begriff „Malendes Schauen innerer Bilder“. Ohne diese bewusste innere Aktivität bleibt alles oberflächlich und bringt uns unserem Ziel, ein lebendiges Denken zu erleben, keinen Schritt näher! Wir wollen unsere Entdeckungsreise erweitern: Versuche das "Ineinanderschwimmen" der Farben zu beobachten und dabei auch auf deine Erlebnisse zu achten. Im Wechselspiel zwischen Licht und Finsternis entstehen Farben. Aktive Farben entstehen durch Verdunkelung des Lichts, passive Farben entstehen durch Aufhellung der Finsternis. Vielleicht magst du dich jetzt angeregt fühlen, dich mit Goethes Farbenlehre ein wenig näher zu befassen? Die Farben sollen uns noch weiter begleiten: Untersuche nun, wie sich Farben und Formen miteinander vertragen. Schneide dazu Kreise, Dreiecke und Quadrate aus unterschiedlichen Farben aus und vertiefe dich in ihre Betrachtung.

Stelle dir dabei auch folgende Fragen:

  • Welche Farbe harmoniert für dich mit welcher Form?
  • Gibt es Kombinationen, die sich für dich ganz und gar nicht stimmig anfühlen?

Das sind Fragen, uns zu überraschenden Neuentdeckungen und spannenden inneren Erlebnissen führen können.

4. Folge vom 15. Februar 2022

Das Üben mit den Vokalen Nachdem du bei den vorherigen Übungen Farben und Formen erlebt hast, versuche diese nun auch in der Sprache selbst zu erleben. Die Sprache hängt nämlich mit beidem eng zusammen! Zum Einstieg in die neue Übung versuche zunächst die Aufrichte- oder Strebekraft in deinem Körper zu spüren: Stell dich dazu auf nur ein Bein und schließe vorsichtig die Augen. Achte darauf, dass du dich notfalls festhalten kannst! Mit geöffneten Augen kannst du dich an den Senkrechten im Raum ausrichten, bei geschlossenen Augen dagegen fehlt diese für die Orientierung so wichtige äußere Hilfe und du wirst ganz schnell merken, dass du ausbalancierende Pendelbewegungen machen musst und ununterbrochen aktiv bist, um die aufrechte Haltung bewahren zu können. (Diese Übung trägt übrigens zur Stärkung deines Bewusstseins bei.) Nun öffnest du die Augen wieder und beginnst mit der eigentlichen Übung, dem spielerischen Tönen der Vokale A, E, I, O und U. Versuche auch zu erfahren, wie die Vokale sich mit der Tonhöhe verändern können. Vielleicht hast du am Anfang Hemmungen, den Mund richtig weit aufzumachen? Versuche diesen inneren Widerstand allmählich zu überwinden! Nimm dir Zeit für die Übungen, denn es dauert ein wenig, bis du ganz in das Erleben der Töne eintauchen kannst. Aber es lohnt sich! Achte darauf, welche Impulse und Fragen nach und nach in deinem Inneren auftauchen. Vielleicht suchst du Antworten auf Fragen wie zum Beispiel:

  • Wie formen sich meine Lippen beim Tönen der einzelnen Vokale?
  • Welche Sprachorgane werden beim Tönen der Vokale eingesetzt?
  • Welche Muskeln bewegen sich dabei?
  • Welche Empfindungen habe ich beim Klang der Laute?
  • Sind die Töne für mich eher hell oder eher dunkel?
  • Entsteht aus diesem hell und dunkel mit der Zeit vielleicht eine Farbempfindung?
  • Spüre ich beim Tönen der Laute eine Schwingung im Körper?
  • Kann ich lokalisieren, wo im Körper die Laute entstehen?
  • Haben die Schwingungen eine Rückwirkung auf den Klang selbst?
  • Wie fühle ich mich nach diesen Übungen?

Und schließlich: Erlebe ich in meinem Alltagsleben eine Veränderung, wenn ich mit meinen Mitmenschen spreche?

5. Folge vom 22. Februar 2022

Mit den Konsonanten tönen

Bei der vorhergehenden Übung konntest du das Klingen der Vokale wahrnehmen. Jetzt wollen wir dich einladen, das Tönen der Konsonanten in den verschiedenen Resonanzräumen deines Körpers zu ergründen. Gleichzeitig kannst du dem Formerlebnis bei den Konsonanten nachspüren und die Bewegungen deiner Sprachorgane bewusst wahrnehmen. Dazu musst du die Konsonanten sehr klar und deutlich formulieren, je länger du einen Konsonanten tönst, umso intensiver ist er hör- und spürbar. Richtig stark kannst du die Laute erleben, wenn du die Bewegungen mit den Armen und Beinen zurückhältst. Dadurch geht der Laut viel tiefer in die Sprachgestaltung und in dein inneres Erleben hinein.

Durch die Betonung der Konsonanten verändert sich dein Empfinden und du wirst dabei eine deutliche Aktivität in deinen Resonanzräumen erkennen. Wenn der Ton verklungen ist, dann setzt er sich, wenn man darauf achtet, als Klang im physischen, dann im ätherischen und zuletzt im astralischen Körper fort.

Am besten und einfachsten ist es, mit dem H, dem Urkonsonanten, zu beginnen. Er ist das reine Ausatmen und bietet kaum einen Widerstand. Das H wird mit einem tiefen Ausatmen und Einatmen hauchend aus dem Körper und in den Körper bewegt.

Wenn du die Konzentration auf das Einatmen legst, dann bist du mehr bei dir in deinem Inneren. Wenn du ausatmest, dann öffnest und bewegst du dich in Richtung Kosmos. Gleichzeitig kannst du aber auch erleben, wie sich beispielsweise das A langsam mit dem H verbindet – HHHaaa Oder du beobachtest, wie sich beispielsweise mit dem S ein Widerstand nach dem H aufbaut – HHHsss

Was erlebst du zum Beispiel beim B? Welche Formen und Bewegungen spürst du in deinen Sprachorganen??

Und was spürst du beispielsweise bei dem explosionsartigen TTT? Was tut sich da in deinen Resonanzkörpern und Sprachwerkzeugen??

Merkst du einen Unterschied zwischen den einzelnen Konsonanten? Du möchtest danach vielleicht auch erfahren, wie es ist, wenn du Konsonanten und Vokale gemeinsam tönst. Beide zusammen ergeben ein Ganzes. Wenn man es in Beziehung zur gesamten Sprache setzt, dann entspricht es dem Menschen als Gesamtheit. Es ist der Mensch, der in den Vokalen die Empfindungen erlebt, und in den Konsonanten die Formen. Alle sind letztendlich in unserem Körper zu finden.

Spiele mit den verschiedenen Konsonanten und Vokalen, je nach Lust und Laune oder nach deinem Empfinden. Es gibt keine festgelegten Regeln. Du allein bestimmst, wie du mit den verschiedenen Lauten umgehen möchtest, und es ist dein ganz persönliches, einzigartiges Erlebnis. Ja man kann sogar sagen, du webst dir deinen eigenen feinstofflichen Teppich damit!


In Urzeit Tagen trat zum Geist des Himmels der Geist des Erdenseins, Bittend sprach er: Ich weiß zu reden mit dem Menschengeist; doch um jene Sprache auch flehe ich, durch die zu reden weiß das Weltenherz zum Menschenherzen. Da schenkte der güt‘ge Himmelsgeist dem bittenden Erdengeist: die Kunst. Steiner

6. Folge vom 1. März 2022

Das Erleben des Wortes Die Übungen mit Konsonanten und Vokalen brauchen wirklich Zeit, um sie voll auskosten und immer wieder Neues entdecken zu können. Es lohnt sich! Achte beim Üben auf die Ein- und Ausatmung, denn unser Atem trägt unser Seelisches. Der Atemrhythmus und das tiefe Atmen spielen eine große Rolle für unsere Gesundheit und können zum Beispiel Verspannungen sehr effektiv lösen. Achte bei den Vokalen ganz besonders auf den Klang und auf die Schwingung! Beim Aussprechen der einzelnen Konsonanten beobachte, wie du den Ton vorbereiten musst. Wie formt er sich? Nun wählst du dir ein beliebiges einfaches Wort und sprichst es deutlich in verschiedenen Tonlagen aus. Es muss nicht laut sein! Frage dich:

  • Wie erlebe ich in diesem Wort die Vokale und die Konsonanten?
  • Welche Wirkung üben die Vokale auf die Konsonanten aus?
  • Ändert sich etwas an meinem Bewusstsein, wenn ich zur Alltagssprache übergehe?

Versuche das von dir gewählte Wort in ein Bild zu übertragen und male es, nicht gegenständlich, nur aus den Formkräften und Stimmungen, die du mit diesem Wort erlebt hast. Lass Farben und Formen einfach intuitiv entstehen!