Grundgedanken zur Sozialen Dreigliederung - ein Vortrag von Christoph Bolleßen

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Christoph Bolleßen in Köln am 31. Mai 2024 hier klicken um zum Video zu gelangen

+++diese Transkription befindet sich noch in Ausarbeitung, deshalb ist hier noch so manches nicht auf der Reihe. Aber gerne kannst du bei vergleichbaren Textarbeiten mitTun+++


Begrüßung der Teilnehmer und Bezug zum Vortragsort Köln 00:00:42

Technik funktioniert. Ja, dann auch von meiner Seite einen schönen guten Abend hier in Köln. Es ist für mich heute was ganz Besonderes hier im Rheinland zu sein, weil ich hier im Rheinland ja auch meine gebürtigen Wurzeln habe. Ich komme aus der Nähe von Mönchengladbach, aus Viersen gebürtig. Und ja, deshalb ist mir die die rheinische Mentalität und auch die Kölner Lebensart, sage ich mal, nicht ganz fremd. Und ja, und es heißt ja auch in einem Karnevalslied, das mir aus meiner Kindheit noch bekannt ist "Dat Hätz vun dä Welt, jo, dat is Kölle." Also das Herz der Welt ist Köln.

Und ich fand es ganz interessant zu lesen, dass tatsächlich, als im Jahre 1912 für Rudolf Steiner und die Menschen, die sich ihm anschließen wollten - es war damals so, dass die theosophische Gesellschaft im Grunde die Mitglieder der späteren anthroposophischen Gesellschaft umschlossen hat - das heißt, Rudolf Steiner war ja, wie viele von euch wissen, zunächst einmal ein Mitglied der theosophischen Gesellschaft. Die Theosophie, wie sie damals in dieser Gesellschaft gelebt wurde, war ein Ergebnis der geistigen Arbeit von Helena Blavatsky, eine spirituell hellseherisch sehr begabte Dame, die sehr viele Informationen aus der geistigen Welt herausholen konnte. Und wie wir von Rudolf Steiner wissen, sagte er, dass Frau Blavatsky durchaus in ihren ersten Schriften in der Lage war, sehr reine Botschaften aus der geistigen Welt zu empfangen, dass sie dann allerdings recht schnell aufgrund ihres Könnens, aufgrund ihrer Fähigkeiten in den Fokus von Menschen kam, die nicht so hehre Ziele hatten, die daran interessiert waren, dass eben dieser gewaltige Geistesimpuls, der sich anbahnte durch Helena Blavatsky, dass dieser geistige Impuls verunreinigt werden sollte und dass Rudolf Steiner eben sagte, dass die späteren Durchgaben von Frau Blavatsky, die in ihren Büchern zu finden sind, dann nicht mehr ganz so rein waren, dass da schon Dinge enthalten waren, die dem Impuls nicht mehr ganz entsprochen haben. Und das Ganze gipfelte dann darin, dass die theosophische Gesellschaft dann um die Nachfolgerin von Frau Blavatsky, das war die Frau Annie Besant und dass die Gesellschaft sich dann aufmachte und wollte dann einen inkarnierten jungen Mann aus Indien zu einer Nachfolgeinkarnation des Christus erklären. Und da hat Rudolf Steiner dann die Konsequenz gezogen und hat gesagt: Das ist mit Sicherheit eine falsche Einschätzung. Und er hat dann seinen Austritt aus der theosophischen Gesellschaft bekannt gegeben. Auch an dieser Stelle ist es mir wichtig zu sagen, Rudolf Steiner war eigentlich nie einfaches Mitglied der theosophischen Gesellschaft, sondern er ist dort eingetreten, aus meiner Sicht, um diese Verunreinigungen der Durchgaben richtigzustellen und hat dann aber gemerkt, dass die Wege sich trennen sollten und hat dann also die deutsche Sektion der theosophischen Gesellschaft weitestgehend um sich geschart und hat dann mit diesen Menschen zusammen damals im Dezember 1912 die anthroposophische Gesellschaft gegründet, und zwar hier in Köln. Ja, das ist vielleicht eine interessante Hintergrundinformation. Und wenn man dann das Herz der Welt - es wird ja heute auch ein bisschen um das Herz auch gehen und was mit dem Herzen verbunden ist - dann kann man sich vielleicht, wenn man in Köln lebt oder wenn man irgendwie die Verbindung nach Köln hat oder sucht, dann kann man sich daran vielleicht erinnern.

Friedrich Schiller und seine anfängliche Begeisterung für die Französische Revolution 00:05:43

Ich habe zum Einstieg heute ein Zitat mitgebracht, und zwar ist es von Friedrich Schiller. Und er schrieb im Juli 1793 in einem Brief an einen Freund: "Man wird damit anfangen müssen, für die Verfassung Bürger zu erschaffen, ehe man den Bürgern eine Verfassung geben kann." Und er schrieb das angesichts der Ereignisse, die sich über Europa ausbreiteten. 1789 fand in Frankreich der Sturm auf die Bastille statt. Dieser Sturm auf die Bastille ist ja bis heute das Wahrzeichen, das Ereignis schlechthin, um die Französische Revolution einzuleiten. Und diese Französische Revolution hat auch eine ganze Menge mit unserem heutigen Thema zu tun, mit der sozialen Dreigliederung, nämlich dass diese Französische Revolution ein Geistesimpuls gewesen ist, der ausgehend von Frankreich - wir wissen, dass Frankreich interessanterweise, wie wir von Rudolf Steiner erfahren, einen starken Bezug hat zur Verstandesseele, und dass in der Verstandesseele wir also zum ersten Mal die klare Ich-Tätigkeit vernehmen können, während die Ich-Tätigkeit zunächst einmal über die Empfindungsseele beginnt, sich zu entfalten, aber dann noch in einem sehr dumpfen Zustande, so haben wir dann in der Verstandesseelenentwicklung haben wir dann schon so etwas, das in den Menschen beginnt aufzuleuchten. Ich habe da eine ganz besondere Kraft in mir, die mich zum Individuum machen möchte. Und interessanterweise beginnt eben diese Französische Revolution in Frankreich und breitet sich dann auch aus über Deutschland, über einige andere Teile Europas. Und Friedrich Schiller ist zunächst einmal ein begeisterter Anhänger dieser Revolutionssidee. Und er hat selber in seinen Werken sein erstes Werk, mit dem er dann auch sehr berühmt geworden ist "Die Räuber" dieser revolutionäre Charakter seiner Schriften und auch seines Denkens kommt in allen seinen Werken zum Vorschein.

Schattenseiten der Französischen Revolution 00:08:28

Als er dann allerdings sieht, dass diese Revolution durchaus auch ihre Schattenseiten hat, dass also dieser bahnbrechende Impuls, die Menschen möchten sich befreien aus der teilweise Tyrannei der Adligen. Man muss sich vorstellen, dass damals es gab eine sogenannte eine Art Parlament, in dem drei Gruppen vertreten waren einmal der Klerus, einmal die Adligen und dann die Bürger. Allerdings machten die Bürger nur ein Drittel des Stimmrechts aus. Das heißt also, die Bürger konnten immer vom Klerus und vom Adel überstimmt werden, was dann auch immer passierte. Und dementsprechend konnte man da zu dieser Zeit noch nicht wirklich von Demokratie sprechen, so wie wir das heute kennen, dass jeder Bürger also wirklich ein individuelles Mitspracherecht bis zu einem gewissen Grad hat, sondern es war eine Vorstufe zur Demokratie. Und als diese Zustände dann von den Menschen nicht mehr hingenommen werden wollten und sich dieser Revolutionsgedanke dann Bahn brach, da war damit verbunden eine große Welle auch der Gewalt. Also das wisst ihr wahrscheinlich, dass dann unter der Führung von Köpfen wie zum Beispiel Robespierre, das dann also das Ruder den Adligen und dem Klerus nicht aus der Hand genommen wurde, sondern es wurde ihnen aus der Hand gerissen. Und es hatte sich auch im Laufe der Jahrzehnte ein großer Frust in der Bevölkerung aufgebaut gegen die Adligen und es steigerte sich dann ausgehend von 1789 ungefähr in dieser Zeit, als Friedrich Schiller diesen Brief geschrieben hat, tatsächlich in eine Art Schreckensherrschaft. Da sind auf der Guillotine dann wirklich die Menschen enthauptet worden am Fließband, könnte man sagen. Zunächst waren es die Adligen und teilweise auch die Vertreter des Klerus und später wurden dann auch Menschen aus dem Volk immer wieder schnell verdächtigt, Gegner der Revolution zu sein. Und das nahm dann also Züge an, dass dann also auch gegenseitig die Menschen, so ähnlich wie wir das aus dem Mittelalter bei der Hexenverfolgung kannten oder auch aus der Zeit des Nationalsozialismus, dass man sich also gegenseitig auch angezeigt hat und sich dann beschuldigt hat: Du bist eine Hexe, du bist ein Kommunist, oder du bist ein Gegner der Revolution. Und das hat Schiller dann sehr nachdenklich gestimmt und hat ihn dann eben zu diesem Zitat hier veranlasst.

Schillers Freundschaft mit Goethe 00:11:33

Und 1793 war dann sozusagen die letzte Phase, bevor es dann ungefähr 1795 dazu kommt, dass Schiller nun endlich eine tiefe Freundschaft mit Johann Wolfgang von Goethe eingeht, die von beiden Seiten dann auch gewollt ist. Schiller hatte sich schon länger gewünscht, auch mit Goethe befreundet zu sein. Er wurde allerdings dann von Goethe auch nur belächelt und nicht so wirklich wahrgenommen. Und ungefähr 1795 kam es dann dazu, dass die beiden zueinander gefunden haben und das war ja dann auch der Beginn der Weimarer Klassik, ein gewaltiger Gegenimpuls, könnte man sagen zu dieser rohen Gewalt der Revolution. Und wir können, glaube ich, sagen, dass wir Friedrich Schiller eines der epochalsten Werke des deutschen Idealismus und der Weimarer Klassik verdanken, nämlich Goethes Faust. Goethe war damals so verstrickt in seine weltlichen Verpflichtungen, seine vielen Ämter, die er hatte in Weimar, und er hatte den Faust eigentlich ad acta gelegt, und Friedrich Schiller kannte seine Entwürfe und hat ihn dann veranlasst: "Schreiben Sie doch bitte mal weiter an diesem Faust. Das ist wichtig." Und somit kam der entsprechende Impuls, dass wir also heute glücklicherweise über zwei Teile des Faust verfügen können. Das können wir auch Friedrich Schiller verdanken.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - die Leitgedanken auch für die Soziale Dreigliederung 00:13:10

Jedenfalls war diese Französische Revolution eben auch für Rudolf Steiner ein wichtiger Impuls dafür, dass diese Französische Revolution sein geistiges Auge auf sich zog. Und er erkannte dann in dieser Französischen Revolution, die ja unter dem Motto "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" abgehalten wurde - das war also das Motto der neuen, aufstrebenden Bürgerschaft - und Rudolf Steiner erkannte in diesen drei Idealen der Französischen Revolution dann auch die Leitgedanken für seine soziale Dreigliederung. Und ich möchte hier eingangs etwas zeigen, und zwar ist das die Schlagzeile der Titelseite einer Zeitschrift, diee nannte sich "Dreigliederung des sozialen Organismus". Die wurde von Rudolf Steiner und einigen anderen Herren begründet in Stuttgart im Juli 1919. Das war also eine der ersten Ausgaben dieser Zeitschrift, die erschien mit einer Auflage von 80.000 Stück. Das war also damals, denke ich mal, schon eine respektable Auflage erschienen, dann dieses Blatt im Juli und trug den Titel "Versklavung oder Freiheit".

Und ich wollte das hier zeigen, um einfach noch einmal zu verdeutlichen, dass die soziale Dreigliederung also für Rudolf Steiner weitaus mehr war als eine, man könnte sagen eine Nebenidee, sondern ihm war klar, seit die soziale Frage mit dem Ersten Weltkrieg und vor allen Dingen nach dem Zweiten Weltkrieg immer wichtiger wurde.

Situation in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg 00:15:46

Wir finden hier in Deutschland eine Situation vor, dass der Erste Weltkrieg für Deutschland verloren war, dass Deutschland per Dekret die Alleinschuld am Ersten Weltkrieg auf sich nehmen musste. Es kam der Versailler Vertrag, wo also sehr, sehr schwere Sanktionen und Auflagen der Siegermächte auferlegt wurden. Und Rudolf Steiner hat diesen Versailler Vertrag abgelehnt und hat immer dafür plädiert, es muss jetzt ein Ruck durch Deutschland gehen. Wir brauchen wirklich eine soziale Neuordnung, denn wenn dies nicht erfolgt, wenn der Versailler Vertrag und die Bedingungen der Siegermächte einfach nun so in die Welt kommen und gelebt werden müssen, dann hatte Rudolf Steiner gesagt, dann wird es nicht lange dauern und es wird eine noch viel, viel größere und schlimmere Katastrophe über Deutschland und über Europa herziehen, als es der erste Weltkrieg war. Und wie wir leider wissen, hat er Recht behalten. Und somit sollte uns vielleicht auch heute noch diese Ernsthaftigkeit oder diese Dringlichkeit, die aus dieser Schlagzeile heraus zu lesen ist, auch ein Richtwert sein, was für einen Stellenwert die soziale Dreigliederung, diese Idee, die dahinter steckt, auch heute noch für uns haben kann.

Soziale Dreigliederung muss aktiv gelebt werden 00:17:32


Im selben Jahr 1919 erschienen Rudolf Steiners Schrift "Die Kernpunkte der sozialen Frage". Und das Motto dieser Schrift Rudolf Steiners beschrieb er als einen Weg oder der Weg eines zielbewußten sozialen Wollens. Und wir erkennen schon anhand dieser Formulierung - Rudolf Steiner hat ja kein Wort dem Zufall überlassen - hier steht nicht der Weg eines zielbewußten sozialen Willens, sondern dort steht "Wollen" und "Wollen" ist ein Verb, ein Tuwort und deshalb gibt es "Wollen" nur durch Taten. "Wille" ist etwas Abstraktes, "Wollen" ist etwas Aktives. Und das zeigt, dass also soziales Wollen, zielbewußte soziales Wollen eine aktive Tat ist, die jeder Mensch, der an diesem Weg teilhaben will, auch seinen Beitrag leisten sollte, weil es ansonsten ein Abstraktum bleibt. Es muss also aktiv von den Menschen gelebt werden. Dann ist es lebendig.

Drei Bereiche der Sozialen Dreigliederung 00:19:33


Und ich habe jetzt hier mal dieses Blatt für Sie mal als Handout vorbereitet, falls es einige nicht so gut sehen können, eine kleine schematische Übersicht zunächst einmal, weil ich gehört habe, dass einige oder viele von Ihnen auch in so einer Arbeitsgruppe Soziale Dreigliederung schon sind, und deshalb versuche ich jetzt vielleicht, diese Dinge, die hier enthalten sind, etwas kürzer zu halten, weil ich denke, viele von Ihnen haben da schon einiges an Vorwissen, aber ich wollte es doch kurz ansprechen. Rudolf Steiner unterteilt also nun gemäß dieses Mottos der Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit assoziiert er nun diese drei Ideale mit drei Bereichen, drei Kernbereichen eines sozialen Organismus. Rudolf Steiner sagt also, wie in der Anthroposophie alles wesenhaft ist, so ist auch das Soziale ein Wesen, ein Organismus. Jedes Wesen ist organisiert durch Organe, wenn man so will, die alle miteinander den Organismus gestalten, jedes hat seine Aufgabe.

Das Geistesleben 00:21:08

Und so haben wir ein Geistesleben, wir haben ein Rechtsleben und wir haben ein Wirtschaftsleben. Und wenn wir nun schauen, was umfassen diese drei Bereiche im Einzelnen, so sagt Rudolf Steiner im Geistesleben sind verortet zum Beispiel die Wissenschaft, die Kunst, die Pädagogik, die Rechtswissenschaft oder Jurisprudenz, von Rudolf Steiner genannt, die richterliche Rechtsprechung, die Zivil- und Strafjustiz und auch die Unternehmerschaft. Das wird gleich noch interessant, wenn wir auf das Wirtschaftsleben näher schauen. Dass wir also schon mal feststellen können, der Unternehmer in einem Unternehmen ist nicht verortet im Wirtschaftsleben, sondern er ist Teil des Geisteslebens.

Das Rechtsleben 00:22:17

Dann haben wir schließlich im Rechtsleben. Da sagt Rudolf Steiner, dass hier eine reine Administration stattzufinden hat, das heißt also Administration, Regierung, dann die Kernaufgabe des Rechtsstaates, des reinen Rechtsstaates, der Sicherheitsdienst. Das heißt also Polizei, Militär, um die Sicherheit zu garantieren. Dann eben Staat, den habe ich aber hier in Klammern gesetzt, weil es eine sehr unterschiedliche Sichtweise auf das gibt, aus anthroposophischer Sicht auf das, was Staat sein soll und das, was Staat heute ist. Das ist vor allen Dingen interessant, wenn wir den Begriff des Einheitsstaates näher untersuchen, dass wir also durchaus heute verzeichnen können, das war damals zur Zeit Rudolf Steiners, auch schon so, dass er zu Recht bemerkt hat, dass der Staat sich immer mehr aufmacht, alle Lebensbereiche zu durchdringen, zu bestimmen. Und dass Rudolf Steiner hier sagt, das ist aber nicht richtig. Der Staat steht in der Mitte als administrative Instanz, und ein Geistesleben und ein Wirtschaftsleben muss vom Staat emanzipiert werden. Geistesleben und Wirtschaftsleben müssen eigenständig sein. Und schließlich noch die Verwaltungsjustiz im Rechtsleben.

Das Wirtschaftsleben 00:24:05

Dann haben wir das Wirtschaftsleben. Das ist dann die Wirtschaft, Ökonomie, Warenerzeugung, Warenaustausch. Im Wirtschaftsleben ist dann vor Ort alles das, was das äußere Leben der Menschen untereinander regelt. Ja und wenn wir nun versuchen, diese drei Begriffe ein wenig näher zu beleuchten, vielleicht auch anthroposophisch anzureichern, könnte man sagen, so erfahren wir von Rudolf Steiner, dass wir nun folgende Assoziationen vornehmen müssen.

Anreicherung der sozialen Dreigliederung mit der Anthroposophie 00:24:50

Vorgeburtliches im Geistesleben 00:24:50

Was das Geistesleben anbetrifft, so sagt Rudolf Steiner Dieses Geistesleben ist etwas, was den Menschen mit seinem vorgeburtlichen Leben verbindet. Ein Mensch tritt aus dem nachtodlichen Leben wieder in die nächste Inkarnation hinein, hat sich in diesem Aufenthalt in der geistigen Welt sein voriges Leben zunächst einmal angeschaut, die vorige Inkarnation moralisch bewertet und aufgrund einer höheren Schau, könnte man sagen eines höheren Verständnisses sich dann Vorsätze genommen: Was möchte ich im nächsten Leben, in der nächsten Inkarnation, in der Welt gestalten? Welche Ziele möchte ich vor mir vornehmen? Und vor allen Dingen: Was möchte ich der Welt schenken? Was möchte ich auch der Menschheit schenken? Und diese guten Vorsätze möchte ich einmal nennen. Denn was damit auch verbunden ist, ist natürlich, dass wir auch karmischen Ausgleich anstreben. Wenn wir also einem anderen Menschen oder anderen Menschen auch vielleicht nicht so gedeihliche Dinge angetan haben oder nicht so gedeihliche in der Welt gewirkt haben, dann haben wir natürlich aus dieser höheren Perspektive im Leben nach dem Tode auch das Bedürfnis, diese Dinge wieder richtigzustellen, es besser zu machen, es wieder gutzumachen. Und diese Impulse, die wir dort mitbringen aus der geistigen Welt, die kommen dann aus unserem vorgeburtlichen Leben mithilfe unseres Willens in unser Wesen hinein und äußern sich dann in dem, was wir Geistesleben nennen. Und da sagt Rudolf Steiner das Geistesleben, das muss frei sein, diese Willensimpulse, die wir mitbringen aus dem Vorgeburtlichen, die müssen das Recht bekommen, sich auch zu äußern. Wenn wir also - wer sich vielleicht ein wenig mit der Waldorfpädagogik beschäftigt hat - wenn wir also in den entscheidenden Jahren die Kinder zu stark reglementieren, wenn wir in den entscheidenden Jahren die Kinder zu früh an ihren Intellekt appellieren lassen, wenn wir sie also zu früh aus diesem, man könnte sagen aus diesem aufsteigenden Willensimpulsen, die sich also noch ungezügelt in die Welt hineinstellen wollen, wenn da zu früh reglementiert wird, dann werden diese Willensimpulse, die ja größtenteils auch wirklich sehr hoch sind, also von der Wertigkeit, die werden unter Umständen unterdrückt, vielleicht sogar abgetötet. Und das bedeutet zunächst einmal, dass dieser Mensch und auch die Menschen, die es betrifft, die mit seinem Ausgleich oder mit dem, was er gestalten möchte, in der Welt auch zusammenhängen, das findet dann nicht statt oder nur bedingt. Und da wir alle zum Beispiel des Nachts immer wieder in Kontakt gehen, auch mit diesen Dingen, die wir uns vorgenommen haben, in diesem Leben zu erreichen, da findet jeden Tag, wenn wir, wenn wir in die Nacht gehen, ein Abgleich statt und dann wird immer wieder gesagt: Wie steht es denn jetzt um deine Ziele, die du dir vorgenommen hast? Bist du da weitergekommen? Und wenn man dann in dieser Welt auf zu viele Dinge trifft, die einen daran hindern, diese höheren Ziele zu verwirklichen, dann kommt es zu Komplikationen. Das kann also dahin gehen, dass dann Ärgernisse, Wut, Verzweiflung, Ängste bis hin zu körperlichen Krankheiten auftreten. Und man fragt sich dann, warum ist das so? Und das ist mit Sicherheit nicht immer der Grund, hier zu suchen, es gibt noch andere Ursachen, aber man sollte im Hinterkopf behalten, dass diese Entfaltung des Willens, diese behutsame Entfaltung, denn der Wille hat natürlich auch eine Schattenseite, da kommen wir gleich zu. Aber dass wir zunächst einmal zur Kenntnis nehmen jedes Kind, jeder Mensch, der neu in die Welt kommt - aber auch im Erwachsenenalter ist es noch möglich - und wir finden diesen Anschluss an ein höheres Ziel, das wir uns vor der Geburt vorgenommen haben. Und wir schaffen es, mit den richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort in diese Kraft hinein zu kommen. Ich denke, jeder von uns hat im Leben schon mal so einen Moment gehabt, dass man sich abends ins Bett legt und denkt, das war genau richtig. Ich weiß nicht warum, aber das hat sich richtig angefühlt. Und diese Momente sind sehr wertvoll, weil sie uns genau da mit verbinden.

Nachgeburtliches im Wirtschaftsleben 00:30:40

Im Gegensatz dazu finden wir im Wirtschaftsleben das Nachtodliche. Und das ist jetzt besonders interessant. Was bedeutet das? Rudolf Steiner sagt, im Wirtschaftsleben treten wir zwangsläufig in einen Austausch mit den Wollungen der anderen Menschen. Und wir lernen im Wirtschaftsleben, wenn es richtig organisiert ist, in erster Linie ein sehr, sehr hohes Gut, eine sehr hohe Fähigkeit. Und das ist zunächst einmal die Demut und das Dienen, anderen Menschen zu dienen. Aber diese Attribute sind nicht, man könnte sagen, von Natur aus im Wirtschaftsleben zu suchen, denn auf der anderen Seite ist das Wirtschaftsleben dadurch, dass es so stark im Äußerlichen, im Stofflichen sich abspielt, hat es eben auch die Tendenz, dass das Wirtschaftsleben uns auf Abwege führen kann. Das heißt, wenn wir das Wirtschaftsleben eben nicht dazu benutzen, um etwas Moralisches in die Welt zu bringen. Wir haben es hier, ins Wirtschaftsleben gehört die Brüderlichkeit. Wenn wir das Wirtschaftsleben nicht als Plattform nutzen, um die Brüderlichkeit unter den Menschen zu etablieren, dann kann es sehr schnell passieren, dass gerade über das Wirtschaftsleben sehr, sehr starke Widersacherkräfte in die Welt kommen. Und dass aber, wenn wir das schaffen, im Wirtschaftsleben, diese Brüderlichkeit zu leben, dass dann etwas geschaffen wird, was es in der geistigen Welt noch nicht gibt, nämlich Moralität. Und diese Moralität umfasst auch die Kraft der Liebe, die Kraft des Dienens und die Kraft der Demut. Und deshalb haben wir Freiheit im Geistesleben, auf dass sich die Wollungen aus dem Vorgeburtlichen äußern dürfen, denn die entstammen einer höheren Perspektive auf das eigene Wesen und auf die Welt. Und auf der anderen Seite gehört dann die Brüderlichkeit ins Wirtschaftsleben.

Irdisches im Rechtsleben 00:34:01

Und jetzt sagt Rudolf Steiner, das Rechtsleben, sagt er ganz einfach, das ist das, was dann übrig bleibt. Klingt einfach. Das Rechtsleben ist also irdisch, das heißt, wir haben das Geistesleben und das Wirtschaftsleben sind außerirdisch, wenn man so will. Und das Rechtsleben ist das, was die Menschen bzw. das Leben der Menschen hier auf der Erde regelt, nur regelt, nicht übergreifend vereinnahmt oder verhindert oder beeinflusst, sondern nur administrativ regelt.

Vergleich der drei Bereiche mit dem menschlichen Organismus 00:35:04

Dann habe ich, einfach weil das recht wichtig ist bei dieser Betrachtung zu berücksichtigen, dass man ja jetzt denken könnte, wenn wir hören Geistesleben, Rechtsleben, Wirtschaftsleben, dass man dann denkt, wenn wir auf das menschliche Wesen schauen, dass man dann sagt, Geistesleben ist Kopf, also Nerven-Sinnes-System, Rechtsleben ist das rhythmische System und Wirtschaftsleben ist Stoffwechsel-Gliedmaßen- System. Aber da sagt Rudolf Steiner, genau so ist es nicht, sondern wir haben das Stoffwechsel-Gliedmaßen-System haben wir im Geistesleben zu verorten. Und das wird auch aus meiner Sicht recht schnell klar, wenn wir auf das schauen, was wir eben gesagt haben, dass eben unser Wille das Vehikel ist, um die Motive, die wir uns gegeben haben, im Vorgeburtlichen bzw. Nachtodlichen dann, dass unser Wille das Vehikel ist, um das in die Welt zu bringen. Das heißt, ein freies Geistesleben speist sich aus dem Willen heraus. Und das Wirtschaftsleben ist etwas, was wir mit dem Denken durchdringen, durchdringen müssen.

Folgen der falschen Zuordnung der Werte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit 00:36:35

Und nun habe ich hier unten einmal versucht darzustellen, was passiert, wenn diese drei Attribute, diese drei Werte der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit nun nicht so, wie es Rudolf Steiner in seiner sozialen Dreigliederung anspricht, verortet werden. Und ... Verbindungen in die Wirklichkeit sind rein zufällig.

Zuordnung im Geistesleben 00:37:16

Also wir haben, wenn wir jetzt die Brüderlichkeit ins Geistesleben verorten, dann erhalten wir Kollektivismus. Das heißt, das Geistesleben ist nicht frei, sondern eine bestimmte Gruppe ist sich einig, möchte am liebsten die individuellen Impulse abtöten und möchte dann bestimmte Menschen haben, die in der Lage sind, bestimmte Dinge zu tun, aber nicht das, was sie wollen, sondern das, was diese Gruppe möchte. Man hat sich also dem Kollektiv zu unterwerfen im Geistesleben. Und dadurch entsteht eben Kollektivismus und auch Lethargie. Denn ein Mensch, der seinen persönlichen Ziele nicht verfolgen kann, gerade im Geistigen - wir haben es eben schon angedeutet - das hat einen Effekt auf die Seele, auf die Ätherkräfte bis hinein ins Physische. Wie sieht es aus mit der Gleichheit im Geistesleben? Ja, Gleichschaltung, Mechanisierung. Die Gleichschaltung haben wir ja leider Gottes auch schon erlebt. Dann ist es keine verwunderliche Tatsache, dass man eben auch in totalitären Systemen aller Couleur sofort auf die Kinder Einfluss nimmt, dass man alles tut, um die Kinder in einer ganz bestimmten Richtung zu prägen und dann eben auch diese freiheitliche Entwicklung nicht zuzulassen. Und schließlich haben wir dann die Freiheit dort, wo sie hingehört ins Geistesleben. Und da entsteht dann, wenn wir alle fleißig mitarbeiten, in Zukunft das freie, schöpferische, mündige Individuum. Also das heißt aus Freiheit der Willensimpulse wird dann eine schöpferische Kraft für das Individuum selbst und für die Menschen, mit denen es verkehrt. Und ganz besonders würde ich hier unterstreichen die Mündigkeit. Heute auch ein ganz wichtiges Thema in meinen Augen, dass wir unbedingt darauf aufpassen sollten, dass wir immer die Möglichkeit haben, uns selber in die Mündigkeit zu versetzen. Dass es nicht so weit kommen darf, dass also Informationen nur zum Teil verfügbar sind oder gar nicht.

Zuordnung im Rechtsleben 00:40:26

Dann haben wir das Gleiche noch einmal für das Rechtsleben. Da haben wir zunächst einmal die Brüderlichkeit im Rechtsleben. Das wäre dann die Oligarchie oder die Tyrannei. Muss man, glaube ich, nicht viel zu sagen. Haben wir nicht nur einmal erlebt bisher. Und wenn wir die Freiheit ins Rechtsleben setzen, dann haben wir Anarchie bzw. Anomie. Anomie ist eigentlich das, was man landläufig unter Anarchie versteht, also die Abwesenheit von Regeln und Normen.

Zuordnung im Wirtschaftsleben 00:41:11

Und dann im Wirtschaftsleben. Wenn wir die Freiheit ins Wirtschaftsleben setzen, dann haben wir Kapitalismus bzw Plutokratie. Das ist die Herrschaft des Reichtums. Können wir auch mal kurz innehalten, ob das vielleicht heute ein wenig Berechtigung hat. Setzen wir die Gleichheit ins Wirtschaftsleben, haben wir auch in der Geschichte schon zu bestaunen. Dann haben wir die Planwirtschaft. Und die Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben, dort ist sie richtig verortet, dort ist sie am Platz. Und da haben wir dann die Assoziationen. Das ist also etwas, was Rudolf Steiner ganz besonders am Herzen lag diesen Begriff zu gestalten, diesen Begriff auszuschmücken. Was bedeutet das, wenn man im Wirtschaftsleben sich assoziativ organisiert? Er wurde das auch wiederholt konkret gefragt: Ja, wie machen wir das denn? Wie können wir uns denn assoziativ begegnen? Da hat er zunächst einmal gesagt, wichtig ist, dass man es tut und nicht so viel drüber nachdenkt. Und vor allen Dingen sollte man eins im Hinterkopf behalten. Ein Grundsatz der Anthroposophie auch, der von Rudolf Steiner oft betont wird, dass wir uns auch im Hinblick auf die Brüderlichkeit, auf die Assoziationen von dem Gedanken verabschieden müssen, dass diese Welt hier jemals ein irdisches Paradies werden würde. Das ist zunächst einmal vielleicht ein wenig demotivierend, aber ich finde, es ist gleichzeitig auch eine totale Motivation, weil es nämlich bedeutet: Wir können einfach loslegen. Fehler werden passieren, aber diese Fehler sind nicht schlimm. Hauptsache, wir versuchen es. "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen." Also gar nicht ... vielleicht groß ... wenn jetzt jemand von euch, von Ihnen in so einer Situation ist, wo er vielleicht darüber nachdenkt, mit einer anderen Firma, wie können wir oder mit der Mitarbeiterschaft vielleicht einfach arbeiten, einfach einen Schritt mal machen, mutig sein. Das ist wertvoller und wichtiger als zunächst mal zwei Jahre Planung und am Ende wird dann alles wieder eingestampft. Fehler werden passieren, wie sie uns allen passieren, aber das ist in Ordnung!

Soziale Dreigliederung nicht nur als äußeres System sondern als Lebenspraxis 00:44:27

Ja, und jetzt war es mir wichtig, hier etwas zu betonen, vielleicht auch noch mal im Hinblick auf das Zitat von Friedrich Schiller zu Beginn. Ich habe den Eindruck, dass die soziale Dreigliederung wie kaum eine andere Disziplin der Anthroposophie oft so ein wenig zu stark schematisch gesehen wird, zu stark äußerlich, etwas, was es zu erreichen gilt außerhalb von mir. Das ist ein System, das irgendwie laufen soll, irgendwie laufen muss, aber mein eigener Bezug dazu, der ist so ein bisschen weiter entfernt, als er jetzt zum Beispiel bei der Pädagogik ist oder bei der Eurythmie. Und genau das ist eben nicht der Fall. Rudolf Steiner hat sehr großen Wert darauf gelegt, dieses Lebenspraktische, was uns alle angeht, jeden Einzelnen von uns und wo wir auch alle unseren individuellen Beitrag sofort leisten können, dass er das auch in Bezug auf die soziale Dreigliederung sehr stark betont hat.

Die drei Weltherrschaften der Inhaltslehre 00:45:47

Und er hat das unter anderem getan, indem er uns darauf aufmerksam gemacht hat, dass wir es also zu dieser Zeit, als Rudolf Steiner die soziale Dreigliederung angesprochen hat, dass ihm da aufgefallen ist, dass wir es also schon mit drei verschiedenen Weltherrschaften zu tun haben - nicht im Sinne von Herrschaften, Damen und Herren, sondern Herrschaft im Sinne von Macht ergreifend - Und da hat er zunächst einmal gesagt: Wir haben es heute zu tun, und ich würde mal behaupten, dass es mindestens genauso schlimm ist wie damals.

Die Weltherrschaft der Phrase - inhaltsleere Sprache im Geistesleben 00:46:56

Wir haben einmal die Weltherrschaft der Phrase. Und unter einer Phrase versteht Rudolf Steiner die inhaltslose Sprache. Und das betrifft natürlich das Geistesleben. Und hier erhalten wir von Rudolf Steiner die Information, dass wir, wenn wir auf die Sprache schauen, uns darüber klar sein müssen, dass die Sprache so entstanden ist, wenn wir in die Urzeiten der Menschheit zurückgehen, dass wir aus unserer Leiblichkeit Impulse erhalten haben aus dem Elementarischen, die die Menschen dann in Verbindung mit dem, was ihnen aus der Außenwelt begegnet ist, zu ganz bestimmten Lautformungen inspiriert hat. Also das heißt, wenn wir auf die Sprache schauen, wie sie entstanden ist, dann war es in früheren Zeiten nicht eine inhaltslose Sprache, sondern das, was da zwischen den Menschen an Kräften waltete und diese Worte, diese Sprache hervorbrachte, das war sehr, sehr inhaltsvoll. Aber es geschah eben in Zeiten, als der Mensch in einer atavistischen Art und Weise noch mit der geistigen Welt verbunden war. Da waren diese Impulse, die dann aus dem Elementarischen aufstiegen, das waren Richtlinien, die die Menschen recht geleitet haben. Aus diesen Impulsen, so sagt Rudolf Steiner, entstand dann die Mystik. In den Menschen entstanden also mystische Bilder, mystische Vorstellungen. Und aus diesen Mysterien heraus entstand dann die Sprache. Es waren keine Konventionen des Intellekts, wie wir vielleicht heute von einigen Sprachwissenschaftlern erfahren, sondern das waren Zusammenhänge mit der geistigen Welt. Und diese haben dann die Sprache gebildet. Heute ist es allerdings anders. Heute braucht es etwas Inhaltsvolles, was aber nicht aus dem Elementarischen aufsteigt, nicht aus dem Instinktiven hineinkommt, sondern heute muss es bewusst hineingebracht werden. Kommen wir gleich dazu. Und was ebenso mit der Phrase einhergeht, wenn also die Sprache inhaltsleer ist -wir wissen ja von Rudolf Steiner, dass er sagt, nichts bleibt in dieser Welt leer - sondern da, wo wir leere Formen, und jedes Wort, jeder Atemzug, jede Geste, jeder Gedanke ist eine Form, wenn diese Formen keinen Inhalt haben, das heißt, wenn sie nicht gefüllt sind, dann werden sie von anderen gefüllt. Und dabei handelt es sich leider nicht um Wesen, die es gut mit uns meinen. Und deshalb ist die Phrase, das heißt die inhaltsleere Sprache der direkte Weg zur Lüge. Wenn wir also - ich denke, jeder von uns kennt diese Situation - man ist sich nicht ganz bei sich. Man fühlt sich genötigt, einfach mal so etwas zu sagen, zum Beispiel obwohl man es nicht weiß. In der Schule gibt es solche solche Situationen, dass man dann gefragt wird: Wie ist das Ergebnis? Und anstatt sich dann die Blöße zu geben und zu sagen, ich weiß es nicht, sagt man dann irgendwas, stimmt aber nicht. Dann hat man zum Glück in der Schule den Lehrer, der sagt: "Tut mir leid, hast dich vertan." Aber wenn das zum Beispiel im Alltagsleben passiert, wenn man zum Beispiel glaubt, etwas zu wissen in der Politik oder irgendwelche Ereignisse zu beurteilen und man sagt es einfach mal, weil man denkt, es könnte stimmen, das kann auch ganz schnell zur Lüge werden. Und diese Lügen verbreiten sich dann. Dann hören das andere Menschen und die sagen Ja, ist das wirklich wahr? Ja, habe ich gehört, der und der hat das gesagt und die und die Nachrichtenagentur, die haben das auch gesagt. Und auf einmal ist etwas in der Welt, wo keiner mehr sagen kann, ist das jetzt wahr oder nicht. Und deshalb ist die Phrase, die inhaltsleere Sprache der direkte Weg bzw. das Einfallstor auch für die Lüge. Ich muss mir, wenn ich spreche, wenn ich Worte benutze - und ich weiß, das ist ein hohes Ziel, ich möchte mich nicht auf die Stufe stellen, dass ich 100 % immer voll bewusst die Dinge sage. Ich denke, jeder von uns kennt das, dass man einfach auch mal nicht so ganz bewusst die Worte führt - aber das ist genau das Einfallstor, wo dann diese Herrschaften, die um uns herum sind, darauf warten und uns da ein Bein stellen wollen. Und was passiert, wenn wir diese Weltherrschaft der Phrase nicht erkennen und dagegen arbeiten?

Die Weltherrschaft der Konvention - inhaltsleere Verhaltensweise im Rechtsleben 00:53:23

Dann sagt Rudolf Steiner, wenn dann im Geistesleben eine Inhaltsleere herrscht, dann kommen wir zum Rechtsleben. Was ist das Recht? Woraus bildet sich das Recht? Das Recht bildet sich aus der Sprache. Die Sprache ist die Grundlage für die Begegnung von Mensch zu Mensch. und dementsprechend, wie die Begegnung von Mensch zu Mensch verläuft, nach welchen Richtlinien sie sich ausrichtet, Wie möchten wir miteinander von Seele zu Seele, von Herz zu Herz, von Mensch zu Mensch kommunizieren? Wie stehen wir zueinander? Das ist etwas, was man nur über die Sprache zunächst einmal miteinander vereinbaren kann, miteinander finden kann. Das heißt, anhand der Sprache entzündet sich dann das, was Rudolf Steiner nennt sittliches Verhalten. Wenn ich also weiß, jemand erhebt seine Stimme, gestikuliert wild und ruft irgendwelche schändlichen Worte, dann weiß ich: Aha, der könnte verärgert sein. Der wird mir mit Sicherheit jetzt nicht die Hand geben wollen. Und das heißt, die Sprache ist ein Mittel, um den anderen darüber zu informieren, in welcher Art und Weise möchte ich jetzt mit ihm in Verbindung treten und aufgrund dieser Verbindung, daran entzündet sich dann das, was wir zunächst einmal als Sitte bezeichnen. Und die Sitte ist dann das, was zum Recht wird. Und wenn jetzt halt aus dem Geistesleben nur noch Phrasen kommen, dann haben wir im Rechtsleben das, was Rudolf Steiner als Konventionen bezeichnet. Und Konventionen sind inhaltslose Verhaltensweisen. Und der Repräsentant schlechthin für inhaltsloses Verhalten, für Konventionen ist der Vertrag. Wir haben einen Vertrag, ja, sind wir uns da begegnet? Haben wir uns einander sittlich angenähert? Haben wir geschaut: Wer bist du? Wer bin ich? Vertrag wird einfach über alles drüber gelegt, spielt das Geistesleben keine Rolle. Die menschliche Beziehung, das lebendige Miteinander ist da eigentlich ausgeblendet.

Die Weltherrschaft der Routine - inhaltsleeres Wirtschaften 00:56:22

Ja, und wenn wir dann die Phrase im Geistesleben haben und wir haben die Konventionen dann im Rechtsleben, dann entsteht im Wirtschaftsleben das, was Rudolf Steiner Routine nennt. Und Routine heißt hier inhaltsloses Wirtschaften. Das heißt, ich kann den Menschen im Geistesleben nicht begegnen. Keine Beziehung. Stattdessen haben wir unpersönliche Konventionen und das bedeutet, wenn ich dann im Wirtschaftsleben stehe und tätig bin, etwas herstelle, eine Dienstleistung anbiete, dann habe ich keinerlei Zusammenhang zur Welt. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich das mache. Ich stehe dann an der Maschine. Ich stehe an meiner Werkbank. Ich schreibe an meinem Computer. Ich weiß dann zwar, ich muss jetzt hier einen Stuhl herstellen. Ich weiß, ich muss einen Brief schreiben, eine Email schreiben, aber warum ich das eigentlich mache, wo ist mein Anschluss an das Dienen, an den Gesamtzusammenhang? Wenn ich jetzt weiß, ich muss einen Stuhl bauen für ein Theater und auf diesem Stuhl werden Menschen sitzen und die werden sich dann Theaterstücke anschauen, und zwar in einem ganz tollen Gebäude und die Eröffnungsveranstaltung wird Goethes Faust sein, zum Beispiel, dann arbeite ich doch mit einer ganz anderen Motivation an diesem Stuhl, als wenn ich einfach nur den Auftrag kriege: Wir brauchen jetzt 1000 Stühle. Ja, wo gehen die denn hin? Wer sitzt denn da? Welches Gebäude? Und das ist genau das, was heute vorherrscht. Der Gesamtzusammenhang, der Dienst am Menschen, an der Welt ist nicht mehr klar. Und das muss ganz dringend anders werden. Wenn die Menschen im Wirtschaftsleben agieren, dann ist der Gesamtzusammenhang enorm wichtig. Und das wird auch daran deutlich, dass wir ja im Wirtschaftsleben eigentlich dann wirklich mit dem Stoff zu tun haben, also das heißt, hier muss wirklich etwas geleistet werden, was auch unangenehm ist. Wenn ich jetzt in der Pflege zum Beispiel arbeite, dann - jeder, der vielleicht Zivildienst gemacht hat oder im Pflegebereich arbeitet, der weiß, das ist mit Sicherheit nicht immer angenehm - aber wenn ich diesen Gesamtzusammenhang habe und ich weiß, um was es geht, dann kann ich auch diesen unangenehmen Dienst brüderlich für meinen Nächsten erfüllen. Und wenn ich diesen Anschluss habe, dann finde ich auch die Kraft, dies zu tun. Das heißt, Rudolf Steiner sagt, das Wirtschaftsleben ist halt dieses zweischneidige Schwert. Zum einen hat es, muss es unbedingt angereichert werden mit der Brüderlichkeit, mit diesem höheren Ideal, das wir alle erfüllen. Auf der anderen Seite führt es uns auch, weil es so weit entfernt ist von unserer Heimat, vom Geistesleben - wir sind ja geistige Wesen - führt es uns auch automatisch ins Untermenschliche hinein.

Kürzere Arbeitszeiten und Ausgleich im Geistesleben bringen mehr Freude an der Arbeit 1:00:25

Deshalb sagt Rudolf Steiner zum Beispiel auch, dass es für Menschen, die etwas herstellen, die also wirklich im Lohnverhältnis dann stehen - also das ist ja noch mal ein Thema, woher kommt eigentlich dann die die Bezahlung usw. - aber dass Rudolf Steiner sagt, wenn man wirklich im Wirtschaftsleben agiert, also acht Stunden, sollte das eigentlich nicht umfassen. Rudolf Steiner spricht von vier Stunden, weil ansonsten der Mensch entmenschlicht wird. Man muss sich also dann durch Tätigkeiten im Geistesleben wieder auffrischen. Man muss dann etwas Künstlerisches oder sollte etwas Künstlerisches machen, um auch wieder, was wir eben gesagt haben, diese vorgeburtlichen Willensimpulse zu pflegen. Aber das Wirtschaftsleben, das äußere Leben muss natürlich auch geregelt werden. Und wenn man in einem freien Geistesleben und in einem administrativen Rechtsleben eingebettet ist, dann hat man auch, denke ich, die Kraft und auch Freude - darum geht es ja auch, dass wir auch die weltlichen, unangenehmen Dinge mit Freude tun - dann geht das auch. Aber das geht eben nicht, wenn wir die Weltherrschaft der Phrase, der Konvention und der Routine, ja, ich hätte fast gesagt weiter dulden.

Überwindung von Phrase, Konvention und Routine 1:02:25


Ja, wie können wir nun diese drei Dinge überwinden? Zunächst einmal: Wie überwinden wir die Phrase? Die Phrase überwinden wir, so sagt Rudolf Steiner, durch die gedankenerfüllte Rede, der von geistiger Substanz erfüllte Gedanke. An anderer Stelle wird das auch von Rudolf Steiner als Geisterkenntnis bezeichnet. Also das heißt, in dem wir die Gedanken, die Begrifflichkeiten aus der Geisteswissenschaft in uns aufnehmen, uns damit verbinden - und es beginnt ja immer im Denken - und in dem wir dann, durch dieses Denken angeregt, unsere Sprache lernen zu führen, unsere Wortwahl zu kontrollieren, vielleicht Kraftausdrücke, Fäkalsprache usw. einmal bewusst aussparen und versuchen, in unserem sprachlichen Gebaren diese geistigen Kräfte einfließen zu lassen. Beispiele können wir uns noch und nöcher holen. Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller hat mir schon ein ganzes Leben zu tun, wie die beiden die Sprache geführt haben. Oder auch Rudolf Steiner, natürlich seine Vortragsmitschriften. Ich kann nur immer wieder staunen, dass ich gar nicht glauben kann, dass jemand so frei gesprochen hat. Also das war gedankenerfüllte Rede von geistiger Substanz, erfüllte Gedankenführung par excellence. Daran können wir uns orientieren, das als Leitstern nehmen, um dann, wenn wir unseren Mitmenschen begegnen, schon einmal diese Phrase langsam aber sicher auszutauschen. Wenn wir die Phrase überwinden, dann strahlt das aus ins Rechtsleben, in die Welt der Konventionen. Und dort entstehen dann lebendige Wechselwirkungen aus der im demokratischen Sinne miteinander lebenden mündigen Menschen. Es kommt also zur Begegnung. Ich und du, ganz lebendig. Man begegnet sich nicht in der Phrase. Na, wie geht's? Gut. Ja, gut. Das ist es nicht, sondern wirkliches Interesse am anderen Menschen zum Ausdruck bringen. Und wenn wir dann die Phrase und die Konvention überwunden haben, dann können wir auch die Routine durchbrechen. Und die Routine durchbricht man durch eine durchgeistigte Lebenspraxis. So nennt das Rudolf Steiner. Also das bedeutet diese frische Kraft, die wir uns aus dem Geistesleben holen. Die strahlt dann aus bis ins Alltagsleben hinein. Und das ist genau das, was Rudolf Steiner immer von der Anthroposophie selbst erwartet hat. Und das ist auch genau so, wie er sie gegeben hat, dass er immer wieder sagt: Anthroposophie ist nicht weltfremd. Anthroposophie ist nicht etwas, was sich dazu eignet, um sich irgendwo in Hinterzimmern zurückzuziehen und in kleinen Zirkeln das Miteinander zu arbeiten, sondern das ist etwas, was raus gehört in die Welt, in den Alltag. Genau da ist das Spielfeld.

Die Zusammenarbeit zwischen Denken und Wollen tut Not 01:07:32


Und wie können wir das vielleicht noch etwas konkreter fassen? Wir sehen ja, dass im Grunde genommen hier eine Art Wettstreit, aber eigentlich sollte es eine harmonische Zusammenarbeit werden, nämlich zwischen Denken und Wollen. Und Rudolf Steiner sagt auch hier haben also diese Weltherrschaft der Phrase, der Konvention und der Routine im Bereich auf diese beiden Seelenvermögen Denken und Wollen schon einiges hinterlassen an Spuren. Und Rudolf Steiner sagt, dass wir eben durch diese starke Betonung der Naturwissenschaft, diese starke Betonung des naturwissenschaftlichen Denkens, das wir eigentlich nur Äußerliches geltenlassen, äußerliche Abläufe im naturwissenschaftlichen Denken, sagt Rudolf Steiner, ist der Mensch eigentlich gar nicht da, der ist gar nicht vorhanden. Die Naturwissenschaft sagt uns immer: So, da draußen ist die Welt, da sind die Abläufe so und so, und das interagiert mit dem und Hier und Da. Aber Rudolf Steiner sagt: Der Mensch, wo ist er denn? Der kommt gar nicht vor. Dabei geht aber die gesamte Welt vom Menschen aus. Und genauso ist es dann hier, dass er sagt, dieses naturwissenschaftliche Denken ist ein willensentblösstes Denken. Die Willensimpulse, die wir eben angesprochen haben, die aus dem Vorgeburtlichen jeder von uns mitbringt. Jeder von uns möchte in der Welt agieren. Aber genau das ist in der Naturwissenschaft nicht erlaubt. Dieses Denken wird willensentblößt, nur äußerlich. Und auf der anderen Seite haben wir dann einen gedankenentblößtes Wollen. Das ist das andere Extrem heute. Wenn man sagt: Ich will jetzt dies, ich will das, ist mir egal, was die anderen wollen, ich will das. Diese Art von Wollen, was durchaus auch in der heutigen Wirtschaft sehr betont wird, es werden Willensbedürfnisse, es werden Bedarfe gedeckt, aber diese Bedarfe sind nicht gedankendurchtränkt, sondern einfach das, was aus den Menschen aufsteigt an Bedürfnissen soll befriedigt werden. Und damit das eben anders wird, müssen wir mit unserem Denken unseren Willen züchtigen. Denn aus unserem Willen - das meinte ich eben mit der Kehrseite - da kommen natürlich auch Dinge zu Tage, die nicht so schön sind, wo uns die Widersacher schon ein Stück weit in den Egoismus hineingetrieben haben. Ich mag ja sehr diese Formulierung von Rudolf Steiner, dass er sagt, wir haben alle eine Liebesbeziehung mit Luzifer und Ahriman. Also wir haben uns in diese Möglichkeit, ich kann ja jetzt auch mal der Despot sein und sei es nur in der eigenen Familie oder in der eigenen Ehe oder in der eigenen Firma, dass uns das schon so ein bisschen reizt. So, jetzt kann ich auch mal Macht ausüben, zum Beispiel. Und das, was da an negativen Kräften aus unserem Willen aufsteigt, das kann nur dadurch gebändigt werden, dass wir Geisterkenntnis, Gedanken, die aus der Geisterkenntnis geschöpft wurden, dem entgegensetzen. Und ebenso das willensentblößte Denken dadurch zu bereichern, dass wir auf das hören, was da aus unserem Willensorganismus in die Welt möchte.

Die ausgleichende Christus-Kraft 00:12:42

Jetzt ist nur die Frage, welche Kraft sorgt da für den Ausgleich? Wer steuert?


Ja, diese Kraftquelle, die finden wir genau in dem Bereich, der für die Widersacher nicht zugänglich ist. Wir von Rudolf Steiner, dass unser Herz, unsere Mitte für die Widersacher zunächst einmal tabu ist. Von sich aus schaffen sie es nicht, unser Herz zu erobern. Sie schaffen es nur, wenn wir selber ihnen die Erlaubnis geben. Und deshalb ist es so wichtig, dass wir immer wieder uns darauf besinnen, die Kraft des I.Ch. Einige von euch werden es wissen, dass das Wort "Ich" in der deutschen Sprache einzigartig ist und dass dieses Wort "Ich" genau diese Kraft beinhaltet, auf die ich jetzt hinaus möchte. Diese drei Buchstaben, die stehen für Jesus Christus. Und dieses Wort, das sollte in unserem Herzen immer größer werden. Denn der Dreh- und Angelpunkt der Anthroposophie - und das war mir heute wichtig, auch noch mal hier zu betonen, das gilt auch für die soziale Dreigliederung - ohne den Christus in uns, ohne die Christus-Kraft in uns aufzusuchen und diese Kraft immer mehr zum Vorschein kommen zu lassen, wird es auch keine soziale Dreigliederung geben. Das muss uns ganz klar sein. Es kommt auf jeden einzelnen von uns an, denn durch das Mysterium von Golgatha hat der Christus diese unbeschreibliche Opfertat vollzogen, dass er sich eben mit jedem einzelnen Ich von uns verbunden hat. Und das bedeutet, wenn wir den Christus finden wollen, dann müssen wir erst einmal in uns selbst suchen, aber wir müssen ihn auch in den anderen Menschen finden.

Leibfreies Denken 1:16:18

Und wenn wir nun, aus der Ich-Kraft heraus an unserem Denken arbeiten - velleicht das noch zum Schluss - so sagt Rudolf Steiner, es ist von äußerster Wichtigkeit, genauso wie sich Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben voneinander emanzipieren müssen, eigenständig sein müssen, ebenso ist es auch mit unserem Denken, Fühlen und Wollen. Und wenn wir ein Denken entwickeln wollen, das in der Lage ist, unseren Willen in Zucht zu nehmen, dann muss dieses Denken leibfrei werden. Leibfreies Denken, manchmal wird es auch lebendiges Denken genannt, ich persönlich finde den Begriff "schaffendes Denken" sehr passend. Denn normalerweise wird unser Denken angeregt durch Ereignisse in der Außenwelt, Anregungen aus der Sinnenwelt, etwas, das sich eben aus dem Alltagsgeschehen ergibt, daran entzündet sich unser Denken. Gleich wird es dunkel, dann muss ich Licht anmachen. Der Magen knurrt, jetzt muss ich was zu mir nehmen. Meine Oma hat gesagt, sie braucht gleich noch das und das für den Haushalt, also kaufe ich was ein. Das ist nicht das Denken, um das es hier geht, sondern hier geht es darum, ein leibfreies Denken, das heißt, sich einmal am Tag ein paar Minuten Zeit zu nehmen und sich zu sagen: Ich denke jetzt zielgerichtet etwas, was nicht mit meiner Außenwelt zu tun hat, sondern was durch meinen Willen geschieht, ohne dass es dafür von außen Veranlassung gibt.

Konkrete Übungsvorschläge für willensgeführtes Denken 1:18:35

Und das geht mannigfaltig, zum Beispiel die erste Nebenübung. Einen kleinen Gegenstand, fünf Minuten nur Gedanken, logische Gedanken anhand dieses kleinen Gegenstands bilden ist eine Möglichkeit. Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit. Rudolf Steiner sagt, was ganz wichtig ist, um das leibfreie Denken zu entwickeln, ist die Meditation. Und Meditation heißt im anthroposophischen Kontext beschauliches Denken. Ich nehme eine Passage, bleiben wir mal bei Goethes Faust oder ein Gedicht aus dem deutschen Idealismus, ein Mantra von Rudolf Steiner, lerne das auswendig und dann setze ich mich hin, schließe die Augen und lasse einfach diese Worte durch meine Seele ziehen, ohne dass ich von einem anderen Gedanken gestört werde. Und daran lernen wir, unseren Willen ins Denken hineinzuholen. Der Wille muss ins Denken hinein. Und wenn wir das schaffen, wenn wir dann von Willen geführte, schöne Gedanken, idealistische Gedanken führen, dann strahlt das wiederum aus in unseren Willen hinein und läutert die Bereiche unseres Willens, die nicht lichtvoll, nicht gedeihlich sind, die wir alle haben, jeder von uns. Und wenn sich dann Menschen finden, die dies beherzigen möchten, immer mehr, jeder auf seinem Weg. Es muss nicht sofort perfekt sein, sondern kleine Schritte. Aber die Ausrichtung auf dem I.Ch im Denken und im Wollen, im Geistesleben und im Wirtschaftsleben, dann sehe ich gute Chancen mit den vielen tollen Menschen, die wir hier im Land haben, die wir auf der Welt haben, dass wir in Zukunft mit anderen Verhältnissen, mit menschlicheren Verhältnissen durchaus rechnen können, wenn wir es wollen und wenn wir es tun. Und in diesem Sinne würde ich sagen so viel für den Moment.

Fragen aus dem Publikum und deren Beantwortung 1:21:40

Gibt es vielleicht Fragen? Anregungen? Dann gerne jetzt.

Thema: Verträge von Angesicht zu Angesicht 1:21:49

Frage aus dem Publikum: Eine Frage zum Rechtsleben: Also man kann ja auch Verträge aushandeln, von Angesicht zu Angesicht. Was ist dann mit denen?

Antwort von Christoph: Ja, das ist durchaus eine Möglichkeit, ein erster Schritt. Wichtig ist nur, dass diese Verträge nicht einfach von Generation zu Generation weitergegeben werden. Das ist ja gerade, glaube ich, ein Problem, was wir, was wir heute haben. Wir haben teilweise Gesetze, Verträge, die sind schon Jahrzehnte, vielleicht sogar auch schon über 100, 200 Jahre alt. Und das ist eben genau das, was nicht passieren sollte, dass das Lebendige darf eben nicht aus dem Rechtsleben heraus. Wenn man jetzt von Angesicht zu Angesicht sagt: Du, lass uns zusammen ein Projekt machen, mein Anteil ist der, dein Anteil ist der. Das ist durchaus lebendig, weil es aus der Begegnung herauskommt. Ja, durchaus.

Bemerkung aus dem Publikum: Meistens wird es ja nicht so gemacht. Ich finde, wenn Statuten aufgesetzt werden, Ja, was hat denn der geschrieben? Was hat der geschrieben? Was sagt denn das Rechtsleben? Und es wird nicht aus dem Leben, was wollen denn wir vereinbaren. ja, dass schon der Tod am Beginn. Christoph bejaht.

Thema: Vorgeburtlich - Nachgeburtlich 1:23:20

Frage aus dem Publikum: Vorgeburtlich nach Tod und Sterben, ist das dieselbe Ebene oder ist das zu unterscheiden? Vorgeburtlich natürlich.

Antwort von Christoph: Das ist nicht ganz dasselbe. Also vorgeburtlich meint eigentlich den Teil des Lebens außerhalb des Körpers, also ex carne vorgeburtlich meint den Prozess - wir steigen ja nach dem Tod erklimmen wir ja die einzelnen Stufen der geistigen Welt, damit verbunden sind bestimmte Verarbeitungsprozesse, bestimmte Erkenntnisse - und das Vorgeburtliche meint eben diesen Bereich, wo wir dann neue Entschlüsse fassen. Das Vorleben ist komplett verarbeitet worden. Und dann fangen wir an, tatsächlich in die neue Form hineinzugehen und das meint vorgeburtlich. Nachtodtlich ist das, was wir dann mitnehmen für das nächste Vorgeburtliche. Das ist genau das, was aus dem Wirtschaftsleben dann entstehen soll. Im Wirtschaftsleben werden die Keime gelegt, die dann nachwirken, ins nächste Leben hinein. Das, was wir heute aus dem Geistesleben ziehen, ist das, was wir aus dem Vorleben mitbringen.

Thema: Ich, Glauben an Jesus Christus 1:24:44

Frage aus dem Publikum: Noch eine Nachfrage zu dem I.Ch. Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe? Der Ursprung ist Jesus Christus?

Antwort von Christoph: Jesus Christus, ja. Also, das ist ja ein Laut, der halt aus dem I und E gebildet wird, I e s u s.

Frage aus dem Publikum: Ja und das heißt, um zu uns zu kommen, brauchen wir den Glauben? Also was? Echt? Sollten wir mehr? Mit Gewissen. Nährstoffen, um dann näher zu uns zu kommen, um das Ich größer werden zu lassen? Und das heißt, der Glaube ist unabdingbar dafür?

Antwort von Christoph: Darf ich "du" sagen? Denn dieses religiöse, dieses konfessionelle Christentum, das ist hier nicht ganz gemeint habe, tatsächlich, sondern es gibt ja die immer wieder diesen Hinweis von Rudolf Steiner: Wir müssen also von Jesus zu Christus kommen. Dieses Bild von Jesus Christus, was uns heute durch die institutionalisierten Religionen vermittelt wird, ist eigentlich immer mehr ein materialistischer Abklatsch des Christus. Es wird sich also immer mehr konzentriert auf den schlichten Mann aus Nazareth. Das ist ja auch etwas, was Rudolf Steiner durchaus auch zu bedenken gibt, dass also in diese sogenannte Leben-Jesu-Forschung - also er hat dort gewirkt, dann ist er nach dort gegangen, dann hat er hier eine Predigt gehalten usw. und wie sah er wohl aus? Hatte er lange Haare, hatte er dunkle Haut, was auch immer - also dass dieses äußerliche Leben, dass Jesus Christus eigentlich dabei ist, gerade dem, was wirklich der Christus ist - und das wollte ich zu Beginn auch kurz zur Sprache bringen - was die Theosophen auch nicht so ganz begriffen haben. Es handelt sich hier, wenn wir vom Christus sprechen, nicht um ein hohes Wesen, wie es zum Beispiel die Bodhisattvas sind. Das sind hohe Eingeweihte, die sich zum Teil immer wieder in der Menschheit auch inkarnieren. Zu diesen gehört der Christus nicht. Rudolf Steiner sagt, der Christus geht weit darüber hinaus, er steht weit darüber, und seine Inkarnation im Fleische ist eine einmalige Sache. Die wird nicht mehr stattfinden ein zweites Mal. Und deshalb ist das, was mit dem Christus gemeint ist in uns, etwas viel Höheres, was weit über das hinausgeht, was aus dem Katholizismus und auch aus dem evangelischen Glauben herauskommt.

Bemerkung aus dem Publikum: Für uns fast unerreichbar!

Antwort von Christoph: Nö, ist es nicht. Man kann es also, ich sag mal, die christlichen Werte Nächstenliebe. Barmherzigkeit, wann immer wir die aufsuchen, dann ist der Christus da, anwesend.

Bemerkung aus dem Publikum: Das heißt unabhängig von einer Religionszugehörigkeit?

Antwort von Christoph: Ja, definitiv, ja. Spiritualität, das ist menschheitsübergreifend, das Göttliche.

Thema: Brüderlichkeit 1:28:35

Frage aus dem Publikum: Würdest du noch mal was zu dem Begriff Brüderlichkeit sagen? Ich stoße mich da immer dran. Ich weiß, wie es gemeint ist, doch ich fühle mich nicht wohl damit. Ja, weil ich mich als Frau da nicht angesprochen fühle, ich weiß, dass das eine Diskussion ist.

Antwort von Christoph: Ja, es gibt heute einige Menschen, die sagen Geschwisterlichkeit, wobei, ja wobei man natürlich sagen muss, dass die Geschlechterfrage aus geistiger Sicht vielleicht auch nicht ganz so viel Gewicht bekommen sollte, weil wir eben so von Rudolf Steiner wissen, wir inkarnieren abwechselnd als Mann, als Frauen, und der Mensch an sich ist geschlechterübergreifend.

Bemerkung aus dem Publikum: Also könnte man auch Menschlichkeit nehmen?

Antwort von Christoph: Ja, das mit der Brüderlichkeit ... ich habe da in dem Pfingstvideo, habe ich da ein bisschen mehr dazu gesagt. Da geht es um die Brüderlichkeit. Die hat etwas mit dem Raum zu tun, auf Augenhöhe sein, nebeneinander, während das andere sich in der Zeit, Abstammung spielt sich in der Zeit ab. Und es gilt: Der Christus-Impuls ist zu den Menschen gekommen, um diese Unterschiede, die ja auch gerade Religionszugehörigkeit, Volkszugehörigkeit, dass das aufgehoben wird. Es geht nicht mehr um die Abstammung, es geht nicht mehr um die Herkunft, sondern in Christus sind wir alle Brüder, auf einer Raumesebene zusammen.

Bemerkung aus dem Publikum: Ich verstehe schon, was damit gemeint ist. Ja, okay, Bruder. Ich bin im Moment aber eine Schwester.

Antwort von Christoph: Aber so ist es gemeint, also das bezieht sich überhaupt nicht, dass das jetzt nur Männer sind und die Frauen ausgeschlossen sind, mit Sicherheit nicht. Ich persönlich entscheide mich dafür, die Brüderlichkeit so zu nehmen, nicht Geschwisterlichkeit zu sagen, weil ich finde, Geschwisterlichkeit ist irgendwie, also es hat für mich nicht die gleiche Kraft. Aber ich persönlich meine selbstverständlich alle Menschen.

Thema: Meditation und Widersacher 1:31:03

Frage aus dem Publikum: Bitte nur eine Frage, und zwar das Verhältnis von Meditation oder Übung zu den Widersachern ist ja doch oft, dass man sich vom Ego so leiten lässt und spricht von irgendwelchen Mächten, die einem sagen, es jetzt doch endlich mal mit den Nebenübungen in Angriff zu nehmen oder wieder nicht geschafft ... Wie sollte man meditieren? So oder so ist das Verhältnis.

Antwort von Christoph: Also ob in der Meditation die Gefahr besteht, dass man Widersachern verfällt? Also ich sage mal, wir haben heute tatsächlich die Situation, dass es viele esoterische Strömungen gibt, die darauf abzielen, dass man gerade in der Meditation und auch in den Erlebnissen während der Meditation sehr schnell große Fortschritte macht. Und Rudolf Steiner sagt, dass er in dem, was er gegeben hat, seine Mantren, seine Übungen, seine Meditationen, die sind so gestaltet, dass dabei niemals das Ich, der eigene Wille und die eigene Initiative ausgeklammert werden kann. Und ich würde da zustimmen, dass es gerade im Bereich Meditation viele zweifelhafte Wege gibt, die einen in einen Zustand hineinführen wollen, der eher vergleichbar ist mit Trance, mit tranceartigen Zuständen. Und immer dann, wenn wir in tranceähnliche Zustände kommen, muss uns klar sein, dass da wir den Fahrersitz verlassen. Das ist so ein bekanntes Bild, wir verlassen den Fahrersitz und es steigt jemand anders in den Fahrersitz.

Aus dem Publikum: Ich meine eigentlich eher so Übungen, dass man irgendwie oder überhaupt alles, was man tun will, auf, ja, aus welchen Motiven tue ich das? Ich will endlich mal ein bisschen ruhiger werden und mein Leben in den Griff kriegen. Sagt also jetzt diese Übungen und dies und jenes meditieren ja darin einen falschen Antrieb.

Antwort von Christoph: Ja, das kommt auf jeden selbst an! Ich sag mal, wenn ich, wenn ich diese Übung damit verbinde, dass ich einfach in die Demut hineinkommen möchte und ins Dienen und dann auch verstanden habe, dass in ebenso wie es halt in der physischen Welt so ist, so sagt Rudolf Steiner, in der physischen Welt ist es ganz wichtig, um Fortschritt zu machen, dass man tätig ist, also physisch tätig ist. Während, wenn man in der geistigen Welt Fortschritt machen will, dann muss man ruhig sein. Also wenn ich, wenn ich mich dem öffne und sage, ich möchte den Fortschritt anstreben, weil ich demütig und dienend mich der Welt gegenüber stelle, dann ist das etwas anderes, als ein persönliches Motiv damit zu verbinden. Ich will jetzt mal nicht mehr so nervös sein. Ich will dann vielleicht bei der Arbeit den Kollegen ein Schnippchen schlagen, weil ich mich besser konzentrieren kann. Das sind natürlich Sachen, die der Christus in uns nicht verstärken wird. Er greift nicht ein in unser Tun, in unser Handeln, in unser Wollen, in unser Denken. Aber er wird die Dinge auch nicht verstärken. Das tun dann andere. Aber das wird man mit der Zeit hoffentlich dann merken, von wo die Kraft kommt.

Thema: Einladung zur Meditation 1:35:02

Aus dem Publikum: Es ist eine Einladung. Vielleicht habe ich ja eine Chance. Ja, am Sonntag kommt ein Mönch nach Köln, der noch mal eine Form von Meditation anbieten möchte. Er möchte sich auch politisch engagieren. Und ich weiß jetzt nicht, wie dein Zeitplan aussieht, aber ich würde liebend gern dahin mit einladen, das mit der Dreigliederung verbinden, mit Spiritualität ... Mönch, Politik ...

Antwort von Christoph: Ja, also, klingt wirklich spannend. Das Problem ist, dass ich in Stuttgart wohne und das ist leider nicht so um die Ecke.

Ich denke, einige von euch haben Hunger und Durst. Also, vielen, vielen Dank noch mal für die Aufmerksamkeit, für's Mitdenken und einen schönen Abend noch.

Glossar

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A

ANNIE BESANT

ANTHROPOSOPHIE

ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT

  • Die Anthroposophische Gesellschaft ist aus der Theosophischen Gesellschaft hervorgegangen. Es hatte Unvereinbarkeiten der Theosophischen Gesellschaft mit der Auffassung Rudolf Steiners gegeben, so dass er deren ehemaligen Mitglieder, die ihm folgen wollten, um sich scharte und 1912 in Köln die Anthroposophische Gesellschaft gründete | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:00:42

ARBEITSZEIT

  • Rudolf Steiner schlägt eine tägliche Arbeitszeit von nicht mehr als vier Stunden vor, damit wir die Freude an der Arbeit nicht verlieren und noch genug Zeit haben, um eine ausgleichende Tätigkeit im Geistesleben, z. B. etwas Künstlerisches, auszuüben | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 1:00:25




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B

BRÜDERLICHKEIT

  • Die Brüderlichkeit gehört ins Wirtschaftsleben. Hier stehen wir im Austausch mit anderen Menschen und können, wenn wir uns darum bemühen, Moralität entwickeln | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:30:40
  • Zur Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben gehören auch die Assoziationen. Auch wenn wir nicht genau wissen, wie wir assoziativ arbeiten können, ist es wichtig, dass wir die ersten Schritte tun. Sicher werden wir dabei auch Fehler machen, aber wir müssen mutig in diese Richtung voranschreiten | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:41:11




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C



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D

DEUTSCHLAND

DREIGLIEDERUNG DES SOZIALEN ORGANISMUS

  • "Dreigliederung des sozialen Organismus" war auch der Titel einer Zeitschrift, die Rudolf Steiner zusammen mit einigen Mitstreitern im Juli 1919 in Stuttgart gründete. Eine der ersten Ausgaben trug auf dem Titelblatt die Worte: "Versklavung oder Freiheit". Die Zeitschrift erreichte mit 800.000 eine sehr hohe Auflage | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:13:10
  • Der soziale Organismus wird in der sozialen Dreigliederung als ein Wesen verstanden, wie alles in der Anthroposophie wesenhaft ist. Die Zuordnung der drei Ideale der Französischen Revolution erfolgt in der Dreigliederung des sozialen Organismus nach den drei Bereichen dieses Organismus | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:19:33



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E



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F

FRANZÖSISCHE REVOLUTION

  • Die Französische Revolution begann im Jahr 1789 mit dem Sturm auf die Bastille, weil das Bürgertum sich aus der Herrschaft von Klerus und Adel befreien wollte | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:05:43
  • Wenn die Französische Revolution auch aus dem berechtigten Willen der Bürger nach mehr Demokratie heraus begann, so mündete sie doch bald in brutale Gewalt, da die Menschen wie am Fließband auf der Guillotine hingerichtet wurden, zunächst die Adligen, später jedoch auch mehr und mehr normale Bürger, die in Verdacht gerieten, Gegner der Revolution zu sein | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:08:28

FREIHEIT

FREIHEIT, GLEICHHEIT, BRÜDERLICHKEIT

  • Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit waren nicht nur die drei Ideale der Französischen Revolution, sondern wurden später auch für Rudolf Steiner die Leitgedanken für die soziale Dreigliederung | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:13:10
  • Wenn die drei Werte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit nicht richtig den drei Bereichen der sozialen Dreigliederung zugeordnet werden, entstehen gewaltige Verwerfungen in der Gesellschaft, die wir aus der Geschichte oder aus dem momentanen Geschehen ablesen können | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:35:34

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G

GEISTESLEBEN

  • Das Geistesleben stellt einen der drei Bereiche des sozialen Organismus dar. Hier sind nach Rudolf Steiner Wissenschaft, Kunst, Pädagogik Jurispudenz, Zivil- und Strafjustiz und auch das Unternehmertum verortet | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:21:08
  • Das Geistesleben muss auch deshalb frei werden, damit wir unsere Willensimpulse, die wir im Vorgeburtlichen gefasst haben, um unser Karma auszugleichen, umsetzen können. Wenn zum Beispiel Kinder in der Schule zu stark reglementiert werden, werden diese wichtigen Willensimpulse behindert | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2014, 00:24:05
  • Beim Vergleich mit dem menschlichen Organismus ist das Geistesleben dem Stoffechsel-Gliemaßen-System zugeordnet, denn das Geistesleben speist sich durch den Willen | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:35:04
  • Ordnen wir die falschen Werte dem Geistesleben zu, entsteht großer Schaden: Bei der Zuordnung von Brüderlichkeit entsteht Kollektivismus und bei der Zuordnung von Gleichheit entsteht Gleichmacherei und Mechanisierung. Nur durch die Verwirklichung der Freiheit im Geistesleben kann sich das freie, schöpferische und mündige Individuum entwickeln | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:37:16

GLEICHHEIT

  • Die Gleichheit gehört in der sozialen Dreigliederung ins Rechtsleben. Wird das nicht berücksichtigt, entsteht entweder bei der Zuordnung von Brüderlichkeit Oligarchie bzw. Tyrannei oder bei der Zuordnung von Freiheit Anarche bzw. Anomie | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:40:26

GOETHES FAUST

  • Goethes Faust ist eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur. Dass uns dieses Schauspiel heute in zwei Teilen vorliegt, verdanken wir Friedrich Schiller, der seinen Freund Goethe dazu drängte, es wieder aufzugreifen und zu vollenden | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:11:33

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H

HELENA BLAVATSKY

  • Helena Blavatsky war ein hellsichtiges Medium, das laut Rudolf Steiner zu Beginn ihres Wirkens sehr reine Durchsagen aus der geistigen Welt bekam. Mit der Zeit änderte sich das jedoch und dieser geistige Impuls wurde verunreinigt, Auf Helena Blavatsky geht die Gründung der Theosophischen Gesellschaft zurück | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:00:42



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I



A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9

J



A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9

K

KERNPUNKTE DER SOZIALEN FRAGE

  • Im Jahr 1919 erschien Rudolf Steiners Schrift "Die Kernpunkte der sozialen Frage". In dieser Schrift beschrieb er die soziale Dreigliederung als einen Weg, und zwar als einen Weg eines zielbewussten sozialen Wollens. Das Wort "Wollen" bringt dabei die erforderliche Tatkraft zum Ausdruck, während "Willen" eher theoretisch bliebe | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:17:32

KONVENTION

  • Die Sprache ist die Grundlage des Rechtslebens. Wenn wir nur noch mithilfe von Phrasen, inhaltsleerer Sprache kommunizieren, begegnen wir uns nicht wirklich von Mensch zu Mensch und auch unsere Verhaltensweisen bleiben leer, werden zur bloßen Konvention. Dieses Phänomen können wir häufig bei Verträgen beobachten. Die Konvention ist neben der Phrase und der Routine nach Rudolf Steiner eine der drei Weltherrschaften | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:53:23
  • Wenn wir die Phrase im Geistesleben überwinden, strahlt dies auch auf die Konvention im Rechtsleben aus und wir gelangen zu einer lebendigen Wechselwirkung der im demokratischen Sinn miteinander lebenden, mündigen Bürgern | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 1:02:25



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MORALITÄT


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NACHTODLICHES LEBEN


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PHRASE

  • Die Phrase oder die inhaltsleere Sprache bezieht sich auf das Geistesleben. Sie bezeichnet nach Rudolf Steiner neben der Konvention und der Routine eine der drei Weltherrschaften. Wenn wir einfach irgendwas dahinreden, ohne unsere Sprache bewusst zu führen, wird die dadurch entstehende Leerheit mit Inhalten der Widersacher gefüllt und dies kann leicht zur Lüge führen | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:46:56
  • Wir können die Phrase überwinden, indem wir uns in gedankenerfüllter Rede üben und in der Pflege geistiger Substanz für unsere Gedanken. Goethe, Schiller und vor allem auch Rudolf Steiner in seinen Vorträgen können uns dabei als Vorbild dienen | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 1:02:25

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RECHTSLEBEN

ROUTINE

  • Im Wirtschaftleben herrscht oft die Routine vor, d. h. wir haben den Bezug zum Sinnzusammenhang unserer Arbeit verloren. Wenn wir Dinge nur aus Routine tun, sehen wir auch nicht mehr den Dienst am Nächsten, von dem unsere Arbeit ja eigentlich erfüllt sein sollte, können keine Demut vor und Liebe mehr zu unserem Tun entwickeln | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:56:22
  • Indem wir Phrasen und Konventionen überwinden, können wir auch die Routine durchbrechen. Durch das Schöpfen von frischer Kraft aus dem Geistesleben gelangen wir zu einer durchgeistigten Lebenspraxis | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024,1:02:25

RUDOLF STEINER


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SCHILLER, FRIEDRICH

  • Friedrich Schiller war zunächst ein begeisterter Anhänger der Französischen Revolution, was auch in seinen Werken, z. B. in "Die Räuber" zum Ausdruck kommt. Jedoch schrieb er später, im Jahre 1793, in einem Brief an einen Freund: "Man wird damit anfangen müssen, für die Verfassung Bürger zu erschaffen, ehe man den Bürgern eine Verfassung geben kann" | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:05:43
  • Als Friedrich Schiller von den Schattenseiten der Französischen Revolution erfuhr, wurde er nachdenklich und relativierte seine anfängliche Begeisterung, was in seinem obigen Zitat zum Ausdruck kommt | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:08:28
  • 1795 kam es endlich zu der langersehnten Freundschaft Friedrich Schillers zu Johann Wolfgang von Goethe. Wir verdanken Schillers Drängen auch, dass Goethe an seinem Faust weitergearbeitet hat, den er eigentlich schon ad acta gelegt hatte | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:11:33

SOZIALE DREIGLIEDERUNG


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THEOSOPHISCHE GESELLSCHAFT

  • Die Gründung der Theosophischen Gesellschaft geht auf das hellsichtige Medium Helena Blavatsky zurück, die zu Beginn reine Durchsagen aus der geistigen Welt erhielt, die später jedoch zunehmend verunreinigt wurden. Unter ihrer Nachfolgerin Annie Besant wurde ein junger Inder zu einer Reinkarnation des Christus erklärt, was für Rudolf Steiner, der zunächst Mitglied der Theosophischen Gesellschaft gewesen war, untragbar war, so dass er sich von der Theosophischen Gesellschaft trennte und 1912 in Köln die Anthroposophische Gesellschaft gründete | Bolleßen, C, Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:00:42

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VERSTANDESSEELE

VORGEBURTLICHES LEBEN

  • Zwischen Tod und neuer Geburt verarbeiten und beurteilen wir in der geistigen Welt zunächst unser vergangenes Leben. Im vorgeburtlichen Leben bereiten wir uns dann auf eine neue Inkarnation vor, indem wir Entschlüsse fassen, wie wir unser kommendes Erdenleben gestalten wollen und was wir tun wollen, um unser Karma auszugleichen | Bolleßen, C. Grundl soz Dreigliederung, 2024, 00:24:05

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WEIMARER KLASSIK

WIRTSCHAFTSLEBEN




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Weiterführende Themen

Tipp: Das Menschenrecht zwischen Ost und West - Ein Vortrag von Stephan Eisenhut

Stephan Eisenhut am 4. Mai 2024 im Rudolf Steiner Haus in Frankfurt am Main

Hier hält der Dreigliederungs-Experte Stephan Eisenhut am 4. Mai 2024 im Rudolf Steiner Haus in Frankfurt einen interessanten Vortrag über Pressefreiheit, Menschenrechte und das dem zugrunde liegende Menschenbild und Verständnis von Rudolf Steiner. Sehr schön und ausführlich und gut bebildert führt uns Stephan mit Hilfe seiner Präsentation durch komplexe Zusammenhänge zu neuen Einsicht- und Erkenntnisgebieten von Freiheit, Eigentum, Staat und Zukunft. Der Votrag ist vollständig transkribiert und hat ein Glossar mit allen Schlagworten aus dem Vortrag. Insgesamt ist daraus ein gute Grundlage für das Selbststudium entstanden.


| hier geht's zum textlichen Vortrag von Stephan Eisenhut |