Eine freie Initiative von Menschen bei anthrowiki.at, anthro.world, biodyn.wiki und steiner.wiki mit online Lesekreisen, Übungsgruppen, Vorträgen ... |
1. Nebenübung von Rudolf Steiner: Unterschied zwischen den Versionen
Stemü (Diskussion | Beiträge) KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
Stemü (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 3: | Zeile 3: | ||
In den '''Seelenübungen mit Wort- und Sinnbild-Meditationen''' (GA 267) sagt Rudolf Steiner Folgendes:<blockquote>«In dem Folgenden werden die Bedingungen dargestellt, die einer okkulten Entwickelung '''zugrunde liegen müssen.''' Es sollte niemand denken, daß er durch irgendwelche Maßnahmen des äußeren oder inneren Lebens vorwärtskommen könne, wenn er diese Bedingungen nicht erfüllt. '''Alle Meditations- und Konzentrations- und sonstigen Übungen werden''' '''wertlos''', ja, in einer gewissen Beziehung '''sogar schädlich sein''', '''wenn das Leben nicht im Sinne dieser Bedingungen sich regelt.''' Man kann dem Menschen keine Kräfte geben; man kann nur die in ihm schon liegenden zur Entwickelung bringen. Sie entwickeln sich nicht von selbst, weil es äußere und innere Hindernisse für sie gibt. '''Die äußeren Hindernisse werden behoben durch die folgenden Lebensregeln.''' Die inneren durch die besonderen Anweisungen über Meditation und Konzentration usw. | In den '''Seelenübungen mit Wort- und Sinnbild-Meditationen''' (GA 267) sagt Rudolf Steiner Folgendes:<blockquote>«In dem Folgenden werden die Bedingungen dargestellt, die einer okkulten Entwickelung '''zugrunde liegen müssen.''' Es sollte niemand denken, daß er durch irgendwelche Maßnahmen des äußeren oder inneren Lebens vorwärtskommen könne, wenn er diese Bedingungen nicht erfüllt. '''Alle Meditations- und Konzentrations- und sonstigen Übungen werden''' '''wertlos''', ja, in einer gewissen Beziehung '''sogar schädlich sein''', '''wenn das Leben nicht im Sinne dieser Bedingungen sich regelt.''' Man kann dem Menschen keine Kräfte geben; man kann nur die in ihm schon liegenden zur Entwickelung bringen. Sie entwickeln sich nicht von selbst, weil es äußere und innere Hindernisse für sie gibt. '''Die äußeren Hindernisse werden behoben durch die folgenden Lebensregeln.''' Die inneren durch die besonderen Anweisungen über Meditation und Konzentration usw. | ||
Die '''erste Bedingung''' ist die Aneignung eines '''vollkommen klaren Denkens'''. Man muß zu diesem Zwecke sich, wenn auch nur eine ganz kurze Zeit des Tages, etwa fünf Minuten (je mehr, desto besser) '''freimachen von dem Jrrlichtelieren''' der Gedanken. '''Man muß Herr in seiner Gedankenwelt werden.''' Man ist nicht Herr, wenn äußere Verhältnisse, Beruf, irgendwelche Tradition, gesellschaftliche Verhältnisse, ja, selbst die Zugehörigkeit zu einem gewissen Volkstum, wenn Tageszeit, bestimmte Verrichtungen usw., usw., bestimmen, daß man einen Gedanken hat, und wie man ihn ausspinnt. Man muß sich also in obiger Zeit ganz nach freiem Willen leer machen in der Seele von dem gewöhnlichen, alltäglichen Gedankenablauf und sich aus eigener Initiative einen Gedanken in den Mittelpunkt der Seele rücken. Man braucht nicht zu glauben, daß dies ein hervorragender oder interessanter Gedanke sein muß; was in okkulter Beziehung erreicht werden soll, wird sogar besser erreicht, wenn man anfangs sich bestrebt, einen möglichst uninteressanten und unbedeutenden Gedanken zu wählen. Dadurch wird die selbsttätige Kraft des Denkens, auf die es ankommt, mehr erregt, während bei einem Gedanken, der interessant ist, dieser selbst das Denken fortreißt. '''Es ist besser, wenn diese Bedingung der Gedankenkontrolle mit einer Stecknadel, als wenn sie mit Napoleon dem Großen vorgenommen wird.''' Man sagt sich: '''Ich gehe jetzt von diesem Gedanken aus und reihe an ihn durch eigenste innere Initiative alles, was sachgemäß mit ihm verbunden werden kann.''' Der Gedanke soll dabei am Ende des Zeitraumes noch ebenso farbenvoll und lebhaft vor der Seele stehen wie am Anfang. '''Man mache diese Übung Tag für Tag, mindestens einen Monat hindurch;''' man kann jeden Tag einen neuen Gedanken vornehmen; man kann aber auch einen Gedanken mehrere Tage festhalten. '''Am Ende einer solchen Übung versuche man, das innere Gefühl von Festigkeit und Sicherheit, das man bei subtiler Aufmerksamkeit auf die eigene Seele bald bemerken wird, sich voll zum Bewußtsein''' zu bringen, und dann beschließe man die Übungen dadurch, daß man an sein Haupt und an die Mitte des Rückens (Hirn und Rückenmark) denkt, so wie wenn man jenes Gefühl in diesen Körperteil hineingießen wollte.»<ref name=":0">Rudolf Steiner: ''Seelenübungen mit Wort- und Sinnbild-Meditationen'', [[s:GA 267#61|[GA 267, S. 61f]]]</ref></blockquote> | Die '''erste Bedingung''' ist die Aneignung eines '''vollkommen klaren Denkens'''. Man muß zu diesem Zwecke sich, wenn auch nur eine ganz kurze Zeit des Tages, etwa fünf Minuten (je mehr, desto besser) '''freimachen von dem Jrrlichtelieren''' der Gedanken. '''Man muß Herr in seiner Gedankenwelt werden.''' Man ist nicht Herr, wenn äußere Verhältnisse, Beruf, irgendwelche Tradition, gesellschaftliche Verhältnisse, ja, selbst die Zugehörigkeit zu einem gewissen Volkstum, wenn Tageszeit, bestimmte Verrichtungen usw., usw., bestimmen, daß man einen Gedanken hat, und wie man ihn ausspinnt. Man muß sich also in obiger Zeit ganz nach freiem Willen leer machen in der Seele von dem gewöhnlichen, alltäglichen Gedankenablauf und sich aus eigener Initiative einen Gedanken in den Mittelpunkt der Seele rücken. Man braucht nicht zu glauben, daß dies ein hervorragender oder interessanter Gedanke sein muß; was in okkulter Beziehung erreicht werden soll, wird sogar besser erreicht, wenn man anfangs sich bestrebt, einen möglichst uninteressanten und unbedeutenden Gedanken zu wählen. Dadurch wird die selbsttätige Kraft des Denkens, auf die es ankommt, mehr erregt, während bei einem Gedanken, der interessant ist, dieser selbst das Denken fortreißt. '''Es ist besser, wenn diese Bedingung der Gedankenkontrolle mit einer Stecknadel, als wenn sie mit Napoleon dem Großen vorgenommen wird.''' Man sagt sich: '''Ich gehe jetzt von diesem Gedanken aus und reihe an ihn durch eigenste innere Initiative alles, was sachgemäß mit ihm verbunden werden kann.''' Der Gedanke soll dabei am Ende des Zeitraumes noch ebenso farbenvoll und lebhaft vor der Seele stehen wie am Anfang. '''Man mache diese Übung Tag für Tag, mindestens einen Monat hindurch;''' man kann jeden Tag einen neuen Gedanken vornehmen; man kann aber auch einen Gedanken mehrere Tage festhalten. '''Am Ende einer solchen Übung versuche man, das innere Gefühl von Festigkeit und Sicherheit, das man bei subtiler Aufmerksamkeit auf die eigene Seele bald bemerken wird, sich voll zum Bewußtsein''' zu bringen, und dann beschließe man die Übungen dadurch, daß man an sein Haupt und an die Mitte des Rückens (Hirn und Rückenmark) denkt, so wie wenn man jenes Gefühl in diesen Körperteil hineingießen wollte.»<ref name=":0">Rudolf Steiner: ''Seelenübungen mit Wort- und Sinnbild-Meditationen'', [[s:GA 267#61|[GA 267, S. 61f]]]</ref> [[s:GA 267#61|[GA 267, S. 61f]]]</blockquote> | ||
In der '''Geheimwissenschaft im Umriss (GA 13)''' spricht Rudolf Steiner wie folgt von der ersten Nebenübung.<blockquote>«Von einer '''sachgemäßen Schulung''' werden gewisse Eigenschaften genannt, welche sich '''durch Übung''' derjenige erwerben soll, welcher den Weg in die höheren Welten finden will. Es sind dies vor allem: '''Herrschaft der Seele über ihre Gedankenführung''', über ihren Willen und ihre Gefühle. Die Art, wie diese Herrschaft durch Übung herbeigeführt werden soll, hat ein zweifaches Ziel. Einerseits soll der Seele dadurch Festigkeit, Sicherheit und Gleichgewicht so weit eingeprägt werden, daß sie sich diese Eigenschaften bewahrt, auch wenn ein zweites Ich aus ihr geboren wird. Andrerseits soll diesem zweiten Ich Stärke und innerer Halt mit auf den Weg gegeben werden. | In der '''Geheimwissenschaft im Umriss (GA 13)''' spricht Rudolf Steiner wie folgt von der ersten Nebenübung.<blockquote>«Von einer '''sachgemäßen Schulung''' werden gewisse Eigenschaften genannt, welche sich '''durch Übung''' derjenige erwerben soll, welcher den Weg in die höheren Welten finden will. Es sind dies vor allem: '''Herrschaft der Seele über ihre Gedankenführung''', über ihren Willen und ihre Gefühle. Die Art, wie diese Herrschaft durch Übung herbeigeführt werden soll, hat ein zweifaches Ziel. Einerseits soll der Seele dadurch Festigkeit, Sicherheit und Gleichgewicht so weit eingeprägt werden, daß sie sich diese Eigenschaften bewahrt, auch wenn ein zweites Ich aus ihr geboren wird. Andrerseits soll diesem zweiten Ich Stärke und innerer Halt mit auf den Weg gegeben werden. | ||
Was dem '''Denken des Menschen''' für die Geistesschulung '''vor allem notwendig ist''', das '''ist Sachlichkeit'''. In der physisch-sinnlichen Welt ist das Leben der große Lehrmeister für das menschliche Ich zur Sachlichkeit. Wollte die Seele in beliebiger Weise die Gedanken hin und her schweifen lassen: sie müßte alsbald sich von dem Leben korrigieren lassen, wenn sie mit ihm nicht in Konflikt kommen wollte. '''Die Seele muß entsprechend dem Verlauf der Tatsachen des Lebens denken'''. '''Wenn nun der Mensch die Aufmerksamkeit von der physisch-sinnlichen Welt ablenkt, so fehlt ihm die Zwangskorrektur der letzteren.''' '''Ist dann sein Denken nicht imstande, sein eigener Korrektor zu sein, so muß es ins Irrlichtelieren kommen.''' Deshalb muß das Denken des Geistesschülers sich so üben, daß es sich selber Richtung und Ziel geben kann. '''Innere Festigkeit und die Fähigkeit, streng bei einem Gegenstande zu bleiben''', das ist, was das Denken in sich selbst heranziehen muß. Deshalb sollen entsprechende '''«Denkübungen»''' nicht an fernliegenden und komplizierten Gegenständen vorgenommen werden, sondern an einfachen und naheliegenden. '''Wer sich überwindet, durch Monate hindurch täglich wenigstens fünf Minuten seine Gedanken an einen alltäglichen Gegenstand (zum Beispiel eine Stecknadel, einen Bleistift usw.) zu wenden''' und während dieser Zeit alle Gedanken auszuschließen, welche nicht mit diesem Gegenstande zusammenhängen, '''der hat nach dieser Richtung hin viel getan.''' (Man kann täglich einen neuen Gegenstand bedenken oder mehrere Tage einen festhalten.) '''Auch derjenige, welcher sich als «Denker» durch wissenschaftliche Schulung fühlt, sollte es nicht verschmähen, sich in solcher Art für die Geistesschulung «reif» zu machen.''' Denn wenn man eine Zeitlang die Gedanken heftet an etwas, was einem ganz bekannt ist, so kann man sicher sein, daß man sachgemäß denkt. '''Wer sich frägt: Welche Bestandteile setzen einen Bleistift zusammen? Wie werden die Materialien zu dem Bleistift vorgearbeitet? Wie werden sie nachher zusammengefügt? Wann wurden die Bleistifte erfunden?''' und so weiter, und so weiter: ein solcher paßt seine Vorstellungen sicher mehr der Wirklichkeit an als derjenige, der darüber nachdenkt, wie die Abstammung des Menschen ist oder was das Leben ist. Man lernt durch einfache Denkübungen für ein sachgemäßes Vorstellen gegenüber der Welt der Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung mehr als durch komplizierte und gelehrte Ideen. Denn zunächst handelt es sich gar nicht darum, über dieses oder jenes zu denken, sondern '''sachgemäß durch innere Kraft zu denken.''' Hat man sich die Sachgemäßheit anerzogen an einem leicht überschaubaren sinnlich-physischen Vorgang, dann gewöhnt sich das Denken daran, auch sachgemäß sein zu wollen, wenn es sich nicht durch die physisch-sinnliche Welt und ihre Gesetze beherrscht fühlt. '''Und man gewöhnt es sich ab, unsachgemäß die Gedanken schwärmen zu lassen.'''»<ref>Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß,'' [[s:GA 13#329|[GA 13, S. 329f]]]</ref></blockquote>'''Wie erlangt man Kenntnis von höheren Welten (GA 10)'''<blockquote>«Die Ausbildung dieses Sinnes wird auf folgende Art gefördert. Das erste, was in dieser Beziehung der Geheimschüler beobachtet, ist die '''Regelung seines Gedankenlaufes''' (die sogenannte '''Gedankenkontrolle'''). So wie die sechzehnblätterige Lotusblume durch wahre bedeutungsvolle Gedanken zur Entwickelung kommt, so die zwölfblätterige durch '''innere Beherrschung des Gedankenverlaufes.''' '''Irrlichtelierende Gedanken, die nicht in sinngemäßer, logischer Weise, sondern rein zufällig aneinander gefügt sind, verderben die Form dieser Lotusblume.''' Je mehr ein Gedanke aus dem anderen folgt, je mehr allem Unlogischen aus dem Wege gegangen wird, desto mehr erhält dieses Sinnesorgan die ihm entsprechende Form. Hört der Geheimschüler unlogische Gedanken, so läßt er sich sogleich das Richtige durch den Kopf gehen. Er soll nicht lieblos sich einer vielleicht unlogischen Umgebung entziehen, um seine Entwickelung zu fördern. Er soll auch nicht den Drang in sich fühlen, alles Unlogische in seiner Umgebung sofort zu korrigieren. '''Er wird vielmehr ganz still in seinem Innern die von außen auf ihn einstürmenden Gedanken in eine logische, sinngemäße Richtung bringen.''' Und er bestrebt sich, in seinen eigenen Gedanken überall diese Richtung einzuhalten.»<ref>Rudolf Steiner: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[S:GA 10#127|[GA 10, S. 127f]]]</ref></blockquote> | Was dem '''Denken des Menschen''' für die Geistesschulung '''vor allem notwendig ist''', das '''ist Sachlichkeit'''. In der physisch-sinnlichen Welt ist das Leben der große Lehrmeister für das menschliche Ich zur Sachlichkeit. Wollte die Seele in beliebiger Weise die Gedanken hin und her schweifen lassen: sie müßte alsbald sich von dem Leben korrigieren lassen, wenn sie mit ihm nicht in Konflikt kommen wollte. '''Die Seele muß entsprechend dem Verlauf der Tatsachen des Lebens denken'''. '''Wenn nun der Mensch die Aufmerksamkeit von der physisch-sinnlichen Welt ablenkt, so fehlt ihm die Zwangskorrektur der letzteren.''' '''Ist dann sein Denken nicht imstande, sein eigener Korrektor zu sein, so muß es ins Irrlichtelieren kommen.''' Deshalb muß das Denken des Geistesschülers sich so üben, daß es sich selber Richtung und Ziel geben kann. '''Innere Festigkeit und die Fähigkeit, streng bei einem Gegenstande zu bleiben''', das ist, was das Denken in sich selbst heranziehen muß. Deshalb sollen entsprechende '''«Denkübungen»''' nicht an fernliegenden und komplizierten Gegenständen vorgenommen werden, sondern an einfachen und naheliegenden. '''Wer sich überwindet, durch Monate hindurch täglich wenigstens fünf Minuten seine Gedanken an einen alltäglichen Gegenstand (zum Beispiel eine Stecknadel, einen Bleistift usw.) zu wenden''' und während dieser Zeit alle Gedanken auszuschließen, welche nicht mit diesem Gegenstande zusammenhängen, '''der hat nach dieser Richtung hin viel getan.''' (Man kann täglich einen neuen Gegenstand bedenken oder mehrere Tage einen festhalten.) '''Auch derjenige, welcher sich als «Denker» durch wissenschaftliche Schulung fühlt, sollte es nicht verschmähen, sich in solcher Art für die Geistesschulung «reif» zu machen.''' Denn wenn man eine Zeitlang die Gedanken heftet an etwas, was einem ganz bekannt ist, so kann man sicher sein, daß man sachgemäß denkt. '''Wer sich frägt: Welche Bestandteile setzen einen Bleistift zusammen? Wie werden die Materialien zu dem Bleistift vorgearbeitet? Wie werden sie nachher zusammengefügt? Wann wurden die Bleistifte erfunden?''' und so weiter, und so weiter: ein solcher paßt seine Vorstellungen sicher mehr der Wirklichkeit an als derjenige, der darüber nachdenkt, wie die Abstammung des Menschen ist oder was das Leben ist. Man lernt durch einfache Denkübungen für ein sachgemäßes Vorstellen gegenüber der Welt der Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung mehr als durch komplizierte und gelehrte Ideen. Denn zunächst handelt es sich gar nicht darum, über dieses oder jenes zu denken, sondern '''sachgemäß durch innere Kraft zu denken.''' Hat man sich die Sachgemäßheit anerzogen an einem leicht überschaubaren sinnlich-physischen Vorgang, dann gewöhnt sich das Denken daran, auch sachgemäß sein zu wollen, wenn es sich nicht durch die physisch-sinnliche Welt und ihre Gesetze beherrscht fühlt. '''Und man gewöhnt es sich ab, unsachgemäß die Gedanken schwärmen zu lassen.'''»<ref>Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß,'' [[s:GA 13#329|[GA 13, S. 329f]]]</ref> [[s:GA 13#329|[GA 13, S. 329f]]]</blockquote>'''Wie erlangt man Kenntnis von höheren Welten (GA 10)'''<blockquote>«Die Ausbildung dieses Sinnes wird auf folgende Art gefördert. Das erste, was in dieser Beziehung der Geheimschüler beobachtet, ist die '''Regelung seines Gedankenlaufes''' (die sogenannte '''Gedankenkontrolle'''). So wie die sechzehnblätterige Lotusblume durch wahre bedeutungsvolle Gedanken zur Entwickelung kommt, so die zwölfblätterige durch '''innere Beherrschung des Gedankenverlaufes.''' '''Irrlichtelierende Gedanken, die nicht in sinngemäßer, logischer Weise, sondern rein zufällig aneinander gefügt sind, verderben die Form dieser Lotusblume.''' Je mehr ein Gedanke aus dem anderen folgt, je mehr allem Unlogischen aus dem Wege gegangen wird, desto mehr erhält dieses Sinnesorgan die ihm entsprechende Form. Hört der Geheimschüler unlogische Gedanken, so läßt er sich sogleich das Richtige durch den Kopf gehen. Er soll nicht lieblos sich einer vielleicht unlogischen Umgebung entziehen, um seine Entwickelung zu fördern. Er soll auch nicht den Drang in sich fühlen, alles Unlogische in seiner Umgebung sofort zu korrigieren. '''Er wird vielmehr ganz still in seinem Innern die von außen auf ihn einstürmenden Gedanken in eine logische, sinngemäße Richtung bringen.''' Und er bestrebt sich, in seinen eigenen Gedanken überall diese Richtung einzuhalten.»<ref>Rudolf Steiner: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[S:GA 10#127|[GA 10, S. 127f]]]</ref> [[s:GA 10#127|[GA 10, S. 127f]]]</blockquote> | ||
== Weitere Hinweise dazu von Rudolf Steiner == | == Weitere Hinweise dazu von Rudolf Steiner == |
Version vom 7. Januar 2024, 18:25 Uhr
Gedankenkontrolle (1. Nebenübung)
Rudolf Steiner ist in mehreren Werken auf diese Vor- oder Nebenübungen eingegangen. Rudolf Steiner verwendet für diese 1. Nebenübung verschiedene Namen, Gedankenkontrolle, Denkübung, Regelung des Gedankenverlaufs, Herrschaft über die Gedankenführung, Sachlichkeit und Gedankenkonzentration. All diese Namen zusammen beschreiben sehr gut, um was es bei dieser 1. Nebenübung im Grunde geht.
In den Seelenübungen mit Wort- und Sinnbild-Meditationen (GA 267) sagt Rudolf Steiner Folgendes:
«In dem Folgenden werden die Bedingungen dargestellt, die einer okkulten Entwickelung zugrunde liegen müssen. Es sollte niemand denken, daß er durch irgendwelche Maßnahmen des äußeren oder inneren Lebens vorwärtskommen könne, wenn er diese Bedingungen nicht erfüllt. Alle Meditations- und Konzentrations- und sonstigen Übungen werden wertlos, ja, in einer gewissen Beziehung sogar schädlich sein, wenn das Leben nicht im Sinne dieser Bedingungen sich regelt. Man kann dem Menschen keine Kräfte geben; man kann nur die in ihm schon liegenden zur Entwickelung bringen. Sie entwickeln sich nicht von selbst, weil es äußere und innere Hindernisse für sie gibt. Die äußeren Hindernisse werden behoben durch die folgenden Lebensregeln. Die inneren durch die besonderen Anweisungen über Meditation und Konzentration usw. Die erste Bedingung ist die Aneignung eines vollkommen klaren Denkens. Man muß zu diesem Zwecke sich, wenn auch nur eine ganz kurze Zeit des Tages, etwa fünf Minuten (je mehr, desto besser) freimachen von dem Jrrlichtelieren der Gedanken. Man muß Herr in seiner Gedankenwelt werden. Man ist nicht Herr, wenn äußere Verhältnisse, Beruf, irgendwelche Tradition, gesellschaftliche Verhältnisse, ja, selbst die Zugehörigkeit zu einem gewissen Volkstum, wenn Tageszeit, bestimmte Verrichtungen usw., usw., bestimmen, daß man einen Gedanken hat, und wie man ihn ausspinnt. Man muß sich also in obiger Zeit ganz nach freiem Willen leer machen in der Seele von dem gewöhnlichen, alltäglichen Gedankenablauf und sich aus eigener Initiative einen Gedanken in den Mittelpunkt der Seele rücken. Man braucht nicht zu glauben, daß dies ein hervorragender oder interessanter Gedanke sein muß; was in okkulter Beziehung erreicht werden soll, wird sogar besser erreicht, wenn man anfangs sich bestrebt, einen möglichst uninteressanten und unbedeutenden Gedanken zu wählen. Dadurch wird die selbsttätige Kraft des Denkens, auf die es ankommt, mehr erregt, während bei einem Gedanken, der interessant ist, dieser selbst das Denken fortreißt. Es ist besser, wenn diese Bedingung der Gedankenkontrolle mit einer Stecknadel, als wenn sie mit Napoleon dem Großen vorgenommen wird. Man sagt sich: Ich gehe jetzt von diesem Gedanken aus und reihe an ihn durch eigenste innere Initiative alles, was sachgemäß mit ihm verbunden werden kann. Der Gedanke soll dabei am Ende des Zeitraumes noch ebenso farbenvoll und lebhaft vor der Seele stehen wie am Anfang. Man mache diese Übung Tag für Tag, mindestens einen Monat hindurch; man kann jeden Tag einen neuen Gedanken vornehmen; man kann aber auch einen Gedanken mehrere Tage festhalten. Am Ende einer solchen Übung versuche man, das innere Gefühl von Festigkeit und Sicherheit, das man bei subtiler Aufmerksamkeit auf die eigene Seele bald bemerken wird, sich voll zum Bewußtsein zu bringen, und dann beschließe man die Übungen dadurch, daß man an sein Haupt und an die Mitte des Rückens (Hirn und Rückenmark) denkt, so wie wenn man jenes Gefühl in diesen Körperteil hineingießen wollte.»[1] [GA 267, S. 61f]
In der Geheimwissenschaft im Umriss (GA 13) spricht Rudolf Steiner wie folgt von der ersten Nebenübung.
«Von einer sachgemäßen Schulung werden gewisse Eigenschaften genannt, welche sich durch Übung derjenige erwerben soll, welcher den Weg in die höheren Welten finden will. Es sind dies vor allem: Herrschaft der Seele über ihre Gedankenführung, über ihren Willen und ihre Gefühle. Die Art, wie diese Herrschaft durch Übung herbeigeführt werden soll, hat ein zweifaches Ziel. Einerseits soll der Seele dadurch Festigkeit, Sicherheit und Gleichgewicht so weit eingeprägt werden, daß sie sich diese Eigenschaften bewahrt, auch wenn ein zweites Ich aus ihr geboren wird. Andrerseits soll diesem zweiten Ich Stärke und innerer Halt mit auf den Weg gegeben werden. Was dem Denken des Menschen für die Geistesschulung vor allem notwendig ist, das ist Sachlichkeit. In der physisch-sinnlichen Welt ist das Leben der große Lehrmeister für das menschliche Ich zur Sachlichkeit. Wollte die Seele in beliebiger Weise die Gedanken hin und her schweifen lassen: sie müßte alsbald sich von dem Leben korrigieren lassen, wenn sie mit ihm nicht in Konflikt kommen wollte. Die Seele muß entsprechend dem Verlauf der Tatsachen des Lebens denken. Wenn nun der Mensch die Aufmerksamkeit von der physisch-sinnlichen Welt ablenkt, so fehlt ihm die Zwangskorrektur der letzteren. Ist dann sein Denken nicht imstande, sein eigener Korrektor zu sein, so muß es ins Irrlichtelieren kommen. Deshalb muß das Denken des Geistesschülers sich so üben, daß es sich selber Richtung und Ziel geben kann. Innere Festigkeit und die Fähigkeit, streng bei einem Gegenstande zu bleiben, das ist, was das Denken in sich selbst heranziehen muß. Deshalb sollen entsprechende «Denkübungen» nicht an fernliegenden und komplizierten Gegenständen vorgenommen werden, sondern an einfachen und naheliegenden. Wer sich überwindet, durch Monate hindurch täglich wenigstens fünf Minuten seine Gedanken an einen alltäglichen Gegenstand (zum Beispiel eine Stecknadel, einen Bleistift usw.) zu wenden und während dieser Zeit alle Gedanken auszuschließen, welche nicht mit diesem Gegenstande zusammenhängen, der hat nach dieser Richtung hin viel getan. (Man kann täglich einen neuen Gegenstand bedenken oder mehrere Tage einen festhalten.) Auch derjenige, welcher sich als «Denker» durch wissenschaftliche Schulung fühlt, sollte es nicht verschmähen, sich in solcher Art für die Geistesschulung «reif» zu machen. Denn wenn man eine Zeitlang die Gedanken heftet an etwas, was einem ganz bekannt ist, so kann man sicher sein, daß man sachgemäß denkt. Wer sich frägt: Welche Bestandteile setzen einen Bleistift zusammen? Wie werden die Materialien zu dem Bleistift vorgearbeitet? Wie werden sie nachher zusammengefügt? Wann wurden die Bleistifte erfunden? und so weiter, und so weiter: ein solcher paßt seine Vorstellungen sicher mehr der Wirklichkeit an als derjenige, der darüber nachdenkt, wie die Abstammung des Menschen ist oder was das Leben ist. Man lernt durch einfache Denkübungen für ein sachgemäßes Vorstellen gegenüber der Welt der Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung mehr als durch komplizierte und gelehrte Ideen. Denn zunächst handelt es sich gar nicht darum, über dieses oder jenes zu denken, sondern sachgemäß durch innere Kraft zu denken. Hat man sich die Sachgemäßheit anerzogen an einem leicht überschaubaren sinnlich-physischen Vorgang, dann gewöhnt sich das Denken daran, auch sachgemäß sein zu wollen, wenn es sich nicht durch die physisch-sinnliche Welt und ihre Gesetze beherrscht fühlt. Und man gewöhnt es sich ab, unsachgemäß die Gedanken schwärmen zu lassen.»[2] [GA 13, S. 329f]
Wie erlangt man Kenntnis von höheren Welten (GA 10)
«Die Ausbildung dieses Sinnes wird auf folgende Art gefördert. Das erste, was in dieser Beziehung der Geheimschüler beobachtet, ist die Regelung seines Gedankenlaufes (die sogenannte Gedankenkontrolle). So wie die sechzehnblätterige Lotusblume durch wahre bedeutungsvolle Gedanken zur Entwickelung kommt, so die zwölfblätterige durch innere Beherrschung des Gedankenverlaufes. Irrlichtelierende Gedanken, die nicht in sinngemäßer, logischer Weise, sondern rein zufällig aneinander gefügt sind, verderben die Form dieser Lotusblume. Je mehr ein Gedanke aus dem anderen folgt, je mehr allem Unlogischen aus dem Wege gegangen wird, desto mehr erhält dieses Sinnesorgan die ihm entsprechende Form. Hört der Geheimschüler unlogische Gedanken, so läßt er sich sogleich das Richtige durch den Kopf gehen. Er soll nicht lieblos sich einer vielleicht unlogischen Umgebung entziehen, um seine Entwickelung zu fördern. Er soll auch nicht den Drang in sich fühlen, alles Unlogische in seiner Umgebung sofort zu korrigieren. Er wird vielmehr ganz still in seinem Innern die von außen auf ihn einstürmenden Gedanken in eine logische, sinngemäße Richtung bringen. Und er bestrebt sich, in seinen eigenen Gedanken überall diese Richtung einzuhalten.»[3] [GA 10, S. 127f]
Weitere Hinweise dazu von Rudolf Steiner
Rudolf Steiner weist auf die besondere Bedeutung, die Wichtigkeit hinsichtlich der sogenannten Nebenübungen hin. Man sollte hier nicht das Wort Nebenübungen mit Nebensächlichkeiten verbinden, vielmehr sind diese Übungen geradezu die Hauptsache, das zugrunde liegende für jedes geistige Streben. Dazu das Zitat aus der GA 267 von Rudolf Steiner:
«Alle Meditations- und Konzentrations- und sonstigen Übungen werden wertlos, ja, in einer gewissen Beziehung sogar schädlich sein, wenn das Leben nicht im Sinne dieser Bedingungen sich regelt»
«ALLGEMEINE ANFORDERUNGEN,
die ein jeder an sich selbst stellen muß,
der eine okkulte Entwickelung durchmachen will
[sogenannte Vor- oder Nebenübungen]»
«In dem Folgenden werden die Bedingungen dargestellt, die einer okkulten Entwickelung zugrunde liegen müssen. Es sollte niemand denken, daß er durch irgendwelche Maßnahmen des äußeren oder inneren Lebens vorwärtskommen könne, wenn er diese Bedingungen nicht erfüllt. Alle Meditations- und Konzentrations- und sonstigen Übungen werden wertlos, ja, in einer gewissen Beziehung sogar schädlich sein, wenn das Leben nicht im Sinne dieser Bedingungen sich regelt. Man kann dem Menschen keine Kräfte geben; man kann nur die in ihm schon liegenden zur Entwickelung bringen. Sie entwickeln sich nicht von selbst, weil es äußere und innere Hindernisse für sie gibt. Die äußeren Hindernisse werden behoben durch die folgenden Lebensregeln. Die inneren durch die besonderen Anweisungen über Meditation und Konzentration usw.[1]
Literatur
- Rudolf Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?, GA 10 (1993), ISBN 3-7274-0100-1
- Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, GA 13 (1989), ISBN 3-7274-0130-3
- Rudolf Steiner: Seelenübungen mit Wort- und Sinnbild-Meditationen, GA 267 (2001), ISBN 3-7274-2670-5
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Rudolf Steiner: Seelenübungen mit Wort- und Sinnbild-Meditationen, [GA 267, S. 61f]
- ↑ Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, [GA 13, S. 329f]
- ↑ Rudolf Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?, [GA 10, S. 127f]